Schweizer Weide – Wikipedia

Schweizer Weide

Schweizer Weide (Salix helvetica)

Systematik
Rosiden
Eurosiden I
Ordnung: Malpighienartige (Malpighiales)
Familie: Weidengewächse (Salicaceae)
Gattung: Weiden (Salix)
Art: Schweizer Weide
Wissenschaftlicher Name
Salix helvetica
Vill.

Die Schweizer Weide (Salix helvetica) ist eine Pflanzenart in der Gattung der Weiden (Salix) innerhalb der Familie der Weidengewächse (Salicaceae). Sie wächst als kleiner Strauch und gilt als eine der verbreitetsten Weidenarten der Schweizer Zentralalpen. Ihr Vorkommen ist jedoch nicht auf die Schweiz beschränkt.

Die Schweizer Weide ist ein aufrecht wachsender, kleiner Strauch. Seidige Behaarung lässt die eigentlich sattgrüne Pflanzenart graugrün erscheinen[1]. Mit einer Wuchshöhe von etwa (50) meist 100 bis 150 Zentimetern und einer Breite zwischen 120 und 140 Zentimetern zeigt die Schweizer Weide ein rundliches Erscheinungsbild. Sie besitzt kurze Äste.[2] Ihre bogig aufwärts gerichteten Zweige liegen an der Basis der Pflanze dem Boden auf. Die Rinde des letztjährigen Triebes ist wollig-filzig behaart.[3] Die zwei- bis vierjährigen Zweige besitzen eine rotbraun bis braun bis graue Rinde, welche mit zottigen Haaren besetzt ist[3]. Später verkahlen die Zweige und sind leicht glänzend hellbraun[1].

Blattansicht Salix helvetica

Die Laubblätter der Schweizer Weide bilden sich gehäuft in den Zweigspitzen. Sie besitzen einen 6 bis 8 Millimeter langen Blattstiel. Die Länge der breit-lanzettlich geformten Blattspreite variiert zwischen 3 und 8 Zentimetern, ihre Breite entspricht 1/3–1/2 der Blattlänge. An der satt grasgrünen Blattoberseite zeigt sich eine zerstreute Behaarung. Zumeist sind die Seitennerven schwach eingesenkt.[4] Die Blattunterseite ist mit krausen, weiß-filzigen Haaren besetzt und wirkt matt-weißlichgrau.[4] Bis auf zuweil einzelne Drüsenzähne ist der Blattrand ganzrandig gestaltet[5]. Häufig rollt er sich leicht nach unten. Nebenblätter sind selten vorhanden.[1] Die Herbstfärbung ist nur schwach ausgeprägt.

Die abstehenden, braunen Knospen sind beidseitig gewölbt. Sie werden etwa 5 bis 7 Millimeter lang und 3 bis 3,5 Millimeter breit und dick. Die Relation Dicke zu Länge entspricht in etwa dem Verhältnis 1 zu 1,5 bis 1 zu 2,5.[3] Die Knospenform variiert von kugelig bis eiförmig bis ellipsoidisch. Der vordere Knospenbereich ist abgerundet.[3] Die Knospen sind mit wolligen Haaren besetzt, im Lauf der Entwicklung verkahlen sie.[3]

Diese Angaben beziehen sich auf den Winter- und Herbstzustand der größten Knospen des letztjährigen Triebes, gewöhnlich Blütenknospen[3].

Blütenstände und Blüten

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Zwischen Juni und Juli[5] erscheinen gemeinsam mit dem Blattaustrieb die eingeschlechtigen Blüten der zweihäusigen Schweizer Weide. Sie sind in dicht blühenden, weißlich-silbrig erscheinenden kurz gestielten, Kätzchen zusammengefasst. Die weiblichen Kätzchenblütenstände erreichen 3 bis 5 Zentimeter Länge zur Blütezeit während der Fruchtzeit strecken sie sich auf 8 Zentimeter.[4] Das zweifarbige Deckblatt der weiblichen Blüte besitzt an der Basis eine gelbgrünlich bis gelbe, im vorderen Bereich eine auffällig schwarze Farbgebung[4]. Der sitzende oder nur schwach gestielte Fruchtknoten ist mit bleibenden filzig-seidenen Haaren besetzt.[4] An seiner Basis befindet sich eine Nektardrüse. Er geht in einen langen Griffel mit tief zweiteiliger Narbe über.

Die männlichen Kätzchenblütenstände erscheinen kurz vor dem Laubaustrieb.[4] Ihre Länge entspricht mindestens der doppelten Breite.[4] Die ebenfalls zweifarbigen Deckblätter der männlichen Blüten sind am Grund gelbgrün, im vorderen Bereich auffällig schwarz gefärbt.[4] Die männliche Einzelblüte enthält zwei Staubblätter, an deren Grund sich eine Nektardrüse befindet. Die Staubfäden mit gelben Staubbeuteln sind nicht miteinander verwachsen. Sie bilden höchstens an ihrer Basis einzelne Haare aus, ansonsten sind sie unbehaart.[4]

Die Schweizer Weide bildet eine vielsamige, gräulich-kraus behaarte und fast sitzende Kapselfrucht aus.[5] Sie ist kegelförmig ausgestaltet.

