Blutbuche – Wikipedia

Blutbuche

Blutbuchengruppe an der Ostparkstraße in Frankfurt am Main

Systematik
Eurosiden I
Ordnung: Buchenartige (Fagales)
Familie: Buchengewächse (Fagaceae)
Gattung: Buchen (Fagus)
Art: Rotbuche (Fagus sylvatica)
Varietät: Blutbuche
Wissenschaftlicher Name
Fagus sylvatica f. purpurea
Aiton
Uetersener Blutbuche
Überrest der Mutterblutbuche (l.) und einer der „11 Schwestern“ (r.) nahe Sondershausen
Cv. Purpurea im Juni
Cv. Purpurea im September
Sonnenblätter von unten

Die Blutbuche (Fagus sylvatica f. purpurea), auch Purpurbuche, so genannt wegen ihrer rötlichen Blätter, ist eine Mutation der Rotbuche. Beide gehören zur Art Fagus sylvatica und somit zur Gattung Buchen (Fagus) aus der Familie der Buchengewächse (Fagaceae).

„Eine sehr merkwürdige Spielart der Rotbuche ist die sogenannte Blutbuche, die sich von jener nur durch ihr Laub unterscheidet, das im Frühjahre feurigroth ist, gegen den Herbst zu aber braunroth wird. Die Stammmutter dieser Buche befindet sich in dem Walde bei Sondershausen.“

Heinrich Wilhelm Döbel (1699–1759)[1]

Blutbuchen sind wohl seit dem 15. Jahrhundert bekannt, ursprünglich unter dem Namen Fagus sylvatica f. atro-punicea. Die sogenannte Mutterblutbuche stammt aus dem Possenwald nahe der Stadt Sondershausen in Thüringen. Ihre Kultur begann ausgehend vom Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen bis in alle Welt, und sie gilt als beliebter Parkbaum.

Von dieser natürlichen Spielart oder Form der Buche (die Abkürzung f. im Namen steht für Form) gibt es zudem verschiedene auf gezielte Zucht zurückgehende Sorten wie Swat Magret und Riversii.

Die Rotfärbung ist auf das Fehlen eines Enzyms zurückzuführen, das die normalerweise nur in der Epidermis junger Blätter vorkommenden Anthocyane abbaut. Die Epidermis des Blattes ist somit nicht mehr durchsichtig, sondern rötlich gefärbt und das Blattgrün im Innern des Blattes nicht mehr sichtbar. Blutbuchen verlieren im Lauf der Vegetationsperiode die rote Farbe, sie vergrünen allmählich und sind dem flüchtigen Betrachter im Herbst kaum noch als Blutbuchen zu erkennen. Sonnenblätter enthalten meist mehr Anthocyane als Schattenblätter, die grünlicher sind. Das Auftreten von panaschierten Blättern kann genetisch durch die Aktivierung von Transposons erklärt werden.[2]

Blutbuchen können, wie alle Rotbuchen, 30 m hoch und über 200 Jahre alt werden.

Die Blut- oder Purpurbuche geht auf eine Mutation einer Rotbuche zurück. Rund 99 Prozent[3] aller existierender Exemplare sollen auf die Mutterblutbuche aus dem Jahre 1690 aus dem Possenwald auf der Hainleite nahe der thüringischen Stadt Sondershausen zurückgehen. Rund um den Baum keimten die sogenannten 11 Schwestern, mit denen die Zucht der Blutbuchen gezielt begonnen wurde. Die Pflanze fand europaweit Interesse, sodass u. a. auch ein sehr früher Abkömmling im Londoner Hyde Park zu finden war, und sich von dort aus die Blutbuche weiter ausgebreitet hat.

Unter dem jagd- und forstbegeisterten Fürsten Günther Friedrich Carl II. von Schwarzburg-Sondershausen (1801–1889) untersuchte der 1823 als Forstmann eingesetzte Eduard Michael den Mutterbaum. Im Jahr 1841 wurde veröffentlicht, dass der Ursprungsbaum zu jener Zeit 27 Meter hoch war und eine Stärke von 80 (von Ost nach West gemessen) bzw. 85 Zentimeter (von Nord nach Süd) hatte. Michael versendete als Oberlandesforstmeister ab den 1860er Jahren von Sondershausen aus Samen und Edelreiser an andere Forstämter, Gärtnereien und Privatpersonen. Somit begann die systematische Zucht und Ausbreitung der Blutbuche nachweislich verstärkt erst im 19. Jahrhundert. Der Handel wurde weltweit u. a. nach Frankreich, England und Amerika ausgeweitet.[4]

Die größten Bestände von Blutbuchen sollen sich in Schottland befinden.

Die Mutterblutbuche selbst existierte noch bis zu ihrem Abbrechen 1926. Auf dem Blutbuchen-Wanderweg nach Oberspier erinnert ein Hinweisschild am stark verwitterten Stumpf an den Ursprungsort. In unmittelbarer Nähe befindet sich der noch besser erhaltene Rest einer der Schwestern-Bäume.

Die Blutbuche ist eine Form der Rotbuche aus der Gattung Buchen (Fagus) und gehört zur Familie der Buchengewächse (Fagaceae).

Andere Buchenformen mit besonderem Wuchs, wie Hänge-Buche oder Süntel-Buche wurden mit der Blutbuche gekreuzt. So gibt es beispielsweise:

  • Blut-Hänge-Buchen (Fagus sylvatica cv. ‘Pendula Purpurea’)
  • Blut-Süntel-Buchen (Fagus sylvatica cv. ‘Tortuosa Purpurea’)

Die Schweizer Gemeinde Buch am Irchel führt eine Blutbuche in ihrem Wappen. Diese stellt die seit 1680 dokumentierte Blutbuche auf dem Stammberg, einer kleinen bewaldeten Erhebung, dar.

Im Roman Blutbuch von Kim de l’Horizon spielen Kindheitserinnerungen an die Blutbuche im Garten der Großmutter eine Rolle, ebenso wie Nachforschungen zu ihrer (Kultur-)Geschichte.

  • Gerhard Dönig: Die Park- und Gartenformen der Rotbuche – Fagus sylvatica L. Gartenbild, Rinteln 1994, ISBN 3-928521-05-5.

Einzelnachweise

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  1. Heinrich Wilhelm Döbel: Heinrich Wilhelm Döbel’s neueröffnete Jäger-Praktika. Gleditsch, Leipzig 1828.
  2. B. Heinze, T. Geburek: Searching for DNA markers linked to leaf colour in copperbeech, Fagus sylvatica L. var. atropunicea. In: Silvae genetica, Bd. 44, Nr. 5–6, 8. September 1995, S. 342.
  3. Waldwildnis Possen: Mutterblutbuche soll mehr in den Fokus gerückt werden. In: Kyffhäuser Nachrichten. 5. Juli 2017, abgerufen am 10. Februar 2019.
  4. Hanna Nagel: Zur Kultivierung und Verbreitung der Blutbuche aus dem Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen. In: Sondershäuser Heimatecho Jg. 29 Nr. 12, Sondershausen: Starke 2018, S. 25 f.
Commons: Blutbuche (Fagus sylvatica f. purpurea) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien