Dorothea Haupt – Wikipedia

Dorothea Haupt (* 18. Februar 1929 in Rheinhausen; † 6. Juni 2022 in Berlin) war eine deutsche Architektin.[1] Zusammen mit Peter Haupt und Ernst Jung plante sie zur Bundesgartenschau 1967 die denkmalgeschützte Wohnsiedlung „Im Eichbäumle“ in Karlsruhe.

Leben und Ausbildung

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Grabstein auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf

Sie studierte an der ETH Zürich und machte ihr Diplom des Studienganges Architektur im März 1954 an der Technischen Universität Karlsruhe bei Professor Eiermann.[2]

Kurz nach ihrem Abschluss heiratete sie am 10. Juni 1954 Peter Haupt, der zu dieser Zeit Partner im Büro seines Vaters, Otto Haupt, war. Zusammen verbrachten sie 16 Monate in den USA. Sie kamen im Januar 1955 in New York an, wo sie das erste Semester in Harvard/MIT und das zweite in Berkeley, Kalifornien, verbrachten. Eine Verlängerung von vier Monaten, um ein zweites Semester am MIT zu verbringen, wurde gewährt. Sie kehrten im April 1956 wieder nach Deutschland zurück. Während des USA-Aufenthaltes half Dorothea Haupt bei der Ausarbeitung von Peters Fellowship Report, welcher sich dem Problem der Industrialisierung und Mechanisierung und deren Einfluss auf die zeitgenössische Architektur widmete.[3]

Von 1957 bis 1965 leitete sie, zusammen mit Otto und Peter Haupt, ein eigenes Büro in Karlsruhe.[4] 1966 starb Otto Haupt[5] und Peter Haupt wurde an die Technische Universität in Berlin als Professor berufen. In den Anfangsmonaten dieses Wechsels leitete Dorothea Haupt das Büro in Karlsruhe allein. Ab 1967 verlagerte sich das Büro nach Berlin.[4]

Dorothea Haupt war Mitglied des Deutschen Werkbundes[6] und des Bundes Deutscher Architekten (BDA), für welchen sie in der zwölften Ausgabe 1975 des BDA-Organs „Der Architekt“ einen Artikel über Egon Eiermanns letztes Bauwerk, das Verwaltungs- und Ausbildungszentrum der Deutschen Olivetti in Frankfurt, verfasste.[2]

Ihre letzte Ruhestätte fand Dorothea Haupt auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf.

Bauwerke (Auswahl)

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Gartenhofhäuser während der Bundesgartenschau (1967)

Im Eichbäumle (1965–1967)

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Zur Bundesgartenschau 1967 als Ausstellungsobjekt in Karlsruhe-Waldstadt als Mustersiedlung gebaut, besteht die Siedlung „Im Eichbäumle“ aus 19 Einfamilienhäusern. Planungsziel war, die Wohnqualität freistehender Einfamilienhäusern mit wesentlich geringerem Flächenverbrauch und niedrigeren Kosten zu erreichen. Es wurde ein autofreies Konzept entwickelt. Die Bebauung setze sich aus vier aneinandergereihten Haustypen zusammen: Die Häusertypen „A“ und „C“ wurden von Peter Haupt, „B“ von Ernst Jung – Schüler von Sep Ruf und Egon Eiermann sowie Assistent bei Otto Haupt an der TH Karlsruhe zwischen 1958 und 1961[7] – und „D“ von Dorothea Haupt entworfen. So entstanden individuell gestaltete, gerasterte Wohnmöglichkeiten auf geringer Grundfläche mit einem gemeinsamen Materialkonzept und dem Flachdach als oberen Abschluss des Hauses[8]. Die Wohnsiedlung ist ein Kulturdenkmal, spätestens seit 2002, nach einem Rechtsstreit bezüglich einer verweigerten Aufstockung eines der Häuser.[9][7] Begründung der Unterschutzstellung war die Qualität der Wohnanlage in „der gelungenen Konzeption der vier Haustypen und ihrer klugen räumlichen Disposition, die Rhythmus, Wege, Höhenstaffelungen und behagliche Platzbildungen ermöglichte. Als wichtiger architektonischer Prototyp ist die Siedlung ein Kulturdenkmal aus baugeschichtlichen, künstlerischen und heimatgeschichtlichen Gründen.“[10] Im Herbst 2019 wurde das Projekt im Rahmen der Ausstellung „Kulturdenkmale in Karlsruhe von 1950 bis 2000“ im Architekturschaufenster Karlsruhe gezeigt.[11][12]