Chromosomenzahl

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Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 36, 38 oder 39.[6]

Natürliche Vorkommen sind in Mitteleuropa aus Österreich, Tschechien, Polen und der Schweiz bekannt geworden. In Südosteuropa zählen Italien und in Südwesteuropa Frankreich zu den angestammten Wuchsorten. Aus Österreich sind insbesondere Bestände aus den Hohen Tauern, den Zillertaler Alpen, dem Schwarzenstein, der Steiermark und Kärnten belegt.[7][2] In den Schweizer Zentralalpen gilt sie als eine der häufigsten Weidenarten.[5][8] In Deutschland zählt man die Schweizer Weide zu den stellenweise eingebürgerten Neophyten. Am Brocken im Harz gelang ihr die Einbürgerung.[9]

Als alpin-subalpine Art siedelt sich die Schweizer Weide gewöhnlich in Höhenlagen von 1700 bis 2500 Metern an. Sie bevorzugt dort schattige Nordlagen und schattige, lange von Schnee bedeckte Hänge. Auch Gletschervorfelder zählen zu ihren gerne besiedelten Wuchsorten. Sie gedeiht auf feuchtem, kalkfreiem Block-, Lawinen- und Bachschutt.[5]

Pflanzensoziologie

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Die Schweizer Weide gilt als Kennart des Schweizer-Weiden-Gebüschs (Salicetum helveticae BR.-BL. et al. 1954). Bezogen auf die Vegetation des Gebietes um den Rifflsee besiedelt diese mehrschichtige, knie- bis hüfthohe Strauchgesellschaft kleinflächig Grobblockhalden in Mulden schneereicher Gebiete. Neben der Schweizer Weide bilden Ruchweide (Salix foetida) und Seiden-Weide (Salix glaucosericea) die diagnostischen Arten.[10]

Die Schweizer Weide (Salix helvetica Vill.) wurde von Dominique Villars 1789 erstmals gültig beschrieben.[11] Als taxonomische Synonyme existieren Salix velutina Schleich. und Salix lapponum subsp. helvetica (Vill.) Nyman.[12]

Ingenieurbiologische Bedeutung kommt der Schweizer Weide im Bereich der Renaturierung fließender Systeme zu, hier insbesondere bei der Erneuerung abgesackter und erodierter Flussufer. Im Kontext des Branchpacking- Verfahrens, bei welchem abwechselnd Lagen von verdichtetem Aufschüttungsmaterial und lebenden Zweigen zur Uferneubefestigung eingesetzt werden, eignet sich die Schweizer Weide als untere Zweigschicht. Ihre Wurzeln, die bis ins Wasser reichen, bilden einen vorgelagerten Uferbereich, an dem sich Sedimente anlagern können. So entsteht eine zusätzliche Uferschutzzone.[13]

Die Schweizer Weide gilt als beliebtes Gewächs im Steingarten. Aufgrund ihrer geringen Wuchsgröße eignet sie sich als dekorativer Aspekt in kleineren Gärten.[14]

Commons: Schweizer Weide (Salix helvetica) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Weide – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. a b c Stefan Eggenberg, Adrian Moehl: Flora Vegetativa S. 461ff.
  2. a b Stinglwagner, Haseder, Erlbeck: Das Kosmos Wald- und Forstlexikon S. 948.
  3. a b c d e f Elvira Hörandl: Beitrag zur Knospenmorphologie der österreichischen Weiden (Salix L.). In: Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien. 1996, S. 383–397 (Knospenbestimmung bei Weiden im Winter, zobodat.at [PDF; 2,7 MB]).
  4. a b c d e f g h i Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich, Ulmer Verlag S. 625ff.
  5. a b c d e Heinz Staffelbach: Handbuch Schweizer Alpen S. 265ff.
  6. Salix helvetica bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  7. Vorkommen in Österreich (PDF; 166 kB)
  8. Ernst Lautenschlager: Die Weiden der Schweiz und angrenzender Gebiete. Bestimmungsschlüssel und Artbeschreibungen für die Gattung Salix L. Basel/Boston/Berlin 1989.
  9. Vorkommen in Deutschland@1@2Vorlage:Toter Link/www.rz.uni-karlsruhe.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  10. Brigitte Burgstaller, Roswitha Schiffer: Die aktuelle Vegetation des Gebietes um den Rifflsee (Pitztal, Nordtirol) mit einer Vegetationskarte 1:2.000. In: Berichte des naturwissenschaftlichen-medizinischen Verein Innsbruck. Band 82, 1995, S. 79–94 (Pflanzensoziologie der Schweizer Weide, zobodat.at [PDF; 1,2 MB]).
  11. Beleg Beschreibung von Villars
  12. Tela Botanica (fr)
  13. João Rocha and Elsa Alves: Urban River Basin Enhancement Methods. New techniques for urban river rehabilitation. How to re-naturalise flow regimes. Recommendations 2004 (PDF; 1,7 MB)
  14. Salix helvetica VILLARS 1789 - Schweizer Weide. (PDF) 28. Juli 2014, archiviert vom Original am 29. Juli 2014; abgerufen am 17. Februar 2017.