Česká Lípa – Wikipedia

Česká Lípa
Wappen von Česká Lípa
Česká Lípa (Tschechien)
Česká Lípa (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Historischer Landesteil: Böhmen
Region: Liberecký kraj
Bezirk: Česká Lípa
Fläche: 6609,6322[1] ha
Geographische Lage: 50° 41′ N, 14° 32′ OKoordinaten: 50° 41′ 12″ N, 14° 32′ 13″ O
Höhe: 258 m n.m.
Einwohner: 37.262 (1. Jan. 2023)[2]
Postleitzahl: 470 01
Kfz-Kennzeichen: L
Verkehr
Straße: Fernverkehrsstraße I/9
Bahnanschluss: 080 Bakov nad Jizerou–Ebersbach
081 Děčín–Česká Lípa
086 Liberec–Česká Lípa
087 Lovosice–Česká Lípa
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 15
Verwaltung
Bürgermeister: Jitka Volfová (Stand: 2018)
Adresse: nám. T. G. Masaryka 1
470 01 Česká Lípa
Gemeindenummer: 561380
Website: www.mucl.cz
Lage von Česká Lípa im Bezirk Česká Lípa

Česká Lípa (deutsch Böhmisch Leipa, kurz auch Leipa) ist eine Stadt im Liberecký kraj im Norden Tschechiens.

Luftbild des Stadtgebiets (2006)

Geographische Lage

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Die Stadt liegt 263 m über dem Meeresspiegel am Fluss Ploučnice (Polzen), in den am westlichen Stadtrand die Bäche Šporka (Rohnbach) und Robečský potok (Robitzer Bach) einmünden.

Stadtgliederung

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Die Stadt Česká Lípa besteht aus den Ortsteilen Častolovice (Schaßlowitz), Česká Lípa (Böhmisch Leipa), Dobranov (Dobern), Dolní Libchava (Niederliebich), Dubice (Klein Eicha), Heřmaničky (Hermsdorf), Lada (Jägersdorf), Manušice (Manisch), Okřešice (Aschendorf), Písečná (Pießnig), Stará Lípa (Altleipa), Vítkov (Leskenthal), Vlčí Důl (Wolfsthal) und Žizníkov (Schießnig).[3]

Grundsiedlungseinheiten sind Častolovice, Česká Lípa-historické jádro, Dobranov, Dolní Libchava, Dolní Špičák (Niederspitzberg), Dubice, Dubická, Heřmaničky, Holý vrch (Kahlenberg), Horní Špičák (Oberspitzberg), K Manušicím, Ke Stružnici, Kopeček (Harzt), Lada, Manušice, Městský park (Stadtpark), Na Bídě (Elend), Nádražní, Nový Žizníkov, Obecní les, Okřešice, Písečná, Pod Holým vrchem, Poříčí, Průmyslový obvod, Rasova Hůrka, Robeč (Robitz), Sídliště Lada, Sídliště Sever, Sídliště Střelnice, Slovanka, Smetanovo nábřeží, Stará Lípa, Střední Špičák (Mittelspitzberg), Svárov (Schwora), Špičák (Spitzberg), U hřbitova, U Libchavy, U nemocnice, U Okřešického rybníka, U panelárny, U stadiónu, U staré cihelny, Vítkov, Vlčí Důl, Vřesoviště, Za Starou Lípou und Žizníkov.[4]

Das Gemeindegebiet gliedert sich in die Katastralbezirke Častolovice u České Lípy, Česká Lípa, Dobranov, Dolní Libchava, Dubice u České Lípy, Heřmaničky u Dobranova, Lada, Manušice, Okřešice u České Lípy, Písečná u Dobranova, Stará Lípa, Vítkov u Dobranova, Vlčí Důl und Žizníkov.[5]

Historische Altstadt mit dem Rathaus

Name

Der Name Česká Lípa leitet sich von dem alten böhmischen Adelsgeschlecht von Leipa (tschechisch z Lipé) bzw. dem tschechischen Wort Lípa für Linde ab.

