Wellrohr – Wikipedia

Wellrohr für Solar- und Heizungs-Leitungen

Ein Wellrohr oder Wellschlauch ist ein Rohr aus starrem Material mit wellenförmig wechselndem Durchmesser, das aufgrund der Wellung flexibel geworden ist. Wellrohre aus Kunststoff werden vorrangig für Elektroinstallationen als mechanischer Schutz verwendet. Wellrohre aus Metall werden im Maschinen- und Gerätebau eingesetzt. Kurze metallische Wellrohre heißen Metallbalg.

Kunststoff-Wellrohr für elektrische Leitungen
  • In der Automobilindustrie, dem Maschinen- und Anlagenbau, dem Schiffbau sowie der Medizintechnik wird Wellrohr zum Schutz und zur Bündelung elektrischer oder anderer Leitungen und auch zur Ausführung flexibler Verbindung zu peripheren Geräten benutzt. Es gibt für diese Zwecke auch längs zu öffnende Installationsrohre.
  • Bei der Elektroinstallation werden Wellrohre vorwiegend als bzw. anstelle sogenannter Leerrohre sowohl in der Erde als auch innerhalb von Gebäudewänden und -decken eingesetzt.
  • Wellrohre werden für Leitungen und Wärmeübertrager / Wärmetauscher (z. B. aus Edelstahl[1] in Pufferspeichern oder aus verschiedenen Kunststoffen (zum Beispiel: Polyethylenrohr) in der Geothermie) eingesetzt. Die gewellte Struktur sorgt für eine Oberflächenvergrößerung und dadurch für einen guten Wärmeaustausch an der Rohrwandung. Das Durchflussverhalten wird im Vergleich zum Glattrohr verändert, weil sich die Fließgeschwindigkeit durch die eintretenden Verwirbelungen reduziert. Zudem ist die Wanddicke mit 0,2 bis 0,4 mm deutlich geringer als beim Glattrohr. Die Konstruktion wird leichter und effizienter.
  • Wellrohre für Leitungen in Solaranlagen sind häufig in Verwendung, wobei jedoch zu beachten ist, dass der Druckverlust deutlich höher ist als bei einem Rohr mit glatter Innenwand. Beispiel für Fördermedium: Wasser 20 °C, Volumenstrom: 0,216 l/s (10 m² Kollektorfläche),[2] Rohrlänge: 40 m: Rohrleitungselement: Kreisrohr innen glatt, Innendurchmesser: 20 mm, Strömungsgeschwindigkeit: 0,69 m/s, Rohrrauhigkeit: 0,0015 mm, Rohrreibungszahl: 0,03, Druckverlust: 134,89 mbar, Rohrleitungselement: Wellrohr DN20, Innendurchmesser: 20,4 mm, Strömungsgeschwindigkeit: 0,66 m/s, Druckverlust: 666,33 mbar, Rohrleitungselement: Wellrohr DN25, Innendurchmesser: 25,4 mm, Strömungsgeschwindigkeit: 0,43 m/s, Druckverlust: 195,23 mbar.[3] Um einen annähernd vergleichbaren Druckverlust zu haben, muss das Wellrohr wesentlich größer dimensioniert werden.
  • Wellrohr aus Kunststoff sorgt bei Fußbodenheizungen oder Wasserrohrinstallation für einen mechanischen Schutz des mediumführenden Rohres.
  • Wellrohr-Stücke (Metallbälge) werden zum Ausgleich von Achsversätzen (lateral-kompensatorisch) oder zur Kompensation von Längen- und Winkeländerungen (angular-kompensatorisch) eingesetzt:
    • Flexibilität, Ausgleich thermischer Ausdehnung oder Entkopplung von Schwingungen: Rohrkompensator zur Verbindung von Rohrleitungen;
    • zur Verbindung von leicht lageversetzten Wellen: Wellrohrkupplung, Metallbalgkupplung.
  • Metallbälge als Arbeits- oder Pumpzylinder oder zur Ventilabdichtung.

