Wehrertüchtigungslager – Wikipedia

HJ beim Schießunterricht bei einem WE-Lager

Wehrertüchtigungslager (kurz WE-Lager), auch Reichsausbildungslager, waren Einrichtungen der Hitlerjugend (HJ) zur vormilitärischen Ausbildung und Indoktrination während des Zweiten Weltkrieges.

Innerhalb der Reichsjugendführung der Hitlerjugend gab es ein Amt für körperliche Ertüchtigung. Dieses veranstaltete seit 1939 in Lagern zur Wehrertüchtigung mehrwöchige Lehrgänge, in denen Jugendliche für den Kriegseinsatz „vormilitärisch“ vorbereitet werden sollten.

Während zu Beginn des Krieges hauptsächlich HJ-Führer die Ausbildung leiteten, unterrichteten später zunehmend fronterfahrene nicht mehr kriegsdienstfähige Soldaten der Wehrmacht bzw. Angehörige der Waffen-SS. Neben sportlichen Wettkämpfen und körperlichem Training wurden militärische Fähigkeiten wie Tarnung und der Umgang mit Waffen vermittelt. Im Rahmen der politisch-weltanschaulichen Indoktrination wurden die Jungen mit Themen wie Unsere Feinde, Das Judentum, Unsere Weltanschauung und Der Rassengedanke zu Nationalismus, Antisemitismus und Militarismus aufgestachelt.

Zu den Lagern wurde amtlich einberufen. Sie dienten auch dazu, die Zeit bis zur Einberufung zur Wehrmacht zu überbrücken. Die Ausbildung dauerte meist nur 4 bis 6 Wochen.

Die Wehrertüchtigungslager dienten der Waffen-SS als Rekrutierungsstätten. In einem Beitrag des Deutschen Historischen Museums beschrieb ein ehemaliger Hitlerjunge, wie er von der HJ über ein Wehrertüchtigungslager an die Front kam. Dort heißt es:

„[...] als wir ankamen, hieß es beim Antreten z. B. ‚Kriegsfreiwillige, rechts raus!‘ Der Haufen, der sich nicht freiwillig meldete, war […] immer sehr klein. Diese wurden mittags früher zum Exerzieren vom Tisch geholt. Auch nachts holte man sie oft aus den Betten. Da war es bald für die meisten vorbei mit ‚Verweigern‘. Auch beim Antreten mussten sie oft nach vorne treten und wurden als Muttersöhnchen usw. lächerlich gemacht.“[1]

In einer weiteren Quelle heißt es:

„Die Wehrertüchtigungslager waren Einrichtungen zur Vorbereitung auf den Militärdienst. In Gelände- und Schießübungen sowie Vorträgen wurden Jugendliche im Alter von 16 bis 17 Jahren für den Fronteinsatz geschult. Die Einberufung in die Lager erfolgte schriftlich, man war zur Teilnahme verpflichtet.“[2]

In vielen Erinnerungen berichten die damals jugendlichen Teilnehmer an diesen meist klassenweise durchgeführten und verpflichtenden Kursen von militärischem Drill, verbunden mit unangemessener Schikane durch die Ausbilder.

Standorte einiger Wehrertüchtigungslager

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Datumsangaben beziehen sich lediglich auf den durch Quellen belegten Zeitraum. Der tatsächliche Zeitraum ist vermutlich länger:

  • Hans Holzträger Hg.: Die Wehrertüchtigungslager der Hitler-Jugend 1942 - 1945 Ein Dokumentarbericht. Verlag des Arbeitskreises für Geschichte und Kultur der deutschen Siedlungsgebiete im Südosten Europas, Ippesheim 1991, ISBN 3-928389-03-3 (Reihe: Publikationen des Arbeitskreises für Geschichte und Kultur der deutschen Siedlungsgebiete im Südosten Europas, Reihe 1, Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, Band 2)
  • Heinz Schreckenberg: Erziehung, Lebenswelt und Kriegseinsatz der deutschen Jugend unter Hitler. Anmerkungen zur Literatur. (Reihe: Geschichte der Jugend, 25, Hg. Arno Klönne) Lit, Münster 2001, ISBN 9783825844332 Kap.20: Die Wehrertüchtigungslager (WE-Lager) der Hitlerjugend und die Werbung von Kriegsfreiwilligen. S. 360–364 (in Google books einsehbar)
Commons: Wehrertüchtigungslager – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. https://www.dhm.de/lemo/zeitzeugen/willi-witte-wehrertuechtigungs-und-reichsausbildungslager.html. Stiftung Deutsches Historisches Museum.
  2. a b Erinnerungen von Hans Waibel (PDF; 273 kB), badische-zeitung.de, abgerufen am 18. August 2013.
  3. a b Werner Heldmann: Kurt Thomas und das Musische Gymnasium Frankfurt am Main 1939 bis 1945. Überlegungen zu einer kritischen Würdigung der Person und der Schule (Memento des Originals vom 27. März 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.frankfurter-buergerstiftung.de (PDF; 124 kB), frankfurter-buergerstiftung.de, 30. August 2004, abgerufen am 18. August 2013.
  4. Arbeitsgemeinschaft Ebringer Dorfgeschichte (Hrsg.): Ebringer Dorfgeschichte Nr. 2. Ebringen unterm Hakenkreuz. Zeitzeugenberichte, Ebringen 2008, S. 33 und 38.
  5. Erinnerungen von Werner Glaubrecht (PDF; 82 kB), badische-zeitung.de, abgerufen am 18. August 2013.
  6. https://www.aachener-nachrichten.de/lokales/dueren/auf-ns-ideologie-im-germeter-gedrillt_aid-34457769