Walstrandung – Wikipedia

Massenstrandung von Grindwalen vor Cape Cod, 1902
Gestrandetes Kalb eines Buckelwals in Alaska (2005)
Gestrandete Grindwale in Neuseeland (2006)

Unter einer Walstrandung versteht man das unbeabsichtigte Auflaufen eines Wals auf den Strand oder eine Untiefe. Am bekanntesten sind dabei Massenstrandungen von Grind- und Pottwalen, bei denen mindestens drei Tiere zeitgleich an einem Küstenabschnitt stranden.

Mögliche Ursachen

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Die Ursachen von Walstrandungen werden bereits seit den 1980er Jahren erforscht. Mögliche Gründe für Massen- oder Einzelstrandungen setzen sich meist aus mehreren Faktoren zusammen[1], hierzu zählen:

Behauptungen, nach denen Offshore-Windparks die Ursache seien, werden von Seiten der Wissenschaft als irreführend eingestuft und betont, dass es „keinen erwiesenen Zusammenhang zwischen den Anlagen und den Todesfällen gestrandeter Wale gibt.“[4] In Australien führten solche Falschinformationen im Jahr 2023 dazu, dass Bürger, Politiker und Fischereivertreter gegen den Ausbau australischer Windfarmen mobilisierten.[5]

Seit Ende des 16. Jahrhunderts sind in der Nordsee Pottwale gestrandet. Diese traten vor allem in den Wintermonaten zwischen November und Februar in der Zeit der männlichen Südwanderung auf.[6]

Seit den 1990er-Jahren treten Walstrandungen im Zusammenhang mit militärischen Sonartests gehäuft auf. Im Dezember 2001 räumte die US Navy eine Mitschuld an der Strandung und dem Tod mehrerer Meeressäuger im März 2000 ein.[7] Der von ihr mitverfasste Zwischenbericht kommt zu dem Schluss, dass die Tiere durch das aktive Sonar einiger Navy-Schiffe getötet oder verletzt wurden. Generell wird Unterwasserlärm, der noch immer im Zunehmen begriffen ist, vermehrt für Strandungen verantwortlich gemacht, da er die Kommunikation und den Orientierungssinn der Tiere beeinträchtigt.[8]

Auch der Klimawandel scheint durch die Beeinflussung der großen Windsysteme der Erde und damit des Verlaufs der Meeresströmungen zu Walstrandungen zu führen. Mark Hindell und sein Team von der University of Tasmania in Hobart untersuchten Walstrandungen an der Küste von Tasmanien zwischen 1920 und 2002 und stellten fest, dass in gewissen zeitlichen Abständen jeweils größere Strandungsereignisse vorkamen.[9] In den Jahren mit einer zehnfachen Anzahl von Strandungsereignissen wurde auch das Auftreten von starken Stürmen registriert, welche die Kaltwasserströmungen vermehrt in Küstennähe leiteten. In nährstoffreichem, kaltem Wasser finden Wale besonders viele Beutetiere, weshalb sie den Kaltwasserströmungen folgten und damit in diesen meteorologisch außergewöhnlichen Jahren in seichtere Gewässer gelangten als sonst, wo die Gefahr für Strandungen höher ist.

Da viele Wale und Delfine in Gruppenverbänden leben, folgen oder begleiten sie oft kranke oder geschwächte Tiere in seichte Gewässer, was bei Ebbe zu Massenstrandung führen kann.

Umgang mit gestrandeten Walen

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Einmal gestrandet, werden vor allem Großwale von ihrem eigenen Körpergewicht erdrückt, wenn sie nicht rechtzeitig ins tiefere Wasser zurückgelotst werden können. Zudem ist die Regulation der Körpertemperatur bei einem gestrandeten Wal nicht mehr gewährleistet und es besteht die Gefahr der Überhitzung.

Die meisten Wale sterben im offenen Meer und sinken nach dem Tod auf den Meeresgrund, wo sie zu einem sogenannten Walsturz werden. Da die Kadaver gestrandeter Wale Gase bilden und es so zu einer Walexplosion kommen kann, ist es sowohl aus Sicherheitsgründen als auch aus gesundheitlicher Sicht sinnvoller, gestrandete Walkadaver wieder ins Meer zu schleppen und sie dort zu versenken. Insbesondere bei Massenstrandungen wirkt man so auch einer möglichen Ausbreitung von Mikroorganismen entgegen, die sich bei der Verwesung bilden.[10]

