Wolf Lepenies – Wikipedia

Wolf Lepenies (* 11. Januar 1941 in Deuthen bei Allenstein, Ostpreußen, heute Olsztyn-Dajtki, Polen) ist ein deutscher Soziologe, Wissenschaftspolitiker und wissenschaftlicher Schriftsteller sowie emeritierter Professor an der Freien Universität Berlin.

Lepenies wuchs nach dem Krieg in Koblenz auf und besuchte dort das Eichendorff-Gymnasium. Er studierte an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster Soziologie und Philosophie. Dort war er von 1965 bis 1966 Redakteur der Studentenzeitung Semesterspiegel. 1967 wurde er bei Dieter Claessens mit der Arbeit „Melancholie und Gesellschaftpromoviert.[1] 1970 habilitierte er sich an der Freien Universität Berlin. Auslandsaufenthalte führten ihn nach Paris an das Maison des Sciences de l’Homme und an das Institute for Advanced Study in Princeton (New Jersey).

1984 wurde Lepenies an das Wissenschaftskolleg zu Berlin berufen und zum ordentlichen Professor für Soziologie an der Freien Universität Berlin ernannt. Forschungsaufenthalte führten ihn des Öfteren wieder an das Institute for Advanced Study nach Princeton zurück. 1986 wurde er als Nachfolger von Peter Wapnewski Rektor des Wissenschaftskollegs Berlin. 2001 folgte ihm Dieter Grimm in diesem Amt nach. 2006 wurde Wolf Lepenies als Professor emeritiert.

Im Jahr 1991 gehörte Lepenies zu den Gründern des Collegium Budapest in Ungarn, des ersten Institute for Advanced Study in Mittel- und Osteuropa. Im Jahre 1988 erhielt er den Bayerischen Literaturpreis (Karl-Vossler-Preis)[2] für wissenschaftliche Darstellungen von literarischem Rang. Er ist seit 1994 Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland. Von 2004 bis 2016 gehörte er dem Aufsichtsrat der Axel Springer AG an.

Wolf Lepenies ist Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Fritz Thyssen Stiftung Köln, Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der American Academy of Arts and Sciences, der Académie Universelle des Cultures (Paris), der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, der Academia Europaea (London), des Aspen Institute (Berlin), der Deutschen Nationalstiftung, der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften und der Königlich Schwedischen Gelehrsamkeits-, Geschichts- und Antiquitätenakademie (beide Stockholm). Seit 2004 ist er Mitglied der Leopoldina.

Auszeichnungen und Ehrungen

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Ferner erhielt er folgende Auszeichnungen:

Schriften (Auswahl)

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  • Melancholie und Gesellschaft. Suhrkamp, Frankfurt am Main, 1969 DNB 457412070 (Zugleich Dissertation an der Universität Münster 1967 unter dem Titel: Melancholie, Langeweile und Reflexion. DNB 482289082).
  • Mit Hans Henning Ritter: Orte des wilden Denkens. Zur Anthropologie von Claude Levi-Strauss, 1970
  • Soziologische Anthropologie. Materialien, 1971
  • Das Ende der Naturgeschichte. Wandel kultureller Selbstverständlichkeiten, 1976
  • Geschichte der Soziologie (in vier Bänden), 1981
  • Hrsg. mit Lars Gustafsson: Nemesis Divina, von Carl von Linné. Carl Hanser, München, Wien 1981 (und Ullstein, Frankfurt/Main u. a. 1983)
  • Die drei Kulturen. Soziologie zwischen Literatur und Wissenschaft, 1985
  • Autoren und Wissenschaftler im 18. Jahrhundert. Linné – Buffon – Winckelmann – Georg ForsterErasmus Darwin, 1988
  • Gefährliche Wahlverwandtschaften. Essays zur Wissenschaftsgeschichte, 1989
  • Folgen einer unerhörten Begebenheit. Die Deutschen nach der Vereinigung, 1992
  • Aufstieg und Fall der Intellektuellen in Europa, 1992
  • Sainte-Beuve. Auf der Schwelle zur Moderne, 1997
  • Benimm und Erkenntnis, 1997
  • Sozialwissenschaft und sozialer Wandel. Ein Erfahrungsbericht, 1999
  • Kultur und Politik. Deutsche Geschichten, 2006
  • The Seduction of Culture in German History, 2006
  • Auguste Comte: die Macht der Zeichen. Hanser, München 2010, ISBN 978-3-446-23572-4 (= Edition Akzente, Band 505).
  • Die Macht am Mittelmeer: französische Träume von einem anderen Europa. Hanser, München, 2016.[9][10]

Aufsätze und Artikel (Auswahl)

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  • Sozialwissenschaften und sozialer Wandel : ein Erfahrungsbericht, (Oldenburger Universitätsreden 1999; 105)
  • Reizend zum Widerspruch. Vor einhundert Jahren wurde Talcott Parsons geboren, der sich in Harvard einigelte und die Soziologie in Amerika heimisch machte. In: SZ, 13. Dezember 2002.
  • Im Banne der Bibel. Von der Entsäkularisierung der amerikanischen Politik. In: SZ, 3. Januar 2003.
  • Wir sind alle Europäer. Drei Reden vom Osten, der Neuen Welt und dem Alten Kontinent. In: SZ, 30. Januar 2003.
  • An den Grenzen der Macht. Im Irak scheitert die Strategie der "erzwungenen Demokratie". In: SZ, 12. November 2003.
  • Warum es in Krisenzeiten lohnt, Balzac zu lesen. In: Die Welt, 13. Dezember 2009.
  • So ein richtiger Soziologe bin ja nicht … Wolf Lepenies im Gespräch mit Sina Farzin, in: Soziologie, Jg. 46., Heft 4 2017, S. 377–388.

Einzelnachweise

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  1. FAZ: Wolf Lepenies (Abgerufen am 23. Februar 2013)
  2. Träger des Karl-Vossler-Preises (bitte aufklappen) (Memento vom 27. Juni 2015 im Internet Archive), Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst
  3. Friedrich-Ebert-Stiftung
  4. Wolf Lepenies erhält Leibniz-Medaille der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, in: Uni-Protokolle vom 26. Juni 2003, abgerufen am 26. Januar 2010
  5. Wolf Lepenies. Abgerufen am 17. September 2022 (deutsch).
  6. Der Soziologe Wolf Lepenies erhält am 27. November 2007 den Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen, Pressemitteilung der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen vom 7. Oktober 2007, abgerufen am 26. Januar 2010
  7. Schader-Preis 2010 für Professor Wolf Lepenies, in: Informationsdienst Wissenschaft vom 25. Januar 2010, abgerufen am 26. Januar 2010
  8. September 2015
  9. Wolf Lepenies: Die Saint-Simonisten und das Mittelmeersystem. Kapitel-Auszug aus dem Buch. In: Romanische Studien 4 (2016): 21-32. 26. Juni 2016, abgerufen am 26. Juni 2016.
  10. Joseph Jurt: Ein Subtext Frankreichs: Mittelmeeridee, Latinität und Katholizismus. Zu Wolf Lepenies, ‚Die Macht am Mittelmeer‘. In: Romanische Studien 4 (2016): 33–64. 26. Juni 2016, abgerufen am 26. Juni 2016.