Hugo Bamberger – Wikipedia

Hugo Bamberger, 1940er Jahre

Hugo Bamberger (geboren am 12. August 1887 in Lichtenfels, Oberfranken, Königreich Bayern; gestorben am 31. Dezember 1949 in New York City) war ein deutsch-amerikanischer Chemiker, Unternehmer und Firmengründer.[1]

Von links: Ludwig, Otto, Hugo und Anton Bamberger, um 1910
Hugo Bambergers Eltern Philipp Bamberger und Sarah „Serry“ Bamberger, geborene Ullmann, um 1916

Er war der dritte Sohn des aus dem oberfränkischen Mitwitz stammenden Kaufmanns und Unternehmers Philipp Bamberger (1858–1919)[2][3] und dessen aus Feuchtwangen stammender Ehefrau Sarah „Serry“ Ullmann (1862–1925).[4] Seine beiden älteren Brüder waren der Kaufmann und Unternehmer Otto Bamberger (1885–1933) sowie der Kaufmann und Unternehmer Anton Bamberger (1886–1950)[5], sein jüngerer Bruder war der Kaufmann und Unternehmer Ludwig Bamberger (1893–1964).

Hugo Bamberger wuchs in seiner Geburtsstadt Lichtenfels auf, auch in direkter Nachbarschaft mit seinem Cousin Alfred David (1890–1956), dem Sohn seines Onkels Fritz (1862–1942). Etwa in der Zeit kurz vor seiner Geburt war seine Familie aufgrund der Verlagerung ihres Familienunternehmens D. Bamberger dorthin umgezogen. Sein Großvater David Bamberger (1811–1890), der Gründer dieses Unternehmens, zog per 1. Juli 1887 nach Lichtenfels. Seine Familie war jüdischer Abstammung, jedoch säkular orientiert.

Hugo Bamberger heiratete 1923 Margarete „Gretel“ (geboren am 21. Februar 1902 in Nürnberg; gestorben am 7. Februar 1991 in New York City), geborene Schwarzhaupt. Diese war Tochter des Kaufmanns Joseph Schwarzhaupt (geboren am 30. November 1869 in Regensburg; gestorben am 30. Oktober 1940 in Nottinghamshire, England) und dessen Ehefrau Emma Mayer (geboren am 10. Januar 1878 in Frankfurt am Main, Deutsches Reich; gestorben am 5. Dezember 1955 in New York City, USA). Joseph Schwarzhaupt war Mitinhaber einer fränkisch-bayerischen Filialkette,[6][7] die beispielsweise in Nürnberg, Regensburg und Straubing renommierte Bekleidungskaufhäuser unter dem Namen von deren Gründer als Modewarenhaus Emanuel Schwarzhaupt betrieb.[8][9][10][11] Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor, Susanne „Suse“ Helene (* 14. Mai 1925 in Hannover, später verheiratete Loebl) und Gabriele „Gabi“ Erika (* 27. Mai 1930 in Hannover, später verheiratete Lewinson), beide geboren in Hannover.[12][13]

Schule, Ausbildung und Studium

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Das humanistische Gymnasium Casimirianum in Coburg

Hugo Bamberger besuchte in seinem Heimatort Lichtenfels die Bürgerschule und anschließend das humanistische Gymnasium in Coburg. Nach bestandener Reifeprüfung 1906 erlernte er den Beruf eines Apothekers und bestand im Jahr 1909 das pharmazeutische Vorexamen. Zum Sommersemester 1910 immatrikulierte er sich an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg und studierte dort Pharmazie und Chemie. Im Sommersemester 1912 bestand er die pharmazeutische Staatsprüfung, zum Ende des Wintersemesters 1912/13 das chemische Verbandsexamen. Im Sommersemester 1913 immatrikulierte er sich an der Universität Zürich, wo er im Wintersemester 1913/14 mit seiner Inauguraldissertation begann. Im August 1914 wurden sowohl er als auch sein Doktorvater, der Privatdozent Gustav Jantsch,[14] zum Kriegsdienst einberufen.

