Victor Cavendish, 9. Duke of Devonshire – Wikipedia

Victor Cavendish, Duke of Devonshire, Generalgouverneur von Kanada 1916–1921
Wappen des Victor Cavendish, 9. Duke of Devonshire

Victor Christian William Cavendish, 9. Duke of Devonshire KG GCMG GCVO PC JP FRS[1] (* 31. Mai 1868 in Marylebone, London; † 6. Mai 1938 in Chatsworth House, Derbyshire, England), war ein britischer Politiker und der elfte Generalgouverneur von Kanada seit der Kanadischen Konföderation im Jahr 1867.

Victor Cavendish wurde im Londoner Bezirk Marylebone als ältester Sohn des Lord Edward Cavendish (1838–1891) geboren, der selbst der dritte Sohn von William Cavendish, 7. Duke of Devonshire, war. Seine Mutter Emma Lascelles (1838–1920) war die Tochter von William Lascelles (und Lord Edwards Kusine). Cavendishs jüngere Brüder waren Lord Richard Cavendish (1871–1946) und John Cavendish (1875–1914). Seine Onkel waren Spencer Cavendish, 8. Duke of Devonshire und Lord Frederick Cavendish.

Cavendish erhielt zunächst eine Ausbildung am Eton College, bevor er am 30. Mai 1887 zum Trinity College der University of Cambridge zugelassen wurde.[2] Dort wurde er Mitglied im angesehenen University Pitt Club.[3] Während seines Studiums in Cambridge war sein Vater Unterhausmitglied für West Derbyshire. Cavendish diente zeitweise in einer Einheit der britischen Armee, der Derbyshire Yeomanry, wo er im Jahr 1890 Second Lieutenant wurde.[4] Im September 1901 erfolgte seine Beförderung zum Major.[5] Im Jahr 1911 verließ er die britische Armee.

Im Mai 1891, kurz bevor Cavendish sein Studium in Cambridge abschloss, verstarb sein Vater. Er kandidierte für den durch den Tod seines Vaters frei gewordenen Sitz im House of Commons und konnte diesen gewinnen, wodurch er das bis dahin jüngste Mitglied im House of Commons wurde.[6] Am 30. Juli 1892 heiratete er Lady Evelyn FitzMaurice, die älteste Tochter des 5. Marquess of Lansdowne, des damaligen Vizekönigs von Indien, der fünf Jahre zuvor das Amt des Generalgouverneurs von Kanada abgegeben hatte.[7] Sie hatten sieben Kinder:

Cavendish, Mitglied der Liberalen Unionisten, war von 1891 bis 1908 als Abgeordneter für West Derbyshire Mitglied des House of Commons. Von 1900 bis 1903 amtierte er als Treasurer of the Household, von 1903 bis 1905 als Financial Secretary to the Treasury. Am 11. Dezember 1905 wurde Cavendish Mitglied des Privy Councils.[8] Im Jahr 1907 wurde er zum Deputy Lieutenant von Derbyshire ernannt und war seit 1908 Honorary Colonel des zur Territorial Army gehörenden 5. Bataillons der Sherwood Foresters.[9][10] Als er am 24. März 1908 von seinem Onkel Spencer Cavendish, 8. Duke of Devonshire, dessen Adelstitel als Duke of Devonshire erbte, schied er aus dem House of Commons aus und wechselte stattdessen ins House of Lords. Im selben Jahr wurde Cavendish zum Lord Lieutenant von Derbyshire berufen. Im Jahr 1909 wurde er Kanzler der University of Leeds und kurz danach in zwei Ämter als Bürgermeister gewählt, zuerst für Eastbourne von 1909 bis 1910, später für Chesterfield von 1911 bis 1912. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges beendete Cavendish seine politischen Aktivitäten, soweit sie über Ehrenämter hinausgingen. Von 1915 bis 1916 war er als Lord Commissioner of the Admiralty Mitglied des Kabinetts von H. H. Asquith.[7][11] Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde Cavendish Honorary Colonel und Kommandant des Derbyshire Volunteer Regiment des Volunteer Training Corps.[10]

Generalgouverneur von Kanada

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Am 8. August 1916 stimmte König Georg V. der Empfehlung des britischen Premierministers H. H. Asquith zu, Cavendish zum Generalgouverneur von Kanada zu ernennen. Da im Gegensatz zu der bis dahin üblichen Verfahrensweise der kanadische Premierminister Robert Borden vorher nicht konsultiert worden war, verursachte diese Mitteilung politisches Aufsehen und der Beginn von Cavendishs Amtszeit wurde von erheblichen Schwierigkeiten zwischen beiden beeinträchtigt. Cavendish wurde am 11. November 1916 in einer Zeremonie in Halifax in sein Amt eingeführt.[7]

