Georgstraße – Wikipedia
Georgstraße | |
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Straße in Hannover | |
Georgstraße mit Schnee bedeckt | |
Basisdaten | |
Stadt | Hannover |
Stadtteil | Mitte |
Name erhalten | 1787 |
Anschlussstraßen | Georgsplatz, Goseriede |
Querstraßen | Am Steintor, An der Börse, Bahnhofstraße, Goethestraße, Große Packhofstraße, Kanalstraße, Kleine Packhofstraße, Nordmannpassage, Schillerstraße, Schmiedestraße, Ständehausstraße, Steintorstraße, Windmühlenstraße |
Plätze | Kröpcke, Opernplatz, Rathenauplatz |
Bauwerke | Kröpcke-Uhr |
Stadtbahnstation | Kröpcke |
Technische Daten | |
Straßenlänge | 885 m |
Karte | |
Die Georgstraße in Hannover ist die Haupteinkaufsstraße im Stadtteil Mitte der niedersächsischen Landeshauptstadt. Die etwa einen Kilometer lange Straße ist nach Georg III. benannt, ab 1760 Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg („Kurhannover“) sowie König von Großbritannien und Irland bzw. König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland (ab 1801) und in Personalunion ab 1814 erster König von Hannover.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Georgstraße erstreckt sich vom Steintor über den zentralen Platz Kröpcke bis zum Georgsplatz, der in den Aegidientorplatz übergeht. Die westliche Hälfte zwischen Steintor und Kröpcke ist als Fußgängerzone die wichtigste Einkaufsstraße der Innenstadt, die andere Hälfte mit dem Opernhaus und dem GOP Varieté Theater bildet zusammen mit Geschäften des gehobenen Bedarfs eine elegante Flaniermeile.
Im Bereich zwischen Aegidientorplatz und Kröpcke, insbesondere beim Georgsplatz, finden sich Plastiken, die im Rahmen der 1970 gestarteten Aktion Straßenkunst platziert wurden, aber auch Arbeiten wie „L'air“[1] (in Hannover als „Die Liegende“ bezeichnet) von Aristide Maillol, die die Nord LB im Jahr 1961 stiftete.[2]
Im Abschnitt zwischen Opernhaus und Georgsplatz auf einer ausgedehnten Grünfläche finden sich Denkmale von Louis Stromeyer, Karl Karmarsch und Heinrich Marschner. Hier befindet sich außerdem das Mahnmal für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus von Michelangelo Pistoletto, eingeweiht 1994.
In den umsatzstärksten Einkaufsstraßen von Hannover wie der Georg-, der Bahnhof- und der Großen Packhofstraße werden Ladenflächen für den Einzelhandel mit bis zu 180 Euro pro m² (Stand 2010) vermietet.[3] Nach einer Passantenfrequenzzählung im März 2015 liegt die Georgstraße mit 12.525 Fußgängern in der Stunde von 13.00 bis 14:00 Uhr an einem Samstag auf Platz sieben der Einkaufsstraßen in Deutschland.
Schorsenbummel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit den 1980er Jahren findet jährlich im Mai, Juni und September jeweils sonntags von 11 bis 14 Uhr auf der Georgstraße als früherer Prachtmeile der Schorsenbummel statt. Die Bezeichnung Schorse als Abwandlung von Georg steht für König Georg III., der 1787 den Bau der Georgstraße mit 500 Talern bezuschusste.[4] Der Schorsenbummel beruht auf einem Ritual aus den 1920er und 1930er Jahren, als wohlhabende Bürger, Angehörige des Adels sowie Gymnasiasten, Studenten und Offizieren auf der Straße zum „Sehen und gesehen werden“ flanierten. Beim heutigen Schorsenbummel handelt es sich um eine Art von Reenactment, bei dem kostümierte „Schorsenbummler“ auf der „Schorsengasse“, wie die Georgstraße auch genannt wurde, flanieren. Weitere Unterhaltung gibt es durch Musikgruppen, Kleinkunst und ein Platzkonzert vor dem Opernhaus.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Straße entstand 1787 – unter Beteiligung des Hofsteinhauers und späteren Hof- und Ratsmaurermeister Johann Georg Taentzel[5] – durch die Ausweisung von etwa 40 Baugrundstücken auf einem abgeflachten Wall der Stadtbefestigung Hannover, die ab 1779 geschleift wurde. Die Straße befand sich auf den früheren Festungsanlagen zwischen dem Steintor und der Aegidienneustadt, zu denen Graben, Wall und vier Bastionen gehörten. Die Straße wurde mit Villen als Repräsentationsstraße geplant.
