Liste deutscher Wörter aus dem Hebräischen und Jiddischen – Wikipedia

Die deutsche Sprache hat viele Ausdrücke aus dem Hebräischen („Hebraismen“) entlehnt, die meisten davon über die Vermittlung des Jiddischen; viele dieser „Jiddismen“ gelangten wiederum über das Rotwelsche ins Deutsche, also die mit vielen jiddischen Wörtern gespickte, aber auf dem Deutschen basierende Geheim- bzw. Sondersprache der Fahrenden.

Aus dem Jiddischen entlehnte deutsche Wörter

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Im Folgenden sind auch einige jiddische Wörter aufgeführt, die nicht auf das Hebräische zurückgehen. Dass die meisten jiddischen Lehnwörter im Deutschen hebräischen Ursprungs sind, obwohl hebräische Wörter im Jiddischen selbst allenfalls 15 % des Wortschatzes ausmachen, liegt an der engen Verwandtschaft des Deutschen und Jiddischen: mehr als zwei Drittel des jiddischen Wortschatzes sind aus dem Mittelhochdeutschen ererbt und finden sich – mutatis mutandis – auch im Neuhochdeutschen wieder; eine Entlehnung aus dem ohnehin gemeinsamen Vokabular erübrigt sich selbstredend.

Deutsch Jiddisch Hebräisch Anmerkungen
abzocken s. u. zocken s. u. zocken jemanden übervorteilen, ausnehmen; auch: (beim Glücks- oder Computerspiel) jem. deutlich besiegen – es leitet sich vom westjiddischen zchoke (‚lachen‘) her, welches seinerseits dem hebräischen Lexem sehoq (für ‚spielen‘, eigentlich ‚lachen‘) entstammt und vom Rotwelschen entlehnt wurde.[1]
(aus)baldowern Baldower Ba'al-dawar „Herr des Wortes, der Sache“ herausbekommen, auskundschaften (Baldower: „Auskundschafter, Angeber, Anführer bei Diebesunternehmen“)[2]
ausgekocht raffiniert, klug; aus dt. aus-, -ge- und hebräisch חכם chacham, chochem, „weise, klug“
Bammel vielleicht über das Jiddische (furchtsamer Mensch) aus dem hebräischen baal emoh „Furchtsamer“, aus בַּעַל baal = Herr und ema = Angst.
Beisel, Beize, Beiz, Boazn Kneipe; vom hebräischen בַּיִת bajit über das Jiddische bajis (beide Haus) ins Deutsche übernommen, insbesondere im süddeutschen Sprachbereich. Im Wienerischen werden Kneipen als „Beisl“ bezeichnet.
beseibeln seiwel, seibel זבל ['zɛvɛl] „Mist, Kot“ betrügen, wörtl. „bescheißen“
betucht[3] betuch „sicher, vertrauenswürdig“ baṭuaḥ, batuach „vertrauenswert“, von בָּטַח batach „vertrauen“ Im heutigen, deutschen Sprachgebrauch im Sinne von „wohlhabend“; entgegen dem Sprachgefühl nicht von Tuch abgeleitet
blau (~ sein, machen) be-lo בלא [bɛ'lɔ] „mit nichts, ohne“ betrunken, faul, nichts leistend; siehe aber auch Blaumachen
Bohei (dt.) bzw. Pahöll[4] (österr.) paihe „Lärm“ Streit, Aufregung, Krawall, Getöse
Chuzpe חוצפה Chuzpe חֻצְפָּה Chuz'pa, [χuts'pa] Frechheit, Dreistigkeit
(aus) Daffke dafke „nun gerade“ dawqä „nur so (und nicht anders)“ zum Trotz[2]
dufte, tofte;[3] (österr.) toffe טוֹב toff „gut“ טוֹב tov „gut“ über die Gaunersprache ins Berlinische
einseifen (jdn. ~)[5] sewel (Hebr. זבל ['zɛvɛl]) „Mist, Kot“ Die ursprüngliche Bedeutung z. B. in „einseifen beim Rasieren“. Die übertragene Bedeutung „betrügen, jdm. etw. einreden“ möglicherweise durch Anpassung an Rotwelsch „beseiwelen“ aus Westjiddisch „sewel“ = „Dreck“
Eizes oder Ejzes, Ezzes (Pl.) eizes (Plural) עצה `ez ạh „Rat(schlag)“ Tipps, Rat(schläge)
flöten gehen[5] פליטה plejta [plɛj'ta] „entrinnen, entkommen“ Möglicherweise über Jiddisch und Rotwelsch aus derselben Quelle wie Pleite
Ganove[3] גנב gannaw, [ga'nav] „stehlen“
Gauner[3] יוון jawan „Griechenland“ aus dem rotwelschen Juonner „Falschspieler“, das seinerseits wohl über das Jiddische auf Hebräisch יוון jawan „Griechenland“ (eigentlich „Ionien“) zurückgehen dürfte. Das Wort kam nach der Eroberung von Konstantinopel durch die Türken 1453 auf, nach der viele heimatlose griechische Exilanten durch Europa irrten.
geschlaucht schlacha „zu Boden werfen“ erschöpft
Geseier geseire „böser Zustand, Verhängnis“ Geschwätz[2]
großkotzig prahlerisch; aus dt. groß und hebr. kozin „vornehm, reich“ oder qazin „Anführer“
Haberer

