Provinziallandtag der Provinz Oberschlesien – Wikipedia

Der Provinziallandtag der Provinz Oberschlesien war der preußische Provinziallandtag für die Provinz Oberschlesien. Er trat in Oppeln zusammen.

Bildung des Provinziallandtags

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Nach der Novemberrevolution vom 9. November 1918 wurden in Preußen 1919 für die Parlamente und der kommunalen Volksvertretungen allgemeine und gleiche Wahlen nach dem Verhältniswahlrecht durchgeführt und erstmals auch das Frauenwahlrecht bewilligt. Hierbei wurden allerdings die Provinziallandtage nicht neu gewählt. Das Gesetz betreffend die Neuwahl der Provinziallandtage vom 16. Juli 1919[1] regelte, dass die Provinziallandtage aufgelöst und durch die (nun demokratisch gewählten) Kreistage bis zum 1. September 1919 neu gewählt werden sollten.

Mit dem Gesetz, betreffend die Errichtung einer Provinz Oberschlesien vom 14. Oktober 1919 wurde die Provinz Schlesien in die Provinz Oberschlesien und Provinz Niederschlesien aufgeteilt. Aufgrund des Friedensvertrages von Versailles kam es hier auch zu größeren Gebietsabtretungen. Entsprechend wurde ein Provinziallandtag der Provinz Oberschlesien und ein Provinziallandtag der Provinz Niederschlesien gebildet. Die Mitglieder des letzten Provinziallandtags der Provinz Schlesien wurden mit der Aufteilung ohne Neuwahlen je nach Wahlbezirk Abgeordnete der neuen Provinziallandtage.

In der Weimarer Republik

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Mit Art. 74 der Verfassung des Freistaats Preußen vom 30. November 1920[2] wurde die Wahl der Provinziallandtage durch das Volk festgeschrieben. Diese Verfassungsbestimmung wurde mit dem Gesetz betreffend die Wahlen zu den Provinziallandtagen und zu den Kreistagen vom 3. Dezember 1920[3] umgesetzt. Nun wurden die Abgeordneten auf vier Jahre direkt vom Volk gewählt. Die Zahl der Abgeordneten hing von der Einwohnerzahl ab. Für die erste und zweite Million Einwohner wurde je ein Abgeordneter für 25 000 Einwohnern gewählt. Für die dritte Million Einwohner wurde je ein Abgeordneter für je 35 000 Einwohnern und in der vierten Million Einwohner ein Abgeordneter je 50 000 Einwohnern gewählt.[4] Mit dem Wahlgesetz für die Provinziallandtage und Kreistage vom 7. Oktober 1925[5] wurden kleinere Wahlrechtsänderungen eingeführt.

Wahlergebnisse in der Weimarer Republik

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Stimmenanteile der Parteien in Prozent

Wahltag DZP SPD DNVP 1 PKVP 2 KPD DDP NSDAP
 319.11.1922 3 41,1 15,1 14,0 9,3 6,7 2,4
 429.11.1925 4 48,2 08,5 20,9 7,2 8,4 2,3
 517.11.1929 5 42,2 12,2 17,3 5,7 8,9 02,3
12.03.1933 32,7 06,5 08,1 1,9 6,2 42,3

Sitzverteilung

Jahr Gesamt DZP SPD DNVP PKVP DVP KPD DR DDP CNBL OBB NSDAP
1922 52 21 8 7 5 4 4 2 1
1925 54 26 5 12 4 5 2
1929 55 24 7 10 3 5 3 3
1933 55 18 4 5 4 24

Fußnoten

1 
1922: DNVP, 1925: SWR, 1929: DNVP, 1933: KFSWR
2 
1922: PKPO, 1925 und 1929: PKVP, 1933: P
3 
zusätzlich: DVP: 7,0 %, DR: 4,2 %
4 
zusätzlich: WP: 2,4 %
5 
zusätzlich: CNBL: 4,7 %, OBB: 4,4 %, MieP: 2,0 %

Preußischer Staatsrat

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Der Provinziallandtag der Provinz Oberschlesien wählte in der Weimarer Republik fünf Abgeordnete in den Preußischen Staatsrat. Dies waren:

Nr. Abgeordneter Partei Amtszeit Vertreter Partei Amtszeit
1 Josef Bitta Zentrum 5. April bis 20. Dezember 1922 Heinrich Meyer Zentrum 5. April bis 20. Dezember 1922
1 Alfred Stephan Zentrum 20. Dezember 1922 bis 20. September 1924 † Stephan Schnaeske Zentrum 20. Dezember 1922 bis 30. September 1924
1 Stephan Schnaeske Zentrum 30. September 1924 bis Februar 1926 Paul Chloewa Zentrum 30. September 1924 bis Februar 1926
1 Georg Janocha Zentrum Februar 1926 bis Januar 1930 Stephan Schnaeske Zentrum Februar 1926 bis Januar 1930
1 Adolf Kaschny Zentrum Januar 1930 bis April 1933 Anton Belda Zentrum Januar 1930 bis April 1933
1 Walther Schmiedling NSDAP April bis 10. Juli 1933 Julius Doms Kampffront April bis 10. Juli 1933
2 Alfred Stephan Zentrum 5. April bis 20. Dezember 1922 Alois Zipper Zentrum 5. April bis 20. Dezember 1922
2 Ferdinand von Prondzynski Zentrum 20. Dezember 1922 bis September 1925 Stephan Schnaeske Zentrum 20. Dezember 1922 bis September 1925
2 Carl Mücke Zentrum September 1925 bis Februar 1926 Georg Janocha Zentrum September 1925 bis Februar 1926
2 Adolf Kaschny Februar 1926 bis Januar 1930 Max Bloch DDP Februar 1926 bis Januar 1930
2 Georg Janocha Zentrum Januar 1930 bis April 1933 Paul Hauke SPD Januar 1930 bis April 1933
2 Max Burda NSDAP April bis 10. Juli 1933 Joseph Meyer NSDAP April bis 10. Juli 1933
3 Ferdinand von Prondzynski Zentrum 5. April bis 20. Dezember 1922 Alois Zipper Zentrum 5. April bis 20. Dezember 1922
3 Gottfried Schwendy AG 20. Dezember 1922 bis 21. Januar 1925 Karl Euling AG 20. Dezember 1922 bis 21. Januar 1925
3 Karl Euling AG 21. Januar 1925 bis Februar 1926 Rudolf von Watzdorf AG 21. Januar 1925 bis Februar 1926
3 Waldemar Ossowski SPD Februar 1926 bis Januar 1930 Paul Hauke SPD Februar 1926 bis Januar 1930
3 Rudolf von Watzdorf AG Januar 1930 bis April 1933 Rudolf Brennecke AG Januar 1930 bis April 1933
3 Adolf Kaschny Zentrum April bis 10. Juli 1933 Hans Lukaschek Zentrum April bis 10. Juli 1933
4 Waldemar Ossowski SPD 5. April bis 20. Dezember 1922 Josef Brisch SPD 5. April bis 20. Dezember 1922
5 Ernst Trappe SPD 5. April bis 20. Dezember 1922 Karl Okonsky SPD 5. April bis 20. Dezember 1922

[6]

Nicht der Provinziallandtag der Provinz Oberschlesien direkt, sondern der von ihm gewählte Provinzialausschuss wählte in der Weimarer Republik ein Mitglied in den Reichsrat. Dies war 1921 bis 1933 Hans von Praschmar (ZtR).[7]

Machtergreifung und Ende des Provinziallandtags

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Die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 bedeutete auch das Ende des Provinziallandtags. Mit dem Gesetz über die Übertragung von Zuständigkeiten der Provinzial- (Kommunal-) Landtage, … auf die Provinzial- (Landes-) Ausschüsse, … vom 17. Juli 1933[8] verlor der Provinziallandtag seine Aufgaben, mit dem Gesetz über die Erweiterung der Befugnisse des Oberpräsidenten (Oberpräsidentengesetz) vom 15. Dezember 1933[9] wurde geregelt: „Die Provinziallandtag, Provinzialausschüsse und Provinzialkommissionen werden aufgelöst. Eine Neubildung findet nicht statt.“

Als Folge des Zweiten Weltkrieges wurden 1945 Oberschlesien unter polnische Verwaltung gestellt, wobei die deutschsprachige Bevölkerung zu einem hohen Anteil vertrieben wurde. Entsprechend wurde der Provinziallandtag nicht mehr neu gebildet.

Für die Mitglieder siehe Kategorie:Mitglied des Provinziallandtages von Oberschlesien.

Einzelnachweise

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  1. GS S. 129
  2. GS S. 543
  3. GS 1921 S. 1
  4. Gesetz betreffend die Wahlen zu den Provinziallandtagen und zu den Kreistagen vom 3. Dezember 1920
  5. GS S. 123
  6. Joachim Lilla: Der Preußische Staatsrat 1921–1933. Ein biographisches Handbuch. Mit einer Dokumentation der im „Dritten Reich“ berufenen Staatsräte (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 13). Droste, Düsseldorf 2005, ISBN 3-7700-5271-4, S. 275.
  7. Helmut Klaus: Der Dualismus Preussen versus Reich in der Weimarer Republik in Politik und Verwaltung; Band 3 von Studien zur Kultur- und Rechtsgeschichte, ISSN 1861-5929, 2006, ISBN 978-3-936999-23-5, S. 74, Digitalisat
  8. GS. S. 257
  9. GS, S. 477, Art. II (3)