Werner Ludwig Boßler – Wikipedia
Werner Ludwig Boßler, auch Bossler (* 11. Februar 1931 in Heidelberg; † 29. Juni 2018 in Neckargemünd) war ein deutscher Unternehmer aus dem Bereich der Güterschifffahrt, Funktionär in Schifffahrtsverbänden auf nationaler und europäischer Ebene sowie ein Pionier in der Binnenschifffahrt.[1]
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Familie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Werner Ludwig Boßler entstammte der älteren Linie der Schifffahrtsunternehmerfamilie Boßler und wurde als ältestes Kind des Johann Friedrich genannt „Jean“ (* 1907; † 1960) Boßler und der Katharina Emig (* 1908; † 1964) geboren. Sein Großvater war der Leiter und Verwalter des Rentamts von Neckarsteinach, Ludwig Friedrich Boßler (* 1876; † 1946).[2] Durch seine Großmutter Hermine Elisabeth Katharina Egner (* 1878; † 1943) war er ein Urenkel des großherzoglich-hessischen Beigeordneten, Kirchenvorstehers, Gerichtsschöffen und Steinbruchbesitzers Adam Egner (* 1836; † 1911)[3]
Werner Boßler war somit ein Cousin dritten Grades der Unternehmer Georg (* 1881; † 1946) und Andreas Boßler (* 1884; † 1961) sowie Herbert Bossler (* 1907; † 1999).
Beruf und Ämter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1945 ergriff er den für seine Familie zur Tradition gehörenden Beruf des Schiffers. 1976 war Werner Boßler Mitglied der deutschen Delegierten zur Gründung einer Schifffahrtsorganisation auf europäischer Ebene in Brüssel. 1982 bis 1991 gehörte er als Vorstandsmitglied im Bund der Selbständigen, Abteilung Binnenschifffahrt der deutschen Interessenvertretung selbständiger Schifffahrtsunternehmer in den Bereichen Verkehrs-, Gesellschafts-, Steuer-, Wirtschafts- und Sozialpolitik an.[4] Ab 1976 bis ins Jahr 1985 war Werner Boßler Vorsitzender des traditionsreichen über acht Jahrhunderte alten Schiffervereins Neckarsteinach.[5]
Güterschifffahrt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jean Bossler I
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1956 ließ Werner Boßler zusammen mit seinem Vater Johann Friedrich Boßler, der ebenfalls Eigner der MS Elisabeth war,[6][7] das Motorgüterschiffe Jean Bossler I mit einer Kapazität von 750 Tonnen bauen.[8][9] 1960 wurde die Jean Bossler I um zehn Meter verlängert. Die Jean Bossler I war bis 1969 für Werner Ludwig Boßler in Fahrt. Anschließend wurde das Binnenhandelsschiff in die Niederlande verkauft.[10] Zusätzlich erwarb Werner Boßler 1962 das Güterschiff Klaus, welches eine Kapazität von 1100 Tonnen aufwies.[11]
Jean Bossler II
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1969 folgte der Bau des Motorgüterschiffs Jean Bossler II mit einer Motorleistung von 1200 PS und 1480 Tonnen Ladekapazität.[12] Die Skizze des Containerschiffs mit Doppelhülle wurde von Werner Boßler persönlich entworfen. Auf dem technischen Sektor war das auf der traditionsreichen Werft Philipp Ebert & Söhne erbaute Binnenschiff mit internationalem Rheinfunk und einem Radarfunk – 3 Gerät ausgestattet worden. 1972 folgte die Verlängerung der Jean Bossler II auf 95 Meter und eine Ladekapazität von 1907 Tonnen.[12] In diese Ausbaumaßnahme wurde der Einbau eines weiteren Funkgeräts sowie eines Bugstrahlruders integriert.[13] 1986 wurde die Jean Bossler II als Wunnenstein an die Reederei Schwaben übergeben.[12][14]
Jean Bossler III
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits im gleichen Jahr erfolgte von Werner Ludwig Boßler der Auftrag zum Bau der Jean Bossler III; dieses Güterschiff hatte 1600 PS Leistungsstärke und eine Kapazität von 2878 Tonnen. Es fuhr unter der Flagge der Reederei Lehnkering Massengüter[15] und war das modernste Containerschiff, das bis 1987 in summa auf der Werft Ebert und Söhne vom Stapel lief.[16]
1994 wurde die Jean Bossler III als Berdina in die Niederlande verkauft. 1998 wurde das Binnengüterschiff als Excelsior an die Reederei Götz übergeben.[17] 2007 ging das Schiff in die Schifffahrtsgeschichte des Rheins ein, da es den Excelsior-Unfall auslöste.
Die Motorgüterschiffe mit dem Namen Jean Bossler waren dem Vater von Werner Ludwig Boßler gewidmet.
Tankmotorschifffahrt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1990 gab Werner Boßler zusammen mit zwei weiteren Unternehmern den Auftrag zum Bau für das 1991 fertiggestellte Tankmotorschiff Mi-Ra. Es galt 1991 als das größte Binnenschiff der Bundesrepublik. Der Tanker hatte ein Fassungsvermögen von 3200 Tonnen.[4] Insgesamt hielt Werner Ludwig Boßler Beteiligungen an zwei Binnentankern.[13]
Durch seine modernen Handelsschiffe und sein Wirken im Bereich der Binnenschifffahrt zählt Werner Ludwig Boßler zu den Pionieren in dieser Branche.[18][13]
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]in der Reihenfolge des Erscheinens
- Revue de la navigation intérieure et rhénane. Herausgegeben von der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt, Editions de la navigation du Rhin. Band 27, Strasbourg 1955, (ZDB-ID 207112-5), S. 719.
