Die PflanzengattungGinster (Genista), auch Brambusch[1][2] oder Brahm genannt, gehört zur Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae). Doch werden auch Arten anderer Gattungen als „Ginster“ (lateinisch Genista[3] und gelegentlich auch genesta[4]) bezeichnet, so ist etwa der Besenginster eine Art der Gattung Geißklee (Cytisus) und der Pfriemenginster eine (monotypische) der Gattung Spartium.
Ginster-Arten wachsen als Sträucher oder Halbsträucher[5] und erreichen je nach Art Wuchshöhen von 0,5 bis zu 2 Metern. Eine Ausnahme bildet der Ätna-Ginster (Genista aetnensis), er kann bis 5 Meter hoch werden.[6] Die Genista-Arten bilden im Alter eine Pfahlwurzel aus. Sie besitzen häufig rutenförmige Zweige, die oft bewehrt sind.[6]
Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind ungeteilt oder dreizählig und fallen oft früh ab. Es sind höchstens kleine Nebenblätter erkennbar; meist sind sie zu einer Verdickung, dem Pulvinus, umgewandelt.[6]
Die Blühzeit der meisten Ginsterarten beginnt Ende Mai und reicht bis in den Sommer hinein.
Die Blüten stehen selten einzeln in den Blattachseln, manchmal stehen einige Blüten in den Blattachseln zusammen, meist sind viele Blüten in endständigen, köpfchenförmigen oder traubigenBlütenständen angeordnet. Die Blüten stehen meist über einem Tragblatt und zwei Deckblättern. Es sind Blütenstiele vorhanden.[6][5]
Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchblätter sind kurz zweilippig verwachsen; die Oberlippe endet in zwei und die Unterlippe in drei Kelchzähnen. Die Blütenkrone besitzt die typische Form einer Schmetterlingsblüte. Die fünf kahlen oder behaarten Kronblätter sind meist gelb. Es sind zehn Staubblätter vorhanden.[6] Das einzige Fruchtblatt ist kahl oder behaart.[5]
Die kahlen oder behaarten, im Umriss eiförmigen oder linealisch-länglichen Hülsenfrüchte öffnen sich bei Reife oder bleiben geschlossen und enthalten einen bis viele (bis zu 30) Samen.[6] Die Samen sind meist kleiner als 3, selten bis zu 3,8 Millimeter groß.[5]
Einige andere Gattungen und Arten tragen auch den Wortbestandteil „-ginster“ im Namen, zum Beispiel der Binsenginster (Spartium junceum), der Besenginster (Cytisus scoparius) sowie die Stechginster (Ulex) und die Dornginster (Calicotome). Eine norddeutsche Bezeichnung für den Ginster ist Brambusch.
Ginster-Arten wachsen meist an nährstoffarmen Standorten. Viele Ginster-Arten sind typische Elemente der mediterranen Macchie, Garrigue und Phrygana, sowie der atlantischen Heiden in Westeuropa.
Die Gattung Genista wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus II, Seite 709[8] aufgestellt. Typusart ist Genista tinctoriaL.[9]Synonyme für GenistaL. sind Asterocytisus(W.D.J.Koch) Schur ex Fuss, ChamaespartiumAdans., EnantiospartonK.Koch, GenistellaOrtega, Pterospartum(Spach) K.Koch, TelineMedik. und RivasgodayaEsteve.[10][11]
Die GattungGenista gehört zur Tribus Genisteae in der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae).[12] Der Umfang der Gattungen innerhalb der Tribus Genisteae wird kontrovers diskutiert.[13][5][14][15] Bei manchen Autoren wird die Gattung Genista sehr weit gefasst.[11] Die Gattung Genista wird in Untergattungen und Sektionen gegliedert, der Umfang der einzelnen Subtaxa wird kontrovers diskutiert.[11]
Genista acanthocladaDC. subsp. acanthoclada: Sie kommt von Griechenland bis zur Türkei vor.[12]
Genista acanthoclada subsp. echinus(Spach) Vierh. (Synonym: Genista echinusSpach): Sie kommt auf Inseln in der östlichen Ägäis über den asiatischen Teil der Türkei bis Libanon und Syrien vor.[12]