Neidenburger Str. 15 (1965)

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In der Karlsruher Waldstadt errichteten Dorothea und Peter Haupt 1965 ein Wohnhaus, dessen Denkmaleigenschaft geprüft wird (Stand 2022).[13]

Reinecke-Fuchs-Grundschule, Reinickendorf (2017)

Schule der Gartenfreunde Berlin-Reinickendorf (1970–1972)

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Gestufte Achtecktürme um einen Innenhof im Stil des Brutalismus bilden das Grundkonstrukt der Reineke-Fuchs-Grundschule in Berlin, entworfen von den Architekten Haupt. Diese Form gab dem Gebäude den Spitznamen „Café Achteck“ und galt durch ihre Originalität zu seiner Zeit als hochmodern.[14] Das Gebäude wird als Teil des Projektes „SOSBrutalism“ des Deutschen Architekturmuseums sowie der Wüstenrot Stiftung online präsentiert.[15]

Haus auf Ios (1973)

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1973 begab sich Dorothea nach Ios, eine griechische Insel in den Kykladen, wo sich das Paar 1972 ein altes Haus gekauft hatte, um es herzurichten[3]. Eine Treppe, welche der äußeren Form eines Seeohrs (haliotis lamellosa) folgt, erschließt das schlicht gehaltene Gebäude mit Schlitzfenstern, die die Fassade unterteilen.[16]

Sky Villa (1970er)

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Im Anschluss realisierte das Paar ein weiteres Haus auf Ios. Es wurde auf steilem Grundstück mit Fernsicht auf die Küste und das Meer errichtet. Sowohl die Bauherren als auch die Architekten legten Wert darauf, das Haus in die bestehende Landschaft einzubinden und das Gelände nicht dem Bau unterzuordnen. Das Volumen des Hauses wird durch gestaffelte Baukörper und Terrassen bestimmt. Heute beherbergt es zwei großzügige Ferienwohnungen.[17]

Abteilungsbibliothek MNL (1978–1982)

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Die Abteilungsbibliothek für Medizin, Naturwissenschaften und Landbau (MNL) in Bonn der Architekten Haupt besteht aus einem dreigeschossigen, rechteckigen Verwaltungstrakt, der so in einen achteckigen Büchereitrakt versetzt ist, dass er keine vollständige Ausbildung des Achteckes zulässt und stattdessen ein sich anschließendes unregelmäßiges Sechseck bildet. Die technische Infrastruktur des Gebäudes wird als monumentales, spielerisches Designelement verwendet, welches von der grünen Metallfassade ergänzt wird.[18] Der Lesebereich ist als Großraum organisiert. Er verfügt über einen hohen Präsenzanteil sowie Arbeitsplätze. Im Katalog- und Magazinbereich ist eine weitestgehend eigenständige Nutzung durch die Studierenden möglich. Die Architekten Dorothea und Peter Haupt ließen sich beim Entwurfskonzept von Vorbildern in den USA leiten.[19]

Villa Linde (1982)

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Für den Umbau und die Gestaltung des Wissenschaftskollegs zu Berlin wurde 1982 Dorothea Haupt mit dem Innenausbau beauftragt.[20] Gemeinsam mit der Frau des Gründungsrektors Peter Wapnewski einigten sie sich auf Rosa als Leitfarbe des Hauses.[21]

  • Werner Goldschmit: Bundesgartenschau Karlsruhe 1967, Kunstwerk und Architektur in: Werkkunst, 2/1967, S. 2–4; 40–41.
  • Walter Rossow: Die Gartenschau 1967 in Karlsruhe – Eine Gruppenarbeit, in: Garten + Landschaft, 1967, S. 128 f.
  • Helga Panten: Die Bundesgartenschauen. Eine blühende Bilanz seit 1951. Stuttgart 1967.
  • Max Beller: Karlsruher Wohnsiedlungen 1907–1967. In: Garten + Landschaft, 1967, S. 123 f.
  • Wohnhausgruppe in Karlsruhe, in: Detail, Zeitschrift für Architektur, Baudetail und Einrichtung, 4/1968, S. 676–683.
  • Wohnhausgruppe „Im Eichbäumle“, Karlsruhe-Waldstadt. In: Kalksandstein Informations-GmbH und Co. KG (Hrsg.): KS Neues, Neues Bauen in Kalksandstein. 1/1968.
  • Wohnhausgruppe „Im Eichbäumle“ in Karlsruhe-Waldstadt, in: Baumeister, 3 / 1969, S. 276 f.

