Gais (Südtirol) – Wikipedia

Gais
(ital.: Gais)
Wappen
Wappen von Gais
Wappen von Gais
Karte
Staat: Italien
Region: Trentino-Südtirol
Provinz: Bozen – Südtirol
Bezirksgemeinschaft: Pustertal
Einwohner:
(VZ 2011/31.12.2022)
3.171/3.230
Sprachgruppen:
(laut Volkszählung 2011)
97,05 % deutsch
2,65 % italienisch
0,29 % ladinisch
Koordinaten 46° 50′ N, 11° 57′ OKoordinaten: 46° 50′ N, 11° 57′ O
Meereshöhe: 819–3171 m s.l.m. (Zentrum: 841 m s.l.m.)
Fläche: 60,34 km²
Dauersiedlungsraum: 7,9 km²
Fraktionen: Lanebach, Mühlbach, Tesselberg, Uttenheim
Nachbargemeinden: Bruneck, Mühlwald, Percha, Pfalzen, Sand in Taufers
Partnerschaft mit: Coburg (Bayern)
Postleitzahl: 39030
Vorwahl: 0474
ISTAT-Nummer: 021034
Steuernummer: 81007220213
Bürgermeister (2020): Christian Gartner (SVP)
Pfarrkirche St. Johannes Evangelist in Gais
Talansicht bei Uttenheim

Gais (mundartlich [ˈgɔɑs]; italienisch ebenfalls Gais) ist eine Gemeinde mit 3230 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) in Südtirol (Italien). Sie liegt im Tauferer Tal in der Nähe von Bruneck.

Lage von Gais nördlich von Bruneck

Die Gemeinde Gais erstreckt sich auf einer Fläche von 60,34 km² im Tauferer Tal und in den umliegenden Bergen. Das Tauferer Tal zweigt bei Bruneck – Gais’ südlicher Nachbargemeinde – Richtung Norden vom Pustertal ab und wird von der Ahr durchflossen. Der zu Gais gehörende Abschnitt, der im Norden an Sand in Taufers grenzt, verläuft nahezu eben und bietet zwei dörflichen Siedlungen Platz. Das südliche der beiden Dörfer ist der Hauptort Gais (830–850 m s.l.m.) am Fuß des Bärentaler Murkegels, das nördliche die Fraktion Uttenheim (840–880 m).

Auf seiner Westseite wird das Tauferer Tal von den südöstlichsten Ausläufern der Pfunderer Berge, einer Untergruppe der Zillertaler Alpen, flankiert. Dort befinden sich, etwas südwestlich von Uttenheim an steilen Hängen, auf über 1500 m Höhe die verstreuten Höfe der Bergfraktion Lanebach.

Im Osten begrenzt die Rieserfernergruppe das Tauferer Tal. Auf einer Höhe von ca. 1500 m befinden sich hier zwei besonders sonnenexponierte Fraktionen der Gemeinde: zum einen Mühlbach an den Hängen des beim Hauptort ins Tauferer Tal einmündenden Mühlbachtals, zum anderen Tesselberg etwas südlich nahe der Gemeindegrenze zu Percha. Überragt werden die beiden Dörfer im Nordosten von den Hochgebirgsregionen um die höchsten Gaiser Gipfel, darunter die Große Windschar (3041 m), die Schwarze Wand (3105 m) und der Morgenkofel (3073 m), die im Naturpark Rieserferner-Ahrn unter Schutz gestellt sind.

Der Name „Gais“ – urkundlich erstmals in den Jahren 985–993 im Traditionsbuch des Hochstifts Brixen als Geizes genannt,[1] auch als Geizzes[2] und um 1200 als Gaizes[3] – bezeichnet den Hauptort der 1928 gebildeten Großgemeinde und könnte mit der Tatsache zusammenhängen, dass der Ort an den Füßen eines Murkegels liegt und bedeutet so viel wie „Anschwemmungsland“.[4]

Im 19. Jahrhundert und vorher waren auch die Schreibweisen ''Gaiß'' oder ''Gaiss'' in Gebrauch.

