FDP-Bundesparteitag 1955 – Wikipedia

Koordinaten: 53° 8′ 51″ N, 8° 13′ 40″ O

Titel 6. ordentlicher Bundesparteitag
Ordnungsnummer 6
Ort Oldenburg
Bundesland Niedersachsen
Halle Weser-Ems-Halle
Beginn 25. März 1955
Dauer (in Tagen) 2
Weser-Ems-Halle

Den Bundesparteitag der FDP 1955 hielt die Freie Demokratische Partei vom 25. bis 26. März 1955 in Oldenburg ab. Es handelte sich um den 6. ordentlichen Bundesparteitag der FDP in der Bundesrepublik Deutschland. Der Grund für die Wahl des Ortes und der Zeit war die anstehende Landtagswahl in Niedersachsen 1955[1]. Der Parteitag fand in der Weser-Ems-Halle statt.[2]

Verlauf und Beschlüsse

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Der Parteitag stand im Zeichen der Diskussion über das Saarstatut. Viele Delegierte kritisierten die Zerstrittenheit, die die FDP in dieser Frage gezeigt hatte.[3] Franz Blücher hatte am 27. Februar 1955 als einziger FDP-Abgeordneter mit „Ja“ gestimmt. Thomas Dehler bemühte sich in seiner Eingangsrede daher bewusst um Einigkeit und reichte Franz Blücher auf der Bühne demonstrativ die Hand.[4][5]

Dem Parteitag lagen fünf Entschließungsanträge des Bundesfrauenausschusses der Partei vor. Darin wurde eine Erhöhung des Beitrags der Bundesrepublik zu UNICEF, der Entwurf eines Bewahrungsgesetzes, die Forderung nach gesonderter Auszählung von Frauenstimmen bei Wahlen, die Abschaffung der Diskriminierung von Frauen beim Abschluss von Arbeitsverträgen und die Forderung nach verstärkter Diskussion sozialpolitischer Fragen gefordert. Der Parteitag diskutierte diese Papiere, fasste aber keine Beschlüsse.

Bundesschatzmeister Hans Wolfgang Rubin beklagte in seinem Rechenschaftsbericht die fehlende Unterstützung der Landesverbände für die Kasse des Bundesverbandes (erst im Folgejahr gelang es ihm, eine Beteiligung des Bundesverbandes an den Mitgliedsbeiträgen durchzusetzen). Einnahmen und Ausgaben des Bundesverbandes lagen bei jeweils etwas über einer Million DM.[6]

Thomas Dehler (1964)

Die Wahlen zum Parteivorstand wurden dadurch überschattet, dass Hermann Schäfer und Carl-Hubert Schwennicke demonstrativ auf eine erneute Kandidatur verzichteten. Schäfer hatte hierzu am 21. März 1955 ein Schreiben an die Abgeordneten und Vorstandsmitglieder gerichtet, in dem er die bisherige FDP-Politik kritisierte und erklärte, er wolle „ohne die Beschränkungen durch ein Parteiamt für die rasche Selbstbesinnung der FDP“ wirken. Für den bisherigen stellvertretenden Bundesvorsitzenden Schwennicke erklärte ein Berliner Delegierter, Dehlers Rede auf dem Parteitag und die Aussprache hätten die inhaltlichen Differenzen nicht behoben.[7]

Dehler wurde ohne Gegenkandidaten mit 172 von 223 Stimmen bei 11 Gegenstimmen als Parteivorsitzender im Amt bestätigt.

Dem Bundesvorstand gehörten nach diesem Parteitag an:

Position Name Wahlergebnis (Abg. // Ja // Enth. // Ung.)
Vorsitzender Thomas Dehler 223 // 172 // 51 //
Stellvertretende Vorsitzende Friedrich Middelhauve
Wolfgang Haußmann
Wilhelm Nowack
236 // 151 // 21 // 1 // (Gegenkandidat: August-Martin Euler 63 Stimmen)
234 // 137 // 97
239 // 177 // 56 // 9
Schatzmeister Hans Wolfgang Rubin 239 // 153 // 85 // 1
Beisitzer Marie-Elisabeth Lüders
August-Martin Euler
Erich Mende
Willy Max Rademacher
Hermann Kessler
Joachim Strömer
// 202 // 36 // 1
// 158 // 58 // 21
// 167 // 68 // 2
// 130 // 87 // 6
// 130 // 5 // 4 (Gegenkandidat: Otto Bezold 91 Stimmen)
// 149 // 69 // 16
Beisitzer Gesamtvorstand Max Becker
Wolfgang Mischnick
Paul Luchtenberg
Hans Wellhausen
Herta Ilk
Bernhard Leverenz
Konrad Frühwald
204 Stimmen
142 Stimmen
131 Stimmen
127 Stimmen
123 Stimmen
104 Stimmen (Stichwahl)
104 Stimmen (Stichwahl)
Vorsitzender der Bundestagsfraktion Thomas Dehler
Vertreter der Landesverbände Baden-Württemberg
Bayern
Berlin
Bremen
Hamburg
Hessen
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
Rheinland-Pfalz
Schleswig-Holstein
Eduard Leuze
Otto Bezold
Carl-Hubert Schwennicke
Georg Borttscheller
Edgar Engelhard
Oswald Kohut
Konrad Mälzig
Willi Weyer
Josef Dohr
Paul Haas

Zu Revisoren wurden Heinz Ullmann und Richard Kussmaul gewählt.

  • Protokoll des Parteitags, hrsg. von der Bundesparteileitung der Freien Demokratischen Partei, Bonn 1955.
  • VI. Ordentlicher Bundesparteitag. 25./26. März 1955, o. O. 1955.
  • In Oldenburg erlebt. Bericht der LDPD-Delegierten zum FDP-Bundesparteitag 1955 in Oldenburg, hrsg. von der LDPD-Parteileitung, Tägliche Rundschau, Berlin 1955.
  • Peter Raunau: Ordnung durch Oldenburg? Zum Parteitag der FDP. In: Sozialdemokratischer Pressedienst, Jg. 1955, H. 69, 24. März 1955, S. 1.
Commons: FDP-Bundesparteitag 1955 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Bundesparteitag – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Die Entscheidung darüber war auf der Bundesvorstandssitzung am 15. Januar 1955 gefallen. Wengst, FDP-Bundesvorstand. Sitzungsprotokolle 1954–1960, S. 110–117.
  2. Informationen aus: Archiv des Liberalismus (www.freiheit.org/content/archiv-des-liberalismus)(ADL), Bestand FDP-Bundesparteitage, A1-1.
  3. Innere Uneinigkeit. In: Neue Zürcher Zeitung, 29. März 1955.
  4. Wiederwahl Dehlers als FDP-Vorsitzender gesichert. In: Frankfurter Rundschau, 26./27. März 1955.
  5. Die Rede Dehlers befindet sich im ADL, Bestand FDP-Bundesparteitage, A 1–86, S. 22–54.
  6. Eindrücke vom FDP-Parteitag in Oldenburg. In: Holger Löttel (Bearb.): Adenauer und die FDP. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2013, S. 416–419.
  7. Juling, Programmatische Entwicklung der FDP 1946 bis 1969. Meisenheim 1977, S. 25 f.; Kaack, Zur Geschichte und Programmatik der Freien Demokratischen Partei, Meisenheim 1976, S. 18 f.