Bahnhof Schwäbisch Gmünd – Wikipedia
Schwäbisch Gmünd | |
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Daten | |
Lage im Netz | Zwischenbahnhof |
Bahnsteiggleise | 3 |
Abkürzung | TSG |
IBNR | 8000329 |
Preisklasse | 4 |
Eröffnung | 25. Juli 1861 |
bahnhof.de | Schwäbisch-Gmünd-1026156 |
Architektonische Daten | |
Baustil | Neoklassizismus |
Architekt | Georg von Morlok |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Schwäbisch Gmünd |
Land | Baden-Württemberg |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 48° 48′ 4″ N, 9° 47′ 18″ O |
Höhe (SO) | 319 m |
Eisenbahnstrecken | |
| |
Bahnhöfe in Baden-Württemberg |
Der Bahnhof Schwäbisch Gmünd (bis 1934 Gmünd, 1934–1964 Schwäb Gmünd) wurde 1861 eröffnet, liegt nordwestlich des Stadtzentrums von Schwäbisch Gmünd an der Remsbahn und ist ein Intercity-Halt. In seinem Einzugsbereich leben zirka 140.000 Menschen.[1]
Der Bahnhof wird von 4800 Reisenden und Besuchern täglich genutzt (2015).[2]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Planung und Bau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für die Trassenführung der Remsbahn im Stadtgebiet und die Lage des Bahnhofes wurden 1858 drei Alternativen diskutiert:
- südlich der Stadt
- nördlich der Stadt, aber südlich der Rems
- nördlich der Rems
Bei den ersten Varianten wären Eingriffe in bebautes Gebiet oder in Grünanlagen nötig gewesen, und die künftige Ausdehnung der Stadt wäre beeinträchtigt worden. So entschied man sich für die Linienführung nördlich der Rems, bei der der Bahnhof allerdings am weitesten entfernt vom Stadtzentrum lag. Dabei war eine Verlegung des Flussbettes der Rems nötig, wodurch auch die Stadt vor Hochwasser geschützt werden sollte.[3][4]
Wie in den 1850er und 1860er Jahren in Württemberg üblich, oblag die Gestaltung der Empfangsgebäude dem leitenden Ingenieur für den Streckenbau, im Fall der Remsbahn Georg von Morlok. Der Bau folgt der neoklassizistischen Bahnhofsarchitektur früherer württembergischer Vorbilder. Typisch für Morloks Bauten dieser Epoche sind der kleine, die Mitte betonende Glockenaufsatz und die Pilaster zwischen den Rundbögen im Erdgeschoss.[5]
Inbetriebnahme
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die amtliche Abnahmefahrt des Remsbahnabschnittes Schorndorf–Gmünd fand am 29. Juni 1861 in festlichem Rahmen unter großer Anteilnahme der Bevölkerung statt. Eine offizielle Eröffnungsfahrt mit Ehrengästen folgte am 18. Juli 1861, und am 25. Juli wurde der fahrplanmäßige Betrieb zwischen Stuttgart und Wasseralfingen aufgenommen.[6] Die Gleisanlagen hatten zunächst 25 Weichen, eine Drehscheibe und eine Wasserstation mit zwei Wasserkränen.[3] Eine Fahrkarte von Gmünd nach Stuttgart kostete in der II. Klasse 81 Kreuzer, in der III. Klasse 51 Kreuzer.[7]
Umbau ab 1907
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Um dem gestiegenen Verkehr gerecht zu werden, und um die geplante Nebenbahn nach Göppingen, die Hohenstaufenbahn, anzubinden, wurde der Bahnhof vom 16. September 1907 bis 1910 umgebaut. Hierbei wurde ein Inselbahnsteig und die dazu führende Unterführung gebaut; ein schienengleicher Bahnübergang östlich des Empfangsgebäudes wurde durch eine Straßenunterführung ersetzt. Südlich der Hauptgleise westlich des Empfangsgebäudes, wo bis dahin der Güterschuppen stand, wurden zwei Stumpfgleise und eine Drehscheibe für die Hohenstaufenbahn gebaut. Nördlich der Hauptgleise wurden zwei Lokomotivremisen abgerissen, um dort die neue Güterabfertigung zu bauen. Das zweite Gleis der Remsbahn wurde von der damaligen Blockstelle Deinbach bis Gmünd verlängert und am 27. April 1910 in Betrieb genommen. Die Gleisanlagen des Bahnhofes hatten nach dem Umbau 116 Weichen und zwei Drehscheiben; der Bahnhof wurde zu einer der 24 württembergischen Stationen I. Klasse. Die Teilstrecke Gmünd–Wäschenbeuren der Hohenstaufenbahn wurde am 1. August 1911 eröffnet.[3][8]
1923 wurde das Industriegleis Ost erstellt, das als Stammgleis Industriebetriebe in der Stadt nördlich der Remsbahn an den Güterbahnhof anschloss, darunter ab 1937 eine Niederlassung der Zahnradfabrik Friedrichshafen am Ziegelberg; 1936 folgte das Industriegleis West, das südlich der Hauptstrecke verlief.[9]
