Die scharlachrote Kaiserin – Wikipedia

Film
Titel Die scharlachrote Kaiserin
Originaltitel The Scarlet Empress
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1934
Länge 104 Minuten
Stab
Regie Josef von Sternberg
Drehbuch Manuel Komroff,
Eleanor McGeary
Produktion Josef von Sternberg
Kamera Bert Glennon
Schnitt Josef von Sternberg,
Sam Winston
Besetzung

Die scharlachrote Kaiserin, auch bekannt als Die große Zarin (Originaltitel: The Scarlet Empress), ist ein US-amerikanischer Historienfilm von Josef von Sternberg aus dem Jahr 1934 mit Marlene Dietrich als Katharina die Große. Das Drehbuch basiert lose auf Katharinas Tagebüchern.

Als junge und unerfahrene Prinzessin wird Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst von Zarin Elisabeth nach Russland beordert, um dort ihren Neffen Großfürst Peter zu heiraten. Sie soll unter ihrem neuen Namen Katharina dem russischen Reich einen männlichen Thronfolger gebären. Katharina hat romantische Vorstellungen von der Ehe, doch stellt sich Peter als sadistischer Schwachkopf heraus. Katharina und Peter hassen sich von Beginn an, trotzdem findet eine Hochzeit statt. Als nach den ersten Ehejahren noch immer kein Nachwuchs in Aussicht ist, wird Katharina dafür verantwortlich gemacht.

Unterdessen hat Graf Alexei Rasumowski ein Auge auf Katharina geworfen, worauf er ihr erfolgreich Avancen macht. Als Katharina jedoch erfährt, dass Alexei der Liebhaber von Zarin Elisabeth ist, lässt sie sich lieber auf eine Affäre mit Leutnant Dmitri ein. Sie wird von ihm schwanger und bringt neun Monate später zur großen Freude der Zarin einen gesunden Jungen zur Welt. Peter ist sich jedoch sofort sicher, dass es sich nicht um sein Kind handelt, weshalb er Katharina umso mehr verachtet.

Katharina ist daraufhin überzeugt, dass Peter nach dem Tod der Zarin als neuer Herrscher Russland ins Verderben stürzen und sie selbst umbringen lassen wird. Durch ihren weiblichen Charme bringt sie geschickt das Militär auf ihre Seite. Nach dem Tod der Zarin errichtet Peter ein Terrorregime und droht seiner Frau offen mit dem Tod. Als Peter sie festnehmen lässt, um seiner Mätresse Elizaveta an seiner Seite den Vorzug zu geben, kann Katharina entkommen und stürmt anschließend mit dem Militär den Zarenpalast. Peter wird dabei von Katharinas neuem Liebhaber General Grigori Orlow ermordet. Nach dem gelungenen Staatsstreich wird Katharina Zarin von Russland.

Die Dreharbeiten fanden von November 1933 bis Ende Januar 1934 in den Filmstudios von Paramount Pictures statt, wo nach Entwürfen von Hans Dreier opulente Kulissen entstanden und Travis Banton extravagante Kostüme für Marlene Dietrich entwarf. Als junge Katharina kam Dietrichs Tochter Maria Riva erstmals in einem Film zum Einsatz. John Lodge, der Graf Alexei Rasumowski spielte, wurde später Politiker und war von 1950 bis 1954 Gouverneur von Connecticut.

Der Film wurde am 9. Mai 1934 in London (Carlton) uraufgeführt, kam jedoch erst am 7. bzw. 15. September 1934 (New York, Capitol) in die US-amerikanischen Kinos, da im Frühjahr 1934 bereits mit Katharina die Große eine britische Filmbiografie über die berühmte Monarchin veröffentlicht worden war. In Deutschland wurde der Film unter dem Titel Die große Zarin erstmals am 14. September 1934 im Marmorhaus in Berlin gezeigt.[1] Die nationalsozialistische Filmzensur verlieh ihm das Prädikat „künstlerisch“.[2] In Deutschland sahen 3,2 Millionen Kinogänger den Film (J.Garncarz: Begeisterte Zuschauer, Köln 2021).

