Zweinutzungshuhn – Wikipedia

Ein Zweinutzungshuhn ist eine Rasse oder Kreuzung des Haushuhns, die sowohl zum Eierlegen als auch zum Schlachten gehalten werden kann.[1] Es handelt sich somit um die Anwendung des Konzepts der Zweinutzungsrasse in der Hühnerzucht. Eine genaue Definition von gelegten Eiern pro Jahr, Endgewicht oder Wachstumsgeschwindigkeit gibt es nicht.

Die traditionelle Nutzhühnerzucht betreibt grundsätzlich eine Kombination von Fleisch- und Eierproduktion. Im präindustriellen Zeitalter betraf es in der Regel kleindimensionierte Viehwirtschaft mit lokalen Hühnerrassen ohne gezielte Zuchtprogramme. Im Rahmen der Industrialisierung kam es zur Entwicklung großer Zuchtanlagen und einer entsprechenden Trennung von Lege- und Mastrassen. Dies resultierte in der aktuellen Situation, wo Hybridhühner in großen Hallen entweder für Fleisch- oder für Eierproduktion gehalten werden.

Aktuelle Entwicklung des Zweinutzungskonzeptes

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Hintergrund des Zweinutzungskonzepts liegt in der Problematik der bestehenden konventionellen Hühnerzucht. Für männliche Küken aus Hybridrassen gibt es keinen Markt, da diese keine Eier legen können und als Masthähnchen zu langsam wachsen sowie einen hohen Nahrungsbedarf haben. Deshalb werden die Küken innerhalb weniger Stunden nach dem Schlüpfen getötet.[2] Zweinutzungshühnerzucht stellt eine Alternative zu dieser konventionellen Hybridhühnerzucht dar.[3] Selektiert wird bei der Zucht nicht einseitig auf Lege- oder Schlachtleistung, sondern auf ein ausgeglichenes Verhältnis dieser, das die Nutzung der weibliche Küken als Legehennen und der männlichen Küken zur Mast ermöglicht.[4]

Bei der Nutzung männlicher Legehybriden als Stubenküken besteht aufgrund des besseren Fleischgeschmacks durchaus ein Potential bei der Vermarktung.[5]

Durch die Verwendung von Zweinutzungshühnern soll die Problematik der männlichen „Eintagsküken“ in der Geflügelindustrie vermindert werden, da männliche Küken nicht wie üblich direkt nach dem Schlüpfen getötet werden, sondern für eine Fleischnutzung Verwendung finden.

Eine Studie zeigte zudem, dass bei der Rasse Lohmann Dual auch die Verhaltensstörungen (Federpicken, Kannibalismus) abnahmen.[6]

Marktentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • In der Schweiz hat Coop 2014 einen Versuch mit Zweinutzungshühnern gestartet.[7] 2019 machten schweizweit rund zehn Betriebe mit.[8] Bio Suisse hat an der Delegiertenversammlung im November 2021 das Ende des Kükentötens, die Nutzung des Zweinutzungshuhns und ein Verbot der Geschlechtsbestimmung im Ei ab 2026 beschlossen.[9]

Typische Zweinutzungshühner

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Niederrheiner (Blausperber)

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Was ist ein Zweinutzungshuhn, abgerufen am 13. Dezember 2012
  2. Henning Biedermann. Das neue Zweinutzungshuhn (Memento vom 26. Dezember 2013 im Internet Archive). Webseite. Abgerufen am 4. Juni 2014.
  3. Hessischer Rundfunk: Zweinutzungshuhn: Tiere für Fleisch und Ei. (Memento vom 15. April 2012 im Internet Archive)
  4. Christian Hetzenecker. Zweinutzungshuhn LesBleues. (Memento des Originals vom 6. Februar 2013 im Webarchiv archive.today)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hetzenecker-kueken.de (13. Dezember 2012)
  5. M Koenig, G Hahn, K Damme und M Schmutz: Nutzung männlicher Legehybriden als Stubenküken@1@2Vorlage:Toter Link/www.bioland.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 422 kB).
  6. Studie: Legehennen einer Zweinutzungsrasse zeigen weniger Verhaltensstörungen. In: bauernzeitung.ch. 3. November 2020, abgerufen am 3. November 2020.
  7. Aussortiert und weggeworfen – Nur einige Nischenanbieter beenden das Kükentöten. In: srf.ch, 29. März 2018, abgerufen am 29. März 2018.
  8. Pilotprojekte zur Förderung des Tierwohls. In: taten-statt-worte.ch. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. April 2019; abgerufen am 16. April 2019.
  9. Tierwohl bei Eierproduktion – Bio Suisse beschliesst: Kükentöten soll ab 2026 ein Ende haben. In: srf.ch, 17. November 2021, abgerufen am 17. November 2021.
  10. Beschreibung der Zucht von Kollbecksmoorhühnern durch die Initiative zur Erhaltung alter Geflügelrassen, abgerufen am 7. Februar 2017