Das erste Gebäude überhaupt an der neuen Straße entstand nach eigenen, ab 1792 entworfenen, 1795 vorgestellten und wohl erst um 1800 realisierten Plänen[6][7] des Königlich Großbritannischen und Kurfürstlich Hannoverschen Hof-Zimmermeisters Johann Heinrich Daniel Holekamp[7] an der Ecke zur – damaligen – Reitwallstraße.[6]
Zwischen 1822 und 1825 ließ Georg Ludwig Friedrich Laves vier Häuser errichten.
Architektur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erwähnenswert sind folgende Bau- und Kunstwerke entlang der Georgstraße:
- Normaluhr (denkmalgeschützt)
- Schillerdenkmal (denkmalgeschützt), geschaffen 1863 von Wilhelm Engelhard, 1982 an seinem heutigen Standort aufgestellt
- Geschäftshaus Georgstraße 2a (denkmalgeschützt)
- Drachentöterhaus, Georgstraße 10 (denkmalgeschützt), erbaut 1900–1901 nach Plänen von Hermann Schaedtler und Karl Hantelmann, ursprünglich ein Doppelhaus für den Möbelfabrikanten Louis Fuge, von dem nur noch die Eingangsfassade erhalten ist
- Geschäftshaus Georgstraße 12 (denkmalgeschützt)
- Geschäftshaus Georgstraße 22 (denkmalgeschützt): 1950 erfolgte der Innenausbau des nicht mehr existierenden Ladengeschäfts der Sprengel Schokoladenfabrik nach Plänen von Ernst Zinsser
- Geschäftshaus Georgstraße 24 (denkmalgeschützt)
- Figuren am Bahlsen-Haus, Georgstraße 27–29, 1950/51 geschaffen von Kurt Lehmann. Das Gebäude wird heute durch das Schuhhaus Gisy genutzt.
- Bei Georgstraße 30 sind Wappen zu Hannovers Partnerstädten im Pflaster eingelassen.
- Ehemaliges Kaufhaus Magis, Georgstraße 31/33 (denkmalgeschützt). Heute unter anderem genutzt als Filiale von Hennes & Mauritz und Douglas Parfümerien.
- Georgspalast, Georgstraße 36 (denkmalgeschützt), heute genutzt durch das GOP Varieté Theater Hannover.
- Geschäftshaus Georgstraße 44 (denkmalgeschützt)
- Kurierhaus als Sitz des ehemaligen Hannoverschen Kuriers, Georgstraße 52 (denkmalgeschützt)
- Haus Basse, Georgstraße 54 (denkmalgeschützt)
- Um 1850: Blick durch die Georgstraße in Richtung des heutigen Kröpcke, links die heute nicht mehr vorhandene Polytechnische Schule
- Blick in die Georgstraße mit Kröpcke und Opernhaus Hannover um 1895
- Blick Richtung Steintor. Links das Fuge’sche Haus (Georgstr. 10, erbaut 1901, Architekt Hermann Schaedtler) mit der Georgspassage
- Blick auf die Georgstraße (noch mit Straßenbahn) mit Blick zum Steintor in den 1960er Jahren
- Denkmalgeschütztes Geschäftshaus Georgstraße 24
- Farbig beleuchtete Sitzbänke von Francesco Mariotti an der Georgstraße Höhe Georgsplatz
- Mahnmal für die ermordeten Juden Hannovers an der Georgstraße, Höhe Opernplatz
- Figuren von Kurt Lehmann an der Georgstraße 27–29 (1950/51)
- L’Air oder Die Liegende von Aristide Maillol
- Wappen von Hannovers Partnerstadt Leipzig, bei Georgstraße 30 in Pflaster eingelassen
- Wappen von Hannovers Partnerstadt Perpignan, bei Georgstraße 30 in Pflaster eingelassen
- Wappen von Hannovers Partnerstadt Rouen, bei Georgstraße 30 in Pflaster eingelassen
- Wappen von Hannovers Partnerstadt Bristol, bei Georgstraße 30 in Pflaster eingelassen