Zum Ende des Sommersemesters 1919 konnte er die Arbeit an seiner Dissertation wieder aufnehmen, nun bei Paul Karrer, der 1937 zusammen mit Walter Norman Haworth den Nobelpreis für Chemie erhielt.[15] Nach dem Ende des Krieges ergaben sich jedoch bei der Beschaffung der notwendigen chemischen Substanzen Probleme, weshalb Hugo Bamberger auf Zirkontetrachlorid ausweichen musste.[16] Mit der Promotion zum Thema Über Additions-, Substitutions- und Halochromieerscheinungen in der organischen Chemie schloss er sein Studium als Doctor rerum naturalium (Dr. rer. nat.) ab.[17] Seine Dissertation wurde im selben Jahr in der Hausdruckerei des Hannoveraner Unternehmens Jakobowitz & Co., G.m.b.H., dessen Mitinhaber sein älterer Bruder Anton war, gedruckt.[18]

Erster Weltkrieg

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Otto Bamberger (links) mit Hugo Bamberger, 1915

Wie seine drei Brüder nahm Hugo Bamberger am Ersten Weltkrieg teil. Da Deutschen jüdischer Herkunft eine Offizierslaufbahn nahezu gänzlich verwehrt war,[19][20][21][22] diente Hugo Bamberger ab 21. November 1914 als Krankenwärter im Reservelazarett Dillingen. Am 11. Juli 1915 wurde er zum überzähligen Sanitätsgefreiten ernannt und zur Ersatz-Eskadron des Königlich Bayerischen 8. Chevauleger-Regiments versetzt. Am 11. August 1915 wurde er der 7. Kompanie des I. Ersatz-Bataillons des Königlich Bayerischen 3. Infanterie-Regiments „Prinz Karl von Bayern“ (Friedensstandort Augsburg) zugeteilt und aufgrund seiner fachlichen Expertise zum hygienisch-bakteriologischen Laboratorium des Reserve-Lazaretts Lagerlechfeld kommandiert. Am 31. August 1915 wurde er zum überzähligen Sanitäts-Unteroffizier befördert. Am 15. Dezember 1916 wurde er zur Deutsch-Bulgarischen Sanitäts-Mission in Sofia befohlen. Am 31. Oktober 1917 wurde er aus Bulgarien zur 5. Kompanie des I. Ersatz-Bataillons des Königlich Bayerischen 3. Infanterie-Regiments „Prinz Karl von Bayern“ versetzt. Am 26. November 1918 wurde er in Folge des zwei Wochen zuvor in Kraft getretenen Waffenstillstands in die Heimat (nach Lichtenfels) entlassen. Er wurde mit einem bulgarischen Militär-Verdienstorden unbekannter Ausprägung (vermutlich VI. Klasse) und am 14. Dezember 1918 mit dem König Ludwig-Kreuz und 1918 mit dem Bayerischen Militärverdienstkreuz II. Klasse am Bande mit Krone und Schwertern ausgezeichnet.[23][24][25]

Kaulbachstraße in Hannover-Kleefeld, westlich an die Eilenriede grenzend

Noch während des Krieges zog er nach Hannover-Kleefeld in die Kaulbachstraße 3 im Philosophenviertel an der Eilenriede und erwarb die kleine chemische Fabrik Leonhardt & Martini (umgangssprachlich: „Blaufabrik“)[26] in der Podbielskistraße 92 und der Köthenwaldstraße,[27] im Juni 1926 zur Chemischen Fabrik Lehrte (CFL) umfirmiert, die noch heute ebenda besteht.[28] Diese entwickelte er zu einem international agierenden Unternehmen, das mit dem Unternehmen Bolte & Co., K.G., an dem sein Bruder Anton ebenso beteiligt war wie an Leonhardt & Martini,[29][30] kooperierte.

