Wasterkingen – Wikipedia

Wasterkingen
Wappen von Wasterkingen
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Zürich Zürich (ZH)
Bezirk: Bülachw
BFS-Nr.: 0070i1f3f4
Postleitzahl: 8195 Wasterkingen
8196 Wil
Koordinaten: 677889 / 271764Koordinaten: 47° 35′ 31″ N, 8° 28′ 27″ O; CH1903: 677889 / 271764
Höhe: 393 m ü. M.
Höhenbereich: 361–588 m ü. M.[1]
Fläche: 3,96 km²[2]
Einwohner: 577 (31. Dezember 2023)[3]
Einwohnerdichte: 141 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
12,8 %
(31. Dezember 2023)[4]
Gemeindepräsident: Rolf Meyer (parteilos)
Website: www.wasterkingen.ch
Lage der Gemeinde
Karte von WasterkingenDeutschlandKanton ThurgauKanton SchaffhausenKanton SchaffhausenBezirk AndelfingenBezirk DielsdorfBezirk DietikonBezirk PfäffikonBezirk UsterBezirk WinterthurBezirk ZürichBachenbülachBassersdorfBülachDietlikonEglisauEmbrachFreienstein-TeufenGlattfeldenGlattfeldenHochfelden ZHHöri ZHHüntwangenKlotenLufingenNürensdorfOberembrachOpfikonRafzRorbasWallisellenWasterkingenWil ZHWinkel ZH
Karte von Wasterkingen
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Wasterkingen (im einheimischen zürichdeutschen Dialekt Waschterchinge,[5] Waschterchinde)[6] ist eine politische Gemeinde im Bezirk Bülach des Kantons Zürich in der Schweiz.

Blasonierung:

In Silber drei verkürzte rote Spitzen, überhöht von zwei roten Rosen

Die Gemeinde Wasterkingen liegt in der südwestlichen Ecke des Rafzerfeldes an der Strasse nach Hohentengen. Die Siedlung liegt am Hang des Kalten Wangen. Ursprünglich bestand sie aus zwei Haufendörfern, die zusammengewachsen sind. Von der Gemeindefläche sind 49,5 % landwirtschaftliche Nutzflächen, 43,4 % sind Wald, 4,6 % Siedlungsfläche, und 2,0 % dienen dem Verkehr. 0,5 % sind unproduktive Fläche (Stand 2018).[7] Westlich befindet sich die Grenze zu Deutschland.

Luftbild (1964) von Werner Friedli

Das Dorf wurde 1102 als Wastachingin erstmals urkundlich erwähnt, damals als Teil der Landgrafschaft Klettgau. Die Hohe Gerichtsbarkeit wurde 1408 von den Grafen von Sulz erworben, die Niedere Gerichtsbarkeit lag bei den Freiherren von Tengen, ab 1496 bei der Stadt Zürich. Ab 1560 lag der Hauptanteil des Grundeigentums bei der Zürcher Familie Rordorf. Graf Johann Ludwig II. von Sulz verkaufte 1651 das Rafzerfeld mit allen Rechten an die Stadt Zürich.[8]

Wasterkingen war als Bauerndorf hauptsächlich auf Ackerbau und Rebbau angewiesen, seit dem 17. Jahrhundert spielte auch Strohflechterei in Heimarbeit eine Rolle. Ab 1798 war Wasterkingen eine Gemeinde (Munizipalität) im Bezirk Bülach, ab 1814 im Oberamt Embrach und seit 1831 wieder im Bezirk Bülach. Eine Industrialisierung fand nicht statt, noch 2005 waren 55 % der Arbeitsplätze in der Gemeinde in der Landwirtschaft. Die Bevölkerung nahm zwischen 1870 und 1960 stetig ab, erst seit 1970 war wieder ein Bevölkerungswachstum zu verzeichnen, nun hauptsächlich durch den Zuzug von Wegpendlern.[8]

Hexenverfolgung

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Der Wasterkinger Hexenprozess[9] von 1701 war der letzte Hexenprozess im Zürcher Herrschaftsgebiet. Am 19. April 1701 schilderte der Eglisauer Landvogt Johann Jakob Hirzel in einem Schreiben an die Zürcher Obrigkeit, die Dorfleute von Wasterkingen hätten ihn gebeten, die gnädigen Herren über das Hexenunwesen in ihrer Gemeinde zu unterrichten. Angeklagt waren insgesamt 12 Personen. Insgesamt wurden nach langwierigem Verfahren sieben Frauen und ein Mann, alle aus Wasterkingen, wegen Bündnissen mit dem Teufel zum Tode verurteilt. Die Hauptangeklagte Elsbetha Rutschmann wurde zum Tod durch Verbrennung verurteilt, eine zu dieser Zeit bereits sehr unübliche Strafe, weitere sieben Angeklagte zum Tod durch Enthauptung.[10] In einer Gedenkveranstaltung 2001 in Rafz zum 300. Jahrestag des Prozesses verurteilten Regierungspräsident Markus Notter und Kirchenratspräsident Ruedi Reich diese Hinrichtungen als Justizmorde.[11]

Bevölkerungsentwicklung[12]
Jahr 1634 1640 1709 1836 1850 1900 1950 2000 2005 2010 2015 2020 2022
Einwohner 245 109 281 386 437 353 275 568 555 559 573 564 587

Gemeindepräsident ist Rolf Meyer (parteilos).[15] Exekutive ist der fünfköpfige Gemeinderat, Legislative die Gemeindeversammlung.

