Zusmarshausen – Wikipedia
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 48° 24′ N, 10° 36′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Schwaben | |
Landkreis: | Augsburg | |
Höhe: | 466 m ü. NHN | |
Fläche: | 68,6 km2 | |
Einwohner: | 6620 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 97 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 86441 | |
Vorwahl: | 08291 | |
Kfz-Kennzeichen: | A, SMÜ, WER | |
Gemeindeschlüssel: | 09 7 72 223 | |
LOCODE: | DE ZUS | |
Marktgliederung: | 15 Gemeindeteile | |
Adresse der Marktverwaltung: | Schulstr. 2 86441 Zusmarshausen | |
Website: | www.zusmarshausen.de | |
Erster Bürgermeister: | Bernhard Uhl (CSU) | |
Lage des Marktes Zusmarshausen im Landkreis Augsburg | ||
Zusmarshausen ist ein Markt im schwäbischen Landkreis Augsburg in Bayern mit einer Autobahnanschlussstelle an der Bundesautobahn 8.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Geographische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zusmarshausen liegt an der Zusam, kurz vor der Mündung der Roth und westlich des Rothsees. Die Staatsstraße 2510 führt durch den Ort. Augsburg liegt 23 Kilometer östlich von Zusmarshausen.
Gliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gemeinde hat 15 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]
- Gabelbach (Pfarrdorf)
- mit Kleinried (Weiler)
- mit Rücklenmühle (Einöde)
- Gabelbachergreut (Pfarrdorf)
- Steinekirch (Pfarrdorf)
- mit Wolfsberg (Weiler)
- Streitheim (Pfarrdorf)
- mit Lüftenberg (Einöde)
- mit Weilerhof (Einöde)
- Vallried (Dorf)
- Wollbach (Pfarrdorf)
- Wörleschwang (Pfarrdorf)
- Zusmarshausen (Hauptort)
- mit Friedensdorf (Siedlung)
- mit Salenbach (Einöde)
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bis zur Gemeindegründung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Region um Zusmarshausen wurde spätestens seit der mittleren Altsteinzeit aufgesucht, wie der 2008 gefundene Faustkeil von Wörleschwang beweist, der von einem Neandertaler hergestellt worden sein dürfte.[4]
Die Entstehung des Ortes vermutet man im 7. oder 8. Jahrhundert. Zusmarshausen wurde urkundlich erstmals durch König Arnulf im Jahr 892 erwähnt. Während der Zeit der Stammesherzogtümer lag Zusmarshausen im Herzogtum Schwaben. Im Jahre 1295 wurde die Gemeinde zum Markt erhoben.
Mit der Schlacht bei Zusmarshausen fand am 17. Mai 1648 das letzte größere Gefecht des Dreißigjährigen Krieges statt. Heute erinnert das Logo der ortsansässigen Brauerei Schwarzbräu, ein Fahnenschwinger aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, sowie die Biersortenbezeichnung „Schwedenpils“ an die Bedeutung der damaligen Ereignisse für den Ort. Im Jahr 1684 erhielt der Ort eine Poststation an der Straße Paris – Wien.
Mit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 kamen Zusmarshausen vom Hochstift Augsburg und die heutigen Ortsteile Gabelbachergreut und Steinekirch vom Domkapitel Augsburg zu Bayern. Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Gemeinde.
Kreiszugehörigkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von 1862 bis 1929 gehörte Zusmarshausen zum Bezirksamt Zusmarshausen und ab 1929 zum Bezirksamt Augsburg, das seit 1939 als Landkreis Augsburg bezeichnet wird.
Etymologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Siedlungsname ist 892 als Zusemarohuson, 1239 als Zusemeshusen, 1246 als Zvsmarshvsen, 1345 als Zusmerhausen, 1654 als Zusmershausen und seit 1792 als Zusmarshausen bezeugt. Der Namensteil hausen ist die althochdeutsche Pluralform des Wortes für „Gebäude“ oder „Haus“. Das Bestimmungswort ist eine Ableitung des Flussnamens Zusam, die „die Leute an der Zusam“ meint.[5]
Eingemeindungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurden am 1. Oktober 1976 die Gemeinden Steinekirch, Vallried und Wörleschwang eingegliedert. Gabelbach, Gabelbachergreut, Horgau und Wollbach sowie Gebietsteile der aufgelösten Gemeinde Streitheim kamen am 1. Mai 1978 hinzu.[6]
Ausgliederungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach jahrelangem Widerstand der Bevölkerung wurde die Gemeinde Horgau durch das Urteil des Bayerischen Verfassungsgerichtshofes am 27. Oktober 1983 wieder eine selbständige Gemeinde. Der neu gewählte Gemeinderat nahm am 1. Mai 1984 seine Arbeit auf.
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 4856 auf 6378 um 1522 Einwohner bzw. um 31,3 %.
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemeinderat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Marktgemeinderat hat 20 Mitglieder (Stand Kommunalwahl 2020):[7]
- CSU: 8 Sitze (40,9 %)
- Freie Wählervereinigung: 7 Sitze (35,3 %)
- Bürgerliste Zusmarshausen: 5 Sitze (23,8 %)
Bürgermeister
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bernhard Uhl (CSU) ist seit 2014 Erster Bürgermeister; dieser wurde am 15. März 2020 mit 63,6 % der Stimmen wieder gewählt. Sein Vorgänger war Albert Lettinger (FWV) (1996–2014).
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Blasonierung: „In Rot auf grünem Boden ein kapellenartiges silbernes Haus mit blauem Dach, aus dessen offenem Tor ein silberner Bach fließt.“[8] | |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Ruine der hochmittelalterlichen Burg Wolfsberg aus dem 10. Jahrhundert findet man oberhalb des Ortsteils Steinekirch. Auf dem Antoniberg liegt eine rätselhafte Wallanlage. Ihr Ursprung ist Gegenstand vieler archäologischer Spekulationen.