Neben der Herstellung von Feinchemikalien wie Konservierungsmitteln und Medikamenten, die beispielsweise nach Belgien, in die Niederlande und nach Spanien exportiert wurden,[31] widmete sich Hugo Bamberger auf dem Areal der Chemischen Fabrik Lehrte jedoch auch einem intensiv betriebenen Hobby – dem Gartenbau. Er legte dort einen weitläufigen Garten mit Dutzenden von Obstbäumen, Sträuchern mit Beeren, Beeten für Gemüse und Blumen sowie Rasenflächen an, auf denen ein Gartenhaus errichtet wurde. Geerntet wurden Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Kirschen, Himbeeren und Erdbeeren.[32]

Seine Tochter Susanne besuchte ab 1935 in Hannover die Waldorfschule, die zu dieser Zeit in einer Villa in der Jägerstraße residierte.[33] Im selben Jahr begann Hugo Bamberger damit, seine Emigration aus dem Deutschen Reich vorzubereiten. Sein Geschäftspartner, sein ehemaliger Kommilitone Fritz Arthur Rothschild (1891–1956),[34] ein Rechtsanwalt, begann zusammen mit seiner Ehefrau Hertha, im spanischen Barcelona ein Büro aufzubauen. Geplant war, dass Hugo Bamberger mit seiner Familie im Jahr 1936 dorthin folgte. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch, weil der Spanische Bürgerkrieg ausbrach, den die Faschisten für sich entschieden. Rothschild und Bamberger beschlossen daher, Italien in den Fokus zu nehmen, wo zwar eine faschistische Regierung herrschte, zunächst jedoch nicht mit antisemitischen Bestrebungen zu rechnen war. Die Rothschilds eröffneten ein Büro in Mailand, wohin ihnen im Jahr 1937 Hugo Bamberger folgte, nachdem er durch die „Arisierung“ aus der Chemischen Fabrik Lehrte gedrängt worden war.[28] Als sich dann Mussolini und Hitler mit der Achse Berlin-Rom stärker aneinander banden, war auch Italien kein geeigneter Ort mehr für die Emigration deutscher Juden. 1936 hatte sich das Ehepaar Bamberger auch Brüssel als möglichen Ort einer Emigration angesehen und bei den belgischen Behörden einen Einwanderungsantrag gestellt. Genau diese Option wurde nun akut. Fritz und Hertha Rothschild wechselten Ende 1937 dorthin,[35][36] Hugo Bamberger folgte kurz danach. Zu dritt gründeten sie das kleine pharmazeutische Unternehmen La Synthèse.[37] Zu dieser Zeit durfte die Familie noch persönliche Habe mitnehmen, Hugo Bamberger zudem seine Laboreinrichtung, jedoch kein Barvermögen. Dieses setzte die Familie daher ein, um die beste Laboreinrichtung aus Platin zu erwerben, die es damals gab, Mobiliar, Bekleidung und Kunstwerke.[31][38] Im Frühjahr 1938 folgte ihm seine Familie nach.

Im März 1938 war die Gestapo im Haus der Bambergers in Hannover vorstellig geworden, um sich nach Hugo Bambergers Ehefrau zu erkundigen. Diese war Mitglied einer Organisation gewesen, die sich für Frieden und Freiheit eingesetzt hatte, ein Umstand, der nun die Mitglieder in den Fokus der Geheimen Staatspolizei rückte.[39]

Nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Belgien im Mai 1940 wurde Hugo Bamberger etwa im Mai/Juni in das südfranzösische Internierungslager Les Milles (auch: Camp de concentration des Milles) deportiert.[40][41][42]

Marqués de Comillas der Compañía Transatlántica Española

Als er im April 1941 sein beantragtes Visum für die Vereinigten Staaten erhielt, durfte er das Internierungslager verlassen und emigrierte einen Monat später über Spanien und Portugal mit der Marqués de Comillas der Compañía Transatlántica Española in die Vereinigten Staaten.[40] Seine Ehefrau und seine beiden Töchter waren hingegen in Belgien in die Illegalität gegangen und mussten dort unter schwierigen und gefährlichen Bedingungen bis zum Kriegsende im Untergrund leben.[43]

Dem sieben Sprachen beherrschenden Hugo Bamberger, der in den USA mittellos eingetroffen war, gelang es erneut, eine pharmazeutische Fabrik, die Chemo Puro Mfg. Corp. auf Long Island im Bundesstaat New York, aufzubauen.[44] Am 15. Februar 1944 wurde er naturalisiert, ergo eingebürgert.[45] 1946 konnten seine Ehefrau und seine beiden Töchter in die USA nachfolgen.[46][47]