Gabber

חַבֵר chaver (= Freund, Kumpel), plural: חַבֵרִים chaverim (= Freunde) Die in Österreich, vor allem im mittelbairischen Sprachgebiet nördlich der Alpen gebräuchliche „Haberer“ oder „Hawara“ bedeutet zumeist Freund oder Kumpel,[6] wird aber auch synonym zu „Mann“[7] (nicht im ehelichen Sinn) oder Liebhaber – hier auch verniedlicht „Habschi“ oder in Vorarlberg „Habi“[8] – gebraucht. Das Adjektiv verhabert und die Verhaberung klingt wenig wertschätzend für verbunden in „Seilschaft“ und Freunderlwirtschaft.
Hals- und Beinbruch הצלחה וברכה Hassloche uWroche, [has'lo'χə uv'roχə] הצלחה וברכה Hazlacha uWracha, [hatsla'χa uvra'χa] Hals- und Beinbruch ist eine Verballhornung und stammt aus dem hebräischen hazlacha uwracha (= „Erfolg und Segen“). Dieser Glückwunsch wurde von Juden beim Abschluss eines Geschäfts in der jiddischen Form hazloche und broche ausgesprochen und von deutschsprachigen Zuhörern als Hals- und Beinbruch verstanden.
Hechtsuppe „Es zieht wie Hechtsuppe“ kommt möglicherweise aus dem jiddischen hech supha und bedeutet „starker Wind“. Allerdings ist diese Etymologie noch unglaubwürdiger als „Guter Rutsch“: a) Es gibt keinen einzigen Textbeleg in der (älteren wie modernen) jiddischen Literatur (für „Hechtsuppe“ ebenso wenig wie für hech supha). b) Es kann einen solchen Beleg nicht geben, denn „hech supha“ ist mit vollem Endvokal im Jiddischen nicht möglich; dort herrscht eine – der germanischen Entwicklung angeglichene – Endsilbenabschwächung nach Betonung der vorletzten Silbe im Wort. Bereits die Transkription mit /ph/ statt /f/ zeigt, dass „supha“ ein Wort nichtjiddischer Herkunft ist. c) Laut Röhrich soll sich diese Redewendung erst im 19. Jahrhundert herausgebildet haben,[9] jedoch erscheint eine ähnliche Formulierung, allerdings noch nicht mit einem Bezug auf den Windzug[10] bereits im Jahre 1674 und verweist eher auf die Schärfe dieses Gerichts:[11] „Bekommen die Hollaͤnder Lufft / so werden sie sich erheben; der Pfeffer ist ihnen ziemlich unter die Nase gerieben / und die Nasenstuͤberchen sam̅t den Westphaͤlischen Bauermaulschellen / […] / moͤchten erst anziehen wie Hechtsuppe.“[12]
Ische אישה – Ischa – Frau umgangssprachlich; aus der Sicht eines Jungen, eines jungen Mannes: Mädchen, junge Frau
Kaff Das im Deutschen in manchen Regionen gebräuchliche Wort für „unbedeutendes, kleines Dorf, in dem nichts los ist“ kommt über das Jiddische vom hebräischen Wort כָּפָר kafar (= „Dorf“). Im etymologischen Wörterbuch der deutschen Sprache (EWD) wird der Ausdruck allerdings auf Gav (Romani für „Dorf“) zurückgeführt.[13]
kapores (gehen, sein) kapores [ka'pores] kaparot כפרות [kapa'ʁɔt] jiddisch bzw. als Wendung shluggen kapores. Nach einem jüdischen Brauch zu Jom Kippur, bei dem Hühner als „Sühneopfer“ stellvertretend für die Sünden einer Person dargebracht werden.
Kassiber, kassibern [kaˈsiːbɐ] כּתיבֿה jidd. kesive „Brief, Geschriebenes“ כְּתִיבָה keṯīvā(h), „(das) Schreiben“ genaue Grundform strittig
kess „frech“, „schneidig“, „flott“, nach der jidd. Aussprache des Buchstabens Chet, der für Weisheit (Chochma) steht
Kies כִיס kiss [kis] Kies im Sinne von Geld geht auf das Wort kis (= „Geldbeutel“) zurück.
Kluft[3] qĕlippä „Schale, Rinde“ im Sinne von Kleidung, über das Rotwelsche
Knast קנאַס knas „Geldstrafe“, קנאַסן knassen „bestrafen“ קְנָס qənās „Geldstrafe“ Im 19. Jahrhundert, vermittelt durch das Rotwelsche und in der wohl erst dort entstandenen Bedeutung „Gefängnisgebäude“, zunächst ins Berlinerische und von dort bald in den gesamten deutschen Sprachraum vorgedrungen. Das zugrundeliegende hebräisch-aramäische Etymon קְנָס qənās „Geldstrafe“ ist seinerseits über altgriechisch κῆνσος (kensos) „Steuer“ entlehnt aus lateinisch census „Steuerregister“.[14][15]
Kohl reden, verkohlen[3] kol qôl „Gerücht“
koscher כּשר ['kojʃɛr] כּשר Kascher, [ka'ʃɛʀ] koscher bedeutet ursprünglich „tauglich, gesund“ (im modernen Hebräisch bedeutet cheder kosher Fitnessraum). Mit Koscher bezeichnen die Juden Speisen, die nach der Tora erlaubt sind.
kotzen qoz „Ekel“ speien

(Kann auch spätmittelhochdeutscher Herkunft sein.)[16]

