Chimamanda Ngozi Adichie – Wikipedia
Chimamanda Ngozi Adichie (* 15. September 1977 in Enugu) ist eine nigerianische Schriftstellerin und Feministin, die heute teils in Nigeria, teils in den USA lebt und in englischer Sprache schreibt. Ihr Werk wurde vielfach international ausgezeichnet und gilt als herausragendes Beispiel junger afrikanischer Literatur.[1][2]
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Adichies Muttersprache ist Igbo, ihre Familie stammt aus Abba im nigerianischen Bundesstaat Anambra. Ihr Vater war Mathematik-Professor.[3] Sie wurde als fünftes von sechs Kindern geboren und wuchs in der Universitätsstadt Nsukka in einem einst auch von Chinua Achebe bewohnten Haus auf. Nach ihrem Schulabschluss begann sie ein Medizin- und Pharmaziestudium in Nigeria. Mit 19 Jahren zog sie für ein Studium in die USA.[4] 2001 schloss sie dort ein Studium der Kommunikations- und Politikwissenschaften summa cum laude ab.[5] Von 2005 bis 2006 war Adichie „Hodder Fellow“ an der Princeton University, 2008 erhielt sie an der Yale University einen Masterabschluss in Afrikanistik.[4] Sie ist mit dem Mediziner Ivara Esege verheiratet und hat mit ihm eine Tochter.
Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Adichies Romane wurden in mehrere Sprachen, darunter Deutsch, Spanisch und Niederländisch, übersetzt. Im November 2014 schrieb sie in der FAS über die Gefühle, die sie beim Hören der Musik des Nigerianers Fela Kuti empfindet.[6] In dem TED-Talk The danger of a single story[7] setzt Adichie sich mit den Gefahren einseitiger Geschichten und Darstellungsweisen auseinander. Sie erläutert, dass durch die Verengung der Perspektive auf nur eine von vielen möglichen Geschichten über Personen, Gruppen oder Orte Stereotype und Klischees entstehen. So sei beispielsweise das Bild von Afrika in den westlichen Industriestaaten verzerrt und zeige fast nur negative Seiten. In ihrem Vortrag verknüpft sie eigene Erfahrungen mit Fragen globaler Machtverhältnisse und Repräsentationsweisen.[7]
Chimamanda Ngozi Adichie ist Feministin.[8] Sie veröffentlichte 2012 das Buch We should All be Feminists (deutsch: Mehr Feminismus! Ein Manifest) und spricht in Vorträgen über Feminismus wie z. B. in ihrem TEDxtalk We should all be feminists.[9] Folgender Satz von Adichie wurde von Beyoncé für ihren Track ***Flawless gesampelt: „Feminist (in): Eine Person, die an die politische, soziale und wirtschaftliche Gleichheit der Geschlechter glaubt.“[10]
2017 wurde Adichie in die American Academy of Arts and Sciences sowie als auswärtiges Ehrenmitglied in die American Academy of Arts and Letters[11] gewählt. Sie hat mehrere Ehrendoktortitel verliehen bekommen, u. a. 2016 von der Johns Hopkins University,[12] 2017 von University of Edinburgh,[13] und 2019 von der Universität Freiburg (Schweiz).[14][15] Sie wurde 2019 in die Anthologie New Daughters of Africa aufgenommen, in der Margaret Busby die bedeutendsten Schwarzen Autorinnen der letzten zwei Jahrhunderte zusammentrug.
Am 8. September 2021 traf sie sich im Schauspielhaus Düsseldorf zu einer öffentlichen Diskussion mit der damals amtierenden Bundeskanzlerin Angela Merkel.[16] Am 21. September 2021 hielt sie bei der Eröffnungszeremonie des Ethnologischen Museums Berlin und des Museums für asiatische Kunst am Humboldt Forum eine Rede.[17]
Schriften und Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1998 For Love of Biafra (Drama)
- 1998 Decisions (Gedichte)
- 2001 You in America (Kurzgeschichte)
- 2003 Purple Hibiscus (Roman)
- Übers. Judith Schwaab: Blauer Hibiskus. Luchterhand, München 2005, ISBN 3-630-87181-X.
- 2004 The Thing Around your Neck (Kurzgeschichte)
- 2006 Half of a Yellow Sun (Roman)
- Übers. Judith Schwaab: Die Hälfte der Sonne. Luchterhand, München 2007, ISBN 978-3-630-87247-6.
- 2006 Tomorrow is Too Far (Kurzgeschichte)
- 2006 Life During Wartime: Sierra Leone, 1997 (Bericht, in: The New Yorker, 12. Juni 2006)
- 2006 Buildings Fall Down, Pensions Aren't Paid, Politicians are Murdered, Riots are in the Air ... and yet I love Nigeria (Artikel, in: The Guardian, 8. August 2006)
- 2009 The Thing Around Your Neck (Sammlung von Kurzgeschichten)
- Übers. Reinhild Böhnke: Heimsuchungen. Zwölf Erzählungen. S. Fischer, Frankfurt 2012, ISBN 978-3-10-000625-7.