Bei der Nationalratswahl 2019 erreichten die Parteien folgende Wähleranteile: SVP 46,76 %, glp 11,77 %, SP 10,71 %, Grüne 10,65 %, FDP 10,39 %, BDP 2,57 %, EVP 2,49 %, CVP 1,77 %, EDU 1,59 % und andere (8) 1,30 %.[16]

Die Wähleranteile bei der Nationalratswahl 2023: SVP 45,02 % (−1,74 %), glp 14,55 % (+2,78 %), SP 14,36 % (+3,65 %), Die Mitte 8,59 % (+4,25 %), Grüne 6,32 % (−4,33 %), FDP 3,92 % (−6,47 %), EVP 3,10 % (+0,61 %), Aufrecht Zürich 2,12 %, Pflegeliste 1,05 %, andere (11) 0,96 %.[17]

In Wasterkingen und dem umliegenden Rafzerfeld bestehen über 11 Sportvereine, bei denen man sich aktiv beteiligen kann.

Sehenswürdigkeiten

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  • Hermann Fietz: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich. Band II: Die Bezirke Bülach, Dielsdorf, Hinwil, Horgen und Meilen. Wasterkingen (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 15). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (GSK). Bern 1943, DNB 365803049, S. 77 (Digitalisat).
  • David Meili: Hexen in Wasterkingen: Magie und Lebensform in einem Dorf des frühen 18. Jahrhunderts. Basel 1980.
  • Zu den Wasterkinger Hexenprozessen: Eduard Osenbrüggen: Studien zur deutschen und schweizerischen Rechtsgeschichte Fr. Hurter, Schaffhausen 1868, S. 414–418 (online)
  • Zu den Wasterkinger Hexenprozessen: Johann Moritz Schwager: Beytrag zur Geschichte des Aberglaubens des gegenwärtigen Jahrhunderts, oder Erzählung von einem merkwürdigen Hexenproceß, der in dem Anfang desselben in D. im * *schen Kreise geführt wurde. In: Beyträge zur Beförderung des vernünftigen Denkens in der Religion. Viertes Heft. Frankfurt/Leipzig 1783, S. 31–92 (online; PDF; 13,7 MB)
  • Otto Sigg: Hexenprozesse mit Todesurteil: Justizmorde der Zunftstadt Zürich. 2. Auflage. Eigenverlag, Zürich 2013 (online [PDF; 2,5 MB]).
Commons: Wasterkingen – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  2. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  5. Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität von Neuchâtel. Verlag Huber, Frauenfeld/Stuttgart/Wien 2005, ISBN 3-7193-1308-5; und Éditions Payot, Lausanne 2005, ISBN 2-601-03336-3, S. 202.
  6. Heinz Gallmann: Zürichdeutsches Wörterbuch (= Grammatiken und Wörterbücher des Schweizerdeutschen in allg. verständl. Darstellung, begleitet vom Verein Schweizerdeutsch. Band III). 1. Auflage. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2009, ISBN 978-3-03823-555-2, S. 670.
  7. Gemeindeporträts. Wasterkingen. Flächen. Statistisches Amt des Kantons Zürich, 2018.
  8. a b Ueli Müller: Wasterkingen. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2012.
  9. Alexander Rechsteiner: Im Hexenwahn Im Blog des Schweizerischen Nationalmuseums vom 13. Juni 2017
  10. Sigg: Hexenprozesse mit Todesurteil. 2012, S. 199–204, 227 f. (PDF; 2,5 MB).
  11. Sigg: Hexenprozesse mit Todesurteil. 2012, S. 11.
  12. Quellen: 1634–1836: HLS, 1850–1950: Eidgenössische Volkszählungen (XLS; 927 kB), danach: Gemeindeporträts. Wasterkingen. Bevölkerung (Personen). Statistisches Amt des Kantons Zürich, 2000–2022.
  13. Gemeindeporträts. Wasterkingen. Privathaushalte. Statistisches Amt des Kantons Zürich, 2022.
  14. Gemeindeporträts. Wasterkingen. Konfession. Statistisches Amt des Kantons Zürich, 2022.
  15. Gemeinderat. Website der Gemeinde Wasterkingen.
  16. Nationalratswahl 2019. Kanton Zürich, abgerufen am 1. Oktober 2023.
  17. Nationalratswahl 2023. Kanton Zürich. 25. Oktober 2023.