Violarit – Wikipedia
Violarit | |
---|---|
Violarite (grau-schwarz) aus der Vermilion Mine, Sudbury, Ontario, Kanada | |
Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Symbol | Vio[1] |
Chemische Formel | Fe2+Ni23+S4 |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) | Sulfide und Sulfosalze |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana | II/D.01 II/D.01-070[2] 2.DA.05 02.10.01.08 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | kubisch |
Kristallklasse; Symbol | hexakisoktaedrisch; 4/m32/m[3] |
Raumgruppe | Fd3m (Nr. 227)[4] |
Gitterparameter | a = 9,45 Å[4] |
Formeleinheiten | Z = 8[4] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 4,5 bis 5,5[5] |
Dichte (g/cm3) | berechnet: 4,79[5] |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {001}[5] |
Bruch; Tenazität | spröde |
Farbe | grauviolett |
Strichfarbe | schwarz |
Transparenz | undurchsichtig |
Glanz | Metallglanz |
Violarit ist ein Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“, das an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorhanden sein kann, insgesamt aber wenig verbreitet ist. Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der Endgliedzusammensetzung Fe2+Ni23+S4[4], ist also chemisch gesehen ein Eisen-Nickel-Sulfid. Strukturell gehört Violarit in die Spinell-Supergruppe.
Violarit ist in jeder Form undurchsichtig und bildet nur nierige bis massige, metallisch glänzende Aggregatformen aus. Im normalen Tageslicht zeigt er meist eine grauviolette Farbe, die sich im Auflicht zu einem deutlich sichtbaren Violett steigert. Auf der Strichtafel hinterlässt das Mineral allerdings einen schwarzen Strich.
Etymologie und Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Entdeckt wurde Violarit in der „Vermilion Mine“ bei Denison in der kanadischen Provinz Ontario. Beschrieben wurde es 1924 von Waldemar Lindgren und W. Myron Davy, die das Mineral in Anlehnung an seine Farbe nach dem lateinischen Wort „violaceus“ für violett benannten.
Klassifikation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die strukturelle Klassifikation der International Mineralogical Association (IMA) zählt den Violarit zur „Spinell-Supergruppe“, wo er zusammen mit Cadmoindit, Cuprorhodsit, Daubréelith, Greigit, Indit, Joegoldsteinit, Kalininit, Linneit, Polydymit, Siegenit und Xingzhongit die „Linneit-Untergruppe“ innerhalb der „Thiospinelle“ bildet (Stand 2019).[6]
Bereits in der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Violarit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Metall : Schwefel, Selen, Tellur < 1 : 1“, wo er zusammen mit Bornhardtit, Cadmoindit, Carrollit, Daubréelith, Fletcherit, Florensovit, Greigit, Indit, Kalininit, Linneit, Polydymit, Siegenit, Trüstedtit und Tyrrellit die „Lineit-Gruppe“ mit der System-Nr. II/D.01 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der IMA bis 2009 aktualisierte 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Violarit ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“, dort allerdings in die Abteilung der „Metallsulfide mit M : S = 3 : 4 und 2 : 3“ ein. Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach dem genauen Stoffmengenverhältnis von Metall (M) und Schwefel (S), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „M : S = 3 : 4“ zu finden ist, wo es zusammen mit Bornhardtit, Cadmoindit, Carrollit, Cuproiridsit, Cuprorhodsit, Daubréelith, Ferrorhodsit, Fletcherit, Florensovit, Greigit, Indit, Kalininit, Linneit, Malanit, Polydymit, Siegenit, Trüstedtit, Tyrrellit und Xingzhongit die „Lineit-Gruppe“ mit der System-Nr. 2.DA.05 bildet.[7]
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Violarit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Linneit, Carrollit, Fletcherit, Tyrrellit, Bornhardtit, Siegenit, Polydymit, Trüstedtit, Greigit, Daubréelith, Indit, Kalininit, Florensovit, Cuproiridsit, Cuprorhodsit, Malanit, Ferrorhodsit und Cadmoindit in der „Linneitgruppe (Isometrisch: Fd3m)“ mit der System-Nr. 02.10.01 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m + n) : p = 3 : 4“ zu finden.
Kristallstruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Violarit kristallisiert kubisch in der Raumgruppe Fd3m (Raumgruppen-Nr. 227) mit dem Gitterparameter a = 9,45 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]
Bildung und Fundorte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Violarit bildet sich durch hydrothermale Vorgänge[5] aus Pentlandit und findet sich meist als akzessorischer Bestandteil in intramagmatischen Eisen-Nickel-Erzen[8].
Weltweit konnte Violarit bisher (Stand: 2012) an etwa 235 Fundorten nachgewiesen werden.[9] Neben seiner Typlokalität „Vermilion Mine“ bei Denison trat das Mineral noch in vielen weiteren Minen in den Provinzen Ontario, Manitoba und Québec sowie bei St. Stephen in der Provinz New Brunswick, in der „Tilt Cove Mine“ bei Betts Cove auf Neufundland, in der „Rottenstone Mine“ in der Provinz Saskatchewan und in der Wellgreen Cu-Ni-PGE-Lagerstätte bei Kluane nahe Whitehorse in Yukon auf.
In Deutschland konnte Violarit bisher nur in der Grube „Friedrich-August“ bei Horbach nahe St. Blasien in Baden-Württemberg, der Grube „Lammerichskaule“ bei Oberlahr und am Moschellandsberg (Landsberg) bei Obermoschel in Rheinland-Pfalz, in der Sulfid-Lagerstätte bei Sohland an der Spree in der Oberlausitz in Sachsen und in der Ronneburger Uran-Lagerstätte in Thüringen gefunden werden.
In Österreich wurde das Mineral bisher nur an wenigen Fundorten gefunden wie unter anderem im Serpentinit-Steinbruch bei Griesserhof (Gulitzen) nahe Hirt im Bezirk Friesach-Hüttenberg (Kärnten), am Totenkopf in den Hohen Tauern (Salzburg), in der „Grube Breitenau“ am Hochlantsch (Steiermark) und am Gumpachkreuz im Hinterbichler Dorfertal in Osttirol.
In der Schweiz trat Violarit bisher bei Oberhalbstein im Kanton Graubünden, in mehreren Gruben der Gemeinde Ayer (Val d’Anniviers) und am Schwarzhorn im Binntal im Kanton Wallis auf.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Afghanistan, Ägypten, Argentinien, Äthiopien, Australien, Belgien, Botswana, Brasilien, Bulgarien, China, Finnland, Frankreich, Grönland, Indien, Italien, Japan, Kasachstan, Nord- und Südkorea, Mexiko, Neuseeland, Norwegen, Pakistan, auf den Philippinen, in Russland, Sambia, Schweden, Simbabwe, der Slowakei, in Spanien, Südafrika, Tschechien, im Vereinigten Königreich (Großbritannien), den Vereinigten Staaten von Amerika (USA), Vietnam.[10]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Waldemar Lindgren, W. Myron Davy: Nickel ores from Key West Mine, Nevada, in: Economic Geology, Band 19, Juni–Juli 1924, S. 309–319 (PDF 391,9 kB, S. 12)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Violarit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung
- Violarite In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy (englisch).
- Violarite Mineral Data. In: webmineral.com. David Barthelmy (englisch).
- Violarite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF) (englisch).
- American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Violarite. In: rruff.geo.arizona.edu. (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
- ↑ Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
- ↑ Webmineral - Violarite
- ↑ a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 93.
- ↑ a b c d John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Violarite, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 59,8 kB)
- ↑ Ferdinando Bosi, Cristian Biagioni, Marco Pasero: Nomenclature and classification of the spinel supergroup. In: European Journal of Mineralogy. Band 31, Nr. 1, 12. September 2018, S. 183–192, doi:10.1127/ejm/2019/0031-2788 (englisch).
- ↑ Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
- ↑ Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 231.
- ↑ Mindat - Violarite
- ↑ Mindat Localities for Violarite