In dieser Zeit gab es in Kanada soziale Spannungen. Die Bewegung zugunsten des Frauenwahlrechtes gewann an Einfluss. Für den fortdauernden Ersten Weltkrieg stellte Kanada Truppen und Material bereit, doch meldete sich keine ausreichende Anzahl an Freiwilligen. Bereits kurz nach seinem Amtsantritt führte Cavendish auf Anraten von Borden die Wehrpflicht ein. Die Entscheidung spaltete Anglo- und Frankokanadier und wurde als Wehrpflichtkrise von 1917 bekannt. Im selben Jahr reiste Cavendish nach Nova Scotia, um sich einen Überblick über den durch die Halifax-Explosion am 6. Dezember 1917 angerichteten Schaden zu verschaffen.[12]

Der kanadische Sieg bei der Schlacht von Vimy stärkte den Stolz und das Nationalgefühl der Kanadier; der Generalgouverneur in seiner Rolle als Verbindung zur britischen Regierung nutzte den militärischen Sieg, um das Gemeinschaftsgefühl der kanadischen Sprachgruppen zu fördern. Während seiner Amtszeit beriet er sich stets mit dem Premierminister wie auch mit den Oppositionsführern in Kanada bezüglich der militärischen Rolle des Landes.[7]

Cavendish interessierte sich aktiv für das Leben der Kanadier und unternahm mehrfach Reisen, um Kontakt zur einfachen Bevölkerung zu gewinnen. Als britischer Großgrundbesitzer zeigte er starkes Interesse an der kanadischen Landwirtschaft, insbesondere an Messen, Ausstellungen und speziell an der Gewinnung von Ahornsirup in Gatineau.[6] In seinen Ansprachen thematisierte er häufig die Möglichkeiten Kanadas, im Bereich der landwirtschaftlichen Produktion eine weltweite Vorreiterrolle einzunehmen. Cavendish interessierte sich für Kunst: War er nicht auf Reisen oder in seiner Residenz, der Zitadelle von Québec, dann besuchte er häufig die Nationalgalerie oder besuchte Theatervorstellungen in Rideau Hall. Dort, auf dem Grundstück der königlichen Residenz, veranstaltete die Familie Cavendish im Winter Rodel-, Eislauf- und Eishockeywettbewerbe. Im Rahmen offizieller Besuche reiste Devonshire 1918 in die Vereinigten Staaten, wo er sich mit Präsident Woodrow Wilson informell traf. Im folgenden Jahr war er Gast von Prince Edward, Prince of Wales im Laufe von dessen erster Reise durch Kanada.[7]

Am Ende seiner Dienstzeit als Generalgouverneur hatte Cavendish sämtliche im Zuge seiner Ernennung geäußerten Zweifel ausgeräumt. Beide in seiner Zeit amtierenden kanadischen Premierminister – Borden und Meighen – betrachteten ihn nicht nur als ihren persönlichen Freund, sondern schätzten auch seine prokanadische Einstellung.

No Governor General has come with a more comprehensive grasp of public questions as they touch not only this country and the United Kingdom, but the whole British Empire.

Robert Borden[7]

In Kanada verblieb Cavendishs Titelname in dem von ihm gestifteten Devonshire Cup, einer Auszeichnung anlässlich des jährlichen Wettbewerbs der Canadian Seniors Golf Association,[13] und der Duke of Devonshire Trophy der Ottawa Horticultural Society.

Späteres Leben

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Chatsworth House

Cavendish kehrte nach England zurück und wurde zunächst für den Völkerbund tätig, bevor er von 1922 bis 1924 Kolonialminister im Kabinett der Premierminister Bonar Law und Stanley Baldwin wurde.[14] Im Jahr 1922 wurde er von König Georg V. in eine Kommission zur Überprüfung der Vergabe hoher Auszeichnungen berufen.[15] Von 1933 an war er Honorary Colonel der Derbyshire Yeomanry, eines Royal Tank Regimentes der britischen Armee.[16] Gleichzeitig bewirtschaftete er weiterhin seine vor allem in der Umgebung von Chatsworth House liegenden Güter.

