Herrin der toten Stadt – Wikipedia

Film
Titel Herrin der toten Stadt
Originaltitel Yellow Sky
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1948
Länge 96 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie William A. Wellman
Drehbuch W. R. Burnett
Lamar Trotti
Produktion Lamar Trotti
Musik Alfred Newman
Kamera Joseph MacDonald
Besetzung

Herrin der toten Stadt (Originaltitel: Yellow Sky, Alternativtitel Nevada und – in Österreich – Glühende Erde) ist ein US-amerikanischer Westernfilm des Regisseurs William A. Wellman. Die Hauptrollen spielen Gregory Peck, Anne Baxter und Richard Widmark. Erstaufführungstag war der 1. Februar 1949. Die Handlung ist wohl inspiriert durch Der Sturm von William Shakespeare.[1]

Arizona, 1867: Eine Gruppe von Outlaws raubt eine Bank in einer kleinen Stadt aus. Die Gesetzlosen werden von Stretch und Dude angeführt. Auf ihrer Flucht vor der Kavallerie geraten sie in eine Salzwüste. Die ersten Differenzen stellen sich schon nach dem Teilen der kleinen Beute ein.

Am Ende der Salzwüste entdecken sie als letzte Rettung vor dem Verdursten eine tote Goldgräberstadt, die früher ‚Yellow Sky‘ hieß. Hier leben nur noch ein alter Mann und seine Enkelin Constance Mae, genannt Mike. Der Alte besitzt eine beträchtliche Menge Gold, die er irgendwo vergraben hat, was die Bande ziemlich schnell erfährt. Dem alten Goldsucher und seiner Enkelin soll ihr mühsam erarbeiteter Schatz streitig gemacht werden. Stretch, der sich in das Mädchen verliebt hat, vertritt den „fairen“ Standpunkt des Teilens. Der Anführer der Gegenpartei, Dude, will alles.

Zwischenzeitlich besetzen Apachen die verlassene Stadt, dem Alten gelingt es jedoch, die Indianer zum Abzug zu bewegen. Die Banditen teilen sich in zwei Lager, nachdem sie sich nicht einigen können und gehen schließlich aufeinander los. Weil Dude das Gold für sich alleine haben will, kommt es im Saloon zu einem letzten Schusswechsel, den Stretch für sich entscheiden kann.

Stretch gibt schließlich das gestohlene Geld der Bank zurück und reitet mit Mike, dem alten Mann und den beiden überlebenden Bandenmitgliedern davon.

Synchronisationen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für das Kino entstand 1950 bei der Kaudel Film GmbH Berlin eine erste Synchronisation unter der Dialogregie von Karl Metzner nach einem Dialogbuch von Erika Görner.[2] Eine zweite Synchronisation produzierte 1964 die Berliner Synchron GmbH unter der Dialogregie von Dietmar Behnke nach einem Dialogbuch von Fritz A. Koeniger.[3]

Rolle Darsteller Synchronsprecher 1950 Synchronsprecher 1964
James ‚Stretch‘ Dawson Gregory Peck Friedrich Joloff Gert Günther Hoffmann
Constance Mae ‚Mike‘ Anne Baxter ? Claudia Brodzinska
Dude Richard Widmark Bruno Fritz Michael Chevalier
Lengthy John Russell ? Hans Walter Clasen
Half Pint Harry Morgan Dietrich Frauboes Arne Elsholtz
Großvater James Barton Walter Werner Heinz Klevenow
Bull Run Robert Arthur ? Alexander Welbat
Walross Charles Kemper ? Rainer Brandt

Nach dem Lexikon des internationalen Films verschmilzt der „meisterhaft inszenierte Film […] die mythischen Elemente des Western mit sorgsamer psychologischer Zeichnung zu einer kraftvollen Fabel über den Konflikt zwischen Gut und Böse.“[4]

Die Zeitschrift Variety lobt in ihrer Kritik die Regie von Wellman als „energisch“; er schaffe es so, die Suspense- und Action-Elemente der Handlung hervorzuheben. Gerühmt wird auch Peck, der in seiner Rolle glänze.[5]

Die Illustrierte Film-Bühne schwärmte: „Ein Abenteuerfilm voller Gier und Leidenschaft. Großartige Aufnahmen aus der Salzwüste. Und ein köstliches, versöhnendes Ende.“[6]