- 2012 We should All be Feminists, Vintage Publishing, 2012, ISBN 978-0-00-811527-2[18]
- Übers. Alexandra Ernst, Ill. Nursima Nas: Warum ich Feministin bin. Fischer Sauerländer, Düsseldorf 2022, ISBN 978-3-7373-5899-6.
- Americanah. Novel. Knopf Doubleday, New York 2013, ISBN 978-0-307-96212-6.
- Übers. Anette Grube: Americanah. Roman. S. Fischer, Frankfurt am Main 2014, ISBN 978-3-10-000626-4.
- Dear Ijeawele, or A Feminist Manifesto in Fifteen Suggestions. Alfred A.Knopf, New York 2017, ISBN 978-1-5247-3313-1.
- Übers. Anette Grube: „Liebe Ijeawele!“ Wie unsere Töchter selbstbestimmte Frauen werden. Fischer, Frankfurt am Main 2017, ISBN 978-3-596-29968-3.
- Notes on Grief. Fourth Estate, London 2021, ISBN 978-0-00-847030-2.
- Übers. Anette Grube: Trauer ist das Glück, geliebt zu haben. S. Fischer, Frankfurt am Main 2021, ISBN 978-3-10-397118-7.
- We Should All Be Feminists. Fourth Estate, New York 2014.
- Mehr Feminismus! Ein Manifest und vier Stories. Übers. Anette Grube. S. Fischer, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-596-03676-9.
Auszeichnungen und Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2003 David T. Wong International Short Story Prize (PEN American Center Award) für Half of a Yellow Sun
- 2004 Hurston-Wright Legacy Award – Best Debut Fiction für Purple Hibiscus
- 2005 Commonwealth Writers’ Prize – Best First Book für Purple Hibiscus
- 2007 Anisfield-Wolf Book Award – Fiction für Half of a Yellow Sun
- 2007 Orange Prize for Fiction für Half of a Yellow Sun
- 2007 PEN Beyond Margins Award für Half of a Yellow Sun
- 2008 Reader's Digest Author of the Year Award
- 2008 Future Award, Nigeria: Young Person of the Year
- 2009 International Nonino Prize
- 2010 Nominiert für den Dayton Literary Peace Prize
- 2013 Chicago Tribune Heartland Prize – Fiction für Americanah
- 2013 National Book Critics Circle Award – Fiction für Americanah
- Ihre Kurzgeschichte American Embassy wurde 2003, die Kurzgeschichte The Headstrong Historian im Jahr 2010 in die AnthologieThe PEN/O. Henry Prize Stories aufgenommen. Im Jahr 2008 gehörte sie der Jury für die Publikation der besten englischsprachigen Kurzgeschichten an.[19]
- 2015 wurden zwei ihrer Romane, nämlich Americanah und Die Hälfte der Sonne, von der BBC-Auswahl der 20 besten Romane von 2000 bis 2014 zu den bislang bedeutendsten literarischen Werken dieses Jahrhunderts gewählt.
- 2017: Grand Prix de l’Héroïne Madame Figaro (Kategorie „Bio/récit“) für Chère Ijeawele
- 2018: PEN Pinter Prize[20]
- 2018: Gastrednerin auf der Eröffnungspressekonferenz der 70. Frankfurter Buchmesse
- 2019: Kasseler Bürgerpreis Das Glas der Vernunft, Kassel
- 2019: Doktorin honoris causa der Philosophischen Fakultät der Universität Freiburg[21]
- 2020: Internationaler Hermann-Hesse-Preis gemeinsam mit ihrer Übersetzerin Judith Schwaab für Blauer Hibiskus[22]
- 2020: Women’s Prize for Fiction für Half of a Yellow Sun[23]
- 2020: eine der 50 mächtigsten Frauen Afrikas laut Magazin Forbes[24]
- 2022: W.E.B. Du Bois Medaille der Harvard University[25]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Chimamanda Ngozi Adichie im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- The Chimamanda Ngozi Adichie Website. In: cerep.ulg.ac.be. (englisch, offizielle Website).
- Lisa Allardice: Chimamanda Ngozi Adichie: ‘This could be the beginning of a revolution’. In: theguardian.com. 28. April 2018 (englisch).
- Chimamanda Ngozi Adichie. In: FemBio. Frauen-Biographieforschung (mit Literaturangaben und Zitaten).
- CHIMAMANDA NGOZI ADICHIE auf MARABOUT.DE - PORTRAIT/BIOGRAFIE. In: marabout.de. (Autorenporträt mit Foto).
- Foundation Chimamanda Ngozi Adichie: Commonwealth Lecture 2012 auf YouTube, 16. März 2012, abgerufen am 28. September 2022 (englisch).
- Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Chimamanda Ngozi Adichie bei Perlentaucher
- Identitäten (1/7) - Chimamanda Ngozi Adichie - Die Gefahr einer einzigen Geschichte. In: deutschlandfunk.de. 25. Dezember 2019 .
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ James Copnall: Steak Knife. In: The Times Literary Supplement. 2011, S. 20 (englisch).
- ↑ Khuê Phạm: Chimamanda Ngozi Adichie: "Es ist schwierig. Sehr schwierig!" In: Zeit Magazin. 5. Februar 2020, abgerufen am 26. September 2022.
- ↑ Jan Schapira: Starautorin Adichie: „Der Wahnsinn von Boko Haram muss aufhören“ - WELT. In: Die Literarische Welt. 17. Mai 2014, abgerufen am 26. September 2022.
- ↑ a b The Chimamanda Ngozi Adichie Website. In: cerep.ulg.ac.be. Abgerufen am 26. September 2022.
- ↑ CHIMAMANDA NGOZI ADICHIE auf MARABOUT.DE - PORTRAIT/BIOGRAFIE. In: marabout.de. Abgerufen am 26. September 2022.
- ↑ Über Fela. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. 2. November 2014, S. 37.
- ↑ a b Chimamanda Ngozi Adichie: The danger of a single story. In: ted.com. Juli 2009, abgerufen am 28. September 2022 (englisch).
- ↑ Rupert Hawksley: Why we should all be feminists. In: telegraph.co.uk. 31. Oktober 2014, abgerufen am 28. September 2022 (englisch).
- ↑ Wir sollten alle Feministen sein | Chimamanda Ngozi Adichie | TEDxEuston auf YouTube, 14. April 2013, abgerufen am 28. September 2022.
- ↑ Meredith Haaf: US-Sängerin Beyoncé - Inszeniert als vollständige Frau - Kultur - SZ.de. In: sueddeutsche.de. 3. September 2014, abgerufen am 28. September 2022.
- ↑ Search Results for “Chimamanda Ngozi Adichie” – American Academy of Arts and Letters. In: artsandletters.org. Abgerufen am 28. September 2022 (englisch).
- ↑ Eight to receive Johns Hopkins honorary degrees at commencement ceremony. In: hub.jhu.edu. 22. April 2016, abgerufen am 28. September 2022 (englisch).
- ↑ Acclaimed author receives honorary degree. In: ed.ac.uk. 28. August 2017, abgerufen am 28. September 2022 (englisch).
- ↑ Université de Fribourg | Universität Freiburg: Chimamanda Ngozi Adichie: Literature, Power and the Academy auf YouTube, 18. November 2019, abgerufen am 28. September 2022.
- ↑ Actualités - Université de Fribourg - L'écrivaine nigériane Chimamanda Ngozi Adichie devient docteure honoris causa de l'Université de Fribourg. In: unifr.ch. 7. November 2019, abgerufen am 28. September 2022 (französisch).
- ↑ Lothar Schröder: Merkel: „Wir sollten alle Feministinnen sein.“ In: Rheinische Post. 9. September 2021, S. D1.
- ↑ Humboldt Forum: Ceremony for the Opening of the Ethnologisches Museum and the Museum für Asiatische Kunst auf YouTube, 22. September 2021, abgerufen am 28. September 2022.
- ↑ Excerpt from WE SHOULD ALL BE FEMINISTS by Chimamanda Ngozi Adichie. In: feminist.com. Abgerufen am 28. September 2022 (englisch).
- ↑ The O. Henry Prize Collection. In: penguinrandomhouse.com. Abgerufen am 28. September 2022 (englisch).
- ↑ Chimamanda Ngozi Adichie wins PEN Pinter Prize – The Irish Times. In: irishtimes.com. 12. Juni 2018, abgerufen am 28. September 2022 (englisch).
- ↑ Der Titel der Doktorin honoris causa geht an Chimamanda Ngozi Adichie, Publikation der Universität Freiburg, 15. November 2019, abgerufen am 16. Februar 2023.
- ↑ Chimamanda Ngozi Adichie gewinnt Hesse-Preis - news.ORF.at. In: orf.at. 2. Juli 2020, abgerufen am 28. September 2022.
- ↑ Women's Prize for Fiction Announcing the Women's Prize for Fiction 'Winner of Winners' - Women's Prize for Fiction. In: womensprizeforfiction.co.uk. Abgerufen am 28. September 2022 (englisch).
- ↑ Mashokane Mahlo: Africa's 50 Most Powerful Women - Forbes Africa. In: forbesafrica.com. 6. März 2020, abgerufen am 28. September 2022 (englisch).
- ↑ Chimamanda Receives Havard’s W. E. B. Du Bois Medal – Independent Newspaper Nigeria. Abgerufen am 12. Oktober 2022.
Personendaten | |
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NAME | Adichie, Chimamanda Ngozi |
KURZBESCHREIBUNG | nigerianische Schriftstellerin |
GEBURTSDATUM | 15. September 1977 |
GEBURTSORT | Enugu |