Widonen – Wikipedia

Die Guidonen (auch Widonen, oder Lambertiner) waren eine adlige, ursprünglich fränkische Familie, die von der Mitte bis zum Ende des 9. Jahrhunderts das langobardische Herzogtum Spoleto in Italien beherrschten. Aufgrund ihrer erheirateten Verwandtschaft mit den Karolingern und der Macht, die sie über die Stadt Rom und den Papst hatten, erlangten sie 889 den Titel eines Königs von Italien, und drei Jahre später sogar die römische Kaiserwürde.

Graf Wido († 802/814) ist Nachkomme und Besitznachfolger des Warnharius, der um 742 das Kloster Hornbach in der Pfalz stiftete; ebenfalls Nachkommen des Warnharius sind Willigart (828 Schenkerin von Wilgartswiesen (Pfalz)) und ihr Nepos Warharius; zu den Besitznachfolgern und vermutlich auch zu den Nachkommen Warnharius’ gehört darüber hinaus Werner, der Stammvater der Salier, wodurch die Verwandtschaft der beiden Familien belegt ist: Kaiser Heinrich IV. betonte 1105, dass Hornbach von seinen Vorfahren gegründet wurde.

  1. Gerwin, Graf von Paris Ende des 7. Jahrhunderts[1]; ⚭ Gunza, Schwester von Basinus, Erzbischof von Trier
    1. Liutwin, † 722, Bischof von Reims, Bischof von Trier, Gründer der Abtei Mettlach[2] ⚭ NN, wohl Tochter des Hausmeiers Chrodobertus II. (Robert II.) (Robertiner)[3]
      1. Wido, † 739, Graf, vielleicht identisch mit dem 739 hingerichteten Laienabt Wido von Fontenelle
      2. ? Rotrude von Trier, * 690, † 724, erste Frau von Karl Martell
      3. Milo von Trier, Bischof von Trier, Bischof von Reims[4]
      4. ? Warnharius, † nach 771, Bruder Adalberts (siehe unten), stiftet um 742 das Kloster Hornbach in der Pfalz[5]
        1. Nantharius (Nanther)
        2. Erluin (Herloin), um 742 bezeugt, überträgt seine Besitzrechte an Hornbach auf Wido
        3. Rotharius
      5. ? Adalbert, um 742 bezeugt, † nach 771, Bruder Warnharius’ (siehe oben)
  1. Lantbert, „entfremdet“ wohl als Verwandter des Gründers Liutwin 757/768 das Kloster Mettlach, wohl 782 weist König Karl die Ansprüche seiner Söhne auf Mettlach ab; ⚭ wohl Deotbric, möglicherweise aus dem Haus der Buviniden
    1. Guido von Nantes, † 802/814, Graf, 796 Tradent an Kloster Hornbach und gemeinsam mit seinem Bruder Warnharius Besitzer desselben, 799 Markgraf der Bretonischen Mark, 802 Missus Regius in der Touraine
      1. Lambert I. von Nantes, † zwischen 1. September und 10. November 836 in Italien an einer Seuche, Graf, Markgraf der Bretonischen Mark, 818/830 Graf von Nantes und Angers 834 vertrieben, 819/833 gemeinsam mit einem Herard Besitzer von Kloster Hornbach, geht 834 mit Kaiser Lothar I. nach Italien
        1. Wido I. von Spoleto, Graf, vor 842/844 von Kaiser Lothar in Besitz des Klosters Mettlach gesetzt, wohl ab 842 bis 858/60 Graf und Herzog von Spoleto, Schwager von Siconulf, Herzog von Benevent und Fürst von Salerno; ⚭ wohl 834/838 Itana, Tochter von Herzog Sico von Benevent oder Nachkomme der Familie der Welfen.