Für die New York Times handelte es sich seinerzeit um „eine behäbige, eigentümlich schöne, langatmige und immer wieder ermüdende Produktion“.[3] Variety meinte 1934, dass Regisseur Josef von Sternberg „so sehr von all dem Pomp und Glitzer fasziniert gewesen“ sei, „dass er alles andere vernachlässigte“. Dass er damit dennoch gut abschneide, beweise „seine künstlerische Genialität und seinen erstaunlich erfrischenden Sinn für Bildkomposition“. Seine Hauptdarstellerin Marlene Dietrich habe „nie schöner ausgesehen als hier“. Dafür jedoch wirke sie „nie sonderlich lebendig oder vital“.[4]

Das Lexikon des internationalen Films konstatierte, dass Regisseur Josef von Sternberg bei seinem Film keinen Wert auf „eine historisch getreue Rekonstruktion des Zeitkolorits“ gelegt habe. Das Ergebnis sei jedoch „bemerkenswert […] dank der verschwenderischen Dekors, der dynamischen Bildgestaltung und der schauspielerischen Leistung Marlene Dietrichs“.[5] Der Evangelische Filmbeobachter fand, dass Die scharlachrote Kaiserin, obschon 1934 veröffentlicht, ein „noch heute aufgrund seiner Dynamik, seiner überwältigenden und verschwenderischen Dekors und insbesondere seiner optischen Gestaltung faszinierender und aufregender Film“ sei. Das Fazit lautete: „Empfehlenswert ab 16.“[6] Prisma bezeichnete den Film als „verschwenderisch ausgestattet[en] Historienfilm“, der „keine Rekonstruktion des geschichtlichen Ablaufs“ biete, „sondern vielmehr eine grandiose Hommage an Marlene“ sei, „wie von Sternberg sie sah“. Dieser habe ganze Arbeit geleistet: „Niemals zuvor und niemals danach hat man sie strahlender, geheimnisvoller und verführerischer in Szene gesetzt.“[7]

Roger Ebert nannte den Film rückblickend „ein bizarres visuelles Spektakel, das verdorbene Sexualität mit frechderbem Humor verbindet, als ob Mel Brooks mit dem Marquis de Sade kollaboriert hätte“.[8]

Weitere Filme über Katharina die Große

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Commons: Die scharlachrote Kaiserin – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Marlene Dietrich – Schauspielerin. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lg. 21, F 4.
  2. Alexander Jason: Handbuch des Films 1935/36. Verlag Hoppenstedt & Co., Berlin 1935.
  3. “A ponderous, strangely beautiful, lengthy and frequently wearying production.” Vgl. Mr. von Sternberg Presents Miss Dietrich and “The Scarlet Empress” at the Capitol. In: The New York Times, 15. September 1934.
  4. “Josef von Sternberg becomes so enamoured of the pomp and flash values that he subjugates everything else to them. That he succeeds as well as he does is a tribute to his artistic genius and his amazingly vital sense of photogenic values. Marlene Dietrich has never been as beautiful as she is here. […] But never is she allowed to become really alive and vital.” Vgl. The Scarlet Empress. In: Variety, 1934.
  5. Die scharlachrote Kaiserin. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 26. Mai 2019.
  6. Evangelischer Filmbeobachter, Evangelischer Presseverband München, Kritik Nr. 36/1970.
  7. Die scharlachrote Kaiserin. In: prisma. Abgerufen am 5. April 2021.
  8. “The film tells the story of Catherine the Great as a bizarre visual extravaganza, combining twisted sexuality and bold bawdy humor as if Mel Brooks had collaborated with the Marquis de Sade.” Roger Ebert: The Scarlet Empress. In: Chicago Sun-Times, 16. Januar 2005.