Dorothee Schön – Wikipedia

Dorothee Schön, Seoul International Drama Award 2022

Dorothee Schön (* 24. November 1961 in Bonn) ist eine deutsche Drehbuchautorin.

Dorothee Schön wuchs als Tochter eines Ministerialbeamten und einer Ärztin in Bonn auf, wo sie am katholischen Sankt-Adelheid-Mädchengymnasium ihr Abitur ablegte.[1] Anschließend ging sie nach München und absolvierte dort 1981–1986 ein Filmstudium mit dem Schwerpunkt Dokumentarfilm an der Hochschule für Fernsehen und Film. Gemeinsam mit ihrem Kommilitonen Hubertus Meyer-Burckhardt drehte sie den Studentenfilm Vom Zusehen beim Sterben. Ihren Studienabschluss machte sie mit dem Drehbuch zu Blauäugig, das von Reinhard Hauff 1989 mit Götz George in der Hauptrolle verfilmt wurde und deutscher Beitrag auf den Filmfestspielen von Venedig war.

Es folgten bis heute über 30 Drehbücher für TV- und Kinofilme, darunter 17 für die Reihe Tatort: acht für Kommissarin Klara Blum (Eva Mattes) aus Konstanz, fünf für Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) aus Ludwigshafen, zwei für Thiel & Boerne (Münster) und jeweils einen für Borowski (Kiel) und Flemming (Düsseldorf).

Ihr Drehbuch zum Fernsehfilm Frau Böhm sagt Nein mit Senta Berger in der Hauptrolle erzählt von der Korruption und Machtgier in einem deutschen Konzern, angelehnt an die Umstände der Mannesmann-Übernahme. Schön erhielt dafür den Adolf-Grimme-Preis und den Ernst-Schneider-Preis der deutschen Wirtschaft.

Im Drehbuch zu dem 2012 in der ARD ausgestrahlten Fernsehdrama Der letzte schöne Tag verarbeitete sie die Suizide naher Verwandter.[2] Der Film wurde mit mehreren – auch internationalen – Preisen ausgezeichnet; unter anderem erhielt Dorothee Schön den Grimme-Preis 2013 für das beste Drehbuch.

Im März 2013 strahlte Sat.1 den Fernsehfilm Der Minister aus, welcher die Plagiatsaffäre um den ehemaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg persiflierte. Der Film, für den Dorothee Schön das Drehbuch geschrieben hatte, wurde für drei Preise nominiert. Seitens der Titanic wurden Vorwürfe geäußert, sie habe mehrere Pointen aus einer Guttenberg-Satire der Zeitschrift Titanic und der TV-Serie Yes, Minister übernommen, was sie mit dem Hinweis rechtfertigte, sie verstehe das Drehbuch als Mediencollage, bei der sie unter anderem die Titanic „inspiriert“ habe.[3][4] Der Fall wurde nie justiziabel, löste aber vorübergehend ein Interesse in den Medien aus.[5][6][7]

Schöns Drehbuch zum TV-Film Wunschkinder wurde 2016 unter der Regie von Emily Atef verfilmt und erzählt von den Mühen einer Auslandsadoption.

Zusammen mit der Medizinjournalistin Sabine Thor-Wiedemann entwickelte Schön zwischen 2017 und 2019 das Konzept und die ersten beiden Staffeln der TV-Serie Charité. Staffel I erzählt von den Zuständen in der Berliner Charité im ausgehenden 19. Jahrhundert, wurde von Regisseur Sönke Wortmann verfilmt und war bei der Erstausstrahlung der erfolgreichste Serienstart in der ARD seit über 25 Jahren.[8] Staffel II erzählt die Geschichte der Charité während des Zweiten Weltkriegs, wurde von Anno Saul inszeniert und für den Internationalen Emmy Award nominiert als „Best Drama Series 2020“.[9]

Schön schrieb das Drehbuch zu Kästner und der kleine Dienstag, ein Biopic über Erich Kästner in der Nazi-Zeit, und gewann dafür den österreichischen Filmpreis Romy und den Preis der Deutschen Akademie für Fernsehen.

2021 wurde Die Welt steht still ausgestrahlt, ein TV-Film nach Schöns Drehbuch, der die Anfänge der Corona-Pandemie 2020 in Konstanz schildert, mit Natalia Wörner in der Hauptrolle unter der Regie von Anno Saul. Der Film gewann den Spezialpreis der Jury beim Seoul International Drama Award. Ferner war er beim österreichischen Romy-Filmpreis in den Kategorien „Bester TV-Film“ und „Bestes Drehbuch“ nominiert.

