Wallenstein. Sein Leben erzählt von Golo Mann – Wikipedia

Wallenstein etwa 1620

Wallenstein. Sein Leben erzählt von Golo Mann ist eine Biographie Wallensteins aus dem Jahre 1971. Autor ist der Historiker Golo Mann.

Die Biographie hat in mehrfacher Hinsicht eine Sonderstellung innerhalb der deutschen Geschichtsschreibung. Zum einen ist Golo Mann der einzige Historiker, der den angesehenen deutschen Literaturpreis, den Büchner-Preis, erhalten hat. Zum anderen behandelt Mann mit Wallenstein eine historische Person, die sich einer der bekanntesten deutschen Dramatiker, Friedrich Schiller, für sein ambitioniertes Theaterstück, die Dramen-Trilogie Wallenstein, gewählt hat.

Diese Sonderstellung kommt auch in dem ungewöhnlichen Titel Wallenstein. Sein Leben erzählt von Golo Mann zum Ausdruck. Denn dieser betont, dass nicht so sehr eine Präsentation von Forschungsergebnissen, sondern eine Geschichtserzählung vorliegt. Andererseits hat diese Biographie auch im Werk Golo Manns eine Sonderstellung, insofern Mann, der sonst eher durch Epochenüberblicke und als Herausgeber hervorgetreten ist, hier eine Monographie unter intensiver Quellenbenutzung vorlegt. Dass trotzdem literarische Gesichtspunkte eine Hauptrolle spielen, bezeugt bereits der Titel des Werkes. Hier wird man explizit an Doktor Faustus erinnert, den späten Roman seines berühmten Vaters Thomas. Thomas Manns Roman, entstanden 1943 bis 1947, ist in der Tat im Titel auffallend ähnlich: Doktor Faustus. Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn, erzählt von einem Freunde.

Golo Mann (1978)

Golo Mann arbeitet in seiner Wallenstein-Biographie heraus, dass der Konflikt, der schließlich zur Ermordung des Feldherrn führte, schon bei dessen Ernennung 1624 angelegt war, da weder Kaiser Ferdinand noch Wallenstein selbst die Truppen zu bezahlen imstande waren und der wichtigste Bundesgenosse des Kaisers, Kurfürst Maximilian I. von Bayern, der die Aufstellung der Truppen gefordert hatte, sofort nach dessen Ernennung zu Wallensteins Gegner wurde, weil dieser ein so großes Heer aufstellte, dass er zum Hauptfeldherrn der katholischen Kriegspartei werden musste.

In seiner Beurteilung von Wallensteins Friedenswillen unterscheidet sich Mann von der früher in der deutschen Geschichtswissenschaft vertretenen Position. Er meint, Wallenstein habe schon aufgrund seiner Gemütslage, die durch dauernde körperliche Erkrankungen auf Entspannung hin drängte, einen Frieden um seiner selbst willen angestrebt.[1] Dagegen seien die Anschuldigungen der Zeit, Wallenstein habe Vizekönig von Böhmen werden wollen, ganz haltlos. Gleichzeitig hielt er Abstand von der Darstellung Hellmut Diwalds,[2] die zwei Jahre vor seiner eigenen Darstellung erschien und Wallenstein in einem recht positiven Licht sah.[3]

Ergänzend zum Buch, veröffentlichte Golo Mann im Jahre 1973 zusammen mit dem Fotografen Ruedi Bliggenstorfer einen Bildband zum Leben Wallensteins.

Im Jahre 1978 entstand unter der Regie von Franz Peter Wirth ein gleichnamiger TV-Vierteiler, nachdem Leopold Ahlsen den Stoff für das ZDF adaptiert hatte. Rolf Boysen spielte dabei die Titelrolle. Golo Mann war seinen eigenen Worten zufolge sehr zufrieden mit dieser Verfilmung seines Buches.

Bibliographische Angaben

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  • Hans-Christof Kraus: Golo Manns „Wallenstein“ im Kontext seines Lebenswerkes und seiner Zeit. In: Joachim Bahlcke / Christoph Kampmann (Hrsg.): Wallensteinbilder im Widerstreit. Eine historische Symbolfigur in Geschichtsschreibung und Literatur vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Köln – Weimar – Wien 2011, S. 349–390.
  1. „Wenn die von ihm gelegentlich formulierten Bedingungen grimmig klangen, so war es Illusion des Augenblicks oder verbale Anpassung an das, was in Wien oder Prag geredet wurde. In der Logik seines Denkens lag es nicht, aber die mag ihm nur allmählich bewußt geworden sein.“ (G. Mann, S. 586)
  2. Hellmut Diwald: Wallenstein. Eine Biographie. Ullstein TB-Verlag, Berlin 1987 [zuerst 1969], ISBN 3-548-27550-8.
  3. „Ein Historiker sollte alles Wesentliche kennen, was vor ihm gedruckt wurde. Von Gleichzeitigem darf, muß er sich unabhängig halten.“ (G. Mann, S. 1158)