Lambert II. von Nantes – Wikipedia

Lambert II. von Nantes (* vor 834; † 1. Mai 852) aus der Familie der Widonen war Graf von Nantes und Angers. Er war der zweite Sohn des Grafen Lambert I. von Nantes.

Nach der Absetzung und Verbannung seines Vaters als Parteigänger des Königs Lothar I. blieben Lambert II. und sein Bruder Warnarius (Garnier) 834 in der Grafschaft Nantes.

Lambert kämpfte am 25. Juni 841 in der Schlacht von Fontenoy-en-Puisaye auf der Seite Karls des Kahlen gegen Graf Richwin von Nantes, den Nachfolger seines Vaters. Richwin fiel, aber die Grafschaft Nantes, die Lambert als sein legitimes Erbe betrachtete, wurde Graf Renaud von Herbauges gegeben, woraufhin Lambert die Dienste Karls verließ und sich dem Bretonen Nominoë anschloss.

Renaud schlug 843 Lambert und seine Verbündeten, den Bretonen Nominoë und den Wikinger Hasting in der Schlacht von Messac,[1] unterlag jedoch kurz darauf, am 24. Mai 843 (IX Kalendas junii der Chronik von Aquitanien) in der Schlacht von Blain, in der er auch getötet wurde.[2] Die Einwohner von Nantes weigerten sich, Lambert als Graf anzuerkennen, zumal er verdächtigt wurde, die Loire-Normannen in die Stadt geführt zu haben, die sie am 24. Juni plünderten, wobei sie den Bischof in der Kathedrale töteten. Nachdem seine Verbündeten abgezogen waren, konnte Lambert sich schließlich in den Besitz der Stadt bringen.

Lambert tötete 844 den Grafen Bernhard von Poitiers und den Sohn und Nachfolger Renauds, Hervé von Herbauges.[3] Ende Oktober oder Anfang November 845 löste Lambert das Bündnis mit Nominoe und unterwarf sich dem König, der ihn in seiner Funktion als Graf von Nantes beließ und ihm zudem die Grafschaft Angers und die Bretonische Mark übertrug.

Im Dezember 846 wurde Lambert vom König aus dem Nantais verjagt. Karl der Kahle versuchte von 846 bis 849 einen seiner Männer, Amaury, als Graf von Nantes durchzusetzen. Karl der Kahle rief Lambert 849 zurück und vertraute ihm das Nantais, die Grafschaft Rennes und das Land südlich der Loire (wohl Herbauges) an.

Nach dem 15. August 850 besetzten Nominoe und der wieder mit ihm verbündete Lambert, der von Karl erneut abgesetzt worden war, Rennes und Nantes und ließen die Stadtmauern abreißen, um eine Rückkehr der königlichen Truppen zu verhindern. Lambert begleitete Nominoë 851 bei dessen Feldzug gegen Neustrien. Nach dem plötzlichen Tod des Bretonen in Vendôme am 7. März 851, übernahm Lambert das Kommando und leitete den Rückzug der Bretonen. Anschließend kämpfte er am 22. August in der Schlacht von Jengland bei Grand-Fougeray, in der die Franzosen vernichtend geschlagen wurden, an der Seite Erispoës, Nominoës Sohn und Nachfolger. Der vor Jahresende geschlossene Vertrag zwischen Karl und Erispoë, in dem Letzterem der Königstitel zuerkannt und die Bretonische Mark mit Rennes und Nantes abgetreten wurde, vernichtete Lamberts Hoffnung, sich in der Region dauerhaft festsetzen zu können.

Beim Versuch, sich zwischen Maine und Anjou ein neues Herrschaftsgebiet aufzubauen, wurde Lambert am 1. Mai 852 in einem Gefecht mit den Rorgoniden getötet.[4] Lambert wurde in „Saponarias“[5] beigesetzt.

Um 850/851 hatte Lambert Rotrud geheiratet, die Tochter des ehemaligen Kaisers Lothar. Mit ihr hatte er einen Sohn, Witbert (Wicbert), für den Lothars Sohn Lothar II. die Vormundschaft übernahm, und der 869, nach dem Tod Lothars II., im Gegenzug Vormund von dessen Sohn Hugo, Herzog im Elsass wurde. Witbert trug zwar den Grafentitel, hatte aber in Nantes offenbar keine Befugnis mehr.