          1. Lambert, † 880 vor dem 8. Juli, Graf, 858/860–871 und 875/876–879 Graf und Herzog von Spoleto, um 879 auch Markgraf von Spoleto, 875/876 kaiserlicher „Defensor Patrimonii Sancti Petri“, 876/878 von Papst Johannes VIII. adoptiert, 878 wegen eines Überfalls auf Rom exkommuniziert; ⚭ NN
            1. Wido (II.), † 882/883, Graf, Herzog von Spoleto 879/880–882/883
            2. „mehrere Kinder“
          2. Guido von Spoleto, † 12./30. Dezember 894 am Taro, Graf, 875/876-wohl 887/888 Graf und Markgraf von Camerino, 875/876 „Defensor Patrimonii Sancti Petri“, 882/883-wohl 887/888 Graf und Herzog von Spoleto, 886 von Papst Stephan V. adoptiert, März 888 in Langres zum König von Neustrien (Westfrankenreich) ernannt, tritt zurück Februar 889 in Pavia zum König von Italien ernannt, 21. Februar 891 Römischer Kaiser, Vetter von Markgraf Adalbert von Ivrea († nach 928) und Erzbischof Fulko von Reims († 900), bestattet in Parma; ⚭ um 870/876 Ageltrude, † nach 27. August 923 als Nonne in Fontana Brocoli bei Salsomaggiore, Gräfin, 894 Regentin, Tochter von Adalgis, Herzog von Benevent
            1. Lambert von Spoleto, † 15. Oktober 898 auf der Jagd bei Marengo, Graf, Mai 891 Mitkönig, 892, wohl am 23. Februar Mitkaiser, 894 König von Italien und Kaiser, bestattet in Piacenza
            2. ? Itta; ⚭ um 875/878 (sie hatte 898 drei erwachsene Kinder) Waimar, Graf von Salerno, Prätendent des Herzogtums Benevent, wohl 886/887 byzantinischer Patrikios, 897 geblendet, † Februar/März 901
            3. ? Wido IV., † von Graf Alberico ermordet August 897, wohl 887/888, sicher 891/895 bis wohl 898 Graf und Herzog von Spoleto, Markgraf von Camerino, 895/897 Herzog von Benevent
          3. Rothilde, † nach 24. Mai 884, ⚭ vor 863 Adalbert (I.), Graf von Lucca, Markgraf von Tuscien, † 884/889 (Haus Bonifacius)
        2. Doda, Äbtissin des Klosters Saint-Clément in Nantes, um 846 Äbtissin von Craon
        3. Lambert II. von Nantes, X 1. Mai 852, Graf „ex territorio Nannetense ortus“: erobert 840/41 die Grafschaft Nantes, 845 vom König als Markgraf der Bretonischen Mark, Graf von Nantes und Angers anerkannt, Dezember 846 vertrieben, 849 wieder im Amt, 849 Laienabt von Saint-Aubin in Angers, bestattet in Savenay; ⚭ um 850/851 Rotrud, getauft 835/840 in Pavia, Tochter des Kaisers Lothar I. (Karolinger)
          1. Witbert (Wicbert), Graf, Mündel von König Lothar II., 869 Vormund von dessen Sohn Hugo, Herzog im Elsass, von dem er nach dem 18. September 892 ermordet wurde.