Zweiter Weltkrieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Infolge des Zweiten Weltkriegs forderten ab Ende 1944 Bombenangriffe und Bordwaffenbeschuss aus alliierten Jagdbombern immer wieder Todesopfer und Verletzte im Bahnhof und auf den umliegenden Bahnstrecken und behinderten den Bahnverkehr durch Zerstörung von Gleisanlagen und Fahrzeugen. Ein Bombentreffer zerstörte am 19. April 1945 eine Bahnbrücke westlich des Bahnhofes und unterbrach damit die Verbindung auf der Remsbahn nach Stuttgart.[9]
Nachkriegszeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der nördlich der Personengleise liegende Güterbahnhof, auf dem 1959 rund 14.900 Güterwagen eintrafen,[3] wurde vor einigen Jahren stillgelegt; die Gleisanlagen wurden 2013 abgebaut. Bis 1964 trug der Bahnhof die Bezeichnung „Schwäb Gmünd“, anschließend „Schwäbisch Gmünd“.[10]
Sanierung 2013/2014
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Rahmen der Landesgartenschau 2014 und der damit verbundenen Planungen in Schwäbisch Gmünd wurden der Bahnhof und die Umgebung umgestaltet. Eine die Gleise überquerende Fußgängerbrücke war zunächst vorgesehen, die neben der Südseite und dem Inselbahnsteig auch die bisher nicht direkt angebundene Nordseite anschließen sollte. Diese Planung wurde verworfen. Die Bahn führte ab 2013 eine umfangreiche Sanierung des Bahnhofgeländes durch, wobei anstatt der Fußgängerbrücke die vorhandene Unterführung erweitert und nach Norden verlängert sowie mit Aufzügen ausgestattet wurde. Die Sanierungsmaßnahmen, bei denen unter anderem auch die Bahnsteige erhöht werden, kosteten 6,4 Millionen Euro. Das Gebiet des ehemaligen Güterbahnhofes diente während der Gartenschau teilweise als Parkplatz, teilweise als Gewerbefläche und soll seitdem vollständig zu einer Gewerbesiedlung umgestaltet werden.[1][11] Die Ost-West-Durchgangsstraße durch Schwäbisch Gmünd, die bis 2013 als Bundesstraße 29 rund 100 Meter südlich des Bahnhofes verlief, wurde durch den Gmünder Einhorn-Tunnel vom Durchgangsverkehr entlastet, und führt direkt vor dem Bahnhof vorbei, um ein zusammenhängendes Gartenschaugelände zu ermöglichen.[12] Am 17. April 2014 wurden die umfangreichen Umbauarbeiten eröffnet.[13]
Neueste Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Juni 2019 übernahm die Go-Ahead Deutschland (heute: Arverio) den Personennahverkehr von der Deutschen Bahn. Diese bedient den Bahnhof weiter im Fernverkehr. Am 29. Juli 2019 wurde im Bahnhof unter Beisein des Verkehrsministers Winfried Hermann, dem Oberbürgermeister Richard Arnold und den christlichen Dekanen Robert Kloker und Ursula Richter eine Intercity 2-Garnitur auf den Namen Remstal getauft.[14]
Ausstattung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit der Generalsanierung im Jahr 2014 hat der Bahnhof drei barrierefrei zugängliche Bahnsteige, die durch eine Unterführung verbunden sind, die seit 2014 als Pleuer-Passage benannt ist.[15] Zudem stehen Personenaufzüge bereit. Auf der Seite des Hausbahnsteiges befand sich das 500. in einem Bahnhof installierte Transportband, was durch eine Hinweistafel aus Bronze deutlich gemacht wird. Es wurde im Zuge von Umbauarbeiten an der Fußgängerunterführung am 16. Mai 2013 abgebaut.
Am Hausbahnsteig liegt Durchgangsgleis 1; am Inselbahnsteig liegen das Durchgangsgleis 2 und das Durchgangsgleis 4, das aus Richtung Stuttgart kommende Stumpfgleis 3 besitzt keinen Bahnsteig und liegt am westlichen Ende des Inselbahnsteigs.
Das Empfangsgebäude von 1861 wird weiterhin als solches genutzt. Die heute dort bestehenden öffentlichen Einrichtungen ein Kiosk, ein Imbiss und ein Restaurant. Zudem war dort bis 2019 ein Reisezentrum der Deutschen Bahn dort ansässig, das seitdem in gleicher Weise von der neuen Nahverkehrsbetreibergesellschaft Arverio betrieben wird.[16]
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am Bahnhof halten die im Zwei-Stunden-Takt verkehrenden InterCity-Züge der Linie Karlsruhe–Stuttgart–Nürnberg von DB Fernverkehr. Den Regionalverkehr bedient die Averio Baden-Württemberg durch einen Interregio-Express im Zweistundentakt (versetzt um 60-Min zum IC) zwischen Aalen und Karlsruhe Hauptbahnhof. Regionalbahnen fahren im Halbstundentakt von Stuttgart nach Aalen, welche stündlich über Aalen hinaus nach Ellwangen und zweistündlich bis Crailsheim geführt werden.
Fernverkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Linie | Strecke | Frequenz | Betreiber |
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IC 61 | Karlsruhe – Pforzheim – Stuttgart – Schwäbisch Gmünd – Aalen – Nürnberg – (Bamberg – Lichtenfels – Saalfeld – Jena – Leipzig) | Zweistundentakt (Richtung Stuttgart: ungerade Stunde, Richtung Nürnberg: gerade Stunde) | DB Fernverkehr |
Regionalverkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Linie | Strecke | Frequenz | Betreiber |
---|---|---|---|
IRE 1 | Karlsruhe – Pforzheim – Stuttgart – Schwäbisch Gmünd – Aalen | Zweistundentakt | Arverio Baden-Württemberg |
MEX 13 | Stuttgart – Schwäbisch Gmünd – Aalen – Ellwangen – Crailsheim | Halbstundentakt, bis Ellwangen Stundentakt, bis Crailsheim Zweistundentakt | Arverio Baden-Württemberg |
Anbindung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Westlich des Empfangsgebäudes steht heute der zentrale Busbahnhof (ZOB) der Stadt; auf dem ebenerdig zugänglichen Vorplatz liegen Taxi-Stellplätze und eine Fahrradabstellanlage; östlich steht ein Park-and-ride-Parkhaus.
Bilder
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bahnhof mit Stadt um 1900
- Bahnhof mit Stadt 2006
- Bahnhof mit Stadt 2020
- Eckhart Dietz: Ankommende, Edelstahlguss 1996
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- einhorn, Illustrierte Zeitschrift zur Pflege des Heimatgedankens in Stadt und Kreis Schwäbisch Gmünd. Nr. 47. Schwäbisch Gmünd Juni 1961 (8. Jahrgang, Sonderheft aus Anlass des 100. Jubiläums der Remsbahn).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gleise in Serviceeinrichtungen (TSG). DB InfraGO (PDF; 0,6 MB)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Artikel zur Sanierung des Bahnhofes (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Oktober 2022. Suche in Webarchiven) auf gmuender-tagespost.de vom 21. April 2012.
- ↑ DB Station&Service AG (Hrsg.): Bahnhöfe in Baden-Württemberg. Stuttgart 2015, S. 17 (online (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Februar 2023. Suche in Webarchiven)).
- ↑ a b c d Felix Klaus: 100 Jahre Bahnhof Schwäbisch Gmünd. In: einhorn. S. 143 ff.
- ↑ Helmut Mende: Eisenbahn und Stadtplanung. In: einhorn. S. 154 ff.
- ↑ Roland Feitenhansl: Der Bahnhof Heilbronn – seine Empfangsgebäude von 1848, 1874 und 1958. DGEG Medien, Hövelhof 2003, ISBN 3-937189-01-7, S. 173.
- ↑ Kurt Seidel: Die Remsbahn. Schienenwege in Ostwürttemberg. Theiss, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0483-7, S. 44 ff.
- ↑ E. T.: Ein großes Ereignis im Spiegel der Presse. In: einhorn. S. 150 ff.
- ↑ Seidel: Die Remsbahn. S. 71 ff.
- ↑ a b Seidel: Die Remsbahn. S. 112 ff.
- ↑ Bundesbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Bundesbahndirektion Mainz vom 17. Juli 1964, Nr. 32. Bekanntmachung Nr. 346, S. 170 (im Original Gemünd).
- ↑ Städtebauliche Entwicklung. In: Landesgartenschau 2014. Stadt Schwäbisch Gmünd, archiviert vom am 15. Mai 2009; abgerufen am 1. Februar 2023.
- ↑ Der neue Boulevard. In: Schwäbisch Gmünd Blog. Stadt Schwäbisch Gmünd, 1. Februar 2011, archiviert vom am 9. September 2012; abgerufen am 1. Februar 2023.
- ↑ Bahn rechtzeitig am Ziel. In: Gmünder Tagespost. 16. April 2014, archiviert vom am 18. April 2014; abgerufen am 1. Februar 2023.
- ↑ Manfred Laduch: Intercity auf den Namen „Remstal“ getauft. In: Rems-Zeitung. 29. Juli 2019, abgerufen am 1. Februar 2023.
- ↑ Bahnhof und Pleuer-Passage eröffnet. Stadt Schwäbisch Gmünd, 17. April 2014, abgerufen am 1. Februar 2023.
- ↑ Michael Länge: Alle Tickets weiterhin im Reisezentrum. In: Gmünder Tagespost. 22. März 2019, abgerufen am 1. Februar 2023.