Wahlen im Kanton Aargau 2024 – Wikipedia

Bei den Wahlen im Kanton Aargau 2024 wurden die 140 Mitglieder des Grossen Rates (Parlament) und die fünf Mitglieder des Regierungsrats (Regierung) für die Legislaturperiode 2025–2028 neu gewählt. Die Grossratswahlen und der erste Wahlgang der Regierungsratswahlen fanden am 20. Oktober 2024 statt, ein allfälliger zweiter Wahlgang wäre am 24. November 2024 erfolgt.

2020Aargauer Grossratswahlen vom 20. Oktober 20242028
Wähleranteil in Prozent
 %
40
30
20
10
0
33,9 %
(+3,59 %p)
16,1 %
(−0,45 %p)
15,4 %
(+0,69 %p)
12,9 %
(+0,1 %p)
8,2 %
(−1,03 %p)
7,4 %
(−2,61 %p)
3,9 %
(−0,3 %p)
1,8 %
(+0,2 %p)
0,4 %
(−0,2 %p)
2020

2024

10
23
11
5
18
22
48
3
10 23 11 18 22 48 
Insgesamt 140 Sitze

Für das Wahlverfahren sind die Verfassung des Kantons Aargau sowie das Grossratswahlgesetz massgebend.[1]

Der Grosse Rat (Legislative) umfasst 140 Sitze und wird alle vier Jahre nach Proporz neu gewählt. Die elf Wahlkreise entsprechen den Aargauer Bezirken. Die Zahl der Grossräte pro Wahlkreis ergibt sich aus der Bevölkerungszahl per Ende 2022. Durch das doppeltproportianale Zuteilungsverfahren («doppelter Pukelsheim») werden die Sitze zuerst nach dem gesamtkantonalen Ergebnis an die Listengruppen (Oberzuteilung) und die erzielten Sitze dann auf die Wahlkreislisten verteilt (Unterzuteilung). Eine Listengruppe besteht aus gleichnamigen Listen in verschiedenen Wahlkreisen. Für die Teilnahme an der Sitzverteilung muss eine Listengruppe in mindestens einem Wahlkreis die Fünf-Prozent-Hürde oder auf gesamtkantonaler Ebene die Drei-Prozent-Hürde erreichen. Listenverbindungen sind nicht möglich.

In jedem Wahlkreis dürfen die Wahlvorschläge (Listen) maximal so viele Kandidaten umfassen, wie Sitze zu vergeben sind. Jeder Kandidat muss im Wahlkreis wohnhaft sein und darf nur einmal auf einer Liste aufgeführt sein. Jeder Wahlvorschlag muss von mindestens 15 Wahlberechtigten unterzeichnet werden.

Jeder Wähler kann so viele Kandidaten wählen, wie Sitze zu vergeben sind, und durch Panaschieren und Kumulieren einem Kandidaten höchstens zwei Stimmen geben. Jede Stimme für einen Kandidaten zählt zunächst als Listenstimme für die Sitzzuteilung auf die Listen und danach als Stimme für den Kandidaten bei der Verteilung der Sitze auf die Listenkandidaten.

Wahlkreis (Bezirk) Sitze (± zu 2020)
Aarau 16
Baden 29 (−1)
Bremgarten 16
Brugg 10
Kulm 09
Laufenburg 07
Lenzburg 13
Muri 08 (+1)
Rheinfelden 10
Zofingen 15
Zurzach 07

Das Wahlverfahren ist im Gesetz über die politischen Rechte geregelt.[1][2]

Der Regierungsrat (Exekutive) umfasst fünf Sitze, die ebenfalls alle vier Jahre neu gewählt werden. Die Regierungsratswahl findet immer gleichzeitig zur Grossratswahl statt. Die Sitze werden nach dem Mehrheitswahlrecht vergeben. Gewählt sind im ersten Wahlgang diejenigen Kandidaten, die das absolute Mehr (Anzahl gültige Stimmen geteilt durch die doppelte Anzahl der Sitze) erreicht haben. Sollte dies auf mehr Kandidaten zutreffen, als Sitze zu vergeben sind, sind jene fünf Kandidaten mit der höchsten Stimmenzahl gewählt. Werden im ersten Wahlgang nicht alle Sitze besetzt, findet ein zweiter Wahlgang statt, in dem das relative Mehr gilt, die Kandidaten mit der höchsten Stimmenzahl sind also gewählt. Im zweiten Wahlgang ist auch eine stille Wahl möglich.

Ein Wahlvorschlag muss vor jedem Wahlgang von mindestens 10 Wahlberechtigten unterzeichnet werden. Die Namen der gültigen Kandidaturen erscheinen auf dem Wahlzettel. Allerdings kann im ersten Wahlgang jede wahlberechtigte Person gültige Stimmen erhalten.