Titel und Ehrungen

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  • 3. Mai 1868–8. September 1881: Mister Victor Cavendish
  • 8. September 1881–11. Dezember 1905: Victor Cavendish, Esquire
  • 11. Dezember 1905–24. März 1908: The Right Honourable Victor Cavendish
  • 24. März 1908–11. November 1916: His Grace the Duke of Devonshire
  • 11. November 1916–19. September 1918: His Grace the Duke of Devonshire, Governor General and Commander-in-Chief of the Militia and Naval Forces of Canada
  • 19. September 1918–2. August 1921: His Grace the Duke of Devonshire, Governor General and Commander-in-Chief of the Militia and Naval and Air Forces of Canada
  • 2. August 1921–6. Mai 1938: His Grace the Duke of Devonshire

Orden und Auszeichnungen

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  • Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich 1902: King Edward VII Coronation Medal
  • Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich 1911: King George V Coronation Medal
  • Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich 1935: King George V Silver Jubilee Medal
  • Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich 1937: King George VI Coronation Medal

Militärische Ehrentitel

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  • Kanada 11. November 1916–2. August 1921: Colonel of the Regiment of „The Governor General’s Horse Guards“
  • Kanada 11. November 1916–2. August 1921: Colonel of the Regiment of „The Governor General’s Foot Guards“
  • Kanada 11. November 1916–2. August 1921: Colonel of the Regiment of „The Canadian Grenadier Guards

Akademische Ehrentitel

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Einzelnachweise

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  1. Richard Whiddington: Victor Christian William Cavendish, the Duke of Devonshire, 1868–1938. In: Obituary Notices of Fellows of the Royal Society. Band 2, Nr. 7, 1939, S. 557–526, doi:10.1098/rsbm.1939.0016 (englisch).
  2. Cavendish, Victor Christian William. In: John Archibald Venn (Hrsg.): Alumni Cantabrigienses. A Biographical List of All Known Students, Graduates and Holders of Office at the University of Cambridge, from the Earliest Times to 1900. Teil 2: From 1752 to 1900, Band 1: Abbey–Challis. Cambridge University Press, Cambridge 1940, S. 544 (venn.lib.cam.ac.uk Textarchiv – Internet Archive).
  3. Walter Morley Fletcher: The University Pitt Club: 1835–1935. Cambridge University Press, Cambridge 2011, ISBN 978-1-107-60006-5, S. 92 (englisch, First Paperback).
  4. Kelly’s Handbook of the Titled, Landed and Official Classes. Kelly’s, London 1895, S. 249.
  5. London Gazette. Nr. 27362, HMSO, London, 4. Oktober 1901, S. 6491 (Digitalisat, abgerufen am 17. Dezember 2013, englisch).
  6. a b Norman Hillmer: Victor Cavendish, 9th Duke of Devonshire. In: The Canadian Encyclopedia. (englisch, französisch).
  7. a b c d e f Office of the Governor General of Canada: Governor General > Former Governors General > The Duke of Devonshire. Queen’s Printer for Canada, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. November 2008; abgerufen am 18. April 2009.
  8. London Gazette (Supplement). Nr. 27862, HMSO, London, 8. Dezember 1905, S. 8892 (Digitalisat, abgerufen am 17. Dezember 2013, englisch).
  9. London Gazette. Nr. 28018, HMSO, London, 3. Mai 1907, S. 2999 (Digitalisat, abgerufen am 17. Dezember 2013, englisch).
  10. a b Kelly’s Handbook of the Titled, Landed and Official Classes. Kelly’s, London 1920, S. 498.
  11. London Gazette. Nr. 29651, HMSO, London, 4. Juli 1916, S. 6596 (Digitalisat, abgerufen am 26. April 2009, englisch).
  12. Library and Archives Canada > MIKAN no. 3623771. Queen’s Printer for Canada, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 27. April 2009.@1@2Vorlage:Toter Link/collectionscanada.gc.ca (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  13. James A. Barclay: Golf in Canada: A History. McClelland and Stewart, Toronto 1992, ISBN 0-7710-1080-X, S. 456.
  14. London Gazette. Nr. 32982, HMSO, London, 14. Oktober 1924, S. 7430 (Digitalisat, abgerufen am 17. Dezember 2013, englisch).
  15. London Gazette. Nr. 32749, HMSO, London, 22. September 1922, S. 6767 (Digitalisat, abgerufen am 17. Dezember 2013, englisch).
  16. Kelly’s Handbook of Distinguished People. Kelly’s, London 1938, S. 588.
  17. London Gazette. Nr. 28639, HMSO, London, 27. August 1912, S. 6371 (Digitalisat, englisch).
  18. London Gazette. Nr. 29687, HMSO, London, 28. Juli 1916, S. 7477 (Digitalisat, englisch).
  19. University of Alberta Senate > Honorary Degrees > Past Honorary Degree Recipients > C. University of Alberta, archiviert vom Original am 27. Mai 2011; abgerufen am 28. April 2009.
VorgängerÄmterNachfolger
Spencer CavendishDuke of Devonshire
1908–1938
Edward Cavendish
Prince Arthur, Duke of Connaught and StrathearnGeneralgouverneur von Kanada
1916–1921
The Lord Byng of Vimy