Schloss Zusmarshausen wurde 1505 von Fürstbischof Heinrich IV. von Lichtenau als Sitz des bischöflichen Pflegamtes erbaut. Es blieb bis zur Säkularisation im Besitz des Hochstifts Augsburg.
Unter dem gemeinsamen Dach von ZusKultur werden in Zusmarshausen Kulturveranstaltungen organisiert.[9]
Eine Volkssternwarte und ein Planetarium befinden sich im Gemeindeteil Streitheim. Die Sternwarte wurde am Tag der totalen Sonnenfinsternis, dem 11. August 1999, eröffnet.[10] Eine „Astronomische Pergola“ bietet Einblicke in aktuelle Himmelsereignisse und liegt am Rundwanderweg an der Sternwarte.
Schulen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Schulverband Zusmarshausen besteht aus den Grundschulen in Altenmünster, Horgau und Zusmarshausen, deren Schüler dann auf eines der Gymnasien in der Umgebung, die Realschule Zusmarshausen oder die Mittelschule Zusmarshausen (mit Mittlere-Reife-Zug-Angebot) wechseln.
Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Zusmarshausen befindet sich unter anderem der Hauptsitz des Fahrzeugzubehör-Herstellers Sortimo. Der Forstbetrieb Zusmarshausen von den Bayerischen Staatsforsten bewirtschaftet den Staatswald in der Region.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jakob Henrichmann (um 1482–1561), Humanist, Jurist und Geistlicher, von 1521 bis mindestens 1541 Pfarrer von Zusmarshausen
- Ludwig Lauk (* 1816), deutscher Mediziner, 1840–1843 Assistenzarzt der Chirurgischen Universitätsklinik in Würzburg, Arzt in Zusmarshausen[11]
- Ulrich Zusemschneider († 1632), katholischer Pfarrer in Biberbach
- Lorenz Gleich (1798–1865), Militärarzt, Protagonist der Naturheilkunde und Wasserheilkundler
- Adolf Krazer (1858–1926), Mathematiker
- Leonhard Baumeister (1904–1972), Politiker (CSU)
- Ambros Rueß (1916–2009), Biologe, Abt von Schäftlarn 1963–1973
- Maria Lang (1945–2014), Filmemacherin, Schriftstellerin, Filmkuratorin, Feministin und lesbische Aktivistin
- Ulrich Höfer (* 1957), Physiker und Hochschullehrer
- Franz Kanefzky (* 1964), Hornist und Komponist
- Raif Husić (* 1996), Fußballspieler
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Martin Zeiller: Zußmerhausen. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Sueviae (= Topographia Germaniae. Band 2). 1. Auflage. Matthaeus Merian, Frankfurt am Main 1643, S. 225 (Volltext [Wikisource]).
- Leonhard Both, Franz Helmschrott: Zusmarshausen – Heimatbuch einer schwäbischen Marktgemeinde. Weißenhorn 1979.
- Geschichte eines schwäbischen Marktorts – Dauerausstellung des Museums Zusmarshausen. Zusmarshausen 2002.
- Joachim Jahn: Augsburg Land (= Historischer Atlas von Bayern. Teil Schwaben, Heft 11). München 1984, ISBN 3-7696-9924-6, S. 225–246 (Digitalisat).
- Walter Pötzl: So lebten unsere Urgroßeltern – Die Berichte der Amtsärzte der Landgerichte Göggingen, Schwabmünchen, Zusmarshausen und Wertingen (= Beiträge zur Heimatkunde des Landkreises Augsburg. Band 10). Augsburg 1998, ISBN 3-925549-05-6.
- Walter Pötzl (Hrsg.): Zusmarshausen – Markt, Pflegamt, Landgericht und Bezirksamt. Zusmarshausen 1992.
- Jürgen Schmid: Zum Beispiel: Ortskernsanierung in Zusmarshausen – ein Beitrag zum europaweiten „Tag des offenen Denkmals“ am 20. September 1998. Zusmarshausen 1998
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Markt Zusmarshausen
- Ortsplan von Zusmarshausen und seinen Ortsteilen
- Zusmarshausen: Amtliche Statistik des Bayerischen Landesamtes für Statistik (PDF; 1,23 MB)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Genesis-Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ Gemeinde Zusmarshausen in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 19. August 2019.
- ↑ Gemeinde Zusmarshausen, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 10. Dezember 2021.
- ↑ Leif Steguweit (2008), Ein Faustkeil von Wörleschwang (Gde. Zusmarshausen, Lkr. Augsburg). Archäologie in Bayerisch-Schwaben 2, 18–22.
- ↑ Wolf-Armin Frhr. von Reitzenstein: Lexikon bayerischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Verlag C. H. Beck, München 1991, ISBN 3-406-35330-4.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 767 und 768 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Ergebnisse Gemeinderatswahl Zusmarshausen. Archiviert vom am 3. August 2020; abgerufen am 16. März 2020.
- ↑ Eintrag zum Wappen von Zusmarshausen in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- ↑ Markt Zusmarshausen - Kulturkreis - ZusKultur. Abgerufen am 27. Oktober 2022.
- ↑ Volkssternwarte im Gemeindeteil Streitheim
- ↑ Andreas Mettenleiter: Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Würzburg anlässlich der 425jährigen Wiederkehr der Grundsteinlegung. Stiftung Juliusspital Würzburg, Würzburg 2001, ISBN 3-933964-04-0, S. 785 und 831.