            1. ? Witbert (Vuibertus), Graf, 21. Dezember 896 als Gerichtsbeisitzer in Courtenot bei Bar-sur-Seine bezeugt
        4. Warnarius, Graf in der Bretagne 841, † hingerichtet 853
        5. ? NN
          1. Gunfer (Gunferius), Neffe von Graf Lambert von Nantes, von dem er um 842 mit Herbauges belehnt wird
        6. ? Cunrad (Cohunradus, Cunerad), „patruus“ (d. h. im engeren Sinne Onkel väterlicherseits) von Kaiser Wido und „patruelis“ (d. h. Sohn vom Bruder des Vaters) des Kaisers Lambert, Markgraf, Graf von Lecco, 892 mit dem Königshof Almenno nordwestlich Bergamo belehnt[6]
          1. Radalt, Graf von Lecco, 877/895 Graf, 913/926 Graf und Markgraf, 895 „summus consiliarius“ von Kaiser Lambert
            1. ? Witbert, Graf von Lecco, 949 Missus Regius oder aber X 939 bei Spoleto
              1. Abo, 975 Diakon
              2. Atto, 956 bezeugt, † 28. März/20. Juli 975, Graf von Lecco, schenkt Almenno 975 dem Bischof von Bergamo, begraben in Almenno; ⚭ Ferlinda, † nach 14. Oktober 1001, Tochter von Bertarius von Bevulco
                1. Wido, 973 bezeugt, † jung
              3. Ermengarde, Gräfin, † nach 1010; ⚭ I NN; ⚭ II um 967 Gandulf, 971 Graf von Verona, † vor 14. Juni 995, Sohn von Riprand von Basilica Duce
      2. Wido, Graf, wohl ab 813 bis 831/32 Graf von Vannes, vielleicht identisch mit Graf Wido von Maine, X 834
    2. Hrodolt (Ruodolt, Rhodoldus), Graf, schenkt 772 Besitz bei Alzey und Bingen sowie im Taunus dem Kloster Fulda
    3. Werner I. (Präfekt des Ostlandes) (Warnharius, Werin, Warinharius), † ermordet 814 in der Aachener Königspfalz, Graf, 766 Mitbesitzer von Kloster Hornbach, schenkt viermal von 767 bis 812 im Lobdengau, Oberrheingau und Wormsgau an Kloster Lorsch. 814 geht Besitz im Taunus an Kloster Fulda (siehe: Salier)
  • Eduard Hlawitschka: Wido. comes, Wido I., Wido II., Wido III., in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 9, Sp. 67 f.
  • Detlev Schwennicke (Hrsg.): Europäische Stammtafeln. Stammtafeln zur Geschichte der europäischen Staaten. Neue Folge, Band 2: Die außerdeutschen Staaten, die regierenden Häuser der übrigen Staaten Europas. Stargardt, Marburg 1984, Tafel 188b, sowie (verbesserte Fassung): Neue Folge, Band 3, Teilband 1: Herzogs- und Grafenhäuser des Heiligen Römischen Reiches, andere europäische Fürstenhäuser. Stargardt, Marburg 1984, bei den Korrekturen und Ergänzungen im Anhang, darin benutzt:
  • Georg Waitz: Ueber das Herkommen des Markgrafen Wido von Spoleto, in: Forschungen zur Deutschen Geschichte 3 (1863) 149–154 (veraltet). (Digitalisat (Münchener Digitalisierungszentrum)).
  • Theodor Wüstenfeld: Ueber die Herzoge von Spoleto aus dem Hause der Guidonen. In: Forschungen zur Deutschen Geschichte. Bd. 3, 1863, S. 383–432, (Digitalisat, veraltet).
  • Ludwig Schirmeyer: Kaiser Lambert. 1900, (Göttingen, Universität, Dissertation 1900).
  • Adolf Hofmeister: Markgrafen und Markgrafschaften im Italischen Königreich in der Zeit von Karl dem Großen bis auf Otto den Großen (774–962), in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Ergänzungs-Bd. 7, Nr. 2, 1907, S. 215–435, (Digitalisat (PDF; 11,86 MB)).
  • Hermann Müller: Topographische und genealogische Untersuchungen zur Geschichte des Herzogtums Spoleto und der Sabina 800–1000. 1930, (zugleich Dissertation, Greifswald 1929/1930).
  • Tullia Gasparrini Leporace: Cronologia dei duchi di Spoleto (569–1230), in: Bollettino della Deputazione di Storia patria per l’Umbria 35 (1938) 5–68.
  • Jan Dhondt: Études sur la naissance des principautés territoriales en France. (IXe–Xe siècle) (= Faculteit van de Wijsbegeerte en Letteren, Rijksuniversiteit te Gent. Werken. 102, ZDB-ID 777318-3). Tempel, Brugge 1948.
