Steinberg (Gedern) – Wikipedia

Steinberg
Stadt Gedern
Koordinaten: 50° 25′ N, 9° 9′ OKoordinaten: 50° 24′ 42″ N, 9° 8′ 58″ O
Höhe: 283 m ü. NHN
Fläche: 2,74 km²[1]
Einwohner: 461 (2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 168 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1971
Postleitzahl: 63688
Vorwahl: 06045

Steinberg ist ein Stadtteil von Gedern im hessischen Wetteraukreis.

Geographische Lage

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Steinberg liegt im südwestlichen Vogelsberg zwischen dem Büdinger Wald und dem Oberwald beiderseits des Spießbachs, einem linken östlichen Zufluss der Nidder kurz unterhalb der Ortslage.

Die Gemarkungsfläche wird für 1961 mit 274 Hektar angegeben, davon 54 Hektar Wald und ist damit ausgesprochen klein. Die Gemarkung liegt kompakt zwischen den Nachbarorten Glashütten im Nordwesten, Hirzenhain im Südwesten und Merkenfritz im Süden. Die Kernstadt Gedern liegt nordöstlich und ist rund drei Kilometer entfernt.

Die Gemarkung von Steinberg liegt in den Tälern von Nidder und Spießbach und wird von der Kammlinie der Höhenzüge begrenzt, die diese Täler begleiten. Der höchste Punkt der Gemarkung liegt in der bewaldeten Ostecke in rund 341 Meter Höhe auf dem südwestlichen Ausläufer des 375 Meter hohen Wolfshains.

Steinberg verdankt seine Entstehung dem hier gefundenen Brauneisenerz, das schon in früher Zeit gefördert und in kleinen Betrieben, den sogenannten Waldschmieden, verhüttet wurde. Die Grafen zu Stolberg, die im Harz begütert waren, siedelten hier ab 1555 Bergleute aus ihren Besitzungen an. Der Ortsname wird vom Eisenerz = Stein abgeleitet. Die älteste erhaltene Erwähnung des Ortes stammt aus der Zeit zwischen 1585 und 1602.[3] Das Erz wurde für die um 1555 neu eröffnete Eisenhütte in Hirzenhain abgebaut.

Das Dorf gehörte zum Amt Ortenberg, einem Kondominat, das von drei Landesherren aus dem Kreis der Mitglieder des Wetterauer Grafenvereins gebildet wurde. 1706 kam es zu einer Realteilung des Kondominats, wobei das Steinberg der Grafschaft Stolberg-Roßla und deren neu formierten, stolbergischen „Amt Ortenberg“ zugeschlagen wurde. Steinberg gehörte zu den Orten, in denen das Solmser Landrecht von 1571 gewohnheitsrechtlich, aber nur teilweise, rezipiert wurde. Das galt insbesondere für die Bereiche Vormundschaftsrecht, Erbleihe und eheliches Güterrecht. Im Übrigen galt das Gemeine Recht.[4] Erst das Bürgerliche Gesetzbuch, das einheitlich im ganzen Deutschen Reich galt, setzte zum 1. Januar 1900 das alte Partikularrecht außer Kraft.

1806 fiel die Grafschaft Stolberg – und damit auch Steinberg – an das Großherzogtum Hessen, ab 1918: Volksstaat Hessen.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin Selbständige Gemeinde Steinberg zum 1. Juli 1971 auf freiwilliger Basis als Stadtteil in der Stadt Gedern eingemeindet.[5][6] Für Steinberg, wie für alle nach Gedern eingegliederten ehemaligen Gemeinden sowie für die Kernstadt, wurde je ein Ortsbezirk gebildet.[7]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Steinberg angehört(e):[1][8][9]

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Steinberg 483 Einwohner. Darunter waren 12 (2,5 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 90 Einwohner unter 18 Jahren, 192 zwischen 18 und 49, 105 zwischen 50 und 64 und 99 Einwohner waren älter.[14] Die Einwohner lebten in 183 Haushalten. Davon waren 72 Singlehaushalte, 57 Paare ohne Kinder und 72 Paare mit Kindern, sowie 21 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 33 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 111 Haushaltungen lebten keine Senioren.[14]

Einwohnerentwicklung'

Die Einwohnerzahl von Steinberg schwankte im 19. Jahrhundert zwischen 270 und 330. Zwischen 1840 und 1870 wanderten etwa 70 Personen wegen der großen Armut nach Amerika aus. Durch die Zuwanderung nach dem Zweiten Weltkrieg schnellte die Zahl im Jahr 1946 auf 548 Einwohner hoch und nahm dann wieder ab. 1961 wurden 408 Einwohner verzeichnet. Als Stadtteil von Gedern ist die Zahl im Jahr 2011 wieder auf 483 gestiegen.