Macke macke „Schlag, Fehler“ makkä(h) „Schlag, Plage“ Fehler, Tick[2]
Masche mezio „Gewinn, Lösung“ Dreh, Trick (unsicher)[17]
Maloche מְלָאכָה melā(')ḵā(h) Schwerstarbeit Das hebräische Ausgangswort hat die Bedeutung „Arbeit“. Gebräuchlich vor allem im Ruhrdeutschen und Berlinerischen.
Massel מזל Masal [ma'zal] mazel (= Glück). Sprichwort: Massel wie a Goi (Nichtjude).
Masen, Masel מזל Masal [ma'zal] mazel (= Glück). Sprichwort: „a Mas’n hom“ oder „a Mas’l hom“ (Glück haben), in Bayern und Österreich gebräuchlich[18]
mauscheln moischele „Moses“ מֹשֶׁה mosche „Moses“ oder מָשָׁל maschal „Gleichnisrede; Spruch; Stichelrede“ hinter vorgehaltener Hand flüstern; intrigieren, kungeln, mogeln
meschugge משוגע (Meschugge) [me'ʃuge] מְשֻׁגָּע (Meschugga) [meʃu'ga] Das jiddische Wort für „verrückt“ geht auf das hebräische meschuga zurück, das verrückt, wahnsinnig bedeutet.[19]
Mezíe/Mezzie (fem., End-e p) Gelegenheitskauf, Schnäppchen.
mies[3] mis „schlecht, widerlich“ mĕ’is „schlecht, verächtlich“ im 19. Jahrhundert aus dem Rotwelschen ins Berlinische gelangt
Mischpoke, Mischpoche משפחה Mischpoche [miʃ'puχe] מִשְׁפָּחָה Mischpacha [miʃpa'χa] Familie, Gesellschaft, Bande
Moos moes ma'oth „kleine Münze, Pfennige, Kleingeld“ Geld[2]
mosern massern „verraten“ Motte (Kosewort), von motek (hebräisch "Süße(r), "Schatz", Umgangssprachl.) nörgeln (mögl. jidd. Herkunft)[20]
Nebbich nebech „armes Ding“ Unbedeutendes (unsicher)[2]
Pleite, Pleitegeier פּלטה (plejte) „Flucht“ פְּלֵטָה (pəlēṭā), „Flucht, Entkommen, Entrinnen aus einer Notlage“ Die jiddische Redensart plejte gejen bezeichnete zunächst nicht die Zahlungsunfähigkeit an sich, sondern die Flucht eines Schuldners, der sich seinen Gläubigern oder der Schuldhaft zu entziehen sucht; im Deutschen wurde ein solcher plejte gejer zum „Pleitegeier“ verballhornt. Auf denselben Ursprung geht möglicherweise auch die Redensart „flöten gehen“ (s. o.) zurück.
Ramsch rama'ut רָמָאוּת [rama'ut] „Betrug“ wertloses Zeug

(Kann auch mittelhochdeutscher Herkunft sein.)[21]

