Friedhöfe in Hannover – Wikipedia
Es gibt 36 Friedhöfe in Hannover, der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover, die sowohl im Besitz der Kommune wie auch im Eigentum und unter Verwaltung der Kirchen, aber auch im Besitz von Stiftungen wie etwa dem Nikolai-Stift sind. Zudem sind nahezu sämtliche Kirchfriedhöfe aufgegeben oder aufgelassen worden.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Allgemeines
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die verstorbenen Stadtbewohner von Hannover wurden bis zum 17. Jahrhundert auf Kirchfriedhöfen in der Altstadt beerdigt. Dies waren Friedhöfe um die Aegidienkirche, die Kreuzkirche, die Marktkirche, die Neustädter Kirche, die Heilig-Geist-Kapelle und das Minoritenkloster. Bei den räumlich begrenzten Kirchfriedhöfen wurden wegen der dichten Belegung die Grabstätten mehrfach genutzt. Nach der Schließung der alten Kirchhöfe wurde der 1741 angelegte Gartenfriedhof an der heutigen Marienstraße der erste kommunale Friedhof. Die Beerdigung von hannoverschen Juden erfolgte auf eigenen Friedhöfen, wie der um 1550 angelegte Alte Jüdische Friedhof an der Oberstraße. Besondere Begräbnisstätten sind der Ehrenfriedhof am Maschsee-Nordufer, der Hannover War Cemetery bei Ahlem und das Welfenmausoleum im Berggarten. Im Laufe der Zeit wurden ältere Friedhöfe aufgegeben und in Grünanlagen umgewandelt.
Wettbewerb Grabdenkmäler für Reihengräber von 1911
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1911 hatte die Stadt Hannover einen Wettbewerb ausgeschrieben[2] für Künstler der Provinz Hannover unter dem Titel Grabdenkmäler für Reihengräber in Hannover.[3] Preisrichter waren der hannoversche Bürgervorsteher und Architekt Philipp Gades gemeinsam mit dem Senator Adolf Plathner, Stadtbaurat Carl Wolff und seinem Kollegen, Bürgervorsteher und Architekt Karl Börgemann, Baurat Professor Albrecht Haupt sowie der Architekt Johann de Jonge.[2] Diese entschieden für verschiedene Grabmal-Entwürfe unter anderem der folgenden Künstler:
- Gruppe 1, Grabmäler bis 50 Mark:
- 1. Preis für Einfach und schlicht, Architekt Max Gabgan, Hannover;[2]
- 2. Preis für Grün und Schwarz, Innenarchitekt Augustin Jirka, Hannover;[2]
- 3. Preis für Occident an den Maler Ferdinand Osten, Hannover;[2]
- Gruppe 2, für Grabmäler von 50 bis 100 Mark:
- 1. Preis für Kindergrab an den Bildhauer Hans Kröger, Hannover;[2]
- 2. Preis für Zeus von Georg Schlotter, Hildesheim;[2]
- 3. Preis für Fläche von dem Bildhauer Heinrich Schlotter, Hannover;[2]
- Gruppe 3, für Grabmäler ab 100 Mark:
- 1. Preis für Pax von Heinrich Schlotter, Hannover, in Zusammenarbeit mit Heinrich Behrens, Lehrte[2]
- 2. Preis für Handwerkskunst 8, Bildhauer und Architekten Bernhard Gaby, Eduard Meyer und Hans Petersen (alle in Hannover)[2]
- 3. Preis Ludwig Vierthaler[3]
Die eingereichten Entwürfe wurden im Vestibül des noch nicht fertiggestellten Neuen Rathauses bis einschließlich Sonntag, den 23. Juli 1911 ausgestellt.[3]
Friedhöfe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Heute gibt es in Hannover 36 Friedhöfe, von denen sich 19 in Trägerschaft der Stadt, 12 in kirchlicher Trägerschaft und einer in Trägerschaft einer Stiftung befinden. Des Weiteren bestehen vier jüdische Friedhöfe. Die im Jahr 2017 betriebenen 19 Friedhöfe der Stadt Hannover haben eine Gesamtfläche von 278,2 Hektar. Auf ihnen befinden sich etwa 135.000 Grabstätten.[4] Die städtischen Friedhöfe sind unterteilt in die fünf größeren Stadtfriedhöfe und 14 Stadtteilfriedhöfe.[5][6]
Stadtfriedhöfe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stadtfriedhof Engesohde, 1864 angelegt, 22 ha mit ca. 18.000 Grabstätten.
- Stadtfriedhof Lahe, 1968 angelegt, 37 ha mit ca. 25.000 Grabstätten. Gräberfeld für Yeziden.
- Stadtfriedhof Ricklingen, 1908 angelegt, 54 ha mit ca. 30.000 Grabstätten.
- Stadtfriedhof Seelhorst, 1920 angelegt, 63 ha mit ca. 35.000 Grabstätten, Friedhofsmuseum Hannover, buddhistischer Urnengrababteilung, Kriegsopfergedenkstätten.
- Stadtfriedhof Stöcken, 1891 angelegt, 55 ha mit ca. 17.000 Grabstätten. Muslimisches Gräberfeld.
Stadtteilfriedhöfe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stadtteilfriedhof Ahlem, 1913 angelegt, 5 ha mit 1.800 Grabstätten.
- Stadtteilfriedhof Anderten, vor 1890 angelegt, 1,7 ha mit 1.400 Grabstätten.
- Stadtteilfriedhof Badenstedt alt, 1965 außer Dienst, 0,3 ha mit 60 Grabstätten.
- Stadtteilfriedhof Badenstedt neu, 1909 angelegt, 4,7 ha mit 3.700 Grabstätten.
- Stadtteilfriedhof Bothfeld, 1910 angelegt, 7,6 ha mit 4.500 Grabstätten.
- Stadtteilfriedhof Fössefeld, 1971 außer Dienst, 1,3 ha mit 840 Grabstätten.
- Stadtteilfriedhof Isernhagen NB Süd, 1960 angelegt, 1,1 ha mit 550 Grabstätten.
- Stadtteilfriedhof Kirchrode, 1876 angelegt, 5,6 ha mit 3.500 Grabstätten.
- Stadtteilfriedhof Lindener Berg, 1862 angelegt, 1965 außer Dienst, 6,1 ha mit ca. 130 Grabstätten.
- Stadtteilfriedhof Limmer alt, 1860 angelegt, 1965 außer Dienst, 0,3 ha mit 55 Grabstätten.
- Stadtteilfriedhof Limmer neu, 1905 angelegt, 1972 außer Dienst, 0,8 ha mit 300 Grabstätten.
- Stadtteilfriedhof Misburg (Waldfriedhof), 1921 angelegt, 7,9 ha mit 4.500 Grabstätten.
- Stadtteilfriedhof Vinnhorst, 1949 angelegt, 2,3 ha mit 1.800 Grabstätten.
- Stadtteilfriedhof Wettbergen „Oberes Bergfeld“, 1914 angelegt, 1976 außer Dienst, 0,3 ha mit 60 Grabstätten.
Friedhöfe anderer Betreiber
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Friedhof Bemerode der evangelisch-lutherischen St. Johannis-Gemeinde Bemerode, Kronsberg und Wülferode,[7] seit 1864, 1,26 ha.
- Alter Bothfelder Friedhof der evangelisch-lutherischen St.-Nicolai-Gemeinde,[8] seit 1847, 0,93 ha.
- Hainhölzer Friedhof der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Hannover-Hainholz, seit 1859, 1,64 ha.
- Herrenhäuser Friedhof der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Herrenhausen-Leinhausen, seit 1860, 1,41 ha.
- Kirchröder Friedhof der evangelisch-lutherischen Jakobigemeinde in Kirchrode, seit 1864, 0,87 ha, mit 960 Grabstätten.
- Friedhof Marienwerder der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Marienwerder, Stöcken und Havelse, seit 1845, 2,03 ha.
- Michaelisfriedhof der evangelisch-lutherischen Michaelisgemeinde Ricklingen, seit 1856, 2,16 ha.
- Stadtteilfriedhof Nackenberg, ehemals städtischer Friedhof, seit 2011 durch die evangelisch-lutherische Petri-und-Nikodemus-Kirchengemeinde Kleefeld verwaltet. Seit 1886, 1,4 ha.
- Friedhof Wettbergen der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Johannes der Täufer, nach 1800, 0,24 ha.
- Friedhof Wülferode der Kapellengemeinde Wülferode der evangelisch-lutherischen St. Johannis-Gemeinde,[9] seit 1877, 0,4 ha.
- Salemsfriedhof der Henriettenstiftung, seit 1893, 1,043 ha.
- Friedhof des Stephansstiftes, seit 1880, 0,307 ha.
- Neuer St.-Nikolai-Friedhof des St. Nikolai Stifts zu Hannover
- Alter Jüdischer Friedhof an der Oberstraße, Mitte des 16. Jahrhunderts bis 1864
- Jüdischer Friedhof An der Strangriede, 1864–1924
- Jüdischer Friedhof Bothfeld, seit 1924
- Friedhof der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover, 2001–2017 Abteilung des Stadtfriedhofs Lahe, seit 2017 eigenständig
Aufgelassene Friedhöfe (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einige aufgelassene Friedhöfe in Hannover werden als Parkanlagen genutzt. Neben ihrer Bedeutung für die Stadtgeschichte, als Ort für Grabdenkmale von oft großer Bedeutung als Kulturdenkmale und als noch erkennbare Beispiele für Friedhofsgestaltungen in früheren Jahrhunderten dienen sie dem Stadtklima und sind Rückzugsraum für Tiere.[10]
- Gartenfriedhof
- Neustädter Friedhof
- Alter St.-Nikolai-Friedhof
- Alter Wülfeler Friedhof
- Döhrener Friedhof seit 1810, 0,46 ha.
- Klosterfriedhof Marienwerder des Klosters Marienwerder seit 13. Jahrhundert, 0,3 ha.
- Friedhof Seelberg seit 1831, 1,08 ha.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Helmut Knocke, Hugo Thielen (Text), Dirk Böttcher, Klaus Mlynek (Hrsg.): Hannover. Kunst- und Kultur-Lexikon, Neuausgabe, 4., aktualisierte und erweiterte Auflage, Springe: zu Klampen, 2007, ISBN 978-3-934920-53-8, passim
- Paul Wolf: Stadthannoversche Friedhofskunst in alter und neuer Zeit, in ders (Hrsg.): Hannover. (= Deutschlands Städtebau.) Deutscher Architektur- und Industrie-Verlag (DARI), Berlin-Halensee 1922, S. 118–125
- Arnold Nöldeke (Bearb.): Friedhöfe, in ders.: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover, hrsg. vom Provinzialausschuss und Landesdirektorium der Provinz Hannover, Teil 1: Regierungsbezirk Hannover. Heft 2 in zwei Teilen. Stadt Hannover (= Heft 19 des Gesamtwerkes), Selbstverlag der Provinzialverwaltung, Hannover: Theodor Schulzes Buchhandlung, 1932, S. 249–260
- Ludwig Wülker: Die Hannoverschen Friedhöfe im Wandel der Geschichte. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 15 (1938), S. 76–81
- Gerhard Richter: Entstehung und Entwicklung des öffentlichen Grüns in Hannover bis zur Eingemeindung Lindens im Jahre 1920, zugleich Dissertation 1969 an der Technischen Universität Hannover, Hannover, 1969
- Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover (DTBD), Teil 2, Bd. 10.2, hrsg. von Hans-Herbert Möller, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, Braunschweig: Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH,
- Teil 1, Bd. 10.1, 1983, ISBN 3-528-06203-7, passim
- Teil 2, Bd. 10.2, 1985, ISBN 3-528-06208-8, passim
- Addendum zu Teil 2, Band 10.2: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand: 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege, 1985
- Siegfried Müller: Leben im alten Hannover. Kulturbilder einer deutschen Stadt. Schlütersche, Hannover 1986, ISBN 3-87706-033-1, passim
- Norbert Fischer: Raum für Tote. Die Geschichte der Friedhöfe von den Gräberstraßen der Römerzeit bis zur anonymen Bestattung, 1. Auflage, hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal, Zentralinstitut und Museum für Sepulkralkultur Kassel, Braunschweig: Thalacker-Medien, 2003, ISBN 978-3-87815-174-6 und ISBN 3-87815-174-8; Inhaltsverzeichnis
- Historisches Museum Hannover: Weinet nicht, wir sehen uns wieder. Trauerkultur in Hannover von 1600 bis heute (= Schriften des Historischen Museums Hannover, Bd. 24), Hannover: Historisches Museum Hannover (HMH), 2005, ISBN 978-3-910073-26-5 und ISBN 3-910073-26-3; Inhaltsverzeichnis
- Der Friedhofswegweiser. Informationen, Hinweise, Standorte, Historie, Anschriften, Inserate (= Diesseits und jenseits), hrsg. von der Landeshauptstadt Hannover, das Periodikum erscheint alle drei Jahre bzw. nach Absprache mit der Stadt Hannover, Leipzig: Mammut-Verlag, 2008ff.
- Peter Schulze: Friedhöfe. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 193–196.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Peter Schulze: Friedhöfe. In: Stadtlexikon Hannover, S. 193–196
- ↑ a b c d e f g h i j Deutsche Konkurrenzen vereinigt mit Architektur-Konkurrenzen, Bd. 26, Leipzig: Verlag von Seemann & Company, 1911, S. 308; Vorschau über Google-Bücher
- ↑ a b c Zentralblatt der Bauverwaltung, Bd. 31 (1911), S. 364; Vorschau über Google-Bücher
- ↑ Friedhöfe in Hannover. Landeshauptstadt Hannover, abgerufen am 4. Juli 2017.
- ↑ Die Friedhöfe der Landeshauptstadt Hannover. Landeshauptstadt Hannover, abgerufen am 4. Juli 2017.
- ↑ Die Friedhöfe der Landeshauptstadt Hannover. (PDF, 56,6 kB) Landeshauptstadt Hannover, abgerufen am 25. Oktober 2021.
- ↑ Friedhof Bemerode
- ↑ Alter Bothfelder Friedhof
- ↑ Friedhof Wülferode
- ↑ Aufgelassene Friedhöfe. Grünoasen in der Stadt. Landeshauptstadt Hannover, abgerufen am 10. Juli 2017.