- Helmut Betz: Die Neckarschiffahrt vom Treidelkahn zum Groß-Motorschiff (= Historisches vom Strom. Band V). Krüpfganz, Duisburg 1989, ISBN 3-924999-04-X, S. 53, 122, 128.
- Herbert Komarek: Neckarsteinach 850 Jahre Schiffahrt im Wandel der Zeit. Herausgegeben vom Schifferverein Neckarsteinach e. V. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2003, ISBN 3-8313-1321-0, S. 63, 66, 71, 74.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Boßler, Werner Ludwig. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Boßler, Werner Ludwig. In: Deutsche Biographie (Index-Eintrag).
- Nachruf auf Werner Bossler im Binnenschifferforum
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Marcel Christian Boßler: Er war nicht zu Zella geboren! Der Hessen-Darmstädtische Hofbüchsenmacher Johann Peter Boßler und seine Dynastie. In: Gesellschaft für Historische Waffen- und Kostümkunde e. V. (Hrsg.): Waffen- und Kostümkunde – Zeitschrift für Waffen- und Kleidungsgeschichte. Band 62, Heft 2. Druck- und Verlagshaus Louis Hofmann, 2020, ISSN 0042-9945, S. 158.
- ↑ Hessisches Staatsarchiv Darmstadt: Neckarsteinach, Kassenverwalter Ludwig Bossler (18.11.1876). .
- ↑ Nadine Sauer: Familien in Neckarsteinach 1603–1900 (= Reihe B der Deutschen Ortssippenbücher. Band 171). Band I. Die evangelischen Kirchenbücher. Neckarsteinach 1999, DNB 959404473, S. 133.
- ↑ a b Boßler, Werner Ludwig. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Herbert Komarek: Neckarsteinach 850 Jahre Schiffahrt im Wandel der Zeit. Hrsg.: Schifferverein Neckarsteinach e. V. 1. Auflage. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2003, ISBN 3-8313-1321-0, S. 71.
- ↑ Schifferverein Neckarsteinach: Festschrift zur 800-Jahr-Feier mit Mastweihe am 1., 2. und 3. August 1953. Hrsg.: Schifferverein Neckarsteinach e. V. Heidelberger Gutenberg-Druckerei, Heidelberg 1953, OCLC 964510384, S. 33.
- ↑ Herbert Komarek: Neckarsteinach 850 Jahre Schiffahrt im Wandel der Zeit. Hrsg.: Schifferverein Neckarsteinach e. V. 1. Auflage. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2003, ISBN 3-8313-1321-0, S. 73.
- ↑ Zentralkommission für die Rheinschifffahrt: Revue de la navigation intérieure et rhénane. Band 27. Editions de la navigation du Rhin, 1955, ZDB-ID 207112-5, S. 719.
- ↑ Herbert Komarek: Neckarsteinach 850 Jahre Schiffahrt im Wandel der Zeit. Hrsg.: Schifferverein Neckarsteinach e. V. 1. Auflage. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2003, ISBN 3-8313-1321-0, S. 66.
- ↑ AQUA-VITA. In: Vereniging de Binnenvaart. De Binnenvaart, abgerufen am 21. Dezember 2018 (niederländisch).
- ↑ SYLVIA. In: Vereniging de Binnenvaart. De Binnenvaart, abgerufen am 25. November 2018 (niederländisch).
- ↑ a b c Helmut Betz: Die Neckarschiffahrt vom Treidelkahn zum Groß-Motorschiff (= Historisches vom Strom. Band V). 1. Auflage. Krüpfganz, Duisburg 1989, ISBN 3-924999-04-X, S. 53.
- ↑ a b c Marcel Bossler: Eine kleine Schrift die Genealogie und Abkunft des Hofbüchsenmachers zu Darmstadt Johann Peter Boßler (Bosler) beleuchtend sowie die Historie, Bedeutung und den Ursprung des frühen Geschlechts der Boßler über das Amt Lichtenberg nach Darmstadt und Neckarsteinach betreffend (= Geschichte der hessischen Familie Boßler. Band I.). Selbstverlag M. Bossler, Bad Rappenau 2019, ISBN 978-3-00-063737-7, S. 21.
- ↑ WUNNENSTEIN. In: Vereniging de Binnenvaart. De Binnenvaart, abgerufen am 1. Mai 2019 (niederländisch).
- ↑ Helmut Betz: Die Neckarschiffahrt vom Treidelkahn zum Groß-Motorschiff (= Historisches vom Strom. Band V). 1. Auflage. Krüpfganz, Duisburg 1989, ISBN 3-924999-04-X, S. 122, 128.
Seeverkehrsbeirat Hansa: Zentralorgan für Schiffahrt, Schiffbau, Hafen. Band 124. Hansa, 1987, ISSN 0017-7504, S. 121. - ↑ Herbert Komarek: Neckarsteinach 850 Jahre Schiffahrt im Wandel der Zeit. Hrsg.: Schifferverein Neckarsteinach e. V. 1. Auflage. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2003, ISBN 3-8313-1321-0, S. 63.
- ↑ JEAN BOSSLER. In: Vereniging de Binnenvaart. De Binnenvaart, abgerufen am 20. Dezember 2018 (niederländisch).
- ↑ Siehe die Angaben unter der GND-Nummer der Deutschen Nationalbibliothek
Personendaten | |
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NAME | Boßler, Werner Ludwig |
ALTERNATIVNAMEN | Bossler, Werner Ludwig; Bossler, Werner |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Unternehmer aus dem Bereich der Güterschifffahrt, Funktionär in Schifffahrtsverbänden auf nationaler und europäischer Ebene |
GEBURTSDATUM | 11. Februar 1931 |
GEBURTSORT | Neckarsteinach |
STERBEDATUM | 29. Juni 2018 |
STERBEORT | Neckargemünd |