Reibach רווח Rewach, ['revaχ] Das Wort Reibach kommt von rewah und bedeutet „Gewinn“. Heute meist im Sinne von „hohem“ Gewinn verwendet. In Ostösterreich auch als „Rewag“ im Sinn von „Nutzen, Vorteil“ gebräuchlich: „Das hat keinen Rewag“.[22] Ugs. auch: Rebbach.
Risches risches risch'ut רשעוּת „Bosheit“ im Jiddischen umgangssprachlich für Antisemitismus[23]
guten Rutsch ראש (rosch) „Kopf, Anfang“ „Guten Rutsch“ bedeutet eigentlich „Guter (Jahres-)Anfang“.

Herkunft ist umstritten. Siehe auch Artikel zu guter Rutsch.

schachern sachern oder sochern „Handel treiben“ sakar סחר [sa'χaʀ]
„Lohn“
unlauteren Handel treiben
schächten שחט (schachat, [ʃa'χat])
„schlachten“
rituell richtig schlachten
Schamass Schund, wertloser Kram.
Schickse Shiksa שיקסע שֶקֶץ (šeqeẓ), „Unreines, Abscheu“ Im Jiddischen hieß Schickse oder Schiksa „Christenmädchen“, weibliche Form von Shaygets, und wurde oft als Schimpfwort (=Flittchen, leichtes Mädchen) verwendet.
schicker, angeschickert, beschickern, beschickert שיכּור shiker שִׁכּוֹר šikōr angetrunken, betrunken
Schlamassel שלימזל (Schlimasel) Unglück; Gegenstück zu „Massel“; „Schlamassel ham“ – bedrückende Sorgen haben; „in einem Schlamassel stecken“ – sich in einer recht aussichtslosen Situation befinden. Siehe auch Schlemihl, So ein Schlamassel und Schönes Schlamassel
schleimen, einschleimen schelem ['ʃɛlɛm] „Erstattung; Dank“ od. schalmon [ʃal'mɔn]
Bestechungsgabe
schmeicheln
Schmiere שמירה ['ʃmirə] שמירה [ʃmi'ʀa] Schmiere (= Wache) stehen von shmíra (= Wache). Schmiere wurde als Bezeichnung für „Polizei“ ins Rotwelsche übernommen.
Schmieren- זמרה simrah [zim'ʀa] (= Gesang) Schmiere(-ntheater, -nkomödie) im Sinn einer Schauspielbühne
Schmock dummer oder unbeliebter Mensch; abgeleitet aus Schmoo (also jemand der „Mist baut/macht“).
Schmonzes, Schmonzette, Geschmonz schmuo (Plural schmuoss), „Gerücht, Erzählung, Geschwätz“ šemū'ah „Erzählung, Kunde, Gerücht“[24] Geschwätz, (jüd.) Witz[2], Unsinn – Schmonzette: rührseliges, dramatisch wertloses Stück
, Schmu/