Hugo Bamberger verstarb im Alter von 62 Jahren, seine Ehefrau Margaret im Alter von 88 Jahren. Beide wurden auf dem Ferncliff Cemetery in Hartsdale, Westchester County, New York, beigesetzt.[48][49]

Veröffentlichungen

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  • Über Additions-, Substitutions- und Halochromieerscheinungen in der organischen Chemie. Hausdruckerei Jakobowitz & Co., G.m.b.H., Hannover 1921. OCLC 43620160 [17]
Commons: Hugo Bamberger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Herbert Loebl: The Holocaust – 1800 Years in the Making. Exemplified since ca. 1030 by the Experience of the Jewish Community of Bamberg in Franconia. A course of 9 lectures. Department of Religious Studies, University of Newcastle upon Tyne, Winter Term 1989. Selbstverlag, Newcastle upon Tyne 1989. OCLC 630421121 Darin nicht enthalten: Chapter IV The Bamberger Families of Burgkunstadt and Mitwitz, unvollendet, unveröffentlicht, 80 Seiten inkl. Titelblatt.
  • Claude P. Bamberger: History of a Family – The Bambergers of Mitwitz and Lichtenfels 1770–1992. Selbstverlag, Tenafly, New Jersey, USA, 1993. OCLC 174282770
  • Suzanne Loebl: At the Mercy of Strangers – Growing Upon the Edge of the Holocaust. Pacifica Press, Pacifica, CA, USA, 1997, ISBN 0-935553-23-1. Deutsche Ausgaben: Der endlose Krieg – Jugend am Rande des Holocaust. Scheunen-Verlag, Kückenshagen 2006, ISBN 978-3-9383-9827-2; Flucht nach Belgien – Jugend am Rande des Holocaust. Epubli, Berlin 2014, ISBN 978-3-7375-0002-9.
  • Claude P. Bamberger: Breaking the Mold – A Memoir. C. Bamberger Molding Compounds Corp., Carlstadt, New Jersey, USA, 1996, ISBN 0-9653827-0-2.
  • Klaus Bamberger: Aus der Geschichte der Familie Bamberger. Kindheitserinnerungen an Lichtenfels (= Kleine CHW-Schriften, Colloquium Historicum Wirsbergense, Heft 2; Lichtenfelser Hefte zur Heimatgeschichte, Sonderheft 3), hrsg. v. Stadtarchiv Lichtenfels, Verlag H. O. Schulze, Lichtenfels 2005, ISBN 3-87735-177-8.
  • Gerald Bamberger: The Story of My Life – A Memoir. Juli 2010

