Rachel Dror – Wikipedia
Rachel Dror (geboren am 19. Januar 1921 als Rachel Zipora Lewinin Königsberg;[1] gestorben am 14. Dezember 2024[2] in Stuttgart[3]) war eine deutsche Lehrerin und Zeitzeugin. Sie engagierte sich im Bereich des christlich-jüdisch-islamischen Miteinanders, trat für einen offenen Umgang der Religionen ein und ermahnte zu gegenseitiger Toleranz.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Rachel Dror wuchs in einer traditionell-jüdischen Familie im ostpreußischen Königsberg auf. Rachels Vater war ein Offizier im Ersten Weltkrieg, der für das Deutsche Reich gekämpft hat. Sie besuchte das Lyzeum bis zum Schulabbruch 1934 und begann eine Schneiderlehre, schloss sich aber 1936 einer zionistischen Jugendgruppe an, um in Hamburg von Mai 1936 bis November 1938 eine Vorbereitung für die Auswanderung nach Palästina (Hachschara) durchlief. Ihre Wohngruppe wurde aufgelöst, nachdem viele Gruppenmitglieder, darunter ihr Freund, im Zuge der sogenannten Polenaktion verhaftet und ausgewiesen worden waren. Dror zog zu ihrer Tante Flora Rosenbaum, die an der Talmud-Tora-Schule im Grindelviertel als Lehrerin tätig war. Nach der Pogromnacht 1938 kehrte sie ins Elternhaus zurück. Weil ihre Eltern nicht auswandern konnten und wollten, beschloss sie, alleine nach Palästina auszuwandern. Am 29. April 1939 wanderte sie in das Völkerbundsmandat für Palästina aus. Ihre Eltern wurden später im KZ Auschwitz ermordet.[1]
Im Jahr 1948 trat sie im neu gegründeten Staat Israel als eine der ersten Frauen in den Polizeidienst, wo sie für die Straßensicherheit und den Verkehrsunterricht an den Schulen zuständig war. 1951 heiratete sie, ein Jahr später wurde ihre Tochter geboren. 1957 kehrte sie aus gesundheitlichen Gründen nach Deutschland zurück, wo sie nach einem Studium die Arbeit als Lehrerin für Bildende Kunst und Technik an einer Sprachheilschule begann. Dror heiratete ein zweites Mal. 2016 erlitt sie einen Schlaganfall.[4]
Engagement
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 1978 – und verstärkt nach ihrer Pensionierung 1986 – engagierte sie sich zum Thema christlich-jüdische Toleranz. Sie hielt Vorträge, begleitete christlich-jüdische und christlich-israelische Projekte und führte regelmäßig durch die Stuttgarter Synagoge. Sie berichtete über ihr Leben und hielt Vorträge über jüdische Sitten. In den Schulen wollte sie den Jugendlichen Mut machen, gegen Gewalt und Menschenverachtung aufzustehen. Sie war aktiv tätig in der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Stuttgart e.V. sowie bei der Landeszentrale für politische Bildung und im Erziehungsausschuss der Israelitischen Religionsgemeinschaft.
Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rachel Dror: Rachel Dror erzählt aus ihrem Leben: „Wir waren froh aus der Hölle rauzukommen. In Palästina waren wir freie Menschen.“ Audio-CD, Januar 2013. ISBN 3-942902-06-0.
- Rachel Dror, Alfred Hagemann und Joachim Hahn (Hg.): Jüdisches Leben in Stuttgart – Bad Cannstatt, ISBN 3-89861-625-8.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Stuttgart e.V.
- Bernd Zeyer: Eine Zeitzeugin als Geschichtslehrerin, in: Stuttgarter Zeitung 13. Dezember 2017.
- Zeitzeugin aus Stuttgart: Rachel Dror ist 100 Jahre alt. In: SWR Aktuell. 19. Januar 2021, archiviert vom am 21. Januar 2021 .
- Rachel Dror: Biographische Notizen. Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, 2014, archiviert vom am 29. November 2014 .
- Carola Eissler: Eine 93-Jährige und ihre Botschaft an die Jugend. In: swp. 20. Januar 2016, archiviert vom am 18. Juli 2019 .
- Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen - Rachel Dror baut Brücken zwischen den Menschen, SWR Menschen unter uns, 26. März 2023
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Lennart Bohne: „Nach Palästina!“ Bemerkungen zum lebensgeschichtlichen Videointerview mit Rachel Dror. In: Hamburger Schlüsseldokumente zur deutsch-jüdischen Geschichte. 22. September 2016, abgerufen am 18. Juli 2019.
- ↑ Rachel Dror verstorben. juedische-allgemeine.de, 16. Dezember 2024; Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs. irgw.de, abgerufen am 17. Dezember 2024
- ↑ Christoph Schneider: Die Holocaust-Überlebende Rachel Dror ist gestorben. 19. Dezember 2024, abgerufen am 20. Dezember 2024.
- ↑ Stuttgart »Etwas bewegen«, auf juedische-allgemeine.de
Personendaten | |
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NAME | Dror, Rachel |
ALTERNATIVNAMEN | Lewin, Rachel Zipora (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Lehrerin |
GEBURTSDATUM | 19. Januar 1921 |
GEBURTSORT | Königsberg (Preußen) |
STERBEDATUM | 14. Dezember 2024 |
STERBEORT | Stuttgart |