Stefan Wewerka – Wikipedia

Classroom Chair (1970)

Stefan Wewerka (* 27. Oktober 1928 in Magdeburg; † 14. September 2013 in Berlin) war ein deutscher Architekt, Designer und Künstler.

Stefan Wewerka war der Sohn des Bildhauers Rudolf Wewerka (1889–1954) und entstammte einer traditionellen Künstlerfamilie, die sich über viele Generationen zurückverfolgen lässt. Er studierte nach dem Zweiten Weltkrieg Architektur an der Hochschule für Bildende Kunst in Berlin, als Schüler von Max Taut, Eduard Ludwig und Georg Leowald.[1] Während seines Studiums 1946 war er Mitbegründer des „Studentenheims Eichkamp“. Danach arbeitete er in Architekturbüros, unter anderem bei Hans Scharoun.

Malerei von Stefan Wewerka am Haus Lempertz in Köln (2010)

Ab Ende der 1950er Jahre betätigte sich Wewerka zunehmend als freier Künstler. Es entstanden die Erdarchitekturen (erstmals ausgestellt in der Wiener Galerie Nächst St. Stephan von Otto Mauer und später in Köln im Atelier Mary Bauermeister), in den 1960er Jahren begann er mit den Zerschneidungen und Umbauten vor allem von Stühlen, aber auch anderen Alltagsobjekten wie Münzen, Besteck, Fahnen, Schallplatten usw. In den 1970er Jahren entstanden vor allem Radierungen (zahlreiche Mappenwerke und Einzelblätter), in die gleiche Zeit fiel auch die Freundschaft und Zusammenarbeit mit Dieter Roth.

2 Stadtverweiszeichen München am Brudermühltunnel.

1978 begann seine Zusammenarbeit mit der Möbelfirma Tecta,[2] für die er individuelle Möbel und Mode entwarf. Sein Hauptwerk bilden die Stuhl-Skulpturen, in denen sich bildende Kunst und Design auf unvergleichliche Weise verbinden. So entstand beispielsweise der Dreibeiner B1, der zwar dem Bauhaus-Grundsatz „Funktionalität“ (form follows function) folgt, aber nicht nach einer funktionalen Reduktion oder gar Eindeutigkeit sucht, sondern sieben unterschiedlichen Sitzhaltungen gerecht zu werden versucht und damit eine innovative, fast spielerische Form findet. In den späten 1980er Jahren folgten Möbelentwürfe für die dänische Firma Montana Mobler von Peter Lassen.

Stefan Wewerka drehte Filme und machte Modedesign. Er gilt als einer der vielseitigsten Künstler, der in keine Schublade passt und in allen Bereichen der bildenden Kunst und des Designs arbeitete und lehrte. In den 1960er Jahren war er an der Washington University und später an den Kölner Werkschulen tätig.

Wewerka-Pavillon in Münster

Für Tecta entwarf er 1980 einen Pavillon, der 1985 realisiert wurde. Für die documenta 8 in Kassel wurde 1987 ein zweiter Pavillon in der Karlsaue errichtet, der ein Jahr später als Leihgabe von Tecta durch die Kunstakademie Münster am Aasee aufgebaut wurde. Im Fischbauchträger-Dach des Wewerka-Pavillons befand sich eine Lichtinstallation von Walter Giers.

Lothar Spree drehte 1987 für das ZDF den Film Verrückte Welten – Die Karrieren des Stefan Wewerka (16mm 30min, Drehbuch, Regie, Produktion, lsfp/ZDF). Susanne Mayer-Hagmann drehte 1998 für die Deutsche Welle eine Dokumentation in der Reihe Deutsche Designer.

Sein Sohn Alexander Wewerka gab gemeinsam mit Wulf Herzogenrath 2010 das Buch Nahaufnahme Stefan Wewerka heraus und verlegte es in seinem Alexander Verlag Berlin/Köln.

„So manchen Bau könnte man abreißen, die Materialien sorgfältig sammeln, um daraus wieder etwas Neues zu errichten als Demonstration dafür, daß Architektur, soll sie eine künstlerische Auffassung ausdrücken, nicht nur eine Angelegenheit von Geld, sondern von Phantasie und Vernunft zugleich ist“

Stefan Wewerka
Grab von Stefan Wewerka auf dem Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend

Stefan Wewerka starb im September 2013 im Alter von 84 Jahren in Berlin. Sein Grab befindet sich auf dem landeseigenen Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend.

Im Juni 2014 wurde von Alexander Wewerka, dem Forum Gestaltung e. V. und der Stadt Magdeburg in der ehemaligen Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg das Wewerka-Archiv gegründet. Damit fand der Nachlass von Hans Wewerka, Rudolf Wewerka und Stefan Wewerka sowie der Vorlass von Philipp Wewerka dort seine vorläufige Heimstatt. Laut den Beiräten Wulf Herzogenrath (Direktor der Sektion Bildende Kunst der Akademie der Künste Berlin), Stefan Kraus (Leiter Kolumba Kunstmuseum Köln) und Peter Tollens (Maler und Schüler Wewerkas) wird es angestrebt, das bisher noch unerschlossene Werk Wewerkas teils auszustellen, teils zu archivieren und dabei seine Ideen und Gedanken zu präsentieren. Seit 2020 ist Frau Dr. Petra Oelschlägel ebenfalls im Beirat.

Das Archiv publiziert unter dem Namen »Absender Wewerka Archiv«, vertrieben werden die Publikationen durch den Alexander Verlag Berlin.

Ausstellungen (Auswahl)

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Commons: Stefan Wewerka – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Stefan Wewerka – Biographie bei stefanwewerka.de, abgerufen am 18. September 2013
  2. Tecta : Stefan Wewerka. In: Tecta. Abgerufen am 15. Januar 2022 (deutsch).
  3. Grit Warnat: Ausstellung zu Stefan Wewerka in Quedlinburg. In: Volksstimme. 17. November 2017. Abgerufen am 18. November 2019.