Die archäologischen Funde lassen auf kleine Dauersiedlungen in grauer Vorzeit schließen. Auf dem Ahtalerbühel stand eine bronzezeitliche Siedlung, ebenso auf dem Gebiet der heutigen Kehlburg. Eine prähistorische Wallburg lässt sich auf der Gaisinger Pipe nachweisen.[5]

Das Kirchdorf[6] ist im Frühmittelalter durch die Bajuwaren besiedelt worden, die den vorrömischen Namen übernommen haben.[7]

Im Mittelalter gehörten die heutigen Fraktionen von Gais zum Gericht Uttenheim, aus dem 1811 verschiedene Gemeinden hervorgingen, darunter die Gemeinde Uttenheim mit den Fraktionen Uttenheim und Gais. Das Gericht Uttenheim hatte seinen Sitz ab dem 17. Jahrhundert in Gais. 1814 wurden die Orte wieder selbstständige Gemeinden.[8]

Im Rahmen der Koalitionskriege fanden am 6. und 7. November 1809 in Gais Kämpfe zwischen der Landwehr und französischen Truppen statt, die mit der Einnahme des Dorfs durch die Franzosen endeten.[9]

Gais gehörte bis zum Ende des Ersten Weltkriegs zum Gerichtsbezirk Taufers und war Teil des Bezirks Bruneck.

Im Jahr 1928 wurde aus den zuvor eigenständigen Gemeinden Gais, Uttenheim, Mühlbach und Tesselberg die Gemeinde Gais gebildet.

Eine im Dorf vorhandene Pfarrkirche wurde schon um 990 erwähnt; unter den Ortspfarrern wird um 1207 Heinrich genannt, gefolgt von Friedrich, zugleich Domherr von Brixen, der 1214–1246 erwähnt wird.[3] Das Dorf hatte viel unter Überschwemmungen zu leiden, weshalb der Standort der Kirche im Laufe der Jahrhunderte mehrfach erhöht werden musste.[9]

Zur katholischen Pfarrei Gais gehörten im 19. Jahrhundert die Dörfer Aufhofen, St. Georgen und Tesselberg.[9][3]

Bürgermeister seit 1952:[10]

  • Florian Kronbichler: 1952–1974
  • Sebastian Jaufenthaler: 1974–1980
  • Max Brugger: 1980–2005
  • Romana Stifter: 2005–2015
  • Christian Gartner: seit 2015

Im Jahr 1956 verlieh die italienische Regierung der Gemeinde ein Wappen, das keine Beziehung zum Ort und zu seiner Geschichte hatte. 1986 beschloss der Gemeinderat, es durch ein neues zu ersetzen. Der Evangelist Johannes, dessen Symbol der Adler ist, war der erste Kirchenpatron der Gemeinde Gais. Deshalb enthält das neue Gemeindewappen in der rechten Hälfte einen Adler. Die Balken in den Farben Blau-Gold-Blau entstammen dem Wappen des ehemaligen Gerichts Uttenheim.

Für den Kraftverkehr ist die Gemeinde in erster Linie durch die SS 621 erschlossen. Der Ort hatte bis 1957 zwei Bahnhöfe auf der Tauferer Bahn.

Auf dem Gemeindegebiet befinden sich zwei Grundschulen im Hauptort Gais und in Uttenheim, die zusammen dem deutschen Schulsprengel der Nachbargemeinde Bruneck I angeschlossen sind.[11]

Zudem bestehen in Gais und Uttenheim Kindergärten.

Mit Gais verbundene Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gaisinger Heimatlied wurde am 3. Oktober 1944 von Pfarrer Anton Hopfgartner verfasst. Kandidus Weitlaner, Kooperator in Gais von 1943 bis 1949, schrieb in einer Vorbemerkung zum Text des Heimatliedes: Gais gehört jetzt auch zu den wenigen glücklichen Dörfern, die ein eigenes Heimatlied besitzen.

Ich weiß ein Dorf, gar lieb und traut,
Am stillen Lauf der Ahr,
Ins weite Tal hineingebaut:
Das lieb' ich immerdar.
Rings der Erlen Grün
Und der Felder Prach!
Kommt's mir in den Sinn,
Herz und Aug' mir lacht.
[: 's ist die Heimat mein,
Die ich lieb' so heiß,
's ist mein Sonnenschein,
Mein liebes Gais. :]

Die Sonne grüßt vom Kehlburgschloß
Am Morgen froh ins Tal;
Es thront – ein Ritter hoch zu Roß –
Auf tannumrauschtem Wall.
Und vom West geschwind
Grüßt auch Burg Neuhaus,
Wie ein Märchenkind
Lieblich überaus.
[: 's ist die Heimat mein,
Die ich lieb' so heiß,
's ist mein Sonnenschein,
Mein liebes Gais. :]

