Franz Pittner – Wikipedia

Franz Pittner 1923

Franz Pittner (* 20. März 1862 in St. Pölten; † 19. September 1929 ebenda) war österreichischer Hotelier, Sportfunktionär sowie Abgeordneter zum niederösterreichischen Landtag für die Christlichsoziale Partei.

Pittner suchte nach seiner Lehrzeit ab 1882 Auslandsanstellungen in Paris, Brüssel, Ostende und den USA.[1] Danach übernahm er das von seinem Vater gleichen Namens 1837 erworbene Gasthaus Zum rothen Krebs und plante ab 1896 einen grundlegenden Um- und Neubau nach dem Vorbild großer New Yorker Hotels. Das daraus entstandene Grand Hotel Pittner überdauerte bis 1984.

Neben seinen Tätigkeiten rund um seine Unternehmen engagierte sich Pittner auch in der Politik. So war er unter anderem Kurator der Sparkasse St. Pölten, Gemeinderat in St. Pölten sowie Obmann des Gewerbevereins St. Pölten. Zudem war er ab 1909 Mitglied im niederösterreichischen Landtag, zuletzt im provisorischen Landtag von Niederösterreich bis 1919.

Privat war der Trabrennsport eine große Leidenschaft Pittners. Er gründete den St. Pöltner Trabrennverein, unter seiner Aufsicht wurde auch die St. Pöltner Trabrennbahn an der Stelle des heutigen Regierungsviertels errichtet, zudem war er bis zu seinem Tode Präsident des Verband der Provinztrabrennvereine.[2]

Familie, Ehrungen und Auszeichnungen

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Der Keller Pittners am Finkensteinweg, damals Pittnerberg

Aus der Ehe Pittners mit Käthe, geborene Friedl, gingen vier Töchter hervor: Karoline, Käthe, Stefanie und Hermine.

Pittner hatte vier Schwestern, Leopoldine war mit Otto Eybner verheiratet und Mutter von Richard Eybner.[3]

Ehrungen und Auszeichnungen

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Erstes Automobil in St. Pölten

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Ein Peugeot Typ 26 (nicht Pittners)

Franz Pittner kaufte 1900 einen Peugeot Typ 26 und damit das erste Automobil St. Pöltens. Das Fahrzeug, dem 1906 das Kennzeichen B393 zugewiesen wurde, blieb bis zum Tode Pittners in dessen Besitz. Danach kümmerte sich Pittners Chaffeur Edi um das Fahrzeug, der allerdings den Zweiten Weltkrieg nicht überlebte. Zwei Brüder schmuggelten nach Kriegsende das Fahrzeug aus der sowjetischen Besatzungszone nach Oberösterreich und versuchten es dort zu verkaufen, später führten sie in Eigenregie unfachmännische Restaurierungen durch. Anfang der 1950er Jahre fand sich der Peugeot schließlich in Linz, wo ihn Max Reisch kaufte. Reisch ließ das Fahrzeug 1972 bis 1975 generalsanieren, bis in die 1990er-Jahre war es bei verschiedenen Ausstellungen zu sehen. Ab 1998 befand sich das Fahrzeug im Reisch-Orient-Archiv in Bozen.

2020 wurde das Fahrzeug vom Dorotheum versteigt, bei einem Schätzwert von 60.000 bis 80.000 € erzielte es einen Verkaufspreis von 143.000 €. Das Fahrzeug gilt als das älteste, noch fahrbereite, in Österreich ausgelieferte Automobil.[8]

Franz Pittner liegt in einem tempelartigen Grabmal am Hauptfriedhof St. Pölten begraben,[9] die Grabstätte steht unter Denkmalschutz (Listeneintrag).

Das Grabmal wurde 1905 von Pittners eigener Zemantwaren- und Kunststeinfabrik aus Portlandzement-Beton ausgeführt. Bei der Errichtung wurde die unterirdische Gruft mit elektrischem Licht ausgestattet. Die Frauenfigur stellt die Trauer dar und hängt symbolisch einen Kranz an die Rückwand des Mausoleums, sie wurde von den Bildhauern Michael Drobil und Willibald Forstner modelliert und aus Zement gegossen.[10]

Commons: Franz Pittner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Hotelier Franz Pittner †.. In: Tages-Post, 21. September 1929, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/tpt
  2. Kommerzialrat Franz Pittner gestorben.. In: Der Tag / Der Wiener Tag, 20. September 1929, S. 10 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/tag
  3. Kommerzialrat Franz Pittner. In: Neue Freie Presse, 21. September 1929, S. 19 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  4. Amtlicher Theil.. In: Wiener Zeitung, 7. Februar 1902, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  5. Kommerzialrat Franz Pittner. In: Oesterreichische Kronen-Zeitung. Illustrirtes Tagblatt / Illustrierte Kronen-Zeitung / Wiener Kronen-Zeitung, 30. Oktober 1923, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/krz
  6. Manfred Wieninger: St. Pöltner Straßennamen erzählen. Loewenzahn, Innsbruck 2002, ISBN 3-7066-2208-4, S. 110: Eintrag zu Franz-Pittner-Gasse.
  7. Manfred Wieninger: St. Pöltner Straßennamen erzählen. Loewenzahn, Innsbruck 2002, ISBN 3-7066-2208-4, Eintrag zu Finkensteinweg.
  8. Pittners Automobil, Lot bei Dorotheum (2020)
  9. Thomas Karl u. a.: Die Kunstdenkmäler der Stadt St. Pölten und ihrer eingemeindeten Ortschaften. Berger, Horn 1999, ISBN 3-85028-310-0 (Österreichische Kunsttopographie 54). Kapitel Städtischer Hauptfriedhof, S. 310–312
  10. Grabmal und Gruft der Familie Pittner in St. Pölten. In: Der Bautechniker, 24. Februar 1905, S. 1–2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bau