Gleiss Lutz – Wikipedia

Gleiss Lutz Hootz Hirsch

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Rechtsform Partnerschaft mbB
Gründung 1949
Sitz Stuttgart (8 Standorte)
Leitung Ralf Morshäuser, Johann Wagner
Mitarbeiterzahl 800, 350 Anwälte, 85 Partner[1]
Umsatz 251,2 Mio. Euro (Deutschland 2023)[2]
Branche Wirtschaftsrecht
Website www.gleisslutz.com
Stand: 4. Juni 2024

Gleiss Lutz Hootz Hirsch (häufig nur als Gleiss Lutz bezeichnet)[3] ist eine international tätige deutsche Wirtschaftskanzlei. Rund 350 Anwälte, davon 85 Partner,[1] arbeiten in Büros in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, München, Stuttgart, Brüssel und London[4].

Die Kanzlei wurde am 1. April 1949 von Alfred Gleiss (1904–1997) als Büro für Dekartellierungs- und Wettbewerbsfragen in Stuttgart gegründet. 1952 erhielt Gleiss die Zulassung als Rechtsanwalt und assoziierte sich mit Arved Deringer, der 1961 ausschied und eine eigene Kanzlei in Bonn eröffnete. 1956 trat Helmuth Lutz (1927–2024) in das Büro ein, kurz danach kamen Christian Hootz (1928–2016) und Martin Hirsch dazu.[5] Seit 1962 trägt die Sozietät den noch heute gültigen offiziellen Namen Gleiss Lutz Hootz Hirsch.[6]

Bekannte Anwälte der Kanzlei sind:

Seit 2002 hatte Gleiss Lutz eine enge Allianz mit der englischen Sozietät Herbert Smith und der niederländisch-belgischen Anwaltskanzlei Stibbe betrieben, die im November 2011 von Herbert Smith aufgekündigt wurde, nachdem Gleiss Lutz und Stibbe keine Fusionsgespräche aufnehmen wollten.[7] Als unabhängige Kanzlei arbeitet Gleiss Lutz weltweit mit einem nicht fest institutionalisierten Netzwerk ausländischer Kanzleien.[8] Im Rahmen eines europäischen Netzwerks arbeitet Gleiss Lutz eng mit drei weiteren unabhängigen Kanzleien in Europa zusammen (Chiomenti in Italien, Cuatrecasas Gonçalves Pereira in Spanien und Portugal und Gide Loyrette Nouel in Frankreich).[9] Um der Zentralisierung der europäischen Finanzmarktaufsicht durch den Single Supervisory Mechanism (SSM) Rechnung zu tragen, bündelten die vier Kanzleien z. B. 2015 in der Schwerpunktgruppe Bankaufsichtsrecht am Frankfurter Standort von Gleiss Lutz ihre Bankaufsichtsrechtspraxis. Darüber hinaus arbeitet die Kanzlei eng mit Kanzleien wie Stibbe (Benelux), Slaughter and May (Großbritannien) oder Cravath Swaine & Moore (USA) zusammen.[10]

Im Dezember 2010 kaufte das von der Kanzlei beratene Land Baden-Württemberg Anteile am Energiekonzern EnBW zurück, ohne zuvor die Zustimmung des Landtags einzuholen. Dafür berief sich Stefan Mappus auf das Notbewilligungsrecht als Ministerpräsident und holte nur die Zustimmung des Finanzministers ein.[11] Diese Vorgehensweise wurde vom Staatsgerichtshof in Stuttgart im Oktober 2011 als Verfassungsbruch festgestellt.[12] Eine von Stefan Mappus gegen die Kanzlei angestrengte Klage mit Schadenersatzforderung wegen Falschberatung wurde vom Bundesgerichtshof 2016 zurückgewiesen.[13]

Die Kanzlei vertrat die beiden Bundestagsabgeordneten der SPD, Peter Danckert und Swen Schulz, die vor dem Bundesverfassungsgericht erfolgreich gegen das neunköpfige Sondergremium geklagt hatten, welches anstelle des Haushaltsausschusses über den Einsatz des Euro-Rettungsschirms entscheiden sollte.[11]

