Demokratische Volksrepublik Jemen – Wikipedia

Demokratische Volksrepublik Jemen (arabisch جمهورية اليمن الديمقراطية الشعبية Dschumhūrīyat al-Yaman ad-Dīmuqrātīya asch-Schaʿbīya, DMG Ǧumhūrīyat al-Yaman ad-Dīmuqrāṭīya aš-Šaʿbīya, im Sprachgebrauch der DDR Volksdemokratische Republik Jemen) war seit 1970 die Bezeichnung eines von 1967 bis 1990 bestehenden Staates im Südjemen. Davor hieß der Staat Volksrepublik Südjemen. Hauptstadt war Aden.

Der Südjemen (so der geläufige Name) wurde am 30. November 1967 von der seit den 1830er Jahren währenden britischen Kolonialherrschaft unabhängig, nachdem die Südarabische Föderation und das Protektorat von Südarabien sich zur Volksrepublik Jemen (offiziell: Volksrepublik Südjemen) zusammengeschlossen hatten. Drei Jahre später wurde eine neue Verfassung beschlossen (1970) und es erfolgte die Umbenennung in die bis 1990 verwendete Bezeichnung „Demokratische Volksrepublik Jemen“ (DVRJ oder DVJ). Festgeschrieben wurde in der Verfassung als politisches Credo der wissenschaftliche Sozialismus, was zum Ausdruck bringen sollte, dass gesamtjemenitische Interessen vorweggedacht würden.[1]

Die Demokratische Volksrepublik Jemen verfolgte unter einer marxistischen Einheitspartei, der Jemenitischen Sozialistischen Partei, eine sozialistische Politik und lehnte sich eng an den sozialistischen Ostblock an. Großbetriebe und erhebliche Teile von Grundbesitz wurden verstaatlicht. Bereits 1978 ließ Staatschef Salim Rubai Ali in internen Machtkämpfen sein Leben, 1986 kam es innerhalb der Einheitspartei wegen Auseinandersetzungen um die politische Öffnung des Landes zu einem zweiwöchigen Bürgerkrieg mit Tausenden von Toten, bei dem der Staatschef Ali Nasir Muhammad al-Hassani (1980–1986) gestürzt wurde. Jedoch konnte sich sein Anhänger Haidar Abu Bakr al-Attas als Staatschef durchsetzen.

Innenpolitisch ausdrücklich gefördert wurde die Emanzipation der Frauen. Durch die Annäherung an die Sowjetunion und teils auch an die Volksrepublik China (so nutzte die Sowjetunion das Territorium des Südjemen für logistische Zwecke eigener Außenpolitik, beispielsweise die Unterstützung des revolutionären Regimes in Äthiopien) kam es im Gegenzug zu einer zunehmenden Verdrängung des Islam aus dem Alltag.[2] Die ideologische Grundlage und die reale Politik des Südjemen unterschieden sich somit von den blockfreien Staaten Ägypten und Libyen, die einen arabischen Sozialismus propagierten.

Mit der im Nordjemen bestehenden Jemenitischen Arabischen Republik und Saudi-Arabien kam es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen aufgrund von Grenzstreitigkeiten beziehungsweise der Unterstützung von Oppositionsgruppen im jeweils anderen Land, aber auch wiederholt zu Versöhnungsvereinbarungen und Vereinigungsplänen (1972, 1979).[3] Besonders schwierig gestaltete sich der Juni 1978, als der Präsident des Nordjemen, Oberst Ahmed Hussein al-Ghaschmi, mittels einer mutmaßlich aus dem Südjemen stammenden Briefbombe getötet wurde und lediglich zwei Tage später der südjemenitische Präsident Salim Ruba'i einem tödlichen Staatsstreich zum Opfer fiel,[4] was 1979 zum zweiten Grenzkrieg führte.[5] Dieser konnte erst auf internationalen Druck hin durch die Kuwaiter Verträge im März des gleichen Jahres befriedet werden.

Auch mit dem Oman gab es Konflikte, als die Volksrepublik im Dhofar-Krieg eine sozialistische Guerillabewegung unterstützte. Dieser Krieg wurde 1975 beendet. Mit Saudi-Arabien und später auch Kuwait wurden 1976 Friedensabkommen abgeschlossen, woraufhin das Land unter anderem auch saudische Wirtschaftshilfe erhielt.

Die Regierung erhielt in den 1980er Jahren Unterstützung durch die Deutsche Demokratische Republik, gegenüber westlichen Ländern schottete der Südjemen sich hingegen ab. Im Februar 1975 wurden durch Freipressung und im Mai 1978 durch einen Gefangenenaustausch deutsche Mitglieder der Rote Armee Fraktion in den Südjemen ausgeflogen.

Mit dem Zusammenbruch des Ostblocks in der Zeit ab 1989 kam es zu einer politischen und wirtschaftlichen Annäherung an die Jemenitische Arabische Republik, aus der schließlich die Wiedervereinigung der beiden Landesteile am 22. Mai 1990 resultierte.

Demokratische Republik Jemen

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Nach der Wiedervereinigung mit der Jemenitischen Arabischen Republik scheiterte vier Jahre später ein erneuter Abspaltungsversuch von al-Attas (21. Mai bis 7. Juli 1994). Diese kurzlebige, die alten Staatssymbole (Wappen und Flagge) übernehmende Demokratische Republik Jemen war allerdings diplomatisch nur von Oman und inoffiziell von den übrigen Staaten des Golfkooperationsrates anerkannt worden.

Politisches System

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Liste der Staatschefs der (Demokratischen) Volksrepublik Jemen:

Verwaltungsgliederung

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Verwaltungsgliederung der Demokratischen Volksrepublik Jemen

Die Demokratische Volksrepublik Jemen war in sechs Gouvernements gegliedert, die heute noch im Jemen bestehen.

Nummer Name Fläche (in km²) Hauptstadt
I ʿAdan 6.980 Aden
II Lahidsch 12.766 Hawatah
III Abyan 21.489 Zindschibar
IV Shabwah 73.908 ʿAtaq
V Hadhramawt 155.376 al-Mukalla
VI al-Mahra 66.350 al-Ghaida
Commons: Demokratische Volksrepublik Jemen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Tareq Y. Ismael, Jacqueline S. Ismael: The People's Democratic Republic of Yemen: Politics, Economics, and Society; The Politics of Socialist Transformation. Lynne Rienner Pub. 1986, ISBN 0-931477-96-4.
  • Noel Brehony: Yemen Divided. The Story of a Failed State in South Arabia. I.B. Tauris, London/New York 2011, ISBN 978-1-84885-635-6.

Einzelnachweise

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  1. Horst Kopp, Länderkunde Jemen, 2005, S. 159.
  2. Ursula Braun, Nord- und Südjemen im Spannungsfeld interner, regionaler Gegensätze, Bonn 1981, S. 1.
  3. Magdi El-Menshaui, Alois Meyer, Thomas Kozinowski, Zur politischen und wirtschaftlichen Situation des Jemen, 1980, S. 153.
  4. Ueli Brunner, Jemen. Vom Weihrauch zum Erdöl, 1999, S. 11.
  5. Thomas Cieslik, Wiedervereinigungen während und nach der Ost-West-Blockkonfrontation. Ursachen der Teilung – Grundlagen der (fehlenden) Einheit, Marburg 2001, S. 1119.