Bertrand Tavernier betonte die „sorgfältig[e]“ Komposition jeder Einstellung und merkt an, die „erfolgreiche Bemühung um Schönheit“ lege „einen poetischen Glanz über den Film.“ Die Inszenierung sorge dafür, dass „im Verlauf der Handlung das Dekor wichtiger“ werde „als die menschlichen Wesen, die darin leben“. Erstaunlicherweise verarmten „deswegen die Charaktere nicht“, sondern sie gewännen „eine solche Kraft und ein solches Profil, daß sie jeder Banalität entrückt“ würden: „Jeder Schlag und jedes Duell sind von einer mitleidlosen Gewalttätigkeit, von unmenschlicher Wut besessen, wie man das kaum je sah: Der Schuß auf eine Eidechse wirkt wie der Auftakt zu einem allgemeinen Massaker; dem tödlich verwundeten Widmark läuft statt Blut Gold über den Körper, die Pferde brechen wieder und wieder auf einem Boden ein, der nicht einmal einen Menschen tragen kann.“[7]

Uwe Nettelbeck bedauert, der Film halte „nicht durchweg, was er mit seinem grandiosen Anfang“ verspreche, und fährt fort: „Diese Szenen – der Banküberfall und der Verfolgungsritt bis in die Salzwüste, dann die ermatteten Männer inmitten einer weiten, erbarmungslosen Landschaft, die Brutalität, mit der das gezeigt wird – müssen ohne Zweifel zu den wenigen des Genres gerechnet werden, die den üblichen Durchschnitt entscheidend deklassieren.“[8]

In der Zeit von 1972 ist zu lesen, der Film bestehe „eigentlich aus zwei wunderschönen Western. Der erste: Bankraub und Flucht in die Wüste, ist in seiner Montage von allen späteren Wüstendramen kopiert worden. Der zweite Teil: Erreichen des verlassenen Goldgräberdorfes, der Schatz der Veteranen, Läuterung des Helden und Abrechnung, hat einen schlechten Stand gegenüber der formalen Strenge des ersten Teils, gipfelt jedoch in einem der verblüffendsten Show-downs des Western überhaupt.“[9]

Auf dem Internationalen Filmfestival von Locarno von 1949 wurde William A. Wellman als bester Regisseur ausgezeichnet. Ein Jahr später verlieh die Gewerkschaft der US-amerikanischen Drehbuchautoren (WGA) Lamar Trotti den Preis für das beste Drehbuch zu einem amerikanischen Western.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Tony Howard: Shakespeare’s cinematic offshoots. In: Russell Jackson (Hrsg.): The Cambridge companion to Shakespeare on film. Cambridge University Press, Cambridge, UK 2007, ISBN 978-0-521-68501-6, S. 303–323, hier 305 und 315 auszugsweises Digitalisat
  2. Herrin der toten Stadt – 1. Synchro (Kino 1950). In: Deutsche Synchronkartei. Abgerufen am 3. Februar 2021.
  3. Herrin der toten Stadt – 2. Synchro (1964). In: Deutsche Synchronkartei. Abgerufen am 3. Februar 2021.
  4. Herrin der toten Stadt. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 7. März 2021..
  5. „The direction by William A. Wellman is vigorous, potently emphasizing every element of suspense and action, and displaying the cast to the utmost advantage. […] Peck shines as the outlaw leader“. Review: ‚Yellow Sky‘. In: Variety, 31. Dezember 1947 [recte 1948?]; zitiert nach: variety.com (abgerufen am 29. März 2016).
  6. Herrin der toten Stadt. In: Illustrierte Film-Bühne, Nr. 1052 (Filmprogrammheft), München 1950.
  7. Bertrand Tavernier. In: Études Cinématographiques. Zitiert nach der deutschen Übersetzung einer längeren Passage in: Joe Hembus: Das Western-Lexikon. 1567 Filme von 1894 bis heute. [Erweiterte Neuausgabe von Benjamin Hembus.] (= Heyne Filmbibliothek. Nr. 32/207). Wilhelm Heyne Verlag, München 1995 [Erstausgabe 1976], ISBN 3-453-08121-8, S. 456.
  8. U. N. [Uwe Nettelbeck]: Film – zu William A. Wellman. In: Die Zeit, Nr. 26/1964.
  9. BB [Barbara Buhl?]: Filmtips – Sehenswert. In: Die Zeit, Nr. 3/1972 (Kurzrezension zu Herrin der toten Stadt). Das Kürzel B. B. wurde Barbara Buhl zugeschrieben, da es sich findet in: Thomas Koebner unter Mitarbeit von Kerstin-Luise Neumann (Hrsg.): Filmklassiker. Beschreibungen und Kommentare (= RUB Nr. 9414–9418). 4 Bände. Reclam, Stuttgart 1995, ISBN 3-15-030011-8, Band 1, S. 17.