Form und Ausprägung der Wellung

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Ringwellschlauch
Wendelwellschlauch

Am häufigsten sind parallele ringförmige Ausformungen anzutreffen. Werden solche Wellrohre für Leitungen verwendet, führt diese Form zu einem stark erhöhten Druckverlust. Wendelwellschläuche haben spiralförmige Wellen mit unterschiedlicher Ausformung. Sie werden je nach Anwendung bevorzugt bei Wärmetauschern verwendet, da diese weniger Druckverlust und eine bessere Verwirbelung des Mediums ergeben.

Die Herstellung von thermoplastischem Wellrohr erfolgt unter Einsatz von Extrudern und anschließend im wellformgebenden Corrugator. Zunächst pressen Extruder das erhitzte und plastifizierte Kunststoffmaterial über den Spritzkopf in die Formbacken der Corrugatoren. Im Spritzkopf ist zudem eine feste Düse installiert, um den plastischen Kunststoffstrang von innen mit Druckluft auszuhöhlen. Im Corrugator bewegen sich in gleichmäßiger Geschwindigkeit mehrere geteilt hintereinanderliegende, umlaufende Wellform-Halbsegmente als Negativform. Die Halbsegmente werden zusammengepresst, das Kunststoffmaterial durch die Druckluft in die Formen gepresst. Dieses härtet durch Abkühlung aus, ein endloses Rohr entsteht. Die mit Corrugatoren herstellbaren Außendurchmesser liegen zwischen 3 mm und 2.400 mm.

Metallische Wellrohre bestehen aus Materialien mit den Werkstoffnummern 1.4404, 1.4541, 1.4571 oder auch 1.4301. Sie können bis 650 °C eingesetzt werden. Parallel gewellte Rohre werden nach den verwendeten Formungstechniken in verschiedene Gruppen unterteilt:

  1. mechanisch (kontinuierlich) geformt und längs-WIG-geschweißt. Dieses Verfahren wird im Allgemeinen bei Innendurchmessern von 6 mm bis 50 mm angewandt. Größere Dimensionen werden stattdessen meist hydraulisch geformt. Es gilt die Norm ISO 10380. Die Wanddicke ist bei Standardausführungen je nach Nennweite 0,15 mm bis 0,25 mm. Der Berstdruck kann über 100 bar sein, beim Druckaufbau streckt sich der Prüfling zu einem nahezu glatten Rohr. Der Betriebsdruck wird so angegeben, dass man bei 1,5-fachem Testdruck eine plastische Längenausdehnung von unter 1 % erwarten darf. Der Betriebsdruck ist bei eng gewellten Versionen und geringen Wanddicken geringer. Damit ein Wellrohr höher belastet werden kann, wird es mit einer oder zwei Edelstahlumflechtungen verstärkt. Dies dient hauptsächlich zur Längenbegrenzung (Verhinderung der Ausdehnung). Als Umflechtungsmaterial wird 1.4301 verwendet. Damit kann ein Betriebsdruck bis über 100 bar erreicht werden.
  2. hydraulisch geformt (meist in 6 m, teils bis 12 m Länge) und aus metallischem Band hergestellt. Diese Lösung ist flexibler und sicherer, da die Wanddicke homogener ist und mit weniger Reibung produziert wird. Sie ist jedoch deutlich teurer.

siehe auch Metallschlauch: Herstellung von Wellschläuchen.

  • Alfred Hösl, Roland Ayx, Hans Werner Busch: Die vorschriftsmäßige Elektroinstallation, Wohnungsbau-Gewerbe-Industrie. 18. Auflage, Hüthig Verlag, Heidelberg, 2003, ISBN 3-7785-2909-9
  • Hans-Günter Boy, Uwe Dunkhase: Elektro-Installationstechnik Die Meisterprüfung. 12. Auflage, Vogel Buchverlag, Oldenburg und Würzburg, 2007, ISBN 978-3-8343-3079-6
  • Winfrid Hauke, Rolf Thaele, Günter Reck: RWE Energie Bau-Handbuch. 12. Ausgabe, Energie-Verlag GmbH, Heidelberg, 1998, ISBN 3-87200-700-9

Einzelnachweise

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  1. Abmessungen und Daten von Edelstahlwellrohren (PDF; 887 kB)
  2. dincertco.de (PDF; 90 kB) Keymark-Zertifikat für Angabe der Durchflussmenge und Aperturfläche
  3. druckverlust.de Online Druckverlustberechnung