- Wappen von Hannovers Partnerstadt Blantyre, bei Georgstraße 30 in Pflaster eingelassen
- Wappen von Hannovers Partnerstadt Poznań, bei Georgstraße 30 in Pflaster eingelassen
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Harold Hammer-Schenk, Günther Kokkelink (Hrsg.): Laves und Hannover / Niedersächsische Architektur im neunzehnten Jahrhundert (582 Seiten), revidierte Neuauflage des Kataloges zur Ausstellung „Vom Schloß zum Bahnhof, Bauen in Hannover“…, Hannover: Ed. Libri Artis Schäfer, 1989, ISBN 3-88746-236-X, S. 246–256
- Gerd Weiß, Marianne Zehnpfennig: Georgstraße, in: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 1, [Bd.] 10.1, hrsg. von Hans-Herbert Möller, ISBN 3-528-06203-7, S. 68f. u.ö., sowie Anlage Mitte, in: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand 1. Juli 1985. Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, S. 3ff.
- Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen (Hrsg.): Georgstraße, in: Hannoversches Biographisches Lexikon, passim; größtenteils online über Google-Bücher
- Helmut Zimmermann: Grundriss von der Georgstraße. Aquarellierte Planzeichnung von G. Täntzel, 1807, Stadtarchiv Hannover, in Franz Rudolf Zankl (Hrsg.): Hannover Archiv, Blatt EH-48
- Martin Wörner, Ulrich Hägele, Sabine Kirchhof: Architekturführer Hannover (= Architectural guide to Hannover), mit einer Einleitung von Stefan Amt, Berlin: Reimer, 2000, ISBN 3-496-01210-2, passim
- Helmut Knocke, Hugo Thielen: Georgstraße, in: Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon, S. 120–122 u.ö.
- Helmut Knocke: Georgstraße. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.): Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 215.
- Christian Schütte: König Georg III. / Namensgeber der Georgstraße, in: Quando, Ausgabe 2/2014, Quando Verlag Angela Schüle, S. 70f.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Getty-Museum in Los Angeles, Abruf am 26. September 2019
- ↑ Ludwig Zerull: Kunst ohne Dach. Skulpturen und Objekte im Stadtbild Hannovers, Verlag Th. Schäfer, Hannover 1992, ISBN 3-88746-278-5, S. 49
- ↑ Hohe Zentralität, stabile Mieten und neue Mieter, in: Immobilien Zeitung vom 17. Juni 2010, S. 18
- ↑ Schorsenbummel bei hannover.de ( vom 2. Februar 2015 im Internet Archive)
- ↑ Helmut Knocke: Taentzel, Tän(t)zel, (3) Johann Georg, in: Stadtlexikon Hannover, S. 616
- ↑ a b Harold Hammer-Schenk: Georgstraße; in Harold Hammer-Schenk, Günther Kokkelink (Hrsg.): Laves und Hannover. Niedersächsische Architektur im neunzehnten Jahrhundert. (revidierte Neuauflage der Publikation Vom Schloss zum Bahnhof...) Ed. Libri Artis Schäfer, 1989, ISBN 3-88746-236-X, hier: S. 246–250, vor allem S. 249.
- ↑ a b Helmut Flohr: Das Zimmeramt der Alt- und Neustadt Hannover, in ders.: Bau- und Zimmerhandwerk im Calenberger Land : Umfeld und Struktur eines Handwerkbetriebes in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, Laatzen-Grasdorf, Langer Brink Nr. 16: H. Flohr, 1991, S. 17–22; hier: S. 18f.
Koordinaten: 52° 22′ 30″ N, 9° 44′ 10″ O