Einzelnachweise und Fußnoten

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  1. Bamberger, Hugo. In: Deutsche Nationalbibliothek, auf: d-nb.info
  2. Ramona Popp: Geschichtsträchtiges Haus wird Hort, 29. März 2019, auf: infranken.de [Der Artikel erwähnt die Profiteure und Nachnutzer des Anwesens ab 1939 nicht (Striwa-Mitinhaber Conrad Wagner mit Ehefrau Grete und Sohn Siegfried), enthält trotz zugrunde liegender Zuarbeit des Stadtarchivs Lichtenfels sachliche Ungenauigkeiten und Unschärfen sowie hinsichtlich des Verbleibs der Kunstsammlung Otto Bambergers eine gravierende Falschaussage.]
  3. Dr. Herbert Loebl OBE: The Holocaust – 1800 Years in the Making. Exemplified since ca. 1030 by the Experience of the Jewish Community of Bamberg in Franconia. A course of 9 lectures. Department of Religious Studies, University of Newcastle upon Tyne, Winter Term 1989. Selbstverlag, Newcastle upon Tyne 1989, OCLC 630421121. Darin nicht enthalten: Chapter IV The Bamberger Families of Burgkunstadt and Mitwitz, unvollendet, unveröffentlicht, S. 55.
  4. Philipp Bamberger wurde am 11. März 1858 in Mitwitz geboren und ist am 21. September 1919 in Lichtenfels verstorben, wo er auch beigesetzt wurde. Seine Ehefrau Sarah „Serry“ Ullmann wurde am 17. Mai 1862 in Feuchtwangen geboren und ist am 9. Februar 1925 durch Suizid aus dem Leben geschieden. Zitiert nach: Stammbaum der Familie Anton Bamberger, undatiert [ca. 1933]. In: Gerald F. Bamberger: The Story of My Life – A Memoir, Juli 2010.
  5. Anton Bamberger (geboren am 4. April 1886 in Mitwitz, Oberfranken; gestorben am 28. Dezember 1950 in New York City) war der letzte Bürger jüdischer Herkunft, der in Mitwitz geboren wurde, wie sein älterer Bruder Otto in Haus Nr. 23 (heute: Kronacher Straße 10).
  6. Siegel-Reklamemarken der Firma Emanuel Schwarzhaupt, auf: jmberlin.de
  7. Modewarenhaus Emanuel Schwarzhaupt in Regensburg, auf: alemannia-judaica.de
  8. Vom Watmarkt nach Buenos Aires: 1938 ins Exil, auf: ihk-regensburg.de
  9. Prof. Dr. Margarete Wagner-Braun: Jüdische Unternehmer – Religiöse Minderheit aber wirtschaftliche Elite im Regensburg des 19. Jahrhunderts. In: Markus A. Denzel, Matthias Asche, Matthias Stickler (Hrsg.): Religiöse und konfessionelle Minderheiten als wirtschaftliche und geistige Eliten. (= Büdinger Forschungen zur Sozialgeschichte 2006 und 2007) Scripta Mercaturae, St. Katharinen 2009, S. 371–409, auf: uni-bamberg.de
  10. Emanuel Schwarzhaupt, Damenkonfektion, Regensburg, Posthorngäßchen, Watmarkt 1. Zitiert nach: Siegfried Wittmer: Regensburger Juden – Jüdisches Leben von 1519 bis 1990. (= Regensburger Studien und Quellen zur Kulturgeschichte, Band 6) Universitätsverlag Regensburg, Regensburg 1996, ISBN 3-9304-8010-7, S. 192, 225, 239.
  11. Vereinigte Kaufhaus AG Emanuel Schwarzhaupt. Zitiert nach: Klaus Hofmann: Die Verdrängung der Juden aus öffentlichem Dienst und selbständigen Berufen in Regensburg 1933–1939. Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-6314-5547-X, S. 193.
  12. Gabriele „Gabi“ Bamberger wurde 1930 in Hannover geboren. Als 8-Jährige begleitete sie ihre Familie 1938 in die Emigration nach Belgien und sah ihren Vater nach dessen Deportation in ein Internierungslager und seine Emigration 1946 in den USA wieder. Dort studierte sie nach ihrem Schulabschluss an der Forest Hills High School, studierte am Queens College der City University of New York, wo sie 1950 graduierte, promovierte 1955 in französischer Literatur an der Yale University zum Ph.D. (Philosophiae Doctor) und lehrte dort bis 1957. Danach heiratete sie Victor B. Levinson (* 1929) und widmete sich ihrer eigenen Familie. Das Paar bekam vier Kinder. Zitiert nach: Claude P. Bamberger: History of a Family – The Bambergers of Mitwitz and Lichtenfels 1770–1992. Selbstverlag, Tenafly, New Jersey, USA, 1993, S. 55; Zitiert nach: Suzanne Loebl: At the Mercy of Strangers. Pacifica Press, Pacifica, CA, USA, ISBN 0-935553-23-1, S. 163.