Schmoo

s. o. s. o. Schmu machen“ = „betrügen“, „etwas abzweigen“, „Mist bauen“ – (Schmus = Begriff für Schmuck im Sinne von Tand bzw. Tinnef)
Schmus, schmusen s. o. s. o. mit jemandem zärtlich sein, jemandem schmeicheln; über das Rotwelsche in der Bedeutung „schwatzen“ oder „schmeicheln“
Schnorrer[3] שנאָרער Da Bettelmusikanten oft mit Lärminstrumenten wie der Schnarre durch die Lande zogen, wurde die jiddische Nebenform Schnorre des Instrumentennamens auf die Musikanten übertragen.
schofel, schoflig[3] schophol „lumpig, niedrig“ šạfạl „niedrig“ lumpig, geizig (über das Rotwelsche ins Deutsche gelangt)[2]
Shaygets sheqetz nichtjüdischer Junge oder nichtjüdischer junger Mann (unsauberes Tier, ekelhafte Kreatur, Scheusal, Lump, widerspenstiger Bursche, nichtjüdischer Bursche lt. Megiddo)
Shiksa siehe Schickse
Stuss[3] שטות schtus [ʃtus] „Unsinn, Narrheit“ šêtûṭ „Unsinn, Narrheit“
Tacheles reden[25][3] תכלית tachles „Zweck, zweckmäßiges Handeln“ תכלית tachlit offen und deutlich reden, Klartext, mit einem Sinn oder Ziel
Techtelmechtel Techtelmechtel ist ein Reimwort, indem das Wort tachti (= „heimlich“) um ein l erweitert (techtl) in leichter Variation (mechtl) wiederholt wird.
Tinnef[3] טינוף tinnef טינוף ṭinnûf [ti'nuf] „Kot, Schmutz“ Tinnef im Sinne von „nutzlose Ware“ kam im 19. Jahrhundert aus der Gaunersprache ins Deutsche.
unbetamt taam טעם ['taʔam] „Geschmack, Nuance, Charme, Schliff“ ungeschickt
verknacken knas, s. o. bei Knast einsperren
zappenduster zophon „Mitternacht“ dunkel wie die Nacht
zocken צחוקן zchocken „spielen“ צחוק „lachen“ spielen, Glücksspiele machen
Zoff sa'af זעף Streit, Zank oder Unfrieden.
Zores[3] צרות zores [tsores] „Sorgen“ צרות zarot [tsa'ʀɔt] „Sorgen, Kummer“ Ärger, Streit, Durcheinander
Kommt auch vor in der Wendung „(gib ihm) Saures
Zossen zosse(n), suss „Pferd“ sûs „Pferd“ (altes) Pferd