  • Hermann Schreibmüller: Die Ahnen Kaiser Konrads II. und Bischof Brunos von Würzburg. In: Herbipolis Jubilans. 1200 Jahre Bistum Würzburg. Festschrift zur Säkularfeier der Erhebung der Kiliansreliquien (= Würzburger Diözesangeschichtsblätter. 14/15). Würzburger Diözesangeschichtsverein, Würzburg 1952, S. 173–233, (überholt).
  • Gerd Tellenbach (Hrsg.): Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des großfränkischen und frühdeutschen Adels (= Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte. Bd. 4, ISSN 0532-2197). Albert, Freiburg (Breisgau) 1957, (Hier insbesondere die Arbeiten von Josef Fleckenstein und Tellenbach).
  • Tullia Gasparrini Leporace: Ageltrude. In: Dizionario Biografico degli Italiani, Bd. 1, Rom 1960, S. 384–386, (online).
  • Eduard Hlawitschka: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774–962). Zum Verständnis der fränkischen Königsherrschaft in Italien (= Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte. Bd. 8). Alber, Freiburg (Breisgau) u. a. 1960, (zu den Grafen von Lecco).
  • Rudolf Hiestand: Byzanz und das Regnum Italicum im 10. Jahrhundert. Ein Beitrag zur ideologischen und machtpolitischen Auseinandersetzung zwischen Osten und Westen (= Geist und Werk der Zeiten 9, ISSN 0435-1673). Fretz und Wasmuth, Zürich 1964, (zugleich: Dissertation, Zürich 1958).
  • Wolfgang Metz: Miszellen zur Geschichte der Widonen und Salier, vornehmlich in Deutschland. In: Historisches Jahrbuch. Bd. 85, 1965, S. 1–27.
  • Eduard Hlawitschka: Waren Kaiser Wido und Lambert Nachkommen Karls des Großen? In: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken. Bd. 49, 1969, S. 366–386, (gegen Emil Kimpen: Zur Königsgenealogie der Karolinger- bis Stauferzeit. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. Bd. 103 = NF Bd. 64, 1955, S. 35–115, und Jürgen Sydow: Die Gegenkaiser Arnulfs von Kärnten. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für die Oberpfalz und Regensburg. Bd. 96, 1955, ISSN 0342-2518, S. 431–436).
  • Michael Mitterauer: Karolingische Markgrafen im Südosten. Fränkische Reichsaristokratie und bayerischer Stammesadel im österreichischen Raum (= Archiv für österreichische Geschichte. Bd. 123). Böhlau, Graz u. a. 1963, (Überarbeitung von: Wien, Universität, Dissertation, 1960: Die Grafenfamilien der bayerischen Marken in der Karolingerzeit.).
  • Vito Fumagalli: Vescovi e conti nell'Emilia Occidentale da Berengario I a Ottone I, in: Studi medievali, seria 3a, t. 14 (1973) 137–204 (zu den Grafen von Lecco; Digitalisat (PDF; 5,24 MB)).
  • Theo Raach: Kloster Mettlach/Saar und sein Grundbesitz. Untersuchungen zur Frühgeschichte und zur Grundherrschaft der ehemaligen Benediktinerabtei im Mittelalter (=Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte, 19). Gesellschaft für Mittelrheinische Kirchengeschichte, Mainz 1974, (zugleich: Dissertation, Saarbrücken 1971).
  • Liliana Martinelli: Note sui beni fondiari di un grande proprietario del X secolo: il conte Attone di Lecco. In: Studi di Storia Medioevale e di Diplomatica. Bd. 1, 1976, ZDB-ID 426647-x, S. 1–16.
  1. Gerwin, Graf von Paris bei „Genealogie Mittelalter“
  2. Liutwin, Erzbischof von Trier bei „Genealogie Mittelalter“
  3. zur Ehe vgl. Detlev Schwennicke: Europäische Stammtafeln II (1984) Tafel 10
  4. Milo, Erzbischof von Trier bei „Genealogie Mittelalter“
  5. Werinheri bei „Genealogie Mittelalter“
  6. Almenno San Bartolomeo oder das benachbarte Almenno San Salvatore