Marianne Bruns – Wikipedia

Bundesarchiv Bild 183-83789-0113, Magdeburg, 3. Arbeiterfestspiele, Preisverleihung, Herbert Warnke

Marianne Bruns (* 31. August 1897 in Leipzig; † 1. Januar 1994 in Dresden) war eine deutsche Schriftstellerin.

Nach einem Gesangsstudium in Breslau leitete sie ab 1926 den elterlichen Wäschereibetrieb. Sie arbeitete an verschiedenen Zeitschriften mit, darunter ab 1923 an Der Kunstwart.[1] Seit Anfang 1929 arbeitete sie regelmäßig beim Rundfunk (SFS Breslau und Mitteldeutscher Rundfunk), wo sie an verschiedenen Sendereihen, u. a. beim Frauen- und Kinderfunk, mitwirkte und im August 1930 aus ihren Dichtungen las. Dabei kooperierte sie auch mit Eva Schumann aus Dresden.[2]

In der Zeit des Nationalsozialismus schrieb Bruns drei Kinderbücher und vier Romane. In der DDR-Presse wurde den Kinderbüchern nachgesagt, diese enthielten einen „Hauch von Humanismus“ in rohen Zeiten.[3] Die vier Romane seien frei von „politische[r] Stellungnahme und klassenmäßige[r] Auseinandersetzung“, stattdessen tiefgreifend psychologisch. Mit den (zumeist) historischen Lebensschicksalen von Künstlerinnen habe sie den „Kreis bürgerlicher Intellektueller, dem sie selbst angehörte“, charakterisiert.[4] Als Kind schon habe sie die Schattenseiten des Kapitalismus erlebt und ein Empfinden für das soziale Unrecht an Werktätigen, der sogenannten Arbeiterklasse, entwickelt.[5][6][7] In den 1920er Jahren habe sie sich „von der Scheinharmonie des bürgerlichen Lebens“ getrennt und „Kontakt zu Kreisen der fortschrittlichen bürgerlichen Intelligenz“ geknüpft.[8] In ihrem literarischen Schaffen bis 1945 hätten sich die gewonnenen Erkenntnisse allenfalls als unpolitischer antibürgerlicher Protest niedergeschlagen.[5][6][7] Erst unter dem Eindruck des Kriegsgeschehens und danach der Chance auf ein neues Deutschland überwand sie – nach DDR-Lesart – den Rest ihrer Bürgerlichkeit und trennte sich vom „konventionellen bürgerlichen Unterhaltungsroman“[4] und widmete sich „in ihren Werken brennende[n] Gegenwartsfragen“.[5][9][10] Sie studierte den Marxismus-Leninismus, wurde Mitglied in der SED und nahm am politischen Leben aktiv teil.[5]

Ihr Porträt, eines der schönsten Bilder von Karl Hanusch, ist bei der Zerstörung Dresdens verbrannt. Nach Kriegsende kam sie als freie Schriftstellerin nach Freital-Niederhäslich. Dort teilte sie mit Wolfgang und Eva Schumann die Unterkunft von Hanusch im Poisental. Viele ihrer Romane thematisierten aktuelle Themen in der DDR, darunter besonders die Stellung der Frau in der Gesellschaft. Sie erhielt 1961 die Fritz-Heckert-Medaille, den FDGB-Literaturpreis, (für die Novelle Das ist Diebstahl),[5] 1969 den Martin-Andersen-Nexö-Kunstpreis sowie später die Johannes-R.-Becher-Medaille.[11] 1987 erhielt sie die Ehrenspange zum Vaterländischen Verdienstorden in Gold.[12]

Sie liegt auf dem Friedhof im Freitaler Stadtteil Deuben begraben.

In Dresden und in Freital erinnern eine Marianne-Bruns-Straße an sie.[13] Zudem ist sie Ehrenbürgerin Freitals.[14] Auf Beschluss des Leipziger Stadtrates[15] erhielt 2011 eine neue Straße im Ortsteil Probstheida den Namen Brunsweg.

Künstlerische Einordnung

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Werner Neubert beschrieb im Neuen Deutschland, was die Leser an Bruns’ Werken fasziniert: „Es ist die literarische Intonation der menschlichen Würde, der klaren Konsequenz in den Dingen des Lebens, die Unwandelbarkeit des kämpferischen humanistischen Standpunkts.“ Ihre „thematischen Vorlieben“ seien „Wirklichkeitsstoffe, in denen es um das Zu-sich-Kommen der Frau“ als Teil der sozialistischen Gesellschaft gehe.[16]