Genista albidaWilld. (Syn.: Genista godetiiSpach): Sie kommt in Rumänien, Griechenland, im asiatischen Teil der Türkei, im Libanon und in Syrien, in der russischen Region Krasnodar und auf der Krim vor.[12]
Aschgrauer Ginster (Genista cinerea(Vill.) DC.): Er ist im nördlichen Algerien, Tunesien, im nordwestlichen Italien, im südlichen Frankreich, in Spanien (inklusive Balearen) verbreitet.[10][12]
Genista depressaM.Bieb. (Syn.: Genista tinctoria var. decumbensLedeb., Genista tinctoria var. depressa(M.Bieb.) P.E.Gibbs, Genista tinctoria var. depressa(M.Bieb.) Schmalh.): Sie ist im ehemaligen Jugoslawien, in Albanien, Bulgarien, Griechenland, in der Ukraine und auf der Krim verbreitet.[12]
Genista hirsutaVahl (Syn.: Genista lanuginosaSpach): Es gibt zwei Unterarten:[12]
Genista hirsuta subsp. erioclada(Spach) Raynaud (Syn.: Genista eriocladaSpach, Genista erioclada subsp. atlantica(Spach) Maire): Sie kommt in Algerien sowie Marokko vor.[12]
Genista hirsutaVahl subsp. hirsuta: Sie kommt auf der Iberischen Halbinsel und auf den Balearen vor.[12]
Genista hispanicaL. subsp. hispanica (Syn.: Genista hispanica var. villosaWillk.): Sie kommt in Spanien und Frankreich vor.[12]
Genista hispanica subsp. occidentalisRouy (Syn.: Genista occidentalis(Rouy) H.J.Coste): Sie kommt in Spanien und Frankreich vor.[12]
Genista holopetala(W.D.J.Koch) Bald.: Sie kommt im ehemaligen Jugoslawien und in Italien vor.[12]
Genista humifusaL. (Syn.: Genista lipskyiNovopokr. & Schischk., Genista sachokianaA.I.Kuth.): Diese seltene Art kommt im Kaukasusraum vor.[12]
Genista hystrixLange (Syn.: Genista polyanthos subsp. hystrix(Lange) Franco): Es gibt zwei Unterarten:[12]
Genista hystrixLange subsp. hystrix: Sie kommt auf der Iberischen Halbinsel vor.[12]
Genista hystrix subsp. legionensis(Pau) P.E.Gibbs (Syn.: Genista aspalathoides var. legionensisPau, Genista legionensis(Pau) M.Laínz): Sie kommt nur in Spanien vor.[12]
Genista ifniensisCaball. (Syn.: Genista ferox subsp. microphylla(Ball) Font Quer): Sie kommt in Marokko vor.[12]
Genista januensisViv. (Syn.: Genista scariosaViv., Genista triangularisWilld., Genista lydia var. spathulata(Spach) Hayek): Sie kommt in Italien, im ehemaligen Jugoslawien, in Bulgarien, Rumänien, Albanien und Griechenland vor.[12]
Genista linifoliaL. subsp. linifolia: Sie kommt in Algerien, Marokko, in Spanien einschließlich der Balearen, in Frankreich und vielleicht in Italien vor.[12] Sie ist in Australien ein invasive Pflanze.[10]
Genista linifolia subsp. gomeraeP.E.Gibbs & Dingwall: Sie kommt auf den Kanarischen Inseln vor.[12]
Genista linifolia subsp. pallida(Poir.) Hanelt (Syn.: Genista splendensWebb & Berthel.): Sie kommt auf den Kanarischen Inseln vor.[12]
Genista linifolia subsp. teneriffaeP.E.Gibbs & Dingwall: Sie kommt auf den Kanarischen Inseln vor.[12]
Genista lydiaBoiss. (Syn.: Genista rhodopeaVelen., Genista rumelicaVelen.): Sie kommt im ehemaligen Jugoslawien, in Bulgarien, Griechenland, in der Türkei und von Syrien bis zum Libanon vor.[12]
Kugel-Ginster oder Strahlen-Ginster (Genista radiata(L.) Scop.)[17]: Er ist in Frankreich, Österreich, in der Schweiz, Italien, im ehemaligen Jugoslawien, Albanien, Griechenland und Rumänien verbreitet.[12]
Genista ramosissima(Desf.) Poir. (Syn.: Genista cinerea subsp. ramosissima(Desf.) Quézel & Santa): Sie kommt in Algerien, Marokko und Spanien vor.[12]
Gewöhnlicher Flügelginster (Genista sagittalisL., Syn.: Genista delphinensisVerl., Genistella sagittalis(L.) Gams): Diese gefährdete Art ist in Europa weitverbreitet.[12]
Genista sericeaWulfen: Sie kommt in Italien, im früheren Jugoslawien, Albanien und Griechenland vor.[12]