Forscher verwenden mittlerweile hochauflösende Satellitenkameras, um Massenstrandungen in dünn besiedelten und unbewohnten Gebieten rechtzeitig zu bemerken und Rückschlüsse hinsichtlich der Ursachen ziehen zu können. Alle festgestellten Massenstrandungen werden darüber hinaus genau erfasst und kartiert. Auch bei der im September 2020 eingetretenen Massenstrandung von Grindwalen vor Tasmanien wurde das Ereignis entdeckt, als erst 270 Tiere (von insgesamt etwa 470) gestrandet waren, so dass noch über 100 Wale gerettet werden konnten.[11][12]

Konkrete Fälle

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Schon früh wurden Walstrandungen auch in der Kunst zum Thema wie hier bei Esaias van de Veldes Gestrandetem Wal mit eleganten Betrachtern zwischen Scheveningen and Katwijk, ca. 1617
Commons: Walstrandung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d D. O Cordes (1982): The causes of whale strandings. New Zealand Vetenarian Lournal 1982 Mar;30(3):21-4. doi:10.1080/00480169.1982.34865
  2. a b c d »Surreale Szenen« Rätselhafte Massenstrandung von Walen in Tasmanien Der Spiegel, abgerufen am 30. März 2023
  3. Verletzter Wal durch Euthanasie erlöst. In: wochenblatt.es. 25. April 2019, abgerufen am 26. Mai 2019.
  4. Offshore-Windparks fälschlicherweise für Walsterben verantwortlich gemacht. In: Agence France-Presse. 24. März 2023, abgerufen am 20. Dezember 2024.
  5. Falschbehauptung über tote Wale sorgt für Proteste gegen Offshore-Windkraft. In: Der Standard. 13. November 2023, abgerufen am 20. Dezember 2024.
  6. Joseph G. Schnitzler, Marianna Pinzone, Marijke Autenrieth, Abbo van Neer, Lonneke L. IJsseldijk, Jonathan L. Barber, Rob Deaville, Paul Jepson, Andrew Brownlow, Tobias Schaffeld, Jean-Pierre Thomé, Ralph Tiedemann, Krishna Das, Ursula Siebert: Inter-individual differences in contamination profiles as tracer of social group association in stranded sperm whales. In: Scientific Reports. 8, 2018, doi:10.1038/s41598-018-29186-z.
  7. heise.de: U-Boot-Ortungsgerät tötet Wale vom 14. Januar 2002, abgerufen am 2. September 2013.
  8. Ocean Noise Coalition, 26. November 2007
  9. New Scientist, 26. Juli 2004
  10. Whale strandings: what happens after they die and how do authorities safely dispose of them? The Guardian, abgerufen am 30. März 2023
  11. a b P. J. Clarke, H. C. Cubaynes, K. A. Stocking et al. (2021): Cetacean Strandings From Space: Challenges and Opportunities of Very High Resolution Satellites for the Remote Monitoring of Cetacean Mass Strandings. Front. Mar. Sci., 18 November 2021, Sec. Ocean Observation, Vol. 8 doi:10.3389/fmars.2021.650735
  12. a b Helfer bargen letzten überlebenden Wal vor Tasmanien. In: orf.at. 27. September 2020, abgerufen am 27. September 2020.
  13. a b Fast 100 Grindwale an Neuseelands Küste verendet. In: derstandard.at, 25. November 2020, abgerufen am 25. November 2020.
  14. heise.de: U-Boot-Ortungsgerät tötet Wale 14. Januar 2002, abgerufen am 2. September 2013.
  15. a b Rätseln über Ursache: 50 tote Grindwale auf Island entdeckt. In: orf.at, 20. Juli 2019, abgerufen am 20. Juli 2019.
  16. Massenstrandung in Tasmanien - Wieder Hunderte gestrandeter Wale in Australien. In: srf.ch. 21. September 2022, abgerufen am 22. September 2022.
  17. Fast 240 Wale in Neuseeland gestrandet und verendet. In: ORF.at. 12. Oktober 2022, abgerufen am 12. Oktober 2022.
  18. Massenstrandung. 477 Wale an zwei neuseeländischen Stränden verendet. RND Redaktionsnetzwerk Deutschland, 12. Oktober 2022, abgerufen am 27. September 2023.
  19. Australien. Alle Grindwale nach Massenstrandung tot. Tagesschau, abgerufen am 27. September 2023.
  20. Orkney-Inseln - Dutzende Grindwale auf schottischer Insel gestrandet. In: srf.ch, 12. Juli 2024, abgerufen am 12. Juli 2024.