Die Stadt war ursprünglich eine kleine Siedlung im Besitz der Herren von Leipa. Sie erhielt 1381 Stadtrechte. Die Stadt gehörte wechselnden Herrschaftsinhabern, darunter Albrecht von Wallenstein. Neben dem Schloss Nový Zámek war die Herrschaft Leipa die einzige seiner zahlreichen Besitzungen (Herzogtum Friedland, Herzogtum Sagan, Herzogtum Glogau, Herzogtum Mecklenburg), die seiner Witwe Katharina, geborenen Gräfin Harrach, als Witwensitz belassen wurde; die einzige Tochter, Prinzessin Maria Elisabeth von Friedland (1626–1662), ehelichte 1645 Rudolf Freiherrn von Kaunitz, wodurch Leipa bis 1848 in den Besitz der Familie Kaunitz kam.

1850 wurde Böhmisch Leipa zur Bezirksstadt und zu einem Eisenbahnknotenpunkt in der Monarchie Österreich-Ungarn. Des Weiteren befand sich der Sitz des Gerichtsbezirks Böhmisch Leipa in der Stadt. Seit 1864 verfügte die Stadt über eine staatliche Realschule.[6] Am Ende des 19. Jahrhunderts hatte Böhmisch Leipa mehrere industrielle Produktionsbetriebe, darunter auch eine Pianofabrik, und außer einer Oberrealschule auch ein Gymnasium.[7]

Nach dem Ersten Weltkrieg fiel der Ort 1918 an die Tschechoslowakei aufgrund des Vertrags von Saint-Germain. Durch das Münchner Abkommen wurde die Stadt 1938 bis 1945 als Teil des neu gegründeten Reichsgaus Sudetenland[8] dem Deutschen Reich eingegliedert. Sie war Sitz des Landkreises Böhmisch Leipa im Reichsgau Sudetenland, Regierungsbezirk Aussig.

Während der Novemberpogrome 1938 wurde die Synagoge in Leipa durch die nun an der Macht sitzenden Nazis in Brand gesetzt und die Straße, an der sie sich befand, in Stürmergasse umbenannt. Da der erste Brand gelöscht wurde, folgte eine neue Brandstiftung am Tag darauf. Diese zerstörte die Synagoge. Die Mauerüberreste wurden 1941 abgetragen. Auch die beiden jüdischen Friedhöfe wurden teilweise zerstört. 225 Juden aus Leipa wurden Opfer des Holocaust.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs im Mai 1945 wurde ein Großteil der deutschböhmischen Bevölkerung 1945 bis 1946 vertrieben, unter Berufung auf die Beneš-Dekrete enteignet und zum Verlassen der Stadt gezwungen.

Viele Neubürger aus Mittelböhmen und der Slowakei, sogenannte „Repatrianten“, und Roma siedelten sich in der Nachkriegszeit hier an.


Bürgermeister (1850 bis 1945)[9]

   1850–1858 Josef Scheiner

   1858–1867 Anton Zinke

   1867–1883 Josef Schönfeld

   1883–1884 Adolf Knötgen

   1884–1885 Josef Kutzer

   1885–1895 Ferdinand Bartel

   1895–1915 Friedrich Bredschneider

   1915–1919 Emil Rotsch

   1919–1923 Adolf Knöchel

   1923–1931 Emil Rotsch

   1931–1938 W. L. Wiesner

   1938–1945 Josef Turner

   1945–1946 Josef Ládr

Bürgermeister (seit 1989)

   1986–1989 František Dvořák

   1990      Jaromír Štrumfa

   1990–1997 Zdeněk Pokorný

   1997–1998 Jiří Pazourek

   1998–2005 Petr Skokan

   2005–2014 Hana Moudrá

   2014–2018 Romana Žatecká

   seit 2018 Jitka Volfová

Bis 1945 war Böhmisch Leipa überwiegend von Deutschböhmen besiedelt, die vertrieben wurden.

