Triturus – Wikipedia
Triturus | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Nördlicher Kammmolch (Triturus cristatus), Männchen im Übergang von Wasser- zu Landtracht | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Triturus | ||||||||||||
Rafinesque, 1815 |
Triturus ist eine Gattung der Schwanzlurche aus der Familie der Echten Salamander und Molche (Salamandridae). Traditionell enthält sie ca. 15 Arten, darunter auch alle in Mitteleuropa heimischen Wassermolche. Infolge molekulargenetischer und morphologischer Verwandtschaftsanalysen werden nunmehr nur noch die Kammmolche und die beiden Arten der Marmormolche in die Gattung Triturus gestellt und die übrigen Arten werden drei separaten Gattungen zugewiesen.
Etymologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Wort „Triturus“ ist zusammengesetzt aus zwei altgriechischen Wörtern:
- aus Triton, dem Namen eines der Söhne des Meeresgottes Poseidon, dessen Oberkörper Menschen- und dessen Unterleib Fischgestalt hat,
- und ura, der Vokabel für ‚Schwanz‘ oder ‚Schweif‘.
„Triturus“ bedeutet demnach so viel wie geschwänzter Wassergott. Der Name wurde 1815 vom US-amerikanischen Biologen Constantine Samuel Rafinesque-Schmaltz eingeführt als Ersatz für den bis dahin gebräuchlichen, vom österreichischen Naturforscher Josephus Nicolaus Laurenti im Jahre 1768 geprägten Gattungsnamen Triton. Dieser wurde bereits 10 Jahre zuvor vom berühmten Carl von Linné an eine vermeintliche Weichtiergattung vergeben * und war deshalb für die Lurche nicht mehr frei.
Merkmale, Paarungsverhalten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Vertreter der Gattung Triturus verbringen einen Teil des Jahres an Land, suchen jedoch zumindest zur Fortpflanzung Gewässer auf. Dabei entwickeln die Männchen eine arttypische Wassertracht, die meist durch leuchtende Körperfarben und/oder einen flexiblen Hautkamm auf Rücken und Schwanz geprägt ist. Wassermolche zeigen ein charakteristisches Balzverhalten, bei dem das Männchen das weitgehend passive Weibchen umwirbt. Gewöhnlich befächelt dabei das Männchen mit seiner eingeschlagenen Schwanzspitze das Weibchen und versetzt ihm zwischendurch einen peitschenartigen Schlag. Schließlich setzt es ein Samenpaket, eine sogenannte Spermatophore, auf dem Grund ab, über die sich das Weibchen bewegt, um sie mit der Kloake aufzunehmen (indirekte innere Befruchtung). Es legt später die Eier in der Regel einzeln ab, wobei diese an Wasserpflanzen oder an am Gewässerboden liegende Blätter geheftet und dabei „eingewickelt“ werden.
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Verwandtschaftsverhältnisse der Salamandridae.[1] Die Topologie des Kladogramms zeigt die Gattung Triturus nach traditionellem Verständnis (gefettete Taxa) als paraphyletische Gruppierung. |
Traditionell werden folgende Arten und Unterarten der Gattung Triturus zugerechnet (diese wissenschaftlichen Namen werden aber auch heute noch oft von taxonomisch eher konservativen Herpetologen verwendet; zzgl. neu abgegrenzter Taxa):
- Triturus alpestris (Laurenti, 1768) – Bergmolch
- Triturus boscai (Lataste in Tourneville, 1879) – Spanischer Wassermolch
- Triturus carnifex (Laurenti, 1768) – Alpen-Kammmolch
- Triturus cristatus (Laurenti, 1768) – Nördlicher Kammmolch
- Triturus dobrogicus (Kiritzescu, 1903) – Donau-Kammmolch
- Triturus helveticus (Razoumovsky, 1789) – Fadenmolch
- Triturus italicus (Peracca, 1898) – Italienischer Wassermolch
- Triturus karelinii (Strauch, 1870) – Asiatischer Kammmolch
- Triturus macedonicus (Karaman, 1922) – Makedonischer Kammmolch
- Triturus marmoratus (Latreille, 1800) – Marmormolch
- Triturus montandoni (Boulenger, 1880) – Karpatenmolch
- Triturus pygmaeus (Wolterstorff, 1905) – Zwerg-Marmormolch
- Triturus rudolfi Arntzen 2024[2]
- Triturus vittatus ophryticus (Berthold, 1846) – Nördlicher Bandmolch
- Triturus vittatus vittatus (Gray in Jenyns, 1835) – Südlicher Bandmolch
- Triturus vulgaris (Linnaeus, 1758) – Teichmolch
Schon mehrfach in der herpetologischen Geschichte hatte es Versuche gegeben, die Gattung Triturus taxonomisch weiter zu differenzieren. Naheliegend erscheint eine engere Verwandtschaft einerseits der kleinwüchsigen Arten wie Teichmolch, Fadenmolch oder Italienischer Wassermolch, andererseits der großen Kammmolche und Marmormolche. So schlug István József Bolkay 1928 vor die Gattung Triturus in drei Untergattungen namens Paleotriton, Mesotriton und Neotriton zu gliedern.
