Kalnein (Adelsgeschlecht) – Wikipedia
Kalnein ist der Name eines preußischen Adelsgeschlechts.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Geschlecht wird zu den ältesten preußischen Adelsfamilien gezählt und blühte bereits im 13. Jahrhundert vor der Aufsiedlung durch den Deutschen Orden. Die Kalnein stammen aus Ostpreußen, wo sie seit etwa 1200 nachgewiesen sind. Ihr Stammsitz ist Kilgis bei Königsberg.[1] Die wenigsten preußischen Adelsgeschlechter sind prußischen Ursprungs. Die meisten und mächtigsten wie die Auerswald, Dohna, Eulenburg, Kanitz, Kreytzen, Lehndorff, Tettau, Wallenrodt u. a. waren aus Sachsen, Franken und Schlesien. Die Kalnein aber sind wie die Braxein, Perband[2], Kalckstein[3] und Saucken eingeborene Geschlechter.[4] Die Familie war insbesondere in Ostpreußen umfangreich begütert.[5]
Der ursprüngliche Name war „Katzenblauer“,[6] womit sich auch das somit ursprünglich redende Wappen erklären lässt.[7] Friedrich von Kalnein urkundete 1440 als Landrichter in Preußen.[6][8] Albrecht von Kalnein (1611–1683) wurde 1655 Oberburggraf des Herzogtums Preußen,[6] nachdem er bereits 1653 Oberrat und Oberkanzler geworden war.[9]
Friedrich Stanislaus Leopold von Kalnein (1737–1818), Rittergutsbesitzer auf Aweyden, Porschkam etc. in Ostpreußen wurde bei Gelegenheit der Erbhuldigung in Königsberg i. Pr. am 19. September 1786 in den preußischen Grafenstand erhoben.[10] Zuletzt war er, auch Erbherr von Kilgis, Obermarschall des Königreichs Preußen. Sein Sohn war der Oberstlieutenant a. D. Leopold Graf von Kalnein, der 1818 am 24. Mai, also im Monat vor seinem Vater, starb.[11]
Graf Leopold von Kalnein (* 1792), preußischer Kammerherr, Erb- und Lehnsherr auf dem alten Stammgut Kilgis und von Parck in Ostpreußen, folgte 1818 seinem Großvater, dem Obermarschall des Königreichs Preußen, im Besitz von Kilgis und Parck sowie als Familienoberhaupt nach. Die Herrschaft Kilgis im Kreis Preußisch Eylau bestand aus acht Ortschaften mit 625 Einwohnern. Seine Mutter, Gräfin Caroline von Kalnein, geb. 1774 als von Borcke, war Oberhofmeisterin der Prinzessin Karl von Preußen.[12]
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Blasonierung: (Das Gräfliches Wappen von 1786 entspricht dem Stammwappen):
- In Blau ein grüner Palmbaum, an dem zwei natürliche Leoparden rechts und links aufspringen. Auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein natürlicher Palmbaum, aus dessen Laub zwei natürliche Leoparden rechts und links hervorspringen.[13]
- In Gold bordiertem blauen Schild aus grünem Boden wachsend ein von zwei Leoparden gehaltener Palmbaum. Der Helm mit Grafenkrone.[10][14]
Angehörige
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Albrecht von Kalnein (1611–1683), preußischer Staatsmann
- Henrik Ernst von Kalnein (1657–1726), Stiftsamtmann im Bistum Ribe 1711–1726
- Karl Erhard von Kalnein (1687–1757), preußischer Generalleutnant
- Karl von Kalnein (1839–1915), Rittergutsbesitzer im Samland und Natangen, Obermarschall, Mitglied des Preußischen Herrenhauses
- Eckart von Kalnein (1892–1945), deutscher Automobilrennfahrer
- Wend von Kalnein (1914–2007), deutscher Kunsthistoriker und Schriftsteller
- Heinrich von Kalnein (* 1960), deutscher, in Österreich lebender Jazzmusiker, Komponist und Universitätslehrer
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ernst Heinrich Kneschke (Hrsg.): Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 5, Leipzig 1864 S. 10.
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser, Justus Perthes, Gotha 1921, S. 459; 1922, S. 462; 1931, S. 251.
- George Adalbert von Mülverstedt (Hrsg.): Sammlung von Ehestiftungen und Leibgedingsbriefen ritterschaftlicher Geschlechter der Provinzen Sachsen, Brandenburg, Pommern und Preußen. Magdeburg 1863, Seiten 108, 109, 195, 196, 266, 307, 309, 313 u. 314. (Digitalisat im Münchener Digitalisierungszentrum)
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band VI, Band 91 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1987, ISSN 0435-2408, S. 107.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ "Als künstlerisch wertvoll unter militärischem Schutz!". Ein archivisches Sachinventar zum militärischen Kunstschutz im Zweiten Weltkrieg, Band 4, Brüche und Kontinuitäten, hgg. von Magdalena Bushart und Christian Fuhrmeister, Köln 2022, S. 631.
- ↑ Gesammelte Schriften und Denkwürdigkeiten des General-Feldmarschalls Grafen Helmuth von Moltke, Band 4, Berlin 1891, S. 157.
- ↑ TYGODNIK DO RZECZY NR 41/447 11-17 października 2021, s. 62–64.
- ↑ Viktor Aschenbrenner: Die Deutschen und ihre östlichen Nachbarn. Ein Handbuch, 1967, S. 179.
- ↑ Leopold von Ledebur: Adelslexicon der Preußischen Monarchie. Band 1, Berlin 1855, S. 410–411.
- ↑ a b c Historisch-heraldisches Handbuch zum genealogischen Taschenbuch der gräflichen Häuser, Gotha 1855, S. 388 f.
- ↑ Oskar Göschen: Ueber die Bedeutung der Wappenfiguren, Nürnberg 1877, S. 17.
- ↑ Staatsarchiv Königsberg in Preußen.
- ↑ Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues preussisches Adels-Lexicon, Band 3, Leipzig 1837, S. 63.
- ↑ a b Maximilian Gritzner: Chronologische Matrikel der Brandenburgisch-Preußischen Standeserhöhungen und Gnadenacte von 1600–1873. Berlin 1874, S. 42.
- ↑ Ernst Heinrich Kneschke: Deutsche Grafen-Haeuser der Gegenwart in heraldischer, historischer und genealogischer Beziehung, Band 1, Leipzig 1852, S. 414 f.
- ↑ Genealogisches Taschenbuch der deutschen gräflichen Häuser, Band 20, Gotha 1847, S. 311.
- ↑ Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band VI, Band 91 der Gesamtreihe GHdA, 1987, S. 107.
- ↑ Otto Titan von Hefner: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 3, 1. Abt.: Der Adel des Königreichs Preußen: Grafen und Freiherren, Nürnberg 1857, S. 14 und Tafel 15.