Hans Elwenspoek – Wikipedia

Hans Elwenspoek (* 8. Juli 1910 in Köthen; † 13. Januar 1989 in Bonn) war ein deutscher Schauspieler.

Hans Elwenspoek war das älteste Kind des Regisseurs, Schauspielers und Theaterintendanten Curt Elwenspoek und dessen erster Ehefrau Lotte Hirschberg (geb. Rübsam). Nach Abschluss der Schule erhielt er seine schauspielerische Ausbildung in Berlin bei Ernst Legal.[1]

Er gab sein Debüt 1930 an der Württembergischen Landesbühne Esslingen.[1] Ab der Spielzeit 1930/31 war er an der „Württembergischen Volksbühne“ in Stuttgart engagiert. Im November 1930 gastierte er mit dem Ensemble der Württembergischen Volksbühne in dem Volksstück Flieg, Adler von Tirol! von Fred Angermayer, in dem er als ausgewiesener Bursche „eine kleine, aber feine Leistung“ bot, am Stadttheater Biberach.[2] Im Januar 1932 gastierte er mit dem Ensemble der Württembergischen Volksbühne als Voigts „Spießgeselle“ Kalle und als Kleiderhändler Krakauer in Carl Zuckmayers Schauspiel Der Hauptmann von Köpenick erneut am Stadttheater Biberach.[3] Im Mai 1932 gastierte er als Korporal Müller neben Alfred Schieske [als Schlagenhauff] in Walter Erich Schäfers Schauspiel Der 18. Oktober am Stadttheater Biberach und am Stadttheater Bregenz.[4][5] Im Juni 1932 spielte er den Spiegelberg in Die Räuber bei einer Freilichtaufführung auf dem Stuttgarter Killesberg.[6] Im August 1932 folgte beim Stuttgarter Freilichttheater die Rolle des „Mondschein“ [= Schlucker] in Ein Sommernachtstraum.[7] In der Spielzeit 1932/33 folgte die Rolle des Brackenburg in Egmont.[8] Im August 1933 spielte er den Narr in Was ihr wollt beim Stuttgarter Freilichttheater im Bopferwald.[9] Im Mai 1934 gastierte er mit dem Ensemble der Württembergischen Volksbühne als Hermias Vater in Ein Sommernachtstraum am Stadttheater Biberach.[10] Im August 1934 war er „faszinierend und voll schauspielerischer Klugheit“ als Spiegelberg in Die Räuber beim Freilichttheater Stuttgart im Bopferwald zu sehen.[11]

Anschließend folgte ein Festengagement am Landestheater Schneidemühl, wo er in der Spielzeit 1937/38 als „Hilfsspielleiter des Schauspiels“ und als Schauspieler engagiert war.[12] In der Spielzeit 1939/40 war er am Stadttheater Bremerhaven als Spielleiter und Schauspieler verpflichtet.[13]

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte Elwenspoek seine Theaterkarriere fort. 1948 inszenierte er am Stadttheater Bremerhaven die norddeutsche Erstaufführung des Kriminalstücks Nebel von Hans Schweikart.[14] In der Spielzeit 1948/49 war er am Stadttheater Bremerhaven als Spielleiter und Schauspieler engagiert.[15] Im August 1962 spielte er an den Städtischen Bühnen Frankfurt in einer Neuinszenierung des Datterich den Bennelbächer, an der S. von Joseph Offenbach (als Datterich) und Liesel Christ (als Schankkellnerin Lisette).[16] Im März 1967 übernahm er am Deutschen Theater München die Rolle des Polizeichefs Mr. Holmes in der Uraufführung des Musicals Charley's Tante von Ralph Maria Siegel.[17] In der Spielzeit 1973/74 war er am Grenzlandtheater Aachen und bei den Burgfestspielen Jagsthausen engagiert.[18] 1974 trat er, mit Hannelore Schroth als Partnerin, am Hebbel-Theater in Berlin als Papst Albert IV. in der Komödie Der Tag, an dem der Papst gekidnappt wurde von João Bethencourt auf.[1] In der Spielzeit 1975/76 gastierte er in der Komödie am Kurfürstendamm unter der Regie von Wolfgang Spier in der Komödie Festival für einen Gauner von Marc-Gilbert Sauvajon.[19] Im Juli 1978 gastierte er beim Volkstheater Frankfurt als „Der alte Knie“ in einer Neuinszenierung von Carl Zuckmayers Schauspiel Katharina Knie, bei dem Walter Flamme als Clown Julius Schmittolini und Liesel Christ als „Bibbo“ seine Partner waren, auf der Bühne im Dominikanerkloster Frankfurt am Main.[20][21]

Er hatte außerdem Gastengagements an der Kleinen Komödie am Max II in München und an der Komödie Düsseldorf.[1]

