Vietnamesen in Tschechien – Wikipedia
Die Vietnamesen in Tschechien bilden nach den Ukrainern und Slowaken die drittgrößte ausländische Bevölkerungsgruppe in Tschechien. Nach offiziellen Statistiken haben vietnamesische Staatsbürger einen Bevölkerungsanteil von 0,54 Prozent, etwa 56.000 Personen.[1] Es wird vermutet, dass sich inoffiziell deutlich mehr Vietnamesen in Tschechien aufhalten. Eine Schätzung von ARTE spricht von ca. 200.000 Vietnamesen.[2] Die vietnamesische Minderheit ist nicht als isolierte Gruppe zu sehen, sondern u. a. durch innereuropäische Migration eng verknüpft mit den Vietnamesen in Polen.[3]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In mehreren Verträgen zwischen der Tschechoslowakei und Vietnam wurde ab den 1950er Jahren die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern vereinbart. Bestandteil war auch, dass einige, vornehmlich männliche, Vietnamesen als Arbeiter, Lehrlinge und Studenten in die Tschechoslowakei kommen konnten.[4] Insbesondere in den 1970er und 1980er Jahren wurden die Anwerbebemühungen für Arbeiter verstärkt. Mit dem Stellen von Arbeitern beglich der vietnamesische Staat teilweise seine Schulden. Eine Integration dieser Gruppe war allerdings ausdrücklich nicht gewünscht, weshalb sich die vietnamesische Gemeinschaft in Tschechien tendenziell nach außen abschloss.[3]
Mit dem Transformationsprozess infolge der Wende ab 1989 wurde der Rechtsstatus der Migrantengruppe unsicher. In der Folgezeit mussten viele das Land verlassen oder andere Aufenthaltstitel erwerben.[4] Trotz der rechtlichen Unsicherheiten kamen in dieser Zeit viele Vietnamesen nach Tschechien, die die Deutsche Demokratische Republik verlassen mussten.[3] Mittlerweile lebt in Tschechien auch eine Generation Vietnamesen, die dort geboren und aufgewachsen ist.[4] Bis heute ziehen allerdings kontinuierlich Vietnamesen nach Tschechien.[3]
Wirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Viele Vietnamesen sind im Groß- und Einzelhandel, der Gastronomie und einfachen Dienstleistungsbetrieben wie Frisiersalons und Nagelstudios beschäftigt, die zumeist auch in vietnamesischer Hand sind.[4]
Es existieren in Tschechien teilweise eigenständige vietnamesische Handelsketten, so beispielsweise im Geschäfts- und Kulturzentrum Sapa in Prag einige Großhandelsgeschäfte, von denen viele vietnamesische Kleinbetriebe ihre Waren beziehen.[5] Die vietnamesischen Einzelhandelsgeschäfte sind in Tschechien beinahe flächendeckend vertreten und bieten in einigen strukturschwachen ländlichen Regionen eine Einzelhandelsgrundversorgung an.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Monika Leová, Model
- Thai Dai Van Nguyen, tschechischer Schachgroßmeister
- Filip Nguyen, Fußballer
- Ha Thanh Špetlíková, Schauspielerin
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Tschechisches Statistisches Amt: Informationen, Ausländer (PDF; 104 kB).
- ↑ Die Vietnamesen, eine aktive Minderheit in Tschechien ( vom 12. Dezember 2013 im Internet Archive), in "Prager Chroniken", arte.tv, 2. Juni 2009. Abgerufen am 5. April 2024.
- ↑ a b c d „Auf der Suche nach einem Traum“, Goethe-Institut
- ↑ a b c d Weit weg von zu Hause daheim: Vietnamesen haben seit 50 Jahren zweite Heimat in Tschechien, Radio Prag, 30. Januar 2006
- ↑ SAPA PRAHA obchodní a kulturní centrum