  13. Susanne „Suse“ Helene Bamberger wurde am 14. Mai 1925 in Hannover geboren. Sie folgte ihrem 1937 emigrierten Vater 1938 zusammen mit dem Rest der Familie nach Belgien und studierte dort Chemie. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht wurde ihr Vater 1940 in das südfranzösische Internierungslager Saint-Cyprien (Pyrénées-Orientales) deportiert. Als dieser im April 1941 sein beantragtes Visum für die Vereinigten Staaten erhielt, durfte er das Internierungslager verlassen und emigrierte einen Monat später in die USA. Susanne musste wie ihre Schwester Gabriele und ihre Mutter in den Untergrund gehen, um einer Deportation zu entgehen. Sie arbeitete als Hausmädchen für belgische Familien, die ihr statt einer finanziellen Entlohnung eine (illegale) Unterkunft anboten. 1946 konnte sie mit ihrer Schwester und ihrer Mutter dem Vater in die USA folgen. Der Unternehmer, der an der Chemischen Fabrik Lehrte (CFL) beteiligt war und in Belgien die kleine pharmazeutische Fabrik La Synthèse betrieben hatte, war mittellos in den USA eingetroffen. Dort gelang es ihm innerhalb von drei Jahren, erneut ein chemisch-pharmazeutisches Unternehmen, die Chemo Puro Mfg. Corp., auf Long Island im Bundesstaat New York aufzubauen. Susanne arbeitete in diesem Labor mit. Sie wurde später unter dem Namen Suzanne Loebl Autorin und gab mehrere pharmakologische Werke heraus, darunter eines für Krankenschwestern, das über Jahrzehnte zu einem Standardwerk für diese Berufsgruppe geriet (The Nurse’s Drug Handbook), über Viren und AIDS/HIV, aber auch historische und teils autobiographische Werke über das Leben in der Illegalität während des Holocaust oder über die Familie Rockefeller sowie Kinder- und Jugendbücher. Zitiert nach: Dr. Herbert Loebl OBE: The Holocaust – 1800 Years in the Making. Exemplified since ca. 1030 by the Experience of the Jewish Community of Bamberg in Franconia. A course of 9 lectures. Department of Religious Studies, University of Newcastle upon Tyne, Winter Term 1989. Selbstverlag, Newcastle upon Tyne 1989, OCLC 630421121. Darin nicht enthalten: Chapter IV The Bamberger Families of Burgkunstadt and Mitwitz, unvollendet, unveröffentlicht, S. 60; Zitiert nach: Claude P. Bamberger: History of a Family – The Bambergers of Mitwitz and Lichtenfels 1770–1992. Selbstverlag, Tenafly, New Jersey, USA, 1993, S. 54, 55; Zitiert nach: worldcat.org.
  14. Professor Dr. Gustav Jantsch wurde nach der Okkupation Österreichs durch die deutsche Wehrmacht am 21. April 1938 an der Technischen Hochschule in Graz im Fachbereich Chemie aus politischen Gründen beurlaubt, später inhaftiert und zwangsweise in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. BArch, R 4901/13193, Abschrift des Erlasses 12477 – I/1 des Unterrichtsministers Menghin vom 21. April 1938. Zitiert nach: Hans-Peter Weingand: „[…] in möglichst beschleunigtem Tempo und mit einem Schlag.“ – Die Säuberungen 1938/39 am Beispiel der Grazer Hochschulen. In: Johannes Koll (Hrsg.): „Säuberungen“ an österreichischen Hochschulen 1934–1945: Voraussetzungen, Prozesse, Folgen. Böhlau Verlag, Wien 2017, ISBN 978-3-2052-0336-0, S. 360.
  15. Jane A. Miller: Paul Karrer 1889–1971. In: James K. Laylin: Nobel Laureates in Chemistry 1901–1992. Chemical Heritage Foundation, 1993, ISBN 0-8412-2690-3, S. 242–247.