  • Seliger Kreislauf (Gedichte, 1925)
  • Jean Paul. Ausgewählte Werke (als Herausgeberin, 1925)
  • Und dennoch leben wir … (Hörspiel, Uraufführung 1925)
  • Zweimal Othello (Hörspiel, Uraufführung 1925)
  • Reise durch Schweden (1926)
  • Telemachos (Novelle, 1927)
  • Luz, du hast die Gans gestohlen (Hörspiel, Uraufführung 1932)
  • Jau und Trine laden ein (Kinderbuch, 1933)
  • Die Schwedin und die drei Indianer (Kinderbuch, 1934)
  • Willi und Kamilla. Zwei Kinder wachsen heran (Kinderbuch, 1935)
  • Die Dioskuren in Olympia (Roman, 1936). Neu unter dem Titel Die Auserwählten. Roman aus Alt-Griechenland 1937.
  • Das rechtschaffene Herz (Roman, 1939)
  • Über meinen grünen Garten fliegen die Schwalben (Roman, 1940)
  • Die Tochter der Parze (Roman, 1943)
  • Flugsamen (Roman, 1948)
  • Wiegand der Feuerträger (Novelle, 1949)
  • Tobbys Buch. Eine Theatergeschichte. (Erzählung für Kinder, 1949)
  • Das verschwundene Messer (Laienspiel für Kinder, 1949)
  • Fahrrad und Stiefmutter (Hörspiel, 1950)
  • Geht Christel Peters zur Bühne? (Jugendroman, 1951)
  • Uns hebt die Flut (Roman über den Beginn der Frauenbewegung, 1952/Neuauflage 1979)
  • Glück fällt nicht vom Himmel (Roman, 1954/1961)
  • Darüber wächst kein Gras (Roman, 1956/1962)
  • Bauer und Richter (Roman, 1956)
  • Deutsche Stimmen 1956. Neue Prosa und Lyrik aus Ost und West (als Herausgeberin, 1956)
  • Frau Doktor privat (Roman, 1957)
  • Der Junge mit den beiden Namen (Jugendroman, 1958)
  • Die Silbergrube (Jugendroman, 1959/Neuauflage 1971)
  • Das ist Diebstahl (Novelle, 1960)
  • Briefe aus Zittau (als Herausgeberin, 1960)
  • Schuldig befunden (Erzählung, 1961)
  • Zwischen Pflicht und Kür (Roman über Eiskunstlauf, 1962)
  • Hausfrauenbrigade. Eine Szene. (1962)
  • Verständnis für die Neunte (Roman 1962)
  • Die Lichtung. Erzählungen aus 9 Jahrhunderten (1956, Neuauflage 1980)
  • Ungelogen – so war’s (Hörspiel, 1964)
  • Der neunte Sohn des Veit Stoß (Roman 1967)
  • Großaufnahme leicht retuschiert (Roman 1973)
  • Die Spur des namenlosen Malers (historischer Roman zu Jerg Ratgeb, 1975)
  • Zeichen ohne Wunder (Roman, 1977)
  • Der grüne Zweig (Kurzroman, 1979)
  • Szenenwechsel (1982)
  • O Ninive! (1984)
  • Luftschaukel (1985)
  • Wiedersehen (1987)
  • Nahe Ferne (1989)
  • Bruns, Marianne. In: Kurt Böttcher (Gesamtredaktion): Lexikon deutschsprachiger Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart. VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1974; Band 1, S. 119/120
Commons: Marianne Bruns – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Marianne Bruns - Suche. Abgerufen am 17. Dezember 2023 (deutsch).
  2. Schriftsteller im Rundfunk - Autorenauftritte im Rundfunk der Weimarer Republik 1924-1932 (Memento des Originals vom 2. Oktober 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dra.de auf der Webseite des Deutschen Rundfunkarchivs; abgerufen am 29. Februar 2012
  3. Horst W. Lukas: Zu Gast bei Marianne Bruns. In: Wochenpost. Zeitung für Politik, Kultur, Wirtschaft, Unterhaltung. 10. September 1961.
  4. a b Dr. K.: Marianne Bruns wurde … Eine Schriftstellerin unserer Tage. Herzlicher Gruß zum 65. Geburtstag. In: Sächsische Neueste Nachrichten. Dresden 30. August 1962.
  5. a b c d e k.: Hauptanliegen: Frauenschicksale. In: Tribüne. Organ des Bundesvorstandes des FDGB. 8. März 1963.
  6. a b Ihre Bücher schreibt das Leben. Zum 65. Geburtstag der Schriftstellerin Marianne Bruns. In: Volksstimme. Karl-Marx-Stadt 31. August 1962.
  7. a b -gn-: Alte Pläne haben noch Zeit. Marianne Bruns 65 Jahre. In: Freiheit. Halle (Saale) 1. September 1962.
  8. E. Kunath: Marianne Bruns zum 70. In: Sächsische Neueste Nachrichten. 3. September 1967.
  9. Dr. M.: O du ungeheuer reiches Leben! Vom Schaffen der 65jährigen Schriftstellerin Marianne Bruns. In: Thüringische Landeszeitung. Weimar 4. September 1962.
  10. Marianne Bruns 70 Jahre. In: Bauernecho. Organ der demokratischen Bauernpartei Deutschlands. 31. August 1967.
  11. Gisela Brinker-Gabler, Karola Ludwig, Angela Wöffen: Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen 1800–1945. dtv München, 1986. ISBN 3-423-03282-0. S. 46.
  12. Neues Deutschland, 3./4. Oktober 1987, S. 3.
  13. Freital hat nun auch offiziell eine Marianne-Bruns-Straße, sz-online.de; abgerufen am 12. Februar 2011
  14. Große Kreisstadt Freital: Marianne Bruns. Abgerufen am 22. Oktober 2023.
  15. Ratsversammlung vom 18. Mai 2011 (Beschluss-Nr. RBV-822/11), amtliche Bekanntmachung: Leipziger Amtsblatt Nr. 11 vom 4. Juni 2011, bestandskräftig seit dem 5. Juli 2011 bzw. 5. August 2011. Vgl. Leipziger Amtsblatt Nr. 16 vom 10. September 2011.
  16. Werner Neubert: Schicksale im Strom der Geschichte gestaltet. Marianne Bruns zum 80. Geburtstag. In: Neues Deutschland. 31. August 1977.