Schottenkirche (Erfurt) – Wikipedia
Die römisch-katholische Filialkirche St. Nicolai und Jacobi (Schottenkirche, ehemalige Klosterkirche des Schottenklosters St. Jakob) steht in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt. Sie ist Filialkirche der Pfarrei St. Laurentius Erfurt im Dekanat Erfurt des Bistums Erfurt.[1] Seit Verlegung des Vorabendgottesdienstes nach St. Crucis zum Advent 2023 wird sie nur noch unregelmäßig für Gottesdienste genutzt.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die dreischiffige Basilika ist romanischen Ursprungs und teilweise gotisch überformt. Gestiftet wurde das Kloster der Benediktiner 1136[1] durch den Bruder des Naumburger Bischofs Hildeward, Walther von Glisberg, dessen Grabplatte in der Kirche ausgestellt ist. Sie zeigt den auf der Jenaer Kunitzburg begüterten Reichsministerialen und seine Frau im Stil romanischer Personendarstellungen. Er war auch Voigt seiner Stiftung.[2] Das Kloster war ein Filialkloster der von Marianus Scottus gegründeten Abtei St. Jakob Regensburg, wovon sich die heutige Bezeichnung Schottenkirche ableitet. Bis 1200 wurden die Bauarbeiten abgeschlossen und die Klosterkirche fertiggestellt. 1472 zerstörte der große Erfurter Stadtbrand Teile der Kirche, die anschließend in gotischen Formen wieder aufgebaut wurden.
Die barocke Westfassade wurde von 1720 bis 1729 ergänzt. 1956 wurden die barocken Emporen wieder aus der Kirche entfernt und der Fußboden auf das ursprüngliche Niveau des 12. Jahrhunderts abgesenkt. Er liegt durch die für alte Städte typische stetige Erhöhung des Geländeniveaus nach 900 Jahren rund einen Meter unter dem Außengrund, sodass am Eingang einige Stufen hinab in die Kirche führen.
Seit 1744 gehörte die Kirche als Pfarrkirche zur Nikolaigemeinde und seit 2005 als Filialkirche zur Pfarrei St. Laurentius Erfurt. Die Klostergebäude wurden 1820 abgerissen. 1964 wurde die Schottenkirche wieder eingeweiht und 1971 durch eine neue Verglasung von Charles Crodel ähnlich wie der Erfurter Dom einheitlich gestaltet.
Im Turm hängen drei Stahlglocken der Glockengießerei Bochumer Verein für Glockenguss, aus dem Jahr 1872.[3]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler Thüringen. Deutscher Kunstverlag, München 2003, ISBN 3-422-03095-6.
- Helmut Flachenecker: Schottenklöster. Irische Benediktinerkonvente im hochmittelalterlichen Deutschland (Quellen und Forschungen aus dem Gebiet der Geschichte N. S. 18), Paderborn u. a. 1995.
- Gerd Schöneburg: Kirchen im Erfurter Gebiet. Eigenverlag, Erfurt 2007, DNB 1007966424.
- Joseph Scholle: Das Erfurter Schottenkloster. Verlag L. Schwann, Düsseldorf 1932.
- Stefan Weber: Iren auf dem Kontinent. Das Leben des Marianus Scottus von Regensburg und die Anfänge der irischen „Schottenklöster“. Heidelberg 2010.
- Kai-Uwe Schellenberg: Die Schottenkirche (= Was steht in Erfurt unter Denkmalschutz?). In: Stadt und Geschichte. Zeitschrift für Erfurt, Nr. 82 (2023), S. 36.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- St. Nicolai und Jacobi auf der Webpräsenz der Pfarrei St. Laurentius Erfurt
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Pfarreien Bistum Erfurt. Abgerufen am 2. Dezember 2022.
- ↑ Herbert von Hintzenstern: Gebaut wie für die Ewigkeit. Klosteranlagen in Thüringen, Kulturzeugnisse aus alter Zeit. Verlagshaus Erfurt, 1996, ISBN 3-89683-104-6, S. 23.
- ↑ Levi Koseleck: Erfurt (EF) Glocken der kath. Schottenkirche St. Nicolai & St. Jacobi: Einzel-und Vollgeläut. Abgerufen am 25. Mai 2023.
Koordinaten: 50° 58′ 47″ N, 11° 1′ 58″ O