  16. Lebenslauf. In: Hugo Bamberger: Über Additions-, Substitutions- und Halochromieerscheinungen in der organischen Chemie. Inauguraldissertation, Universität Zürich, 1921.
  17. a b Hugo Bamberger: Über Additions-, Substitutions- und Halochromieerscheinungen in der organischen Chemie, auf: hathitrust.org
  18. Hugo Bamberger: Über Additions-, Substitutions- und Halochromieerscheinungen in der organischen Chemie, auf: worldcat.org
  19. Carsten Dippel: Erster Weltkrieg – Als jüdische Soldaten für Deutschland kämpften, 18. Juni 2014, auf: deutschlandfunk.de
  20. Michael Sontheimer: Juden als Soldaten im Ersten Weltkrieg – Mit falscher Hoffnung an die Front, 29. Juli 2019, auf: spiegel.de
  21. Avi Primor, Annette Großbongardt: Jüdische Soldaten im Ersten Weltkrieg – Große deutsche Patrioten. In: Der Spiegel EINESTAGES, Interview, 29. Juni 2014, auf: spiegel.de
  22. Gerald Beyroth: Hochdekoriert, dann deportiert – Jüdische Soldaten im Ersten Weltkrieg, 24. Juni 2009, auf: deutschlandfunkkultur.de
  23. Suzanne Loebl: At the Mercy of Strangers. Pacifica Press, Pacifica, CA, USA, ISBN 0-935553-23-1, S. 6.
  24. Kriegsranglisten und -stammrollen des Königreichs Bayern, 1. Weltkrieg 1914-1918, Band 4614, Eintrag 4339, Hugo Bamberger, 3. bayer. Infanterie-Regiment (Augsburg) I. Ersatz-Bataillon, 5. Ersatz-Kompanie. In: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abt. IV Kriegsarchiv
  25. Kriegsranglisten und -stammrollen des Königreichs Bayern, 1. Weltkrieg 1914-1918, Band 4637, Eintrag 851, Hugo Bamberger, 3. bayer. Infanterie-Regiment (Augsburg) I. Ersatz-Bataillon, 5. Ersatz-Kompanie. In: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abt. IV Kriegsarchiv
  26. CFL – Chemische Fabrik Lehrte feiert 130 Jahre Bestehen, auf: sehnde-news.de
  27. Ernst Bohlius, Wolfgang Leonhardt: „Die List“ – 700 Jahre Umschau aus der Dorf- und Stadtgeschichte. Books on Demand, Norderstedt 2004, ISBN 978-3-8334-0276-0, S. 47–48.
  28. a b Sandra Köhler: Die Chemische Fabrik gibt es seit 130 Jahren. In: Hannoversche Allgemeine, 27. August 2018, auf: haz.de
  29. Adreßbuch der Stadt Hannover 1933, August Scherl Adreßbuch-Gesellschaft m.b.H., Hannover 1933, II. Teil, S. 117, Spalte 1.
  30. Bolte & Co., KG., auf: digitales-stadtteilarchiv-linden-limmer.de
  31. a b Suzanne Loebl: At the Mercy of Strangers. Pacifica Press, Pacifica, CA, USA, 1997, ISBN 0-935553-23-1, S. 11.
  32. Suzanne Loebl: Flucht nach Belgien – Jugend am Rande des Holocaust. Epubli, Berlin 2014, ISBN 978-3-7375-0002-9, S. 86.
  33. Geschichte der Schule, auf: waldorfschule-maschsee.de
  34. Fritz (Fred) Arthur Rothschild (geboren am 3. April 1891 in Landau/Pfalz; gestorben am 11. November 1956 in New York City) war der Sohn eines Kaufmanns. Sein Studium der Rechtswissenschaften absolvierte er an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg und an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin. 1915 promovierte er zum Dr. iur., 1920 legte er seine juristische Staatsprüfung ab, 1921 wurde er in Ludwigshafen am Rhein und Frankenthal (Pfalz) als Rechtsanwalt zugelassen. Als Offizier während des Ersten Weltkrieges im Fronteinsatz wurde er dekoriert. Er sympathisierte mit der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP). In Mannheim wohnhaft, unterhielt er eine große Anwaltskanzlei mit seinem Kollegen Dr. Gustav Schulz (geboren am 21. Oktober 1881 in Frankenthal (Pfalz); gestorben am 3. Dezember 1958 in New York City). 1936 erklärte er unfreiwillig seinen Verzicht auf die Zulassung zum Anwaltsberuf. 