Vizekanzler (Österreich) – Wikipedia
Vizekanzler der Republik Österreich | |
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Wappen der Republik Österreich | |
Flagge Österreichs | |
Amtierend vakant | |
Amtssitz | wenn nicht gleichzeitig Minister: Bundeskanzleramt |
Stellvertreter von | Bundeskanzler der Republik Österreich |
Ernennung durch | Bundespräsident auf Vorschlag des Bundeskanzlers |
Schaffung des Amtes | 1. Oktober 1920 (Bundesverfassung) 10. November 1920 (in Kraft getreten) |
Website | bundeskanzleramt.gv.at |
Der Vizekanzler der Republik Österreich der Republik Österreich vertritt den Bundeskanzler während dessen Abwesenheit. In Koalitionsregierungen erhob die mandatsschwächere Partei zumeist Anspruch auf die Funktion des Vizekanzlers.
Zum Amt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Vizekanzler nach der Bundesverfassung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Vertretungsbefugnis des Vizekanzlers wird seit 10. November 1920 durch die österreichische Bundesverfassung in Art. 69 Abs. 2 des Bundes-Verfassungsgesetzes (B-VG) geregelt:
- Der Vizekanzler ist zur Vertretung des Bundeskanzlers in dessen gesamtem Wirkungsbereich berufen. Sind der Bundeskanzler und der Vizekanzler gleichzeitig verhindert, so wird der Bundeskanzler durch das dienstälteste, bei gleichem Dienstalter durch das an Jahren älteste, nicht verhinderte Mitglied der Bundesregierung vertreten.
Der Vizekanzler ist, wie der Bundeskanzler, den anderen Bundesministern rechtlich gleichgestellt beziehungsweise einer der ihren.[1]
Schon in der Ersten Republik und in den ersten 25 Jahren der Zweiten Republik leiteten die Vizekanzler oft gleichzeitig Ministerien, so z. B. Ferdinand Hanusch das Sozialressort, Johann Schober das Innenministerium, Carl Vaugoin das Heeresressort und Fritz Bock das Handelsministerium. War dies in den Jahren der großen Koalition nicht der Fall, leitete der Vizekanzler Teile des Bundeskanzleramts. Seit 1991 war jeder Vizekanzler gleichzeitig Ressortchef.
Vizekanzler vor der Bundesverfassung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1918 bestand in der Staatsregierung Renner I, der ersten des neuen Staates, keine Vertretung für den Staatskanzler, da dieser anfangs als Hilfsorgan für das dreiköpfige Staatsratspräsidium fungierte; die drei Präsidenten wechselten einander wöchentlich ab, je einer führte im Haus (= Provisorische Nationalversammlung), im Rat (= Staatsrat) und im Kabinett (= Staatsregierung) den Vorsitz.
Für die Staatsregierungen Renner II und III sowie Mayr I, 1919/20, wurde von der Nationalversammlung, ihrem Gesetz über die Staatsregierung vom 14. März 1919 folgend,[2] jeweils auch ein Vizekanzler gewählt. Er konnte gleichzeitig Leiter eines Ressorts sein.
In der Provisorischen Staatsregierung Renner 1945, die ohne Parlament und vor Wiederinkraftsetzung der Bundesverfassung agierte, wurde der Staatskanzler von den drei politischen, der Staatskanzlei zugeordneten Staatssekretären (so wurden in dieser Regierung die Minister bezeichnet) vertreten; je einer kam von ÖVP, SPÖ und KPÖ. Dieser Stellvertretungsfunktion entsprechend, die der eines Vizekanzlers entsprach, soll sich Johann Koplenig, 1945 KPÖ-Staatssekretär im Politischen Kabinettsrat, rückblickend als ehemaligen Vizekanzler bezeichnet haben. Ein formeller Titel Vizekanzler bestand 1945 jedoch nicht.