Aus dem Hebräischen entlehnte deutsche Wörter

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Deutsch Hebräisch IPA (hebräische Aussprache) Anmerkungen
Amen אמן (amen) „So sei es.“ [a'mɛn] Das Schlusswort beim Gebet kommt über die griechische Sprache aus dem Hebräischen und drückt das Einverständnis des Betenden mit dem soeben Gesprochenen aus. Das Wort ist verwandt mit emunah = „Vertrauen“.
Halleluja הַלְּלוּיָהּ (hallelu jah) „Preiset Jah!“ [halɛlu'ja] Jah/ JHWH steht für den Eigennamen des Gottes Israels.
Jubel[3] יובל (jobel) „Schall des Widderhorns“ [jo'vɛl] Das Widderhorn (hebräisch: Schofar) wurde u. a. zum alle 49 Jahre eintretenden Halljahr geblasen, in dem Felder und Weingärten nicht bebaut werden durften. In der Vulgata mischte sich die lat. Wiedergabe des hebr. Wortes mit dem vlat. jubilum „das Jauchzen“ aus lat. iubilare „jauchzen“, aus dieser Vermischung entstanden annus iubilaeus, daraus Jubeljahr, iubilaeum, daraus Jubiläum, und iubilarius, daraus Jubilar. Von diesen Bedeutungen zu unterscheiden sind das gleichlautende Jubel „Jauchzen, Frohlocken“ und das zugehörige Verb jubilieren, das bereits in mhd. Zeit aus lat. iubilare entlehnt wurde.
Messias[3] משיח (maschiach) „Gesalbter“ [ma'ʃiaχ] abgeleitet vom Verb mạšaḥ „salben“. Im Griechischen wurde daraus wörtlich übersetzt christos, daraus lat. christus.
Rabbiner/Rabbi רב (rav) [rav] über Griechisch und Kirchenlateinisch vom hebräischen Ehrentitel rabbi, eigtl. „mein Lehrer“
רבּי (rabbí) „mein Lehrer“, davon jiddisch rebbe [ra'bi]
Sabbat שבת (schabbat) „Ruhepause“ [ʃa'bat] Aus dem hebräischen Schabbat wurde über das volksgriechische Sambaton der deutsche Samstag.
Schibboleth שִׁבּׁלֶת (schibboleth) „Getreideähre“ [ʃi'bɔlɛt] Kennwort der sozialen oder regionalen Herkunft, aus Ri 12,5–6 EU: „Bist du ein Ephraimiter? Wenn er nein sagte, forderten sie ihn auf: Sag doch einmal ‚Schibboleth‘. Sagte er dann ‚Sibboleth‘, weil er es nicht richtig aussprechen konnte, ergriffen sie ihn und machten ihn dort an den Fluten des Jordan nieder.“
Tohuwabohu תהו ובהו (tohu wabohu) „wüst und wirr“ ['tɔhu va'vɔhu] übernommen aus Gen 1,2 EU

Lehnwörter aus dem Neuhebräischen (Ivrit)

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Deutsch Hebräisch Anmerkungen
Schoah, auch Schoa, Shoah oder Shoa hebräisch הַשּׁוֹאָה ha'Schoah „die Katastrophe“, „das große Unglück/Unheil“ Schoah ist der im Ivrit, also dem in Israel gesprochenen Neuhebräisch, übliche Begriff für den deutschen Völkermord an den europäischen Juden. Er wird zunehmend auch im Deutschen gebraucht, üblicher ist hier aber noch die englische Bezeichnung Holocaust, die ihrerseits auf Griechisch ὁλόκαυστος holókaustos „vollständig verbrannt“ zurückgeht.
Uzi hebräisch עוזי [ˈuːzi] Die „Uzi“ ist eine 1949 von Uzi Gal für die israelischen Streitkräfte entwickelte Maschinenpistole. Sie ist die heute wohl bekannteste Schusswaffe in diesem Segment, sodass „Uzi“ mittlerweile nicht nur im Deutschen als Über- bzw. Sammelbegriff für Maschinenpistolen gebraucht wird.

Aus Drittsprachen entlehnte Jiddismen und Hebraismen

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Einige Jiddismen und Hebraismen wurden durch die Vermittlung von Drittsprachen aus dem Hebräischen über das Jiddische ins Deutsche entlehnt, also etwa aus dem Niederländischen oder Englischen.

Deutsch Gebersprache Jiddisch/Hebräisch Anmerkungen
Gabber, auch Gabba Niederländisch gabber, „Kerl, Typ“ jidd. חבֿר, chawwer, zu hebr. חָבֵר ḥāvēr, „Freund“[26][27][28] Gabber ist eine Spielart des Techno, die in den 1990er Jahren zunächst in den Niederlanden und bald in ganz Europa populär wurde.

