Montel-Raum – Wikipedia
Der mathematische Begriff Montel-Raum bezeichnet eine spezielle Klasse lokalkonvexer Räume. Ihren Namen tragen sie nach dem Satz von Montel aus der Funktionentheorie. Viele lokalkonvexe Räume aus der Theorie der Distributionen sind Montelräume.
Definition
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein lokalkonvexer Raum heißt Montel-Raum, wenn er quasitonneliert ist und der Abschluss jeder beschränkten Menge kompakt ist.
Beispiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ein normierter Raum ist genau dann Montelraum, wenn er endlich-dimensional ist.
- Ist ein Gebiet und ist der Raum der holomorphen Funktionen auf G mit den Halbnormen , wobei die kompakten Teilmengen von G durchläuft, so hat nach dem Satz von Montel jede in beschränkte Menge einen kompakten Abschluss. Da als Fréchet-Raum auch quasitonneliert ist, erweist sich als Montel-Raum.
- Sei offen und der Raum der beliebig oft differenzierbaren Funktionen mit den Halbnormen , so ist ein Montel-Raum. Dabei wurde für die Multiindex-Schreibweise verwendet.
- Sei offen und der Unterraum der beliebig oft differenzierbaren Funktionen mit einem kompakten Träger in . Für kompaktes sei der Raum der Funktionen mit Träger in K mit der von induzierten Teilraumtopologie. Dann gibt es eine feinste lokalkonvexe Topologie auf , die alle Einbettungen stetig macht. mit dieser Topologie ist der Raum der Testfunktionen und ist ein Beispiel für einen nicht-metrisierbaren Montel-Raum.
- Sei der Raum aller Funktionen , für die alle Suprema endlich sind. Dabei wurde wieder von der Multiindex-Schreibweise Gebrauch gemacht. Der Raum mit den Halbnormen heißt Raum der schnell fallenden Funktionen und ist ein Montel-Raum.
- Vollständige quasitonnelierte Schwartz-Räume sind Montel-Räume.
- Jeder lokalkonvexe Raum mit der feinsten lokalkonvexen Topologie, das heißt mit der von allen absolutkonvexen, absorbierenden Mengen als Nullumgebungsbasis erzeugten Topologie, ist ein Montel-Raum.
Eigenschaften von Montelräumen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Montel-Räume sind reflexiv und daher tonneliert.
- Montel-Räume sind quasivollständig, d. h. jedes beschränkte Cauchy-Netz konvergiert. Es gibt unvollständige Montel-Räume.
- Direkte Produkte (mit der Produkttopologie) und direkte Summen (mit der Finaltopologie) von Montel-Räumen sind wieder Montel-Räume.
- Im Allgemeinen sind weder abgeschlossene Unterräume noch Quotienten von Montel-Räumen wieder Montel-Räume.
- Ist E ein Montel-Raum, so auch der starke Dualraum E'. Insbesondere sind also die in der Distributionstheorie auftretenden Räume , und Montel-Räume.
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Klaus Floret, Joseph Wloka: Einführung in die Theorie der lokalkonvexen Räume (= Lecture Notes in Mathematics. Bd. 56, ISSN 0075-8434). Springer, Berlin u. a. 1968, doi:10.1007/BFb0098549.
- H. H. Schaefer: Topological Vector Spaces, Springer, 1971 ISBN 0-387-98726-6
- H. Jarchow: Locally Convex Spaces, Teubner, Stuttgart 1981 ISBN 3-519-02224-9
- R. Meise, D. Vogt: Einführung in die Funktionalanalysis, Vieweg, 1992 ISBN 3-528-07262-8