Schweizer Stuben – Wikipedia
Die Schweizer Stuben waren ein Hotel in Wertheim-Bettingen, dessen gleichnamiges Restaurant jahrelang zu den besten Deutschlands gehörte. Von 1974 bis 2002 wurde es mit ein bis zwei Sternen im Guide Michelin ausgezeichnet.
Viele später von Michelin ausgezeichnete Küchenchefs haben in den Schweizer Stuben gekocht.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Industrielle Adalbert Schmitt (1932–2005) gründete 1971 das Hotel mit den Restaurants Schweizer Stuben und Landgasthof Schober. Der Name sollte Programm sein: Ab dem 1. Mai 1971 wurde eine typisch eidgenössische Küche geboten.[1]
Schmitt engagierte 1972 den in St. Moritz tätigen Badener Jörg Müller als Chef des neuen Küchenstils, die moderne französische Grande Cuisine. Ein Jahr später holte dieser seinen jüngeren Bruder Dieter Müller aus Bern an seine Seite. 1974 erhielten die Schweizer Stuben im Guide Michelin erstmals einen Stern, 1977 den zweiten. Gault-Millau und Feinschmecker verliehen dem Restaurant ebenfalls Höchstnoten. Als 1979 Klaus Besser, ein wichtiger deutscher Restaurantkritiker, seine erste Hitliste der besten deutschen Restaurants veröffentlichte, setzte er die Schweizer Stuben auf Platz eins.[1]
1988 wurde das dritte Restaurant Taverna „La Vigna“ eröffnet. Im selben Jahr schafften es die Schweizer Stuben im Hornstein-Ranking, das alljährlich eine Quersumme aus den Bewertungen der wichtigen Reiseführer zieht, zum "besten Landhotel" gewählt zu werden.[1]
2002 mussten die Schweizer Stuben Insolvenz anmelden. Weitere Versuche der Wiederbelebung bis 2006 scheiterten.[2][3] 2020 kaufte die Stadt das Areal, um es zu einem Baugebiet umzuwandeln.[4][5]
Köche der Schweizer Stuben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Küchenchefs in den Schweizer Stuben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jörg Müller (1972–1982) – zwei Michelinsterne für das Restaurant Nösse in Morsum
- Dieter Müller (1973–1990) – ab 1992 im Schloss Lerbach in Bergisch Gladbach; wurde vom Gault Millau als „einer der großen Köche des Planeten“ gepriesen[1] – bis 2008 Gourmet-Restaurant Dieter Müller (1997 bis 2008 drei Sterne)
- Fritz Schilling (1990–1998) – „entwickelte die Küche der Provence zur deutschen Höchstform, betörend in Duft und Geschmack, bunt wie die Natur“ – wechselte 1998 nach München[1] – seit 2015 im Ruhestand
- Tillmann Hahn (1999–2002) – kehrte nach vier Jahren als stellvertretender Küchendirektor im Hongkonger Hotel Mandarin Oriental in seine Lehrstätte heim; öffnete sich „dem Zeitgeist (...) folgend, einer neuen Welt: der asiatisch-pazifischen Küche“[1] – seit 2014 Tillmann Hahns Gasthaus
Köche, deren Restaurant später zwei Michelinsterne erhielt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bobby Bräuer – EssZimmer, München[1]
- Stefan Gschwendtner, Speisemeisterei, Stuttgart
- Alexander Herrmann – Alexander Herrmann by Tobias Bätz, Wirsberg
- Johann Lafer – Le Val d’Or, Stromberg[1]
- Yves Ollech – Essigbrätlein, Nürnberg
- Götz Rothacker – Airport Club, Frankfurt
- Douce Steiner – Hirschen, Sulzburg
- Hans Stefan Steinheuer (Souschef 1981–1983) – Steinheuers Zur Alten Post[1]
- Stefan Stiller – Taian Table, Shanghai
Köche, deren Restaurant später einen Michelinstern erhielt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Michael Baader – Bel Etage, Basel[6]
- Josef Bauer – Adler, Rosenberg
- René Bobzin – Forellenstube, Ilsenburg
- Bernhard Diers – Zirbelstube, Stuttgart[1]
- Benedikt Faust – Hotel zum Stern, Bad Hersfeld
- Ali Güngörmüş – Le Canard Nouveau, Hamburg
- Ingo Holland – Altes Rentamt, Klingenberg
- Achim Krutsch – Abt und Schäferstube, Amorbach
- Alexander Kunz – Kunz, Sankt Wendel
- Stefan Marquard – Drei Stuben, Meersburg[1]
- Frank Oehler – Speisemeisterei
- Michael Philipp – Philipp, Sommerhausen
- Stefan Rottner – Rottner, Nürnberg
- Harald Rüssel – Landhaus St. Urban[1]
- Manfred Schwarz – schwarz, Heidelberg
- Christian Graf von Walderdorff – Rosenpalais, Regensburg
- Markus Baumgartner – Johannesstube
- Tillmann Hahn - Friedrich Franz, Heiligendamm
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jörg Müller, Dieter Müller: Schweizer Stuben. Für Freunde der französischen Küche. Menüs und Rezepte. 1980.
- Adalbert Schmitt, Jörg Müller: Ti Saluto Liguria - Erinnerungen an die Idee "Schweizer Stuben". 1981.
- Kulinarische Jahreszeiten. Die Küche der Schweizer Stuben. Zürich Verlag 1985.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- "Schweizer Stuben" - engagierte Köche und Freundschaften ( vom 24. November 2013 im Internet Archive)
- Eine deutsche Restaurantlegende mit Bild des Hotels
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f g h i j k l Johann Kaminski: Großmeister des guten Geschmacks. In: DIE WELT. 19. April 2001 (welt.de [abgerufen am 11. Dezember 2022]).
- ↑ Gunter Fritsch: Hintergrund: Geschichte der Schweizer Stuben | Foto: Peter Riffenach. 23. März 2019, abgerufen am 11. Dezember 2022.
- ↑ - Main-Post. 15. April 2018, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 15. April 2018; abgerufen am 11. Dezember 2022. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Stadt kauft Areal der „Schweizer Stuben“ - Wertheim - Nachrichten und Informationen. 29. Juli 2020, abgerufen am 11. Dezember 2022.
- ↑ Gunter Fritsch: Gespräche über Zukunft der Schweizer Stuben | Foto: Axel Häsler. 27. März 2019, abgerufen am 11. Dezember 2022.
- ↑ restaurant-ranglisten.de: Bel Etage
Koordinaten: 49° 46′ 28,7″ N, 9° 33′ 35,8″ O