Im Jahr 2004 empfahl ein spanisches Autorenkollektiv aufgrund der Ergebnisse molekulargenetischer Verwandtschaftsanalysen die Klassifizierung der kleinwüchsigen Molche und des Bergmolches als jeweils eigenständige Gattungen, einhergehend mit einer Wiederbelebung der bereits im 19. und frühen 20. Jahrhundert geprägten Namen Lissotriton bzw. Mesotriton.[1]
Ein anderer Vorschlag erfolgte im Jahr 2005.[3] Auch dieser sieht die Stellung des Bergmolches in eine eigene Gattung Mesotriton vor und will die Kammmolch- und Marmormolch-Arten weiterhin in der Gattung Triturus belassen. Allerdings sollen die kleinen Molche nicht Lissotriton, sondern Lophinus heißen und zudem soll der Bandmolch als Ommatotriton in den Gattungsrang erhoben werden und seine beiden bisherigen Unterarten Artstatus erhalten – mit Ommatotriton vittatus als Name für die südliche und Ommatotriton ophryticus als Name für die nördliche Population. Schließlich wurde auch eine westliche Unterart von Ommatotriton als Ommatotriton nesterovoi in den Artrang erhoben.
Inzwischen (2009/2010) scheint sich bis auf weiteres eine Mischung aus diesen Vorschlägen durchgesetzt zu haben, wobei beim Bergmolch nach der Auswertung historischer Literatur nochmal eine Korrektur seines Gattungsnamens von Mesotriton auf das ältere und damit prioritäre Ichthyosaura gefordert wurde.[4]
Demnach verteilen sich die traditionellen Triturus-Arten nebst inzwischen neu beschriebener Taxa auf folgende Gattungen:
Lissotriton | Ichthyosaura | Triturus | Ommatotriton |
---|---|---|---|
Spanischer Wassermolch (Lissotriton boscai) | Bergmolch (Ichthyosaura alpestris) | „Anatolischer Kammmolch“ (Triturus anatolicus)[5] | Nördlicher Bandmolch (Ommatotriton ophryticus) |
Fadenmolch (Lissotriton helveticus) | Alpen-Kammmolch (Triturus carnifex) | Südlicher Bandmolch (Ommatotriton vittatus) | |
Italienischer Wassermolch (Lissotriton italicus) | Nördlicher Kammmolch (Triturus cristatus) | Westlicher Bandmolch (Triturus nesterovi) 2013 in den Rang einer eigenen Spezies erhoben[6] | |
Karpatenmolch (Lissotriton montandoni) | Donau-Kammmolch (Triturus dobrogicus) | ||
Teichmolch (Lissotriton vulgaris) | Bureschs Kammmolch (Triturus ivanbureschi) | ||
Asiatischer Kammmolch (Triturus karelinii) | |||
Makedonischer Kammmolch (Triturus macedonicus) | |||
Marmormolch (Triturus marmoratus) | |||
Zwerg-Marmormolch (Triturus pygmaeus) | |||
Triturus rudolfi Arntzen 2024[2] |
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- *Die (frühe) taxonomische Geschichte sowohl der Gattung Triturus Rafinesque, 1815 als auch des Gattungsnamens Triton ist relativ verworren und kompliziert.[7] So ist Triton Linnaeus, 1758 ebenfalls schon länger nicht mehr in Gebrauch, weil unklar ist, was für ein Tier er eigentlich bezeichnete.[8] Charles Darwin mutmaßte, dass es sich um den Häutungsrest (Exuvie) eines Rankenfußkrebses handelte.[9]