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1830 05.804 in 700 Häusern, darunter 639 Juden (in 21 Häusern)[10][11]
1857 08.442 am 31. Oktober[12]
1900 09.217 (als Gemeinde 10.731) fast ausschließlich deutsche Einwohner[7]
1910 09.916 darunter 495 Tschechen[13]
1930 13.714 darunter 3.081 Tschechen[13]
1939 11.963 darunter 1.089 Evangelische, 10.306 Katholiken, 114 sonstige Christen und 22 Juden[13]

Bevölkerungsentwicklung nach Ende des Zweiten Weltkriegs[14]

(Stand: 31.12. des jeweiligen Jahres)

Jahr Einwohner
1947 12.031
1950 11.889
1960 14.132
1970 17.003
1980 24.915
Jahr Einwohner
1990 40.985
2000 39.914
2010 37.878
2020 37.361
2022 37.262

Städtepartnerschaften

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Česká Lípa unterhält Städtepartnerschaften mit:[15]

Sehenswürdigkeiten

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Kloster
Rotes Haus
Maria-Magdalenen-Kirche
Wasserburg Lipý
  • Augustinerkloster, gegründet im Jahre 1627 von Albrecht von Waldstein, genannt Wallenstein, an der Stelle eines kleinen Schlosses der Adelsfamilie Berka von Dubá, gemeinsam mit der Gründung einer Lateinschule. In der Mitte des Kreuzganges befindet sich eine Loretokapelle aus dem Jahr 1698. In der Achse des westlichen Flügels des Kreuzganges befindet sich die ehemalige Kapelle der Heiligen Dreifaltigkeit mit einem Altarbild von Ignaz Raab. Im Kloster befinden sich heute ein Heimatmuseum und Galerie mit Sammlungsstücken der Heimatforscher Franz Hantschel und Anton Amand Paudler.
  • Historisches Zentrum, Marktplatz mit erhaltener historischer Bebauung, mit Springbrunnen und Pestsäule der Heiligsten Dreifaltigkeit mit Statuen des Zittauer Bildhauers J. Ch. Ulrich aus dem Jahr 1681.
  • Städtischer Park, angelegt im Jahre 1875, mit sieben Hektar einer der größten Parks in Böhmen
  • Kirche der Kreuzerhöhung, einschiffiger gotischer Bau mit fünfseitiger Vorhalle und Zeltdach aus dem Jahre 1385 und Hauptaltar aus dem Jahre 1697. An der Südseite ein gotisches Portal mit Wappen des Geschlechts Berka von Duba und Leipa.
  • Maria-Magdalenen-Kirche aus dem 13. Jahrhundert. An der Nordseite der Kirche befindet sich die barocke Propstei.
  • Renaissance-Lustschloss, Rotes Haus, ehemaliges Jagdschloss aus dem Jahre 1583, erbaut von Dietrich Georg Berka von Duba. Im Jahre 1883 wurde das Schloss von Professor Steffen stilvoll restauriert. Die inneren Wandgemälde wurden größtenteils vernichtet, an der Stirnfassade ein Streifen mit Jagdszenen und Säulengalerie mit Männer- und Frauenköpfen – der mittlere Kopf stellt wohl den Dichter Dante dar.
  • Burg Lipý, Wasserburg aus dem 13. Jahrhundert, erhalten sind lediglich ein Teil des Mauerwerks und zwei gotische Tore. Die Burg wurde im 15. und 17. Jahrhundert als Schloss im Renaissance-Stil umgebaut, diente später als Zuckerfabrik und wurde in den 1950er Jahren gesprengt.
  • Bewegliches Klappenwehr am Polzen-Fluss, mitten in der Stadt, errichtet im Jahre 1910 nach einer Konstruktion von J. Záhorský.
  • Alter Jüdischer Friedhof von 1479 und Neuer Jüdischer Friedhof von 1905 (1983 wurde dieser Friedhof abgebrochen). Der älteste Grabstein befand sich an der Ostfront des alten Friedhofs. Unter den vielen wertvollen Grabsteinen ist die Pyramidensäule aus schwarzem Granit besonders denkwürdig: Sie bezeichnet die letzte Ruhestätte 32 jüdischer Opfer mit ihrem Rabbiner, die bei einem Überfall im Jahre 1745 von Panduren barbarisch zu Tode gefoltert worden waren. Am Ort der 1938 zerstörten Synagoge von Česká Lípa befindet sich ein Gedenkstein.