Vizekanzler der Republik Österreich
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erste Republik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]von | bis | Tage | Name | Partei | Anmerkung |
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15.03.1919 | 26.04.1920 | 408 | Jodok Fink | CS | Vizekanzler der Staatsregierung |
07.07.1920 | 22.10.1920 | 107 | Ferdinand Hanusch | SDAPÖ | Staatssekretär und „Stellvertreter im Vorsitze im Kabinett“ |
22.10.1920 | 20.11.1920 | 29 | Eduard Heinl | CS | Staatssekretär und „Stellvertreter im Vorsitze im Kabinett“, seit 10. Nov. 1920 Vizekanzler |
20.11.1920 | 31.05.1922 | 557 | Walter Breisky | CS | |
31.05.1922 | 20.11.1924 | 904 | Felix Frank | GDVP | |
20.11.1924 | 20.10.1926 | 699 | Leopold Waber | GDVP | |
20.10.1926 | 19.05.1927 | 211 | Franz Dinghofer | GDVP | |
19.05.1927 | 04.05.1929 | 716 | Karl Hartleb | Landbund | |
04.05.1929 | 26.09.1929 | 145 | Vinzenz Schumy | Landbund | |
26.09.1929 | 30.09.1930 | 369 | Carl Vaugoin | CS | |
30.09.1930 | 04.12.1930 | 65 | Richard Schmitz | CS | |
04.12.1930 | 29.01.1932 | 421 | Johann Schober | CS | |
29.01.1932 | 21.09.1933 | 601 | Franz Winkler | Landbund | ab 5. März 1933 ohne Kontrolle durch den Nationalrat |
21.09.1933 | 01.05.1934 | 222 | Emil Fey | Heimatblock | ohne Kontrolle durch den Nationalrat, seit 12. Februar 1934 Diktatur (Ständestaat) |
01.05.1934 | 14.05.1936 | 421 | Ernst Rüdiger Starhemberg | VF | Diktatur (Ständestaat) |
14.05.1936 | 03.11.1936 | 173 | Eduard Baar-Baarenfels | VF | Diktatur (Ständestaat) |
03.11.1936 | 11.03.1938 | 493 | Ludwig Hülgerth | VF | Diktatur (Ständestaat) |
11.03.1938 | 13.03.1938 | 2 | Edmund Glaise-Horstenau | NSDAP | Diktatur („Anschluss“) |
Zweite Republik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zeitleiste der Vizekanzler (seit 1945)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Zeitungsartikel über Vizekanzler in den Historischen Pressearchiven der ZBW
- Eintrag zu Vizekanzler (Österreich) im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Bundesregierungen seit 1918, parlament.gv.at
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Dies gilt, obwohl in der Bundesverfassung, Art. 19 Abs 1 B-VG diese beiden Regierungsämter nicht eigens genannt sind: „Die obersten Organe der Vollziehung sind der Bundespräsident, die Bundesminister und Staatssekretäre sowie die Mitglieder der Landesregierungen.“
- ↑ Staatsgesetzblatt (StGBl) Nr. 180/1919, S. 407 ff.
- ↑ Bis 20. Dezember 1945 wurden die Ressortchefs als Staatssekretäre bezeichnet, die heutigen Staatssekretäre als Unterstaatssekretäre.
- ↑ Maria Sterkl: Warum es keinen Vizekanzler mehr gibt. Clemens Jabloner ist nur noch Justizminister, muss Kanzlerin Brigitte Bierlein aber weiterhin vertreten. In: derstandard.at, 7. Oktober 2020: „Seit 1. Oktober ist Clemens Jabloner nur noch Justizminister, die Funktion des Vizekanzlers wird es erst wieder nach Angelobung der nächsten Bundesregierung geben. Das sei in dem Fall, dass eine Regierung mit der Fortführung der Amtsgeschäfte beauftragt wird, ‚ganz normal‘, heißt es in der Bundespräsidentschaftskanzlei.“