Waldfriedhof (Füssen) – Wikipedia
Der Waldfriedhof (auch Neuer Friedhof genannt) ist ein städtischer Friedhof in Füssen.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Waldfriedhof liegt gut einen Kilometer nördlich der Füssener Altstadt auf der Ostseite der Augsburger Straße, die Teil der Bundesstraße 16 Richtung Kaufbeuren ist. Das Friedhofsgebäude mit Aussegnungshalle hat die Adresse Augsburger Straße 62. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich in Sichtlinie zum Haupteingang und zur Aussegnungshalle die Feldkirche St. Ulrich und Afra.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nachdem der Sebastiansfriedhof in der Altstadt von Füssen zu klein geworden war, kündigte Bürgermeister Adolf Moser 1919 den Plan für einen neuen Friedhof an. Als Alternativstandort wurde der Venetianerwinkel erwogen, der aber von der Innenstadt aus nur über einen Bahnübergang erreichbar gewesen wäre. 1922 fiel der Entschluss für den Standort an der Augsburger Straße. Den Gesamtplan erstellte der Architekt Hans Grässel, der 1907 den Waldfriedhof in München als ersten Waldfriedhof in Deutschland geplant hatte. 1924 wurde der Plan für Füssen fertiggestellt, der jedoch anders als in München keine ausgedehnte Parkanlage, sondern eine kleinere und mehr geometrisch gegliederte Fläche vorsah. Die Aussegnungshalle wurde von 1925 bis 1929 errichtet.[1] 1961 wurde der Friedhof erweitert.
Heute ist der Waldfriedhof der größere von zwei von der Stadt Füssen betriebenen Friedhöfen, der andere ist der Städtische Friedhof Hopfen am See. Daneben gibt es noch die kirchlich betriebenen Friedhöfe (kirchlicher Teil des Friedhofs Hopfen am See, Sebastiansfriedhof und Friedhof Weißensee). Die Aussegnungshalle ist mit Ausstattung als Baudenkmal in die Bayerische Denkmalliste eingetragen.[2]
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Friedhofsgebäude mit Aussegnungshalle ist ein Walmdachbau mit einem zentralen Dachreiter mit Zeltdach, Seitenarmen mit Satteldächern und einer Arkadenvorhalle. Im Inneren der Aussegnungshalle sind Wandmalereien von Rolf Nida-Rümelin[3] und ein Kruzifix, das dem Füssener Barockbildhauer Hans Adam Bayrhoff zugeschrieben wird.[4] In der Arkadenvorhalle ist eine Gedenktafel für das Füssener NS-Opfer Hermann Wegscheider angebracht.[5]
Im Jahr 2020 hatte der Waldfriedhof 2500 Gräber. Davon waren aufgrund der veränderten Bestattungskultur und des zunehmenden Trends zur Urnenbestattung nur noch knapp 1200 belegt.[3]
Gräber
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu den auf dem Waldfriedhof beigesetzten bekannten Persönlichkeiten gehören (chronologisch nach Sterbedatum):
- Oskar Freiwirth-Lützow (1862–1925), Maler (Abt. 29 )[6]
- Richard Knussert (1907–1966), Heimatforscher und NS-Funktionär[7]
- Bruno Leinweber (1902–1989), Eishockeyspieler, -trainer und -funktionär (Abt. A )[8]
- Percy Rings (1901–1994), Maler, Träger des Kultur- und Kunstpreises der Stadt Füssen (Abt. K )[9]
- Engelbert Holderied (1924–1994), Eishockeyspieler und -trainer (Abt. 22 )[10]
- Ludwig Kuhn (1918–2001), Eishockeyspieler (Abt. 37 )[11]
- Reinhold Böhm (1929–2004), Heimatforscher, Träger des Kultur- und Kunstpreises der Stadt Füssen (Abt. 3 )[12][13]
- Otto Wanner (1919–2004), Bürgermeister und Eishockeyfunktionär (Abt. A )[14]
- Hansjörg Nagel (1938–2016), Eishockeyspieler (Abt. 16 )[15][16]
- Heinz Weisenbach (1945–2018), Eishockeyspieler und -trainer (Abt. 8 )[17][18]
- Manfred Paul (1932–2021), erster ordentlicher Professor für Informatik in Deutschland (Abt. 4 )[19][20]
- Günther Knauss (1943–2022), Eishockeyspieler und Kommunalpolitiker (Abt. 13 )[21]
- Alfred Köpf (1928–2024), Kommunalpolitiker und Ehrenbürger von Füssen (Abt. K )[22]
Ehemals beigesetzte und umgebettete Persönlichkeiten:
- Xaver Unsinn (1929–2012), Eishockeyspieler und -trainer (ehemals Abt. 36 , umgebettet auf den Städtischen Friedhof Hopfen am See)[23][24][25]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Friedhofsverwaltung der Stadt Füssen
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Rudibert Ettelt: Geschichte der Stadt Füssen. Vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zum Jahre 1945. Stadt Füssen, Füssen 1979, S. 243 f., urn:nbn:de:bvb:355-ubr21798-0.