Genista sessilifoliaDC. (Syn.: Genista trifoliolataJanka): Sie kommt im früheren Jugoslawien, in Bulgarien, Griechenland und in der Türkei vor.[12]
Genista ×spachianaWebb (Syn.: Genista fragrans hort.): Sie ist nur aus Kultur bekannt und es sind einige Arten an der Entstehung dieser Hybride beteiligt.[10]
Binsenblättriger Ginster (Genista spartioidesSpach) (Syn.: Genista retamoidesCoss.): Es gibt zwei Unterarten:[12]
Genista spartioidesSpach subsp. spartioides (Syn.: Genista spartioides subsp. retamoides(Spach) Maire): Sie kommt in Algerien und Spanien vor.[12]
Genista spartioides subsp. pseudoretamoidesMaire: Sie kommt in Algerien und Marokko vor.[12]
Genista spinulosaPomel: Von ihr ist nur wenig bekannt und sie kommt wohl nur in Algerien vor.[12]
Genista sylvestris subsp. dalmatica(Bartl.) H.Lindb. (Syn.: Genista dalmaticaBartl., Genista sylvestris var. dalmatica(Bartl.) H.Lindb.): Sie kommt im früheren Jugoslawien und in Albanien vor.[12]
Genista sylvestrisScop. subsp. sylvestris: Sie kommt in Italien, im früheren Jugoslawien und in Albanien vor.[12]
Genista umbellata(L’Hér.) Poir. subsp. umbellata: Sie kommt im südlichen Spanien, nördlichen Algerien sowie Marokko vor.[12][10]
Genista umbellata subsp. equisetiformis(Spach) Rivas Goday & Rivas Mart. (Syn.: Genista equisetiformisSpach): Sie kommt nur in Spanien vor.[12]
Genista valentina(Spreng.) Steud. (Syn.: Genista oretanaWillk., Genista cinerea subsp. valentina(Spreng.) Rivas Mart.): Sie kommt nur in Spanien vor.[12]
Einige Genista-Arten sind in der Roten Liste der gefährdeten Arten der IUCN gelistet: Genista ancistrocarpa (Status: Endangered = stark gefährdet), Genista angustifolia (es liegen keine ausreichenden Daten vor), Genista benehoavensis (Status: Vulnerable = gefährdet), Genista dorycnifolia (es liegen keine ausreichenden Daten vor), Genista fasselata (Status: Least Concern = nicht gefährdet), Genista ferox (Status: Least Concern = nicht gefährdet), Genista holopetala (es liegen keine ausreichenden Daten vor), Genista maderensis (Status: Least Concern = nicht gefährdet), Genista parnassica (es liegen keine ausreichenden Daten vor), Genista pseudopilosa (Status: Least Concern = nicht gefährdet), Genista sagittalis (Status: Least Concern = nicht gefährdet), Genista tenera (Status: Least Concern), Genista tetragona (Status: Vulnerable = gefährdet).[18]
Die Sorten einiger Arten, beispielsweise Genista aetnensis, Genista falcata, Genista hispanica, Genista horrida, Genista lydia, Genista linifolia, Genista monspessulana, Genista pilosa, Genista stenopetala, Genista tenera, Genista tinctoria, werden als Zierpflanzen genutzt.[10] Sie werden beispielsweise als Bodendecker und niedrige Hecken verwendet.[11][19][20] Es gibt auch einige Hybriden, beispielsweise Genista ×spachiana.[20]
Der Färber-Ginster (Genista tinctoria) wurde als Färberpflanze angebaut. Der gelbe Farbstoff aus den Blüten wurde mit dem blauen Farbstoff aus dem Färberwaid gemischt, um die grüne Textilie „Kendal green“ zu produzieren.[11] Auch Genista germanica wurde zum Färben verwendet.[19]
Neben Genista tinctoria wurden auch andere Genista-Arten verwendet, um daraus Fasern zu gewinnen.[11]
Auslaugungen von Ginsterblättern in Essig wurden früher zur Behandlung des Hexenschusses verwendet.[21] Die medizinische Wirkung einiger Genista-Arten, beispielsweise Genista germanica, Genista hispanica wurde untersucht.[19][11]