Zahlreiche Rollen spielte Elwenspoek auch bei Tournee-Inszenierungen, wo u. a. Wolfgang Reichmann in Fuhrmann Henschel, Elfriede Kuzmany in Der Sturm, Dietmar Schönherr in Marat/Sade sowie Gerlinde Locker und Alexander Kerst in Candida von George Bernard Shaw seine Partner waren.[1][22][23][24] In seinen letzten Bühnenjahren war er mehrfach in Tournee-Inszenierungen der „Münchner Schauspielbühne“ zu sehen, so in der Saison 1981/82 als Graf von Shrewsbury in Maria Stuart (mit Ellen Schwiers, Maria Caleita, Friedrich Joloff, Gerd Seid und Hertha von Walther als Partnern) und in der Saison 1982/83 als Coulmier in Marat/Sade (mit Wolfgang Schwarz und Hartmut Reck als Partnern).[25][26]

In der Spielzeit 1983/84 war er am Frankfurter Volkstheater in der Rolle des Rentners Bourcy in dem musikalischen Schwank Ein Tag in Paris (Regie: Wolfgang Kaus) noch einmal an der S. seiner langjährigen Bühnenpartnerin Liesel Christ zu sehen.[27][28] 1984 spielte er beim Boulevard-Theater im Künstlerhaus München den verwitweten Dachdeckermeister Nikolaj Michailowitsch Tschmutin in der Komödie Einmal Moskau und zurück von Alexander Galin.[1] In der Spielzeit 1984/85 war er am Volkstheater Frankfurt als Rentier Krüger in Der Biberpelz zu sehen.[29] In der Spielzeit 1985/86 trat er am Volkstheater Frankfurt als Major a. D. Karl Rehbein in Ludwig Thomas Komödie Die Lokalbahn auf.[30]

Elwenspoek wirkte seit den 1950er Jahren in zahlreichen Filmen mit, wo er meist eher unsympathische oder komische Wirte, Militärpersonen, Köche, Pfarrer, Portiers, Richter oder auch Kriminalbeamte darstellte. In den 1950er Jahren spielte er in Nebenrollen in mehreren damals sehr erfolgreichen Märchenfilmen wie Zwerg Nase (1953, als Oberküchenmeister), Die goldene Gans (1953, als Bürgermeister) und Tischlein deck dich (1956, als Wirt, an der S. von Margarete Henning-Roth als Wirtin).[31][32][33][34]

Er wirkte in Nebenrollen außerdem in der Literaturverfilmung Der Schinderhannes (1958), in dem Anti-Kriegsfilm Die Brücke (1959, als Ortsgruppenleiter Forst), in Musikfilmen wie Wenn man baden geht auf Teneriffa (1964, mit Peter Kraus), in einigen Streifen des sog. „Neuen Deutschen Films“ wie Jagdszenen aus Niederbayern (1969, als Pfarrer) und in der Kriminalkomödie MitGift (1976, als Senator Mellinski an der S. von Nora Minor) mit.

Für das Fernsehen arbeitete er seit den ersten Versuchssendungen im Jahre 1954.[1] Er wirkte in zahlreichen Fernsehfilmen, Fernsehspielen und Fernsehserien mit. Er war, teilweise mehrfach, in den TV-Krimiserien Der Kommissar, Derrick und Der Alte zu sehen. Von 1969 bis 1971 spielte er neben Lilo Hartmann die männliche Hauptrolle in der neunteiligen Fernsehserie Familie Bergmann, die das Alltagsleben einer Familie in der DDR schilderte.[35][36] Seine letzte Fernsehrolle hatte er als 74-jähriger Witwer Matz Uhl, der mit Tochter, Schwiegersohn und Enkelin in seinem sanierungsbedürftigen „Häuschen“ in St. Ingbert lebt, in dem Fernsehfilm Die Buddik (1983).[37]

Viele Jahre hatte er beim Bayerischen Rundfunk ein festes Engagement als Sprecher und wirkte dort in zahlreichen Hörspielen mit.[1]

Elwenspoek war verheiratet. Er lebte zuletzt in Geretsried im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Er wurde auf dem Friedhof von Waldram, einen Gemeindeteil der oberbayerischen Stadt Wolfratshausen, nahe des Starnberger Sees beigesetzt.[38]