Steinberg: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2022
Jahr  Einwohner
1834
  
278
1840
  
299
1846
  
304
1852
  
319
1858
  
305
1864
  
313
1871
  
308
1875
  
329
1885
  
322
1895
  
313
1905
  
347
1910
  
359
1925
  
376
1939
  
368
1946
  
548
1950
  
514
1956
  
449
1961
  
408
1967
  
437
1970
  
433
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
483
2022
  
461
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]; Zensus 2011[15][2]
Historische Religionszugehörigkeit
• 1961: 376 evangelische (= 92,16 %), 19 katholische (= 4,66 %) Einwohner[1]

Für Steinberg besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Steinberg) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[7] Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 gehörten alle Kandidaten der „Bürgerliste Steinberg“ an.[16] Der Ortsbeirat wählte Lothar Langlitz zum Ortsvorsteher.[17]

Sehenswürdigkeiten

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Weidenkirche in Steinberg, Juni 2008

Am Ortsrand von Steinberg überspannt die historische „Eselsbrücke“ die Nidder. Es handelt sich um eine steinerne Gewölbebrücke ohne Geländer. Nach mündlichen Überlieferungen konnten hier früher schwerbeladene Esel den Fluss auf dem Weg zur Igelhäuser Mühle überqueren.

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die Weidenkirche am Ortsrand. Sie entstand 2003 nach der Idee des Naturkünstlers Thomas Hofmann und auf Initiative der Evangelischen Kirchengemeinde Hirzenhain, zu der auch Steinberg gehört. Es wurden Weiden gepflanzt, die nach oben zur Kuppel, sowie nach rechts und links zum Bogengang verflochten wurden. Als Mittelgang wurde ein Pflasterweg mit Mosaiken geschaffen und es wurden ein Altar und ein Taufstein gesetzt. Die Weidenkirche soll zuwachsen und Schutz vor Sonne und Regen bieten.[18]

Durch Steinberg verläuft die Landesstraße L 3185 als Glashütter Straße und Merkenfritzer Weg. In Merkenfritz mündet sie in die Bundesstraße 275 ein und verbindet so den Stadtteil mit der Kernstadt Gedern.

Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Mediatisierung infolge der Rheinbundakte.
  3. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Ortenberg) und Verwaltung.
  4. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
  5. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.

Einzelnachweise

  1. a b c d Steinberg, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Wetteraukreis: Bevölkerung: Einwohner/-innen nach Ortschaften. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. August 2023; abgerufen am 11. September 2023.
  3. Heuson: Ortsnamen, S. 25.
  4. Arthur Benno Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 108, Anm. 36 und S. 25, Anm. 82, sowie beiliegende Karte.
  5. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Juni 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 28, S. 1117, Punkt 988; Abs. 11. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,0 MB]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 352 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  7. a b Hauptsatzung. (PDF; 33 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Gedern, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. März 2022; abgerufen im Dezember 2020.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Grafschaft Stolberg. Abgerufen im Mai 2024.
  11. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 411, 421 (online bei Google Books).
  12. Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 181 ff. (online bei Google Books).
  13. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  14. a b Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 50 und 104, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  15. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original am 11. Juli 2021;.
  16. Ortsbeiratswahl Steinberg. In: Votemanager. Stadt Gedern, abgerufen im Mai 2024.
  17. Ortsbeirat Steinberg. In: Webauftritt. Stadt Gedern, abgerufen im Mai 2024.
  18. Die Geschichte der Steinberger Weidenkirche (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) aus: Festschrift zur Einweihung der Steinberger Weidenkirche 2003