Gerichtsbezirk Beneschau – Wikipedia
Ehemaliger Gerichtsbezirk Beneschau | |
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(tschechisch: soudní okres Benešov) | |
Basisdaten | |
Kronland | Böhmen |
Bezirk | Beneschau |
Sitz des Gerichts | Beneschau (Benešov) |
zuständiges Landesgericht | Tabor |
Fläche | 317,35 km2 (1910) |
Einwohner | 29.083 |
Aufgelöst | 1919 |
Abgetreten an | Tschechoslowakei
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Der Gerichtsbezirk Beneschau (tschechisch: soudní okres Benešov) war ein dem Bezirksgericht Beneschau unterstehender Gerichtsbezirk im Kronland Böhmen. Er umfasste Gebiete in der Mittelböhmischen Region. Zentrum und Gerichtssitz des Gerichtsbezirks war die Stadt Beneschau (Benešov).
Das Gebiet gehörte seit 1918 zur neu gegründeten Tschechoslowakei und ist seit 1991 Teil der Tschechischen Republik.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die ursprüngliche Patrimonialgerichtsbarkeit wurde im Kaisertum Österreich nach den Revolutionsjahren 1848/49 aufgehoben. An ihre Stelle traten die Bezirks-, Landes- und Oberlandesgerichte, die nach den Grundzüge des Justizministers geplant und deren Schaffung am 6. Juli 1849 von Kaiser Franz Joseph I. genehmigt wurde.[1] Der Gerichtsbezirk Beneschau gehörte zunächst zum Kreis Tabor und umfasste 1854 die 46 Katastralgemeinden Bedrč, Bělčic, Beneschau, Bistritz, Bořenowic, Bukowan, Čakow, Čeliw, Choratic, Jemnischt, Jezero, Jinoschic, Jirowic, Konopischt, Kozmic, Langfeld, Lischna, Lschtěn, Milowanic, Mrač, Myslíč, Neswačil, Neudorf, Pecerad, Petroupin, Popowic, Pořič, Postupic, Přestawlk, Roubičkowa Lhota, Samechow, Skalic, Soběhrad, Střischkow, Struhařow, Tatounowic, Tepleischowic, Tisem, Tworschowic, Vierrad, Waclawic, Westec, Wlkow, Wodsliw, Wostředek und Wranow.[2] Der Gerichtsbezirk Beneschau bildete im Zuge der Trennung der politischen von der judikativen Verwaltung[3] ab 1868 gemeinsam mit den Gerichtsbezirken Neweklau und Wlašim den Bezirk Beneschau.[4]
Im Gerichtsbezirk Beneschau lebten 1869 25.817 Menschen[5] 1900 waren es 28.696 Personen.[6]
Der Gerichtsbezirk Beneschau wies 1910 eine Bevölkerung von 29.083 Personen auf, von denen 95 Deutsch und 28.914 Tschechisch[7] als Umgangssprache angaben. Im Gerichtsbezirk lebten zudem 74 Anderssprachige oder Staatsfremde.[8]
Durch die Grenzbestimmungen des am 10. September 1919 abgeschlossenen Vertrages von Saint-Germain kam der Gerichtsbezirk Beneschau vollständig zur neugegründeten Tschechoslowakei, wobei die Gerichtseinteilung bis 1938 im Wesentlichen bestehen blieb. Nach dem Münchner Abkommen wurde das Gebiet Teil dem Protektorat Böhmen und Mähren zugeschlagen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte das Gebiet zum Okres Benešov, dessen Behörden jedoch im Zuge einer Verwaltungsreform 2003 ihre Verwaltungskompetenzen verloren. Diese werden seitdem von den Gemeinden bzw. dem Středočeský kraj, zu dem das Gebiet um Beneschau seit Beginn des 21. Jahrhunderts gehört, wahrgenommen.
Gerichtssprengel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gerichtssprengel umfasste 1910 die 46 Gemeinden Bedrč (Bedrč), Benešov (Beneschau), Bořeňovice (Bořenowitz), Bukovany (Bukowan), Bystřice (Bystřitz), Čakov (?), Čeliv (Čeliw), Čenovice (Čenovitz), Čerčany (Tschertschan oder Čerčan), Choratice (Choratitz), Dlouhé Pole (Langfeld), Jemniště (Jemnischt), Jezero (Jezero), Jinošice (Jinoschitz), Jirovice (Jirowitz), Konopiště (Konopischt), Kozmice (Kozmitz), Lišno (Lischna), Lštění (Lschtěn), Milovanice (Milowanitz), Mrač (Mrač), Myslíč (Myslíč), Nespeky (Dnespek), Nesvačily (Neswačil), Nová Ves (Neudorf), Ostředek (Wostředek), Ouročnice (Ouročnitz), Pecerady (Pecerad), Petroupín (Petroupin), Popovice (Popowitz), Pořičí (Pořič), Postupice (Postupitz), Přestavlky (Přestawlk), Roubičková Lhota (Roubičkowa Lhota), Samechov (Samechow), Soběhrady (Soběhrad), Struhařov (Struhařow), Teplejšovice (Teplejšowitz), Tisem (Tisem), Tvoršovice (Tworschowitz), Václavice (Waclawitz), Vestec (Westetz), Vlkovec (Wlkowetz), Vodslivy (Wodsliw), Vranov (Wranow) und Žíňany (Großzíňan).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Landes-Gesetz- und Regierungs-Blatt für das Kronland Böhmen (Dritte Abtheilung des Ergänzungs-Bandes) 1849, Nr. 110: „Organisirung der Gerichte in dem Kronlande Böhmen.“
- ↑ Landes-Regierungs-Blatt für das Königreich Böhmen 1854, I. Abtheilung, XLVII. Stück, Nr. 277: „Verordnung der Ministerien des Inneren, der Justiz und der Finanzen vom 9. Oktober 1854, betreffen die politische und gerichtliche Organisirung des Königreichs Böhmen“
- ↑ Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1868, XVII. Stück, Nr. 44. „Gesetz vom 19. Mai 1868 über die Einrichtung der politischen Verwaltungsbehörden in den Königreichen ...“
- ↑ Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1868, XLI. Stück, Nr. 101: Verordnung vom 10. Juli 1868, die Durchführung des Gesetzes vom 19. Mai 1868 (Reichs-Gesetz-Blatt Nr. 44) in Böhmen, Dalmatien, Oesterreich unter und ob der Enns, Steiermark, Kärnthen, Bukowina, Mähren, Schlesien, Tirol und Vorarlberg, Istrien, Görz und Gradiska betreffend.
- ↑ Böhmische k. k. Statthalterei (Hrsg.): Orts-Repertorium des Königreiches Böhmen. Mit Benützung der von der k .k. statistischen Central-Commission zusammengestellten Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1869 herausgegeben. Prag 1872, S. 6
- ↑ C.k. místodržitelství (Hrsg.): Seznam míst v Království českém. K rozkazu c. k. místodržitelství na základě úřadních udání sestaven. Prag 1907, S. 6
- ↑ In der Volkszählung wurden Personen mit böhmischer, mährischer und slowakischer Umgangssprache zusammengefasst
- ↑ k.k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Spezialortsrepertorium von Böhmen. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910. Wien 1915, S. 11
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- k. k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Spezialortsrepertorium von Böhmen. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910. Wien 1915 (Spezialortsrepertorien der österreichischen Länder)