Das Amt des Landammanns und des Landesstatthalters rotiert jährlich.

Wahlvorschläge für den Grossen Rat konnten bis zum 29. Juli 2024 eingereicht werden. Insgesamt traten 15 Listengruppen mit 405 Kandidatinnen und 618 Kandidaten an. Die im Grossrat vertretenen Parteien (Listen 1–8) traten in allen Wahlkreisen an. Die LOVB trat in drei Wahlkreisen an, die übrigen Listen jeweils nur in einem.[3]

Listennummer Listenbezeichnung
01 SVP – Schweizerische Volkspartei
02 SP – Sozialdemokratische Partei und JUSO
03 FDP.Die Liberalen und Jungfreisinnige
04 DieMitte.Miteinander.Für den Aargau.
05 Grüne und Junge Grüne
06 GLP – Grünliberale Partei
07 EVP – Evangelische Volkspartei
08 EDU – Eidgenössisch-Demokratische Union
09 LOVB – Lösungs-Orientierte-Volks-Bewegung
10 PPAG – Piratenpartei
11 Fit – Freiheit
12 NB – Neues Bewusstsein
13 DBP – DieBürgerPartei
14 MASS-VOLL! Bewegung für Freiheit, Souveränität und Grundrechte
15 Musikpartei

Die Frist zur Einreichung von Wahlvorschlägen lief am 23. August 2024 ab. Insgesamt gab es offiziell sechs Kandidatinnen und acht Kandidaten. Im ersten Wahlgang waren jedoch alle Wahlberechtigten wählbar.[4]

Die bisherigen Regierungsräte Stephan Attiger (FDP), Markus Dieth (Mitte), Dieter Egli (SP) und Jean-Pierre Gallati (SVP) traten erneut zur Wahl an. Alex Hürzeler (SVP) verzichtete nach 16 Jahren auf eine erneute Kandidatur. Seine Partei nominierte als Ersatz die Nationalrätin Martina Bircher. Die bereits im Regierungsrat vertretenen Parteien verzichteten darauf, weitere Sitze anzugreifen.

Von den weiteren im Grossen Rat vertretenen Parteien nominierten die Grünen die Grossrätin Ruth Müri und die GLP Nationalrat Beat Flach als Kandidaten. Die EVP und die EDU verzichteten auf eigene Kandidaturen.

Weitere Kandidaten waren Ilayda Barth, Melanie Del Fabro und Paula Sommer (alle JUSO), Pius Lischer (ig-gesundheit.ch), Thomas Rudolf Schmid (DBP), Theres Schöni (LOVB) und Stephan Zurfluh (Musikpartei).

Umfragen zur Grossratswahl
Institut/Auftraggeber Zeitraum Befragte SVP SP FDP Mitte Grüne GLP EVP EDU Sonst.
Opinionplus/Aargauer Zeitung[5] 26.08.2024–09.09.2024 1012 35,2 % 16,5 % 14,0 % 12,1 % 7,7 % 8,3 % 4,0 % 1,4 % 0,8 %
Opinionplus/Aargauer Zeitung[6] 22.05.2024–07.06.2024 2403 33,4 % 16,3 % 14,2 % 12,2 % 7,8 % 8,8 % 4,3 % 1,5 % 1,5 %
Letzte Wahl 18.10.2020 30,3 % 16,6 % 14,7 % 12,8 % 10,0 % 9,2 % 4,2 % 1,6 % 0,6 %
Umfragen zur Regierungsratswahl
Institut/
Auftraggeber
Opinionplus/
Aargauer Zeitung[7]
Opinionplus/
Aargauer Zeitung[8]
Zeitraum 23.05.24–07.06.24 26.08.24–09.09.24
Befragte 2403 1012
Markus Dieth 47,6 % 56,9 %
Stephan Attiger 46,2 % 53,4 %
Jean-Pierre Gallati 45,9 % 53,2 %
Dieter Egli 42,3 % 51,0 %
Martina Bircher 38,1 % 45,2 %
Beat Flach 34,6 % 44,1 %
Ruth Müri 23,0 % 29,3 %

Ergebnisse der Grossratswahlen

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Die Sieger der Grossratswahlen waren die rechten Parteien, voran die SVP, welche 5 Sitze dazugewann. Auch die FDP und EDU gewannen jeweils einen Sitz dazu. Nicht verändert hat sich die Sitzzahl der SP und der Mitte (trat 2020 noch als CVP an). Verloren haben die Grünen (−4 Sitze), die GLP (−2 Sitze) sowie die EVP (−1 Sitz). Das Ergebnis bestätigt das Resultat der Nationalratswahl 2023, in der sich bereits ein Erstarken der Rechten und Verlust der Linken abzeichnete.