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Mario García-París, Albert Montori, Pilar Herrero: Amphibia: Lissamphibia. In: María de los Ángeles Ramos Sánchez et al. (Hrsg.): Fauna Iberica. Vol. 24. Museo Nacional de Ciencias Naturales, Consejo Superior de Investigaciones Científicas, Madrid 2004, ISBN 84-00-08292-3, S. 41 f., 47 ff., 169–274 (spanisch)
- ↑ a b J. W. Arntzen: Morphological and genetic diversification of pygmy and Marbled newts, with the description of a new species from the wider Lisbon Peninsula (Triturus, Salamandridae). Contributions to Zoology, Amsterdam 2024, S. 1–23. doi:10.1163/18759866-bja10057
- ↑ S. N. Litvinchuk, A. Zuiderwijk, L. J. Borkin, J. M. Rosanov: Taxonomic status of Triturus vittatus (Amphibia: Salamandridae) in western Turkey: trunk vertebrae count, genome size and allozyme data. Amphibia-Reptilia. Bd. 26, Nr. 3, 2005, S. 305–323.
- ↑ Josef F. Schmidtler: Die Wurzeln einer bayrischen Herpetofaunistik im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert. Zeitschrift für Feldherpetologie. Bd. 14, 2007, S. 93–119 (PDF 622 kB, vgl. insbes. S. 105).
- ↑ B. Wielstra, J. W. Arntzen: Description of a new species of crested newt, previously subsumed in Triturus ivanbureschi (Amphibia: Caudata: Salamandridae). Zootaxa. Bd. 4109, Nr. 1, 2016, S. 73–80, doi:10.11646/zootaxa.4109.1.6 (Open Access)
- ↑ Ufuk Bülbül, Bilal Kutrup: Morphological and genetic variations of Ommatotriton in Turkey. Animal Biology. Bd. 63, Nr. 3, 2013, S. 297–312, doi:10.1163/15707563-00002413 (alternativer Volltextzugriff: ResearchGate)
- ↑ Am Beispiel des Teichmolches einmal detailliert aufgearbeitet in Josef F. Schmidtler: Der Teichmolch (Triturus vulgaris (L.)), ein Musterbeispiel für systematische Verwechslungen und eine Flut von Namen in der frühen Erforschungsgeschichte. Sekretär. Bd. 4, Nr. 2, 2004, S. 10–28 (PDF 3,9 MB); siehe auch unter Weblinks
- ↑ Hermann von Jhering: Die Linne’schen Gattungsnamen der marinen Nudibranchien. Nachrichtsblatt der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft. Jhrg. 39, 1907, S. 218–221 (BHL, kompakt downloadbar auf archive.org); man beachte, dass Jhering für die Lurchgattung den Namen Molge verwendet, der 1820 vom deutschen Biologen Blasius Merrem ebenfalls als Ersatzname für Triton Laurenti, 1768 geprägt worden war und damit ein jüngeres Synonym von Triturus Rafinesque, 1815 ist.
- ↑ Charles Darwin: A Monograph on the Sub-Class Cirripedia. The Lepadidæ or Pedunculated Cirripedes. London 1851, doi:10.5962/bhl.title.2104, Fußnote S. 164
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Familie Salamandridae bei Amphibiaweb (englisch)
- Darrel R. Frost: Triturus Rafinesque, 1815. Amphibian Species of the World: an Online Reference. Version 6.2. American Museum of Natural History, New York 1998–2024, abgerufen am 6. April 2024.