Verlauf der Entlehnungen von Jiddismen und Hebraismen

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Untersucht man die Entwicklung von Jiddismen und Hebraismen im Deutschen, so lässt sich feststellen, dass die Übernahme in beiden Fällen dem Piotrowski-Gesetz folgt. (Best 2006, 2014)

  • Hans P. Althaus: Zocker, Zoff & Zores: Jiddische Wörter im Deutschen. Beck, München 2002, ISBN 3-406-47616-3.
  • Hans P. Althaus: Kleines Lexikon deutscher Wörter jiddischer Herkunft. 2. Auflage. Beck, München 2003, ISBN 3-406-49437-4.
  • Hans P. Althaus: Chuzpe, Schmus & Tacheles: jiddische Wortgeschichten. Beck, München 2006, ISBN 3-406-51065-5.
  • Karl-Heinz Best: Quantitative Untersuchungen zu den Jiddismen im Deutschen. In: Jiddistik Mitteilungen. 36, 2006, S. 1–14.
  • Karl-Heinz Best: Hebraismen im Deutschen. In: Glottometrics. 27, 2014, S. 10–17 (PDF Volltext).
  • Christoph Gutknecht: Gauner, Großkotz, kesse Lola: Deutsch-jiddische Wortgeschichten., be.bra verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-86124-696-1.
  • Siegfried Kreuzer: Von Ave bis Zores. Hebräische und semitische Wörter in unserer Sprache. In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik. 121 (2001), S. 98–114.
  • Salcia Landmann: Jiddisch. Das Abenteuer einer Sprache. Walter, Olten, Freiburg im Breisgau 1962. (1986, ISBN 3-548-35240-5)
  • Anja Liedtke, Meir Schwarz: So sagt man halt bei uns: Kleines jüdischdeutsches Wörterbuch. Projekt, Bochum/Freiburg im Breisgau 2012, ISBN 978-3-89733-253-9.
  • Ronald Lötzsch: Duden Taschenbücher, Bd. 24, Jiddisches Wörterbuch. 2. Auflage. Bibliographisches Institut, Mannheim 1992, ISBN 3-411-06241-X.
  • Andreas Nachama: Jiddisch im Berliner Jargon oder Hebräische Sprachelemente im deutschen Wortschatz. Stapp-Verlag Berlin, 2000, ISBN 3-87776-417-7.
  • Heidi Stern: Wörterbuch zum jiddischen Lehnwortschatz in den deutschen Dialekten. Niemeyer, Tübingen 2000, ISBN 3-484-39102-2.
Wiktionary: Jiddismen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Hebraismen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Christoph Gutknecht: Wort des Monats Februar 2015. In: etymologie.info, nachträglich abgerufen am 23. Juli 2015.
  2. a b c d e f g h Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2015, ISBN 978-3-11-084503-7.
  3. a b c d e f g h i j k l m n o Duden: Das Herkunftswörterbuch. 3. Auflage. Dudenverlag, Mannheim 2001.
  4. vgl. Karl Kraus: Die letzten Tage der Menschheit. V. Akt 27. Szene https://www.projekt-gutenberg.org/kraus/letzttag/letzttag.html
  5. a b Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache; 23., erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, 1999.
  6. Haberer (Freund). in der Datenbank zur deutschen Sprache in Österreich (Seite abgerufen am 10. April 2008)
  7. Haberer (Mann). in der Datenbank zur deutschen Sprache in Österreich (Seite abgerufen am 10. April 2008)
  8. Haberer (Liebhaber). in der Datenbank zur deutschen Sprache in Österreich (Seite abgerufen am 10. April 2008)
  9. Röhrich, Lutz: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, Band 2: Hanau-Saite, 3. Aufl. Freiburg i. Br. 2003, S. 686.