Aus den Blüten einiger Genista-Arten werden essentielle Öle zur Parfum-Herstellung gewonnen. Es wird von der Verwendung von Genista-Arten als Kaffee-Substitut und Gewürz berichtet.[11] Die Blütenknospen von Genista tinctoria werden eingelegt und als Kapern-Ersatz verwendet.[19] Der Kanarische Ginster, der in Mitteleuropa den Umweltbedingungen nicht standhält und in wärmeren Gebieten anzutreffen ist, wird psychoaktiv genutzt, ebenso wie weitere Arten, die jedoch im Gegensatz zum Kanarischen Ginster Vergiftungserscheinungen wie Kopfschmerz auslösen können. Aus den Blüten wird Tee oder wässriger Auszug hergestellt, der die Stimmung hebt und die Farbwahrnehmung leicht verändert. Ginster ist eine recht schwache Droge, die in größeren Mengen konsumiert werden muss. Kanarischer Ginster wird auch als Joint geraucht, es sind für eine Wirkung jedoch mehrere Joints nötig.[22]
Bei dem Strauch, unter den sich der biblische Prophet Elija in seiner Verzweiflung zum Schlafen legte (1. Könige 19,5 LUT), handelte es sich um Retama roetam, eine Ginsterart, wie sie im Nahen Osten vorkommt. Martin Luther hatte das hebräische ROTEM fälschlicherweise mit Wacholder übersetzt, was bis einschließlich der Revision der Luther-Bibel von 1984 beibehalten wurde. Erst die revidierte Ausgabe von 2017 hat den Wacholder durch Ginster ersetzt.[23] Demgegenüber nannte die deutsche Bibelübersetzung von Ludwig Philippson bereits 1848 die Pflanzengattung Ginsterstrauch.[24]
Die französisch-englische Herrscherdynastie der Plantagenêts führt ihren Namen auf eine Angewohnheit des französischen Herzogs Gottfried von Anjou (1113–1151) zurück. Dieser schmückte seinen Hut oder Helm stets mit einem Ginsterzweig (franz.: plante genêt). Seine Zeitgenossen nannten ihn deshalb auch Plantagent und übertrugen diese Bezeichnung auf seine Nachkommen, darunter den englischen König Richard Löwenherz oder Mathilde Plantagenêt, die mit dem bayrischen und sächsischen Herzog Heinrich dem Löwen verheiratet war.[25]
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↑Vgl. etwa Ute Obhof: Rezeptionszeugnisse des „Gart der Gesundheit“ von Johann Wonnecke in der Martinus-Bibliothek in Mainz – ein wegweisender Druck von Peter Schöffer. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018, S. 25–38, hier: S. 34 („Genesta: pfremen oder ginst“).
↑ abcdefg Salvador Talavera: Genista. In: Flora Iberica. Band 7, 1999, S. 54 ff. (PDF)
↑ abcdef Peter E. Gibbs: Genista L. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 2: Rosaceae to Umbelliferae. Cambridge University Press, Cambridge 1968, ISBN 0-521-06662-X, S.94–100 (englisch).
↑ Dinesh K. Maheshwari, Meenu Saraf und Abhinav Aeron: Bacteria in Agrobiology: Crop Productivity Springer Science & Business Media. ISBN 978-3-642-37241-4.
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↑ Cristina Pardo, Paloma Cubas, Hikmat Tahiri: Molecular phylogeny of Genista (Leguminosae) and related genera based on nucleotide sequences of nrDNA (ITS region) and cpDNA (trnL-trnF intergenic spacer). In: Plant Systematics and Evolution. Band 244, 2004, S. 93–119.
↑ ab Gordon Cheers (Hrsg.): Botanica. Das ABC der Pflanzen. 10.000 Arten in Text und Bild. Könemann Verlagsgesellschaft, 2003, ISBN 3-8331-1600-5, S.398–399.
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↑Ludwig Philippson (Hrsg.): Die Israelitische Bibel – Zweiter Theil: Die Propheten. Enthaltend: Den heiligen Urtext, die deutsche Uebertragung, die allgemeine, ausführliche Erläuterung mit mehr als 500 englischen Holzschnitten. 2. Aufl. Leipzig 1858.
↑G.Geschichte – Die Plantagenets, Englands blutigste Dynastie, Karin Feuerstein-Prasser: Kriegerische Erbfolge, S. 27, Nr. 5/2021, ISSN1617-9412, B 7276