2023 kam "Die Unschärferelation der Liebe" in die Kinos, eine Liebesgeschichte mit Burghart Klaußner und Carolin Peters. Zusammen mit dem Regisseur Lars Kraume hatte Schön für diesen Film das Theaterstück "Heisenberg" von Simon Stephens adaptiert. Sie erhielt dafür und für ihr bisheriges Schaffen den Ludwigshafener Drehbuchpreis.[10]

Schön lehrt als Gastdozentin an verschiedenen Hochschulen. Im Rahmen der Drehbuchwerkstatt München betreute sie die Erstlingsdrehbücher unter anderem von Friedrich Ani, Susanne Schneider und Henriette Piper. Schön ist Gründungsmitglied der Deutschen Filmakademie und war von 2008 bis 2016 in deren Vorstand. In Zusammenarbeit mit der Akademie gab sie zusammen mit dem Drehbuchautor Fred Breinersdorfer die Reihe Deutsche Drehbücher heraus.[11] Schön ist stellvertretendes Vorstandsmitglied im Verband Deutscher Drehbuchautoren.

Dorothee Schön ist seit 1988 mit dem Regisseur Jürgen Bretzinger verheiratet[12] und hat zwei Kinder. Sie lebt seit 1998 in Ravensburg.

  • Gunther Dahinten: In der Fernseh-Bundesliga mit ihren „Tatorten“ ganz oben. Dorothee Schön. In: Profile Ravensburg. Biberacher Verlagsdruckerei, Biberach 2008, ISBN 978-3-933614-40-7, S. 188–191.
Commons: Dorothee Schön – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Dorothee Schön: Drehbuchautorin (Memento vom 20. Februar 2014 im Internet Archive)( Audio, 58 Min. (Memento vom 20. Februar 2014 im Internet Archive); MP3; 28,0 MB), ausführliches Interview in der Hörfunksendung WDR 2 MonTalk vom 26. August 2013
  2. Klaudia Wick: TV-Kritik „Der letzte schöne Tag“: Poröse Empfindungen (Memento vom 2. März 2012 im Internet Archive), in: Berliner Zeitung vom 18. Januar 2012, abgerufen am 5. September 2013
  3. Michael Hanfeld: Das Plagiat des Plagiats des Plagiats, in: FAZ vom 13. März 2013, abgerufen am 18. August 2013
  4. Dorothee Schön: Zu den Plagiatsvorwürfen in „Der Minister“ (Memento vom 29. November 2013 im Internet Archive), auf ihrer persönlichen Webseite, abgerufen am 14. August 2013
  5. Nils Bremer: Sat1-Film „Der Minister“: Oliver Maria Schmitt wirft Guttenberg-Parodie Plagiarismus vor, in: Journal Frankfurt vom 13. März 2013, abgerufen am 20. August 2013
  6. Humorkritik: Guttensteph und Guttenplag, in: Titanic vom April 2013, abgerufen am 20. August 2013
  7. Ist die Sat.1-Sendung „Der Minister“ selbst ein Plagiat? in: Focus Online vom 14. März 2013, abgerufen am 27. April 2015
  8. DWDL de GmbH: Netflix sichert sich Rechte an Serien-Erfolg "Charité". Abgerufen am 16. August 2022 (englisch).
  9. Nominees – International Academy of Television Arts & Sciences. Abgerufen am 16. August 2022 (amerikanisches Englisch).
  10. LUDWIGSHAFENER DREHBUCHPREIS 2023 für Dorothee Schön. Abgerufen am 19. August 2023 (englisch).
  11. Deutsche Drehbücher (Memento vom 17. August 2013 im Internet Archive), auf der Webseite der Deutschen Filmakademie, abgerufen am 18. August 2013
  12. Dahinten, S. 189
  13. Grimme-Preis 2013 (Memento vom 30. März 2013 im Internet Archive)
  14. New York Festivals - 2013 World's Best Television & Films™ Winners (Memento vom 3. April 2016 im Internet Archive)
  15. http://www.deutscher-hoerfilmpreis.de/
  16. Kurier: Die Gewinner der Akademie-Romy 2018. Artikel vom 5. April 2018, abgerufen am 6. April 2018.
  17. orf.at: ORF-Siegeszug bei Fernsehpreis der Erwachsenenbildung. Artikel vom 21. Juni 2018, abgerufen am 21. Juni 2018.
  18. Palmarès. Abgerufen am 12. Juli 2018.
  19. Festival de la fiction de La Rochelle 2018. Abgerufen am 17. September 2018.
  20. 3sat.online: 3sat-Zuschauerpreis 2018. Abgerufen am 2. Dezember 2018.
  21. DAfF-Preis 2018 in Berlin: Deutsche Akademie für Fernsehen gibt die Preisträger bekannt. Abgerufen am 2. Dezember 2018.
  22. Hartmannbund - Film- und Fernsehpreis. Abgerufen am 15. Mai 2020.
  23. Jupiter-Filmpreis Online: JUPITER AWARD - Jupiter-Award.de. Abgerufen am 15. Mai 2020.
  24. Nominierungen 2020 | deutscher-hoerfilmpreis.de. Abgerufen am 28. September 2020.
  25. Nominees – International Academy of Television Arts & Sciences. Abgerufen am 27. September 2020 (amerikanisches Englisch).
  26. Winners and Nominees 2020. In: Venice TV Award. Abgerufen am 27. November 2020 (deutsch).
  27. LUDWIGSHAFENER DREHBUCHPREIS 2023 für Dorothee Schön. Abgerufen am 19. August 2023 (englisch).