  10. So noch verzeichnet bei Frischbier, vgl. seine ausführliche Bedeutungserklärung dazu, die auch für den hier angeführten Beleg aus dem 17. Jahrhundert zutrifft: „Es zieht an wie Hechtsuppe (im Kreise Lötzen auch: wie Fischsuppe.) Z. B. der Stock, mit dem man prügelt, der Nagel, den man einschlägt. Gute Hechtsuppe ist stark gepfeffert und scharf gesalzen; mit der Redensart will man die Schärfe der Hiebe andeuten.“ (Frischbier, H[ermann]: Preußische Sprichwörter und volksthümliche Redensarten. 2. Aufl. Berlin 1865, S. 10, Nr. 95), in verkürzter Form erklärt bei Frischbier, H[ermann]: Preussisches Wörterbuch. Ost- und westpreussische Provinzialismen in alphabetischer Folge. Band 1: A–K, Berlin 1882, S. 278.
  11. Vgl. dazu die Ausführungen im Mecklenburgischen Wörterbuch: „mit Meerrettich und Pfeffer bereitete Hechtsuppe, ihre Schärfe veranlaßt die Wendung: dat treckt as Hääktsupp“ (Wossidlo-Teuchert: Mecklenburgisches Wörterbuch. Im Auftrage der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin aus den Sammlungen Richard Wossidlos und aus eigenen Ergänzungen bearbeitet und herausgegeben von Hermann Teuchert. 3. band: G bis jüütsch, Berlin, Neumünster (= Unveränderter, verkleinerter Nachdruck, Neumünster 1996), Sp. 338).
  12. Anonym: Reformirter Friedens-Curirer / oder Betrachtung uͤber den unzeitigen neuen Friedens-Curirer […]. Germanstadt 1674, S. Ciij. Daneben gibt es noch andere Drucke ohne Ortsangabe oder mit dem ebenfalls erfundenen Erscheinungsort „Verona“ mit jeweils abweichender Seitenzahl.
  13. W. Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. dtv, München 1995, S. 607
  14. Alfred Klepsch: Westjiddisches Wörterbuch. De Gruyter, Berlin 2011, S. 635–636. s. v. Gnasd.
  15. Heidi Stern: Wörterbuch zum jiddischen Lehnwortschatz in den deutschen Dialekten. De Gruyter, Berlin 2013, S. 113–114, s. v. Knast
  16. Bei Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, dtv München 1995, S. 723 anders erklärt (lautmalerisch aus spätmhd. und frühneuhochd. koppen, koppeln etc.)
  17. Masche – Schreibung, Definition, Bedeutung, Etymologie, Synonyme, Beispiele. Abgerufen am 27. Januar 2024.
  18. Masen. in der Datenbank zur deutschen Sprache in Österreich (Seite abgerufen am 10. April 2008)
  19. Wilhelm Gesenius: Hebräisches und aramäisches Handwörterbuch. unveränderter Nachdruck der 1915 erschienenen 17. Auflage. Springer-Verlag, Heidelberg 1962.
  20. mosern – Schreibung, Definition, Bedeutung, Etymologie, Synonyme, Beispiele. 9. Mai 2023, abgerufen am 27. Januar 2024.
  21. stammt möglicherweise auch von mhd. râm
  22. Rewag. (Memento des Originals vom 20. März 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ostarrichi.org im deutsch-österreichischen Wörterbuch auf Ostarrichi.org (Seite abgerufen am 12. Mai 2008)
  23. Risches in: Hans Peter Althaus: Kleines Lexikon deutscher Wörter jiddischer Herkunft (abgerufen am 17. Juni 2018)
  24. Schmonzes – Schreibung, Definition, Bedeutung, Etymologie, Synonyme, Beispiele. November 2022, abgerufen am 27. Januar 2024.
  25. Tacheles reden im Wiktionary
  26. Frank van Gemert u. a.: Street Gangs, Migration and Ethnicity. Willan, 2008, ISBN 978-1-84392-396-1, S. 88.
  27. Simon Reynolds: Generation ecstasy. Routledge, 1999, ISBN 0-415-92373-5, S. 227.
  28. Lemma gabber in: Marlies Philippa et al.: Etymologisch Woordenboek van het Nederlands. Amsterdam University Press, Amsterdam 2003–2009.