- ↑ Denkmalliste für Füssen (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Abgerufen am 24. März 2022 (Denkmalnummer D-7-77-129-4)
- ↑ a b Füssen: Stadtrat beschließt Friedhofskonzept – Ruhestätte und Treffpunkt gewünscht. In: kreisbote.de. 7. August 2020, abgerufen am 30. Mai 2024.
- ↑ Herbert Wittmann: Der Füssener Barockbildhauer Hans Adam Bayrhoff (1650–1722). In: Alt Füssen. Jahrbuch des Historischen Vereins „Alt Füssen“. 1998, ISSN 0939-2467, S. 55–80, hier S. 65 und Abb. 10 S. 57.
- ↑ Rudibert Ettelt: Geschichte der Stadt Füssen. Vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zum Jahre 1945. Stadt Füssen, Füssen 1979, S. 382 f., urn:nbn:de:bvb:355-ubr21798-0.
- ↑ Grab Oskar Freiwirth-Lützow. Foto auf Wikimedia Commons. 30. März 2022.
- ↑ Todesanzeige Dr. Richard Knussert. In: Der Allgäuer. 31. März 1966.
- ↑ Familiengrab Leinweber - Waldfriedhof Füssen. Foto auf Wikimedia Commons. 30. August 2022.
- ↑ Grab Percy Rings. Foto auf Wikimedia Commons. 30. August 2022.
- ↑ Grab Engelbert Holderied. Foto auf Wikimedia Commons. 10. September 2022.
- ↑ Grab Ludwig Kuhn. Foto auf Wikimedia Commons. 9. September 2022.
- ↑ Bei allem, was du tust, denke an das Ende. In: all-in.de. 1. April 2004, abgerufen am 15. November 2023.
- ↑ Grab Reinhold Böhm. Foto auf Wikimedia Commons. 30. Mai 2024.
- ↑ Grab Otto Wanner. Foto auf Wikimedia Commons. 9. September 2022.
- ↑ Hansjörg Nagel, † 10.04.2016 in Füssen. In: kondolenzbuch.bestattungen-klaus.de. 10. April 2016, archiviert vom am 19. April 2016; abgerufen am 19. April 2016.
- ↑ Grab Hans-Jörg Nagel. Foto auf Wikimedia Commons. 6. November 2022.
- ↑ Traueranzeige Heinz Weisenbach. In: trauer-im-allgaeu.de. 17. Dezember 2018, abgerufen am 1. April 2022.
- ↑ Grab Heinz Weisenbach. Foto auf Wikimedia Commons. 4. November 2022.
- ↑ Traueranzeige Prof. Dr. Manfred Paul. In: trauer-im-allgaeu.de. Abgerufen am 4. November 2022.
- ↑ Grab Manfred Paul (Informatiker). Foto auf Wikimedia Commons. 9. November 2022.
- ↑ Grab Günther Knauss. Foto auf Wikimedia Commons. 6. November 2022
- ↑ Traueranzeigen von Alfred Köpf. Abgerufen am 6. August 2024.
- ↑ Trauer um »Mister Eishockai«. In: Kreisbote. 13. Januar 2012, abgerufen am 10. November 2022.
- ↑ Grab von Xaver Unsinn auf dem Waldfriedhof in Füssen. In: imago-images.de. 20. Juni 2013, abgerufen am 16. Dezember 2023.
- ↑ Grab Xaver Unsinn, Friedhof Hopfen am See. Foto auf Wikimedia Commons. 16. Dezember 2022
Koordinaten: 47° 34′ 44,8″ N, 10° 42′ 24,1″ O