1935 emigrierte er zunächst nach Spanien, 1936 nach Italien, 1938 nach Belgien. Dort wurde er 1940 interniert und nach Frankreich abgeschoben, wo er verschiedene Internierungslager durchlaufen musste, auch in Marokko. 1940 beging seine Ehefrau in Belgiens Hauptstadt Brüssel Suizid. Mitte 1941 war es ihm möglich, in die Vereinigten Staaten zu emigrieren. Zitiert nach: Reinhard Weber: Das Schicksal der jüdischen Rechtsanwälte in Bayern nach 1933: Herausgegeben vom Bayerischen Staatsministerium der Justiz, den Rechtsanwaltskammern Bamberg, München und Nürnberg und der Pfälzischen Rechtsanwaltskammer Zweibrücken. Verlag Walter de Gruyter, Berlin 2014, ISBN 978-3-4868-4086-5, S. 304.
  35. Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Signatur: OP 27821
  36. Bundesarchiv, Personalakte Rothschild, Fritz, geb. 3. April 1891, Signatur: R 3001/72975.
  37. Suzanne Loebl: At the Mercy of Strangers – Growing Upon the Edge of the Holocaust. Pacifica Press, Pacifica, CA, USA, 1997, ISBN 0-935553-23-1, S. 12–13.
  38. Suzanne Loebl: Flucht nach Belgien – Jugend am Rande des Holocaust. Epubli, Berlin 2014, ISBN 978-3-7375-0002-9, S. 27, 53, 84.
  39. Suzanne Loebl: At the Mercy of Strangers. Pacifica Press, Pacifica, CA, USA, ISBN 0-935553-23-1, S. 14.
  40. a b List or Manifest of Alien Passengers for the United States Immigration Inspector at Port of Arrival. S.S. "Marques de Comillas". Passengers sailing from Bilbao (Spain), May 22th, 1941. Arriving at Port of New York U.S.A., June 10th, 1941. No. on List 1, Bamberger, Hugo, Age: 53, Calling or Occupation: Chemist. Able to read and write: yes, Eng.Fr.Ger. Nationality: German, Race or People: Hebrew. Place of Birth: Germany, Listenfelds [sic!]. Immigration Visa QIV-2576. Issued Marseille, May 9/941. Last permanent residence France, Lemilles. Champ of concentration [sic!] Lemilles-France [sic!]. Final destination: New York. Relative: Anton [Bamberger], 96-02-67th St. Forest Hills, New York City.
  41. Suzanne Loebl: Flucht nach Belgien – Jugend am Rande des Holocaust. Epubli, Berlin 2014, ISBN 978-3-7375-0002-9, S. 88.
  42. Anthony Peregrine: Aix-en-Provence: the dark side of France's most beautiful town. In: The Telegraph, 10 June 2014, auf: telegraph.co.uk
  43. Suzanne Loebl: At the Mercy of Strangers. Pacifica Press, Pacifica, CA, USA, ISBN 0-935553-23-1, S. 49, 58.
  44. Chemo Puro Mfg. Corp. In: c&en archives, doi:10.1021/cen-v035n014b.p028.
  45. File No. 5743072, Bamberger, Hugo, residing at 41-41 41st L.I. City, Queens, NY, Age 44 years, Date of Order of Admission Feb 15, 1944, Date certificate issued Feb 15th, 1944 by the U.S. District Court at Brooklyn, New York, Petition No. 354145, Alien Registration No. 4725748. In: National Archives, Record Group 21: Records of District Courts of the United States, Series: Index to Petitions for Naturalization, auf: archives.gov
  46. Suzanne Loebl: Flucht nach Belgien – Jugend am Rande des Holocaust. Epubli, Berlin 2014, ISBN 978-3-7375-0002-9, S. 258, 277.
  47. Dr. Herbert Loebl OBE: The Holocaust – 1800 Years in the Making. Exemplified since ca. 1030 by the Experience of the Jewish Community of Bamberg in Franconia. A course of 9 lectures. Department of Religious Studies, University of Newcastle upon Tyne, Winter Term 1989. Selbstverlag, Newcastle upon Tyne 1989, OCLC 630421121. Darin nicht enthalten: Chapter IV The Bamberger Families of Burgkunstadt and Mitwitz, unvollendet, unveröffentlicht, S. 60.
  48. Bamberger, Hugo, bur. 3/25/1950, Location: Cemetery Grounds, THOM, 525, 1-C, auf: interment.net
  49. Bamberger, Margaret, bur. 3/11/1991, Location: Cemetery Grounds, THOM, 525, 1-C, auf: interment.net