Eine Tradition seit 1918 hat in der Stadt der Schienenfahrzeugbau. In der Stadt hat das Unternehmen Alstom Czech Republic seinen Sitz. Historisch wurden unter unterschiedlichen Unternehmen Straßenbahnfahrzeuge, Personen- und Güterwagen produziert. Ab etwa 1950 konzentrierte sich das Werk auf den Bau von Güterwagen. Die Privatisierung überstand das Werk. Gebaut werden Wagenkästen für Reisezug- und Triebwagen, welche anderen Werken dann zugeliefert werden. 2022 war das Werk mit rund 1100 Betriebszugehörigen einer der größten Arbeitgeber in der Stadt.

Eisenbahnverkehr

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Die Stadt ist seit 1867 an das Eisenbahnverkehrsnetz angeschlossen. Heute gibt es an der Bahnstrecke Bakov nad Jizerou–Ebersbach zwei Haltestellen, den Bahnhof „Česká Lípa hlavní nádraží“ und den Haltepunkt „Česká Lípa střelnice“. Zwischen 1903 und 1979 zweigte in Česká Lípa die Bahnstrecke Kamenický Šenov–Česká Lípa střelnice ab.

Straßenverkehr

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In Nord-Süd-Richtung führt die Staatsstraße Silnice I/9 zwischen Rumburk und Prag durch Česká Lípa. In West-Ost-Richtung kreuzt die Bezirksstraße Silnice II/262 von Decin nach Mimoň.

Persönlichkeiten

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  • Martin Zeiller: Leippe. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae (= Topographia Germaniae. Band 11). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1650, S. 42 (Volltext [Wikisource]).
  • Karl Schober; Emil Neder: Sechshunderjahrfeier der Stadt Böhmisch Leipa, 1337–1937. Böhmisch-Leipa 1929.
  • Böhmisch-Leipa. In: Verein vaterländischer Gelehrter und Künstler (Hrsg.): Illustrirte Chronik von Böhmen. Band 1, Prag 1852, S. 48–54, S. 118–122, S. 177, S. 237–242 (books.google.de, darin Die Leipaer Kirchenchronik. S. 121–122).
  • W. Ernst: B. Leipa vor und unter Wallenstein. Culturhistorische Skizze. In: Jahres-Bericht der Ober-Realschule in Böhmisch-Leipa für das Schuljahr 1864. Böhmisch-Leipa 1865, S. 9–28 (books.google.de).
  • Hermann Hallwich: Zur Geschichte der Stadt Böhmisch Leipa. Prag 1870 (digital.slub-dresden.de)
Commons: Česká Lípa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. uir.cz
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
  3. Části obcí: Územně identifikační registr ČR. Abgerufen am 19. Januar 2023.
  4. Základní sídelní jednotky: Územně identifikační registr ČR. Abgerufen am 19. Januar 2023.
  5. Katastrální území: Územně identifikační registr ČR. Abgerufen am 19. Januar 2023.
  6. E. Seewald: Die Errichtung der Oberrealschule. In: Jahres-Bericht der Ober-Realschule in Böhmisch-Leipa für das Schuljahr 1864. Böhmisch-Leipa 1865, S. 29 ff..
  7. a b Böhmisch-Leipa. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 3: Bismarck-Archipel–Chemnitz. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1905, S. 162 (Digitalisat. zeno.org).
  8. jüdische-gemeinden.de
  9. Představitelé města [Die Vertreter der Stadt]. Auf http://www.bohmischleipa.cz Erstellt, 29. 1. 2010, 20:05.
  10. Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen. Band 1: Leitmeritzer Kreis, Prag 1833, S. 320, Ziffer 26.
  11. Jahrbücher des böhmischen Museums für Natur- und Länderkunde, Geschichte, Kunst und Literatur. Band 2, Prag 1831, S. 197, Ziffer 4).
  12. Statistische Übersichten über die Bevölkerung und den Viehstand in Österreich. Wien 1859, S. 40, rechte Spalte.
  13. a b c Michael Rademacher: Landkreis Böhmisch Leipa (tschech. Ceská Lípa). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  14. Database of Demographic Indicators for Selected Towns of the Czech Republic. Tab. 22. In: www.czso.cz. Abgerufen am 26. Oktober 2023.
  15. Partnerská města. Město Česká Lípa, abgerufen am 4. Mai 2022 (tschechisch).