Liste ausgestorbener Sprachen – Wikipedia
Ausgestorbene Sprachen sind historische Sprachen, deren Sprecher ausgestorben sind bzw. deren Sprecher zu einer anderen Sprache übergegangen sind (sich an eine andere Sprachgemeinschaft assimiliert haben).
Für das Aussterben von Sprachen gibt es verschiedene Ursachen. Ausgestorbene Sprachen sind abzugrenzen von „toten“ Sprachen, deren Sprecher nicht im eigentlichen Sinne ausgestorben sind, sondern die historische Vorläufer heutiger Sprachen darstellen (z. B. sind die Sprecher des Lateins nicht ausgestorben, sondern haben ihr Vulgärlatein im Laufe der Zeit mehr und mehr verändert, bis daraus die heutigen romanischen Sprachen entstanden.)
Eine Vielzahl von Sprachen oder Sprachfamilien ist nach der Kolonialisierung Amerikas und Australiens ausgestorben. Sprachforscher schätzen, dass von den Hunderten vor der europäischen Besiedlung gesprochenen australischen Sprachen nur 10–20 überleben werden. In Amerika ist die Situation ähnlich. Auch hier verschwand die Mehrzahl der Sprachen mit Ankunft europäischer Eroberer und wurde durch vier europäische Sprachen (Englisch, Spanisch, Portugiesisch, Französisch) verdrängt.
Ein anderes Gebiet mit einer hohen Zahl bedrohter Sprachen ist Neuguinea. Aufgrund der geographischen Isolation einzelner Stämme hatte das Inselinnere eine sehr hohe Sprachdichte. Von den etwa 1000 Sprachen ist die Mehrzahl vom Aussterben bedroht.
Eine historische Sprachverdrängung wird für Afrika südlich der Sahara angenommen. Hier haben die Bantusprachen ältere Sprachen vielfach verdrängt. In Nordafrika war es wiederum das Arabische, das die vorherigen Sprachen, darunter auch die bedeutende Kultursprache Koptisch, verdrängte.
- Dalmatisch
- Moselromanisch (im 11. Jahrhundert ausgestorben)
- Mozarabisch
- Ragusäisch
- Gallisch
- Norisch, enge Verwandtschaft mit Gallisch vermutet; zu einem unbekannten Zeitpunkt vor oder während der Völkerwanderung ausgestorben
- Keltiberisch
- Lepontisch
- Galatisch
- Kornisch, 1777 (wiederbelebt)
- Kumbrisch, spätestens 18. Jahrhundert, wahrscheinlich wesentlich früher
- Manx, 1974 (wiederbelebt)
- Polabisch (1756 ausgestorben)
- Pomoranisch
- Slowinzisch (um 1950 ausgestorben)
Sonstige indogermanische Sprachen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Merjanisch (vermutlich zwischen 11. Jahrhundert und 14. Jahrhundert ausgestorben)
- Meschtscherisch (vermutlich im 16. Jahrhundert ausgestorben)
- Muromisch (vermutlich zwischen 11. Jahrhundert und 14. Jahrhundert ausgestorben)
- Kemisamisch (im 19. Jahrhundert ausgestorben)
- Akkalasamisch (letzter Erstsprecher 2003 gestorben)
- Jurakisch (frühes 19. Jahrhundert)
- Kamassisch (1989)
- Matorisch (um 1840)
- Ubychisch, Kaukasus, letzter Sprecher Tevfik Esenç 1992 gestorben
- Ägäische Sprachen, Griechenland
- Etruskisch, Italien
- Ligurisch, Ligurien, Italien
Im Folgenden sind nur altorientalische Sprachen aufgeführt, die nicht zur indogermanischen oder afroasiatischen Sprachfamilie gehören.
- Elamisch, Chusistan (im heutigen Iran und Irak), 10. Jahrhundert
- Hurritisch, (Heutige Osttürkei und Irak)
- Meroitisch, Sudan
- Sumerisch, Mesopotamien (heutiger Irak)
- Urartäisch, heutige Osttürkei und Armenien
- Ägyptisch (Koptisch), 17. Jahrhundert
- Garamantisch, Nordafrika
- Numidisch, Nordafrika
- Akkadisch, heutiger Irak und Syrien
- Ammonitisch, Naher Osten
- Amoritisch, Naher Osten
- Ausanisch, Südarabien
- Hadramautisch, Südarabien
- Hatrenisch, Irak
- Lihyanisch, Nordarabien
- Moabitisch, Naher Osten
- Nabatäisch, Nordarabien
- Palmyrenisch, Syrien
- Phönizisch-Punisch, Naher Osten, Nordafrika
- Qatabanisch, Südarabien
- Sabäisch, Südarabien
- Thamudisch, Nordarabien
- Eyak (Alaska) (2008)
- Holikachuk (Alaska) (2012)
- Muchik (Mochica, einschließlich des Quingnam der Chimú)
- Puquina
- Olmekische Sprache
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Harald Haarmann: Lexikon der untergegangenen Sprachen (= Beck'sche Reihe. 1456). Beck, München 2002, ISBN 3-406-47596-5 (2., durchgesehene Auflage. ebenda 2004).
- David Crystal: Half of World's Languages May Become Extinct by 2100. World Resources Institute, 19. September 2007, (online ( vom 13. April 2010 im Internet Archive)).