  • André Chédeville, Hubert Guillotel: La Bretagne des saints et des rois. Ve–Xe siècle. Editions Ouest France, Rennes 1984, ISBN 2-85882-613-7.
  • Ernst L. Dümmler: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm (= Die Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit. 9. Jahrhundert, Bd. 14, ZDB-ID 1402464-0). Nach der Ausgabe der Monumenta Germaniae übersetzt. Wilhelm Besser's Verlagsbuchhandlung (Franz Duncker), Berlin 1857, S. 13. (digitale-sammlungen.de)
  • Eduard Hlawitschka: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert (= Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung. 4, ISSN 0454-2533). Minerva-Verlag Thinnes und Nolte, Saarbrücken 1969, S, 157.
  • Eduard Hlawitschka: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Herausgegeben von Gertrud Thoma und Wolfgang Giese. Peter Lang, Frankfurt am Main u. a. 1988, ISBN 3-631-41498-6, S. 159, 164, 192, 197, 230, 234, 237–249, 242–244, 559.
  • Jahrbücher von St. Bertin (= Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte. Bd. 2 = Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Bd. 6, ISSN 0067-0650). Unveränderter reprografischer Nachdruck der Ausgabe Darmstadt 1969. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1972, S. 60–64.
  • Nithard: Vier Bücher Geschichten. In: Die Reichsannalen. Einhard: Leben Karls des Grossen. Zwei Leben Ludwigs. Nithard: Geschichten. (= Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte. Bd. 1 = Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Bd. 5, ISSN 0067-0650). Reprografischer Nachdruck der Ausgabe Darmstadt 1955. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1974, ISBN 3-534-06963-3, S. 412.
  • Regino: Chronik. In: Jahrbücher von Fulda. Regino: Chronik. Notker: Taten Karls. (= Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte. Bd. 3 = Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Bd. 7). 2., durchgesehene Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1969, S. 190.
  • Pierre Riché: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa (= dtv. Band 4559). Lizenzausgabe. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1991, ISBN 3-423-04559-0, S. 277.
  • Rudolf Schieffer: Die Karolinger (= Kohlhammer-Urban-Taschenbücher. Band 411). Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1992, ISBN 3-17-010759-3, S. 147.
  • Hermann Schreibmüller: Die Ahnen Kaiser Konrads II. und Bischof Brunos von Würzburg. In: Herbipolis Jubilans. 1200 Jahre Bistum Würzburg. Festschrift zur Säkularfeier der Erhebung der Kiliansreliquien. (= Würzburger Diözesangeschichtsblätter. 14/15). Würzburger Diözesangeschichtsverein, Würzburg 1952, S. 173–233, hier S. 189.
  • Andreas Thiele: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte. Band 2: Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser. Teilband 2: Nord-, Ost- und Südeuropa. R. G. Fischer, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-89501-011-1, Tafel 389.
  • Noël-Yves Tonnerre: Naissance de la Bretagne. Géographie historique et structures sociales de la Bretagne méridionale (Nantais et Vannetais) de la fin du VIIIe à la fin du XIIe siècle. Presses de l'Université d'Angers, Angers 1994, ISBN 3-123-45678-9.
  1. Michel Dillange: Les Comtes de Poitou. Ducs d'Aquitaine (778–1204). Geste éditions, Mougon 1995, ISBN 2-910919-09-9, S. 55.
  2. Annales de St Bertin AD 843: Der Bretone Noménoé und Lambert, die ihm kurz zuvor die Treue entzogen hatten, töteten Renaud Herzog von Nantes und machten mehrere Gefangene
  3. Annales de St Bertin AD 844 Lambert und die Bretonen attackierten und töteten an der Brücke von Mayenne einige [der Männer] von Karls Markgraf
  4. Annales de St Bertin AD 852 Lambert und Garnier, Brüder, Hauptverursacher der Auseinandersetzungen, kommen ums Leben, der eine in einem Hinterhalt, der andere durch ein Strafgericht
  5. Savonnières, Ortsteil von Les Verchers-sur-Layon südöstlich von Angers (Schreibmüller) oder Savenay westlich von Angers (Schwennicke)