Gewerkschaftliche Initiativen werfen der Kanzlei Beihilfe zum Union Busting (Gewerkschaftsvermeidung) vor. Dies begründen sie unter anderem mit der Ausgestaltung von Werkverträgen für Daimler, durch die die davon betroffenen Arbeiter rund ein Drittel des Gehalts von Festangestellten erhalten.[14] Zuletzt vertritt die Kanzlei deliveroo in einem Rechtsstreit um Entfristung einer gewählten Betriebsrätin.[15]

Im Zuge der Dieselabgas-Affäre mandatierte der Aufsichtsrat der Volkswagen AG 2016 die Kanzlei für die Aufarbeitung der gesellschaftsrechtlichen Haftungsansprüche.[16]

Im Jahr 2019 vertrat die Kanzlei das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), als dieses gegen die Veröffentlichung seines Gutachtens zum Herbizid Glyphosat durch FragDenStaat vorging, da es sein Urheberrecht verletzt sah. Gleiss Lutz war es auch nach fünf Versuchen nicht gelungen, eine einstweilige Verfügung wirksam zuzustellen.[17] Das Landgericht Köln hob daher aufgrund der formellen Fehler das Veröffentlichungsverbot auf und bürdete dem BfR die Kosten des Verfahrens auf.[18]

Einzelnachweise

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  1. a b Impressum. In: gleisslutz.com. Abgerufen am 18. Juni 2024.
  2. Martin Ströder: Nach Delle im Vorjahr: Gleiss Lutz setzt wieder mehr um. In: juve.de. 18. März 2024, abgerufen am 18. Juni 2024.
  3. gleisslutz: Historie. Abgerufen am 15. Januar 2020. Historie (Memento vom 14. März 2008 im Internet Archive) auf gleisslutz.com; abgerufen am 9. Februar 2013
  4. Gleiss eröffnet in London. 22. November 2021, abgerufen am 3. Januar 2022 (deutsch).
  5. NJW 2004, Heft 10, S. 666.
  6. Rüdiger Zuck (Hrsg.): Erinnerungsgabe für Alfred Gleiss zum 70. Geburtstag, Opladen 1974.
  7. René Bender: Reaktion: Herbert Smith kündigt nach Fusionsabsage Alliance mit Gleiss auf und hegt eigene Deutschland-Pläne. In: JUVE Online. 24. November 2011, abgerufen am 3. Oktober 2017.
  8. gleisslutz: Beratung ohne Grenzen. Abgerufen am 15. Januar 2020. „Beratung ohne Grenzen“ (Memento vom 29. November 2016 im Internet Archive)
  9. Neuorientierung: Gleiss Lutz stärkt Kooperation mit europäischen Kanzleien. In: juve.de. 23. November 2012, abgerufen am 18. Juli 2020.
  10. Frankfurt: Gleiss Lutz und Best Friends bündeln Bankaufsichtsrechtsteam. In: juve.de. 2. November 2015, abgerufen am 18. Juli 2020.
  11. a b EFSF-Kläger in Karlsruhe: Anwälte für Verfassungsbruch. In: Spiegel Online. 28. Oktober 2011, abgerufen am 3. Oktober 2017.
  12. Energie-Deal: Gericht rügt Baden-Württembergs EnBW-Kauf. In: Spiegel Online. 6. Oktober 2011, abgerufen am 3. Oktober 2017.
  13. juve.de
  14. Union Busting. Wenn Unternehmen Arbeitnehmerrechte torpedieren. In: Stuttgarter-Tagblatt.de. 27. Februar 2015, archiviert vom Original am 2. April 2015; abgerufen am 3. Oktober 2017.
  15. Essen auf Rädern 4.0. Proteste gegen Deliveroo in Vorbereitung. In: Neues Deutschland. 23. März 2018, abgerufen am 18. Juli 2018.
  16. Abgasskandal: VW mandatiert Gesellschaftsrechtler von Gleiss Lutz. Juve, 25. Februar 2016; abgerufen am 14. März 2018
  17. Tanja Podolski: Nach Fehler von Gleiss Lutz "Frag den Staat" veröffentlicht Glyphosat-Gutachten wieder. In: Legal Tribune Online. 5. Juli 2019, abgerufen am 25. April 2020.
  18. Arne Semsrott: Zensurheberrecht: Glyphosat-Gutachten darf wieder veröffentlicht werden. In: Netzpolitik.org. 4. Juli 2019, abgerufen am 2. Januar 2020.