Einzelnachweise

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  1. Haupt, Dorothea, Allgemeines Künstlerlexikon Online, De Gruyter 2009
  2. a b Dorothea Haupt: Architektur kritisch: Olivetti, Verwaltungs-und Ausbildungszentrum Frankfurt a. M. in: Der Architekt, 12/1975, S. 509.
  3. a b 1954–1981. Haupt, Peter - 1954 - Germany - Architecture, 1954–1981. [Aufzeichnungen] Rockefeller Archive Center, Commonwealth Fund records, Harkness Fellowships, SG 1, Series 20.2 (FA292), S. 4, 19, 28, 29, 47, 55, 86, 103, 104, 106, 111.
  4. a b Architektengruppe Wassertorplatz Berlin. in: Deutsche Bauzeitung, (121) 1987, S. 164.
  5. Nataliya Demir-Karbouskaya: Die Bauten der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn 1818–2018: Teil 1, Vandenhoeck & Ruprecht, 2020, S. 144.
  6. Mitglieder, Werkbund, 2022. deutscher-werkbund.de, abgerufen am 15. August 2022.
  7. a b Clemens Kieser: Was ist moderne Baukunst? – Eine Siedlung vor Gericht. Der Verwaltungsgerichtshof Mannheim bestätigte die Kulturdenkmaleigenschaft der Karlsruher Wohnsiedlung „Im Eichbäumle“ in: Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege, Nr. 2, Band. 33, Stuttgart, 2004, doi:10.11588/nbdpfbw.2004.2.12971, S. 67–72.
  8. Strukturformen der Architektur. in: Detail, 4/1968, S. 676.
  9. Verwaltungsgericht Karlsruhe, Urteil vom 11. Juli 2000, Az. 2 K 3242/96 sowie Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg, Urteil vom 11. Dezember 2002, Az. 1 S 968/01
  10. architekturschaufenster.de, Clemens Kieser: Siedlung „Im Eichbäumle“ in der Waldstadt, in: Landesamt für Denkmalpflege: Kulturdenkmale in Karlsruhe von 1950 bis 2000 - heute und morgen, ein Ausstellungsprojekt des Architekturschaufensters und das Landesamts für Denkmalpflege, Nr. 5, abgerufen am 21. August 2022.
  11. inka-magazin.de, abgerufen am 21. August 2022.
  12. Baudenkmäler der Gegenwart. Ausstellung in Karlsruhe. Bild: Kulturdenkmal: Siedlung „Im Eichbäumle“, Dorothea und Peter Haupt, Ernst Jung, 1967. baunetz.de, 2019
  13. Neidenburger Str. 15, Waldstadt, Kulturdenkmale Karlsruhe, abgerufen am 21. August 2022.
  14. O. Elser, P. Kurz, P. Cachola Schmal, F. Torkar, M. Liesner (Hrsg.): SOS brutalism. A Global Survey Park Books, Zürich 2017, ISBN 978-3-03860-075-6.
  15. sosbrutalism.org, Kurator: Oliver Elser, Deutsches Architekturmuseum (DAM), Wüstenrot Stiftung, abgerufen am 21. August 2022.
  16. Seelen-Kisten/Soul-Boxes. In: Daidalos, 28/1988, Bertelsmann, S. 76–81.
  17. Building Sky Villa. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Oktober 2022; abgerufen am 31. August 2023.
  18. A. Denk, I. Flagge: Architekturführer Bonn. Berlin, 1997, S. 32.
  19. books.google.de, Nataliya Demir-Karbouskaya: Die Bauten der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn 1818–2018: Teil 1, University Press, Bonn, 2021, S. 101. ISBN 978-3-8470-1158-3
  20. wiko-berlin.de Reinhart Meyer-Kalkus: Hauptgebäude oder Villa Linde. Wissenschaftskolleg zu Berlin, 2022, abgerufen am 15. August 2022.
  21. Uwe Pörksen: Camelot in Grunewald: Szenen aus dem intellektuellen Leben der achtziger Jahre. C.H. Beck Verlag, München, 2014, S. 180