Partei Wähler Prozent (+/−) Sitze (+/−)
Schweizerische Volkspartei 46'333 33,90 % + 3,60 %p 48 + 5
Sozialdemokratische Partei 22'053 16,14 % − 0,41 %p 23 ± 0
FDP.Die Liberalen 20'976 15,35 % + 0,64 %p 22 + 1
Die Mitte 17'570 12,86 % +0,05 %p 18 ± 0
Grüne 10'166 7,44 % − 2,57 %p 10 − 4
Grünliberale Partei 11'215 8,21 % − 1,03 %p 11 − 2
Evangelische Volkspartei 5'311 3,89 % − 0,32 %p 5 − 1
Eidgenössisch-Demokratische Union 2'473 1,81 % + 0,21 %p 3 + 1
Lösungs-Orientierte Volks-Bewegung 119 0,09 % − 0,19 %p 0 ± 0
Piratenpartei 133 0,10 % + 0,02 %p 0 ± 0
Fit – Freiheit 104 0,08 % neu 0 neu
Mass-Voll 88 0,06 % neu 0 neu
DieBürgerPartei 73 0,05 % neu 0 neu
Musikpartei 48 0,03 % neu 0 neu
Neues Bewusstsein 15 0,01 % neu 0 neu

Ergebnisse der Regierungsratswahlen

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Bei den Regierungsratswahlen sind die Amtsinhaber Markus Dieth (Mitte), Stephan Attiger (FDP), Jean-Pierre Gallati (SVP) und Dieter Egli (SP) bestätigt worden. Neu gewählt wurde Martina Bircher (SVP). Da die fünf stimmenstärksten Kandidaten das absolute Mehr erreicht haben, sind sie im ersten Wahlgang direkt gewählt, somit entfällt der zweite Wahlgang.[9] Das absolute Mehr lag bei 59'719 Stimmen.

Kandidat Partei Stimmen % des abs. Mehrs Ergebnis
Markus Dieth (bisher) Mitte 96'742 162,00 gewählt
Stephan Attiger (bisher) FDP 94'648 158,49 gewählt
Jean-Pierre Gallati (bisher) SVP 86'876 145,47 gewählt
Dieter Egli (bisher) SP 84'254 141,08 gewählt
Martina Bircher SVP 68'127 114,08 gewählt
Beat Flach GLP 46'717 78,23
Ruth Müri Grüne 46'661 78,13
Ilayda Barth JUSO 13'860 23,21
Melanie Del Fabro JUSO 11'400 19,09
Paula Sommer JUSO 10'192 17,07
Theres Schöni LOVB 5'950 9,96
Stephan Zurfluh MuPa 5'633 9,43
Thomas Rudolf Schmid DBP 5'435 9,10
Pius Lischer IGG 4'841 8,11
Vereinzelte k. A.

Einzelnachweise

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  1. a b Gesamterneuerungswahlen des Grossen Rats und des Regierungsrats für die Amtsperiode 2025/2028 vom 20. Oktober 2024. Staatskanzlei Aargau, 15. März 2024, abgerufen am 8. September 2024.
  2. 131.100 - Gesetz über die politischen Rechte (GPR). Staatskanzlei Aargau, 1. Juli 2024, abgerufen am 8. September 2024.
  3. Gesamterneuerungswahlen des Grossen Rats vom 20. Oktober 2024. Staatskanzlei Aargau, 24. Juli 2024, abgerufen am 8. September 2024.
  4. Gesamterneuerungswahlen des Regierungsrats vom 20. Oktober 2024. Staatskanzlei Aargau, 24. Juli 2024, abgerufen am 8. September 2024.
  5. Eva Berger: SVP weiter auf Wachstumskurs, grüne Welle aber nicht definitiv vorbei. In: Aargauer Zeitung. 17. September 2024, abgerufen am 19. September 2024.
  6. Fabian Hägler: SVP legt zu, Grüne verlieren: Trend aus dem letzten Herbst setzt sich bei Umfrage zu den Aargauer Grossratswahlen fort. In: Aargauer Zeitung. 14. Juni 2024, abgerufen am 8. September 2024.
  7. Fabian Hägler: Keine reine Männerrunde mehr: So würde die Aargauer Regierung aussehen, wenn diesen Sonntag gewählt würde. In: Aargauer Zeitung. 14. Juni 2024, abgerufen am 8. September 2024.
  8. Fabian Hägler: Exklusiv: Wer im Kampf um den fünften Regierungssitz vorne liegt – und wie gross die Chancen der Aussenseiterin noch sind. In: Aargauer Zeitung. 17. September 2024, abgerufen am 19. September 2024.
  9. Christiane Büchli, Bruno von Däniken, Fabienne Huber: Wahlen Aargau 2024 - Martina Bircher (SVP) ist neue Aargauer Regierungsrätin. In: srf.ch. 20. Oktober 2024, abgerufen am 20. Oktober 2024.