Sonne (Astrologie) – Wikipedia

Die Sonne in der illuminierten Handschrift De Sphaerae (ca. 1470)

Die Sonne ist im geozentrischen Weltbild der westlichen Astrologie einer der klassischen sieben Planeten. Das astrologische Symbol ist ☉ (Unicode U+2609). Die Schnittebene der Bahnebene der Erde mit der Himmelskugel bildet die Ekliptik, zugleich die Bahn der (scheinbaren) jährlichen Bewegung der Sonne durch die Tierkreiszeichen. Der Schnittpunkt von Ekliptik und Himmelsäquator ist der Frühlingspunkt, der in der tropischen Astrologie den Anfangspunkt der Gradzählung, der Einteilung der Ekliptik in Abschnitte zu je 30° und die Spitze des Tierkreiszeichens Widder bestimmt.

In der Antike wurde die Sonne von den Griechen mit Helios, aber auch mit Phoibos Apollon identifiziert. Die Entsprechung bei den Römern war Sol (auch als Sol invictus) bzw. Phoebus Apollo. Diese Identifikationen prägten auch die astrologische Ikonografie in Mittelalter und früher Neuzeit.

Die Sonne auf einem Druck von Hans Sebald Beham (1539). Die Zahl 4 links oben entspricht der Position der Sonne in der Chaldäischen Reihe.

Nach dem Tetrabiblos des Ptolemäus ist die Sonne:

Weiterhin ist die Sonne:

Die Sonne gilt als männlicher Planet. In der Chaldäischen Reihe steht sie an vierter Stelle.

Das Metall der Sonne ist das Gold.

Planetenkinder der Sonne (Mittelalterliches Hausbuch von Schloss Wolfegg, nach 1480)

William Lilly zufolge gilt für den Sonnenmenschen unter günstigen Aspekten:

„[Er ist] sehr zuverlässig, hält seine Versprechen genau, ein brennendes Verlangen ist da, alles zu beherrschen und zu beeinflussen, wohin er auch kommt; klug und von einzigartigem Urteil; überaus majestätisch und würdevoll, eifrig bemüht, zu Ehren und einem großen Vermögen zu kommen, doch ebenso bereitwillig, es wieder zu aufzugeben; der Sonnenmensch spricht mit Überlegung, macht nicht viele Worte, spricht aber mit Selbstbewusstsein und beherrscht seine Leidenschaften; er ist voll Gedanken und Geheimnis, auf ihn ist Verlass, er spricht mit Bedacht, trotz seiner Großherzigkeit; er ist liebenswürdig, umgänglich und leutselig mit allen Menschen; einer, der Pracht und Prunk liebt und alles, was ehrenhaft ist; kein schmutziger Gedanke kann in sein Herz dringen, usw.“[2]

Bei einer ungünstig gestellten Sonne ist der Sonnenmensch aber:

„[…] arrogant und stolz, verachtet alle Menschen, ist völlig blind im Sehen und Urteilen, umtriebig, schwierig, herrschsüchtig; ein Schwätzer, verschwenderisch, töricht, ohne Würde in den Worten oder Nüchternheit in den Taten, ein Prasser, der sein Vermögen vergeudet und danach die Mildtätigkeit anderer in Anspruch nimmt, meinend, alle Menschen seien ihm verpflichtet, nur weil er ein Gentleman sei.“[2]

Die folgende Zusammenstellung von Stichworten zu verschiedenen Deutungsaspekten folgt Herbert von Klöckler. Dabei beziehen sich „stark“/„schwach“ und „harmonisch“/„disharmonisch“ auf die Stellung der Sonne in den Zeichen bzw. ihre Aspektierung.[3]:

stark und harmonisch stark und disharmonisch schwach und evtl. disharmonisch
Naturprinzip: Licht
Wärme zerstörende Hitze Wärmemangel
Kraft zerstörende Kraft Kraftmangel
Licht Grelle Lichtmangel
Biologisch: Vitalität
Vitalität lebensfeindlicher Kraftverbrauch geschwächte Vitalität
organisch: Herztätigkeit und Kreislauf
normale und kräftige Herz- und Kreislauffunktion akute Störungen von Herztätigkeit und Kreislauf, erhöhter Blutdruck chronische Störung im Herz- und Kreislaufgebiet, Herzschwäche, herabgesetzter Blutdruck
psychologisch: Wille (zur Macht, im weitesten Sinne)
Ehrgeiz, Machtwille Machtgier, Herrschsucht gehemmter und fehlender Machttrieb
Streben Überspannung der Ziele Mangel an Zielstrebigkeit
Organisation Überorganisation Organisationsmangel
Mut Tollkühnheit, Prahlerei, Unbesonnenheit Furcht
Durchsetzungsgabe Gewalttätigkeit Entschluss- und Energielosigkeit
Temperament: schizoid-cholerischer Typ

Bestimmte Formen der Konjunktion eines Planeten mit der Sonne haben besondere Wirkung auf dessen Würde und in der Literatur eigene Namen[4]:

  • Cazimi, aus dem Arabischen mit der Bedeutung „im Herzen [der Sonne]“, ist eine besonders enge Konjunktion mit einem Orbis von 17 Bogenminuten oder weniger. Dieser Aspekt gilt als günstig und stärkt den betreffenden Planeten.
  • Verbrennung, ist eine Konjunktion mit einem Orbis von weniger als 8,5° (nach Lilly), die nicht eng genug für Cazimi ist. Eine solche Konjunktion schwächt den betreffenden Planeten.
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Einzelnachweise

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  1. Claudius Ptolemäus: Tetrabiblos III,12.
  2. a b Very faithfull, keeping their promises with all punctuality, a kind of itching desire to Rule and Sway where he comes: Prudent, and of incomparable Judgment; of great Majesty and Statelinesse, Industrious to acquire Honour and a large Patrimony, yet as willingly departing therewith again; the Solar man usually speaks deliberately, but not many words, and those with great confidence and command of his own affection; full of Thought, Secret, Trusty, speaks deliberately, and nothwithstanding his great Heart, yet is he Affable, Tractable, and very humane to all people, one loving Sumptuousnesse and Magnificence, and whatever is honourable; no sordid thoughts can enter his heart, &c. Bzw.: Then the Solar man is Arrogant and Proud, disdaining all men, cracking of his Pedegree, he is Pur-blind in Sight and Judgment, restlesse, troublesome, domineerning; a meer vapour, expensive, foolish, endued with no gravity in words, or sobernesse in Actions, a Spend-thrift, wasting his Patrimony, and hanging after on other mens charity, yet thinks all men are bound to him, because a Gentleman borne. William Lilly: Christian Astrology. Brudenell, London 1647, Buch I, Kap. 11, S. 70.
  3. Herbert von Klöckler: Kursus der Astrologie 2 : Grundlagen für die astrologische Deutung. Bauer, 1978, S. 33–35.
  4. William Lilly: Christian Astrology. Brudenell, London 1647, S. 113.