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h Hermann J. Huber: Langen Müller's Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen. Georg Müller Verlag. München Wien 1986, S. 217. ISBN 3-7844-2058-3
  2. Stadttheater Biberach. Aufführungskritik. In: Anzeiger vom Oberland: Tageszeitung für das Oberamt Biberach und die Stadtgemeinde Biberach vom 18. November 1930. S. 8.
  3. Stadttheater Biberach. Aufführungskritik. In: Anzeiger vom Oberland: Tageszeitung für das Oberamt Biberach und die Stadtgemeinde Biberach vom 12. Januar 1932. S. 8.
  4. Stadttheater Biberach. Aufführungskritik. In: Anzeiger vom Oberland: Tageszeitung für das Oberamt Biberach und die Stadtgemeinde Biberach vom 2. Mai 1932. S. 7.
  5. Aufführung von Walter Erich Schäfers Schauspiel „Der 18. Oktober“ in Bregenz. In: Bregenzer Tagblatt, 20. Mai 1932, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/btb
  6. Eröffnung der Spielzeit im Freilichttheater. Aufführungskritik. In: Stuttgarter Neues Tagblatt: Südwestdeutsche Handels- und Wirtschafts-Zeitung vom 30. Juni 1932. S. 9.
  7. Ein Sommernachtstraum. Aufführungskritik. In: Stuttgarter Neues Tagblatt: Südwestdeutsche Handels- und Wirtschafts-Zeitung vom 15. August 1932. S. 3.
  8. Stadttheater Biberach. Aufführungskritik. In: Anzeiger vom Oberland: Tageszeitung für das Oberamt Biberach und die Stadtgemeinde Biberach vom 14. November 1932. S. 6.
  9. Freilicht-Theater im Bopferwald. Aufführungskritik. In: Schwäbischer Merkur vom 4. August 1933. S. 6.
  10. Der „Sommernachtstraum“ im Stadttheater Biberach. Aufführungskritik. In: Oberschwäbische Tagespost vom 16. Mai 1934. S. 6.
  11. Olaf Saile: „Die Räuber“ im Freilichttheater im Bopferwald. Aufführungskritik. In: Stuttgarter Neues Tagblatt: Südwestdeutsche Handels- und Wirtschafts-Zeitung vom 20. August 1934. S. 16.
  12. Hans Elwenspoek. In: Deutsches Bühnenjahrbuch 1938. S. 567.
  13. Hans Elwenspoek. In: Deutsches Bühnenjahrbuch 1938. S. 268/269.
  14. Aus dem Kulturleben. In: Karlsruher Neue Zeitung vom 23. Januar 1948.
  15. Hans Elwenspoek. In: Deutsches Bühnenjahrbuch 1949. S. 149.
  16. Sabine Hock: Liesel Christ, Volksschauspielerin. Eine Biographie. Kramer, Frankfurt am Main 2004. S. 133. ISBN 3-7829-0546-6.
  17. Charley's Tante. Musicallexikon. Abgerufen am 13. Februar 2025.
  18. Hans Elwenspoek. In: Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (Hrsg.): Deutsches Bühnenjahrbuch 1974. Theatergeschichtliches Jahr- und Adreßbuch. Theater – Film – Funk – Fernsehen. 82. Jg., Hamburg 1974, S. 172/355 und 709 (Register).
  19. Reichhardt, Hans J. (u. a.): 10 Jahre Theater in Berlin: Theaterpremieren 1970–1980. Spitzing Verlag, Berlin, 1980. S. 258.
  20. Sabine Hock: Liesel Christ, Volksschauspielerin. Eine Biographie. Kramer, Frankfurt am Main 2004. S. 162f. ISBN 3-7829-0546-6.
  21. Katharina Knie. Besetzungszettel. Volkstheater Frankfurt. Spielzeit 1977/78
  22. FUHRMANN HENSCHEL. Programmheft Tourneeproduktion Euro-Studio Landgraf um 1970. Mit Besetzung.
  23. Die Verfolgung und Ermordung des Jean Paul Marat. Liste der Veranstaltungen der KG Oberstdorf ab 1972: Münchner Schauspielbühne am 26. Februar 1983 (mit Dietmar Schönherr, Hans Elwenspoek, Carola Regnier u. a.)
  24. Frau zwischen zwei Männern. Aufführungskritik. In : Liechtensteiner Volksblatt vom 5. Februar 1981, S. 13.
  25. Maria Stuart. Programmheft der Münchner Schauspielbühne. Spielzeit 1981/82.
  26. Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade. Programmheft der Münchner Schauspielbühne. Spielzeit 1982/83. Premiere: Januar 1983 in Lüdenscheid.
  27. Sabine Hock: Liesel Christ, Volksschauspielerin. Eine Biographie. Kramer, Frankfurt am Main 2004. S. 179 / S. 182. ISBN 3-7829-0546-6.
  28. Ein Tag in Paris. Besetzungszettel. Volkstheater Frankfurt. Spielzeit 1983/84
  29. Der Biberpelz. Besetzungszettel. Volkstheater Frankfurt. Spielzeit 1984/85
  30. Die Lokalbahn. Besetzungszettel. Volkstheater Frankfurt. Spielzeit 1985/86
  31. Zwerg Nase (BRD 1953). Besetzung und Szenenfotos. Abgerufen am 13. Februar 2025
  32. 1952/53 – „Zwerg Nase“ in Ottobeuren verfilmt. Hintergrundbericht und Szenenfotos. Abgerufen am 13. Februar 2025
  33. Die goldene Gans (BRD 1953). Besetzung und Szenenfotos. Abgerufen am 13. Februar 2025
  34. Tischlein deck dich (BRD 1956). Besetzung und Szenenfotos. Abgerufen am 13. Februar 2025
  35. Familie Bergmann. Abgerufen am 13. Februar 2025
  36. Familie Bergmann – Folge 3: Wenn man jung ist | Folge 6: Beziehungen muß man haben. Abgerufen am 13. Februar 2025
  37. Die Buddik (im Kino). Abgerufen am 13. Februar 2025
  38. Hans Elwenspoek. Grabstätte mit Foto bei knerger.de. Abgerufen am 13. Februar 2025.