Der Löffler und der Keilbachspitz
Im hellen Firnenschnee,
Der Peitler ragt im Sonnenblitz
Rotleuchtend in die Höh'.
Rings der Wunderblick,
In der Mitte drin
Liegt das Erdenstück,
Wo ich geboren bin:
[: 's ist die Heimat mein,
Die ich lieb' so heiß,
's ist mein Sonnenschein,
Mein liebes Gais. :]

Und mitten in der Heimat mein
Ein Gotteshaus so schön,
Ein Turm so schlank und frei und fein,
Er ragt zu Himmelshöh'n.
Glocken hell und rein,
Stimmt mit froher Weis',
Stimmet jubelnd ein
In der Heimat Preis:
[: 's ist die Heimat mein,
Die ich lieb' so heiß,
's ist mein Sonnenschein,
Mein liebes Gais. :][13]

Partnerschaften

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Richard Heuberger: Eine Kundschaft des 14. Jahrhunderts über die Entstehung der Pfarre Gais. In: Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg 57 (1913), S. 362–368 (zobodat.at [PDF]).
  • Karl Finsterwalder: Der Pustertaler Ortsname Gais in der Sicht altgermanischer Sprachschöpfung. Mit Seitenblicken auf die "Gissübel"-Namen. In: Der Schlern 43 (1969), S. 155–158.
  • Albert Willeit (Hrsg.): Gais im Tauferer Tal. Dorfbuch zum 1000-Jahr-Jubiläum. Gais: Komitee 1000-Jahre-Gais 1986 (online).
  • Lydia Reichegger: Geschichte Uttenheims in Mittelalter und Frühneuzeit. In: Der Schlern 67 (1993), S. 471–480, 535–554.
  • Helmuth Auer, Simon Auer: Dorfbuch Uttenheim-Lanebach. Gais: Gemeinde Gais 2007 (online).
Commons: Gais – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Oswald Redlich: Die Traditionsbücher des Hochstifts Brixen vom 10. bis in das 14. Jahrhundert (= Acta Tirolensia. Band 1). Innsbruck: Wagner 1886, S. 7, Nr. 14.
  2. Codex diplomaticus Austriaco-Frisingensis. Urkunden und Urbare zur Geschichte der ehemals Freisingischen Besitzungen in Österreich. Band 31, Wien 1870, S. 49 unten.
  3. a b c Georg Tinkhauser: Topographisch-historisch-statistische Beschreibung der Diöcese Brixen. Band 1, Brixen 1855, S. 417–420.
  4. Kultur – Dörfer – Gais. Gemeinde Gais, abgerufen am 7. März 2011.
  5. GeoBrowser. Provinz Bozen, abgerufen am 30. Oktober 2021.
  6. Lexikoneintrag zu Tauferer Tal, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage, Band 19, Leipzig/Wien 1909, S. 353.
  7. Johannes Ortner: Pipe, Pirra, Pustertal. Erkundungen der Namenlandschaft im Brunecker Becken. Vortrag, gehalten am 7. Februar 2017 in Bruneck
  8. Kultur – Dörfer – Uttenheim. Gemeinde Gais, abgerufen am 7. März 2011.
  9. a b c Johann Jakob Staffler: Tirol und Vorarlberg, statistisch und topographisch, mit geschichtlichen Bemerkungen. Theil II, Band 2, Innsbruck 1844, S. 260.
  10. Die Bürgermeister der Gemeinden Südtirols seit 1952. (PDF; 15 MB) In: Festschrift 50 Jahre Südtiroler Gemeindenverband 1954–2004. Südtiroler Gemeindenverband, S. 139–159, abgerufen am 16. November 2015.
  11. Schulsprengel Bruneck I. Südtiroler Bürgernetz, abgerufen am 25. Oktober 2014.
  12. Franz Anton Sinnacher: Beyträge zur Geschichte der Kirche Säben und Brixen in Tyrol, Band 2, Brixen 1822, S. 33.
  13. Albert Willeit und Albert Forer (Hrsg.): Gais im Tauferer Tal. Dorfbuch zum 1000-Jahr-Jubiläum